Bevölkerungswachstum

Die Veränderung der Größe einer Bevölkerung zwischen zwei Zeitpunkten durch die Geburten und die Sterbefälle sowie die Zu- und Abwanderung (Migration) bezeichnet das Bevölkerungswachstum. Dies kann sowohl ein Zuwachs als auch eine Abnahme der Bevölkerung bedeuten. Das Maß des Wachstums der Bevölkerung ist die jährliche natürliche Nettozuwachsrate und wird in Prozent angegeben. Jährlich wächst die Erdbevölkerung um circa 80 Millionen Menschen. Das entspricht der Einwohnerzahl Deutschlands. Über sieben Milliarden Menschen leben heute auf dem Planeten Erde. Das Wachstum erfolgt hauptsächlich in den Entwicklungsländern. Das größte Wachstum als weltweit ärmste Region erlebt gegenwärtig Afrika südlich der Sahara. Die Zahl der hier lebenden Menschen beträgt zur Zeit eine Milliarde, die vermutlich auf 3,6 Milliarden steigen wird.

Ursachen und Folgen des Bevölkerungswachstums

Die Ursachen des rasanten Bevölkerungswachstums in den Entwicklungsländern sind: ungewollte Geburten, das Bedürfnis nach einer Kinderzahl von mehr als zwei pro Paar und eine junge, unter anderen durch frühe Sterblichkeit begründete Altersstruktur. Ungewollte Geburten kommen hauptsächlich in den armen Ländern der Erde vor. Ein Großteil der Frauen in Afrika bekommen aufgrund fehlender Verhütungsmittel mehr Kinder als gewünscht. Über 220 Millionen Frauen haben keinen Zugriff auf moderne Methoden der Verhütung. Die Auswirkungen belaufen sich auf jährlich 30 Millionen nicht gewollte Geburten, 40 Millionen Schwangerschaftsabbrüche und über zehn Millionen Abgänge.

Aus der enormen Zunahme der Bevölkerung resultieren viele Hindernisse in der Entwicklung für Afrika. Viel zu geringe Löhne und fehlende Nahrung haben Hungerleid und Hygieneprobleme zur Folge. Immer mehr Menschen treten in Konkurrenz zueinander und kämpfen um die spärlichen Ressourcen, wie Boden und Wasser, und die damit einhergehende knappe Nahrung.

Ebenso steigt der Druck auf das Bildungswesen. Fortschritte sind zu verzeichnen, dennoch ist die Quote an Analphabeten immer noch hoch. Durch steigende Schülerzahlen werden die Fortschritte im Bereich der Bildung gehemmt, Mangel an Lehrpersonal und Fachpersonal sind oft fehlende Komponenten. Kinderreiche Familien können sich zudem häufig die Grundschulbildung nicht leisten. Auch das Gesundheitssystem mit seinen Dienstleistungen wird durch das Bevölkerungswachstum mit einhergehender Überlastung verschlechtert.

Bevölkerungswachstum und Urbanisierung

Das Bevölkerungswachstum findet hauptsächlich in urbanen Räumen der Entwicklungsländer statt. Leben heute 51 Prozent der Menschen in Städten, werden es voraussichtlich bis zum Jahr 2050 (nach Angaben der Vereinten Nationen) bis zu 67 Prozent sein. Die Stadtbevölkerung in Asien wird bis zur Mitte des Jahrhunderts um 1,4 Milliarden zunehmen, in Afrika sind es circa 9 Milliarden. In den Industrieländern nimmt im Gegensatz dazu die Urbanisierung viel langsamer zu. Heute leben hier bereits 75 Prozent der Bevölkerung in Städten. In ungefähr vier Jahrzehnten wird es um die 86 Prozent sein. Ein Hauptmerkmal der Urbanisierung durch das Bevölkerungswachstum ist das Entstehen von sogenannten Megastädten. In diesen wohnen über zehn Millionen Einwohner.

Nicht unbedingt muss jedoch die Urbanisierung in den Entwicklungsländern mit einer zwangsweisen Verarmung und damit verbundenen Entstehung von Slums einhergehen. Ist die Stadtentwicklung nachhaltig und sektoral übergreifend genug geplant, kann mit ihr ein Anreiz für eine tiefgreifende und lang anhaltende wirtschaftliche, ökologische und auch soziale Entwicklung erfolgen. Die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Verbesserung der öffentlichen Infrastruktur und Dienstleistungen, zum Beispiel die Einrichtung von Schulen und eine ausreichend medizinische Versorgung, können Resultate einer gelungenen und integrativen Stadtplanung sein.

Bevölkerungswachstum und Klimawandel

In Anbetracht des Klimawandels ist es bedeutend, dass in den Entwicklungsländern alle Menschen einen eigenen Zugang zur Planung ihrer Familie haben. Eine erfolgreichere Anpassung der Menschen an die Veränderungen des Klimas ist nur so möglich. Hauptsächlich sind es die Industrieländer, die mit dem vergleichsweise hohen CO2-Ausstoß den klimatischen Wandel hervorrufen. Unter den Folgen leiden vor allem die Entwicklungsländer. Dort fehlen schon aus finanziellen Gründen die Möglichkeiten, um beispielsweise Flutkatastrophen, Trockenheit und damit einhergehende schrumpfende Erträge in der Landwirtschaft zu überstehen.

Zusätzlich erhöht ein starkes Wachstum an Bevölkerung in den Entwicklungsländern die Anzahl der Menschen, die den negativen Umweltauswirkungen unwillkürlich ausgesetzt sind. In über 45 Ländern herrscht schon heute Wasserknappheit. Sowohl die Menge als auch die Qualität des Angebotes an Wasser wird durch den Klimawandel bedroht. Durch die schnell wachsende Bevölkerung steigt aber parallel auch die Nachfrage.

Zudem treten die Auswirkungen ausgeprägter Wetterereignisse in Regionen, die dicht besiedelt sind, besonders kritisch ins Erscheinen. Vor allem tief liegende Regionen entlang der Küste sind dabei betroffen. Heute leben dort bereits zehn Prozent der globalen Bevölkerung auf sehr engem Gebiet. Ergänzend werden die dort lebenden Menschen zukünftig noch mit dem abzusehenden Meeresspiegelanstieg konfrontiert werden. Auch Temperaturerhöhungen werden die Produktion der Landwirtschaft, vor allem der tropischen und subtropischen Gebiete, enorm beeinträchtigen. Weitere Ernährungsprobleme sind die Folge.

Bevölkerungsalterung und Migration

Ein Ungleichgewicht der weltweiten Bevölkerungsdynamik birgt neue Herausforderungen für die Zusammenarbeit in der Entwicklung. Zum einen ist eine Verdopplung der Einwohnerzahlen in den Gebieten Afrika südlich der Sahara in kürzester Zeit gegenwärtig. Zum anderen sind die Geburtenzahlen in den Ländern Asiens oder auch Lateinamerikas schon gesunken, was dort nun ebenfalls zu einer alternden Gesellschaft führt. Sowohl nationale als auch internationale Migrationsbewegungen können die Probleme verstärken, ebenso kann auch eine Chance darin erkannt werden.

In den sogenannten Schwellenländern und den ehemaligen Entwicklungsländern wie beispielsweise China oder auch Südkorea vollzieht sich die Alterung der Gesellschaft deutlich schneller als hier in Europa. Es ist anzunehmen, dass bis zum Jahr 2050 circa 1,5 Milliarden Menschen weltweit älter als 64 Jahre alt sind. Davon leben drei Viertel in den derzeitigen Entwicklungsländern, weil auch hier die allgemeine Lebenserwartung steigt. Allerdings treffen sie auf gering entwickelte Sozial- und Gesundheitssysteme. Eine größtenteils fehlende Altersversorgung wird hier zum Problempunkt. Frauen haben im Vergleich zu Männern eine längere Lebenserwartung, erzielen allerdings im Laufe ihres Lebens weniger Einkommen. Oft sind sie sozial stark benachteiligt.

Besonders betroffen sind periphere Regionen, da durch Migration (Abwanderung) oder HIV familiäre Netzwerke wegbrechen. Politische Instabilität, Klimawandel mit folgenden Naturkatastrophen und Perspektivlosigkeit, vor allem junger Menschen in ländlichen Gebieten, sowie medienpolitische Argumentationen von einem erfolgreicheren Leben in anderen Gegenden, bewirken Migrationsbewegungen. Über 200 Millionen internationale Migranten, Tendenz steigend, gibt es global. Hinzuzurechnen sind die Binnenwanderungen innerhalb eines Staates, besonders vom Land in die urbanen Gebiete der Großstädte. Ungefähr 50 Prozent der Migranten leben in den Entwicklungsländern, die oftmals mit der Handhabung der Migrationsströme überfordert sind.

Ein Hauptteil der Migration in Afrika findet innerhalb des Kontinents statt und resultiert nicht selten in immer wieder neuen Verteilungskämpfen. Ein Abwandern in die Industrieländer ist vor allem von qualifizierten Fachleuten festzustellen. Dies führt einerseits zu einer Abnahme an humanem Vermögen der Entwicklungsländer, andererseits jedoch ebenso zu Rücküberweisungen. Diese ergeben, insgesamt betrachtet, annähernd das Dreifache der öffentlichen Hilfe für die Entwicklung.

Handhabungen

Bevölkerungspolitische Schritte wie Sexualaufklärung, Unterstützung bei der Familienplanung, Zugang zu Verhütungsmitteln und die Festigung der Rolle der Frau aus gesellschaftlicher Sicht sind Variablen, die das Wachstum der Bevölkerung in den Entwicklungsländern verlangsamen können. Wichtig ist dabei, vor allem Jugendlichen einen Zugang zu Aufklärung und auch Verhütung zu geben. Ein weiterer Schritt ist der Zugang zu Bildung und junge Menschen sozioökonomisch, in zum Beispiel Ausbildungs- und Produktionsstätten, zu integrieren.

Auch ist die Durchsetzung fairer Handelsbedingungen auf dem Weltmarkt ein erforderlicher Schritt. Um eine ökologische Sicherheit für kommende Generationen zu veranlassen, ist die Umsetzung einer vor allem nachhaltigen Entwicklung nötig. Im Punkt Migration ist eine Zirkulation anzustreben, bei der qualitativ Ausgebildete zurück in die Heimat gehen, um dort mit den erlangten Kenntnissen und Erfahrungen eine nachhaltige Entwicklung anzustoßen.

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