Piraterie in der Gegenwart
Bei dem Begriff Piraten mögen viele an Störtebecker und Fluch der Karibik, an Gerechtigkeit für die Armen und Südseeromantik denken, aber die moderne Piraterie hat mit den Geschichten und Filmen über die Vergangenheit wenig zu tun. Auch heute gibt es Piraten, aber sie entsprechen so gar nicht dem Bild, das sich über die Jahre in den Köpfen der Menschen festgesetzt hat. Moderne Piraten segeln nicht, sie fahren mit dem Schnellboot, sie kämpfen nicht mit dem Säbel, sondern mit dem Schnellfeuergewehr und ihre Beute sind nicht Schmuck und Goldmünzen, sondern Menschen und große Schiffe. Natürlich geht es aber auch in der modernen Piraterie um Geld, welches vornehmlich durch Lösegelderpressung erschlichen werden soll. Hier nun ein paar Fakten zur Piraterie in der Gegenwart.
Der Begriff der Piraterie
Der Begriff Piraterie umschreibt ein Delikt, welches in Gebieten ohne staatliche Gewalt, vornehmlich auf hoher See stattgefunden hat. Dabei kann es sich um verschiedene Gewalttaten, um Freiheitsberaubung oder auch ein Eigentumsdelikt handeln. Die Taten werden auf dem Meer oder von dort aus begangen und finden zumeist mit einem Seefahrzeug oder einem Luftfahrzeug statt. Ausgenommen von der Piraterie sind seit einer Vertragsregelung im Jahr 1958 ausdrücklich Maßnahmen die von behördlichen Schiffen oder Kriegsschiffen durchgeführt werden.
Es gibt eine internationale Ächtung der Piraterie, was dazu führt, dass alle Staaten auch das Recht haben, die Täter zu bekämpfen und zu verfolgen. Oft wird bei der Bekämpfung der Piraterie auch länderübergreifend gearbeitet. Die Piraten sind vor allem dort zu finden, wo es ein großes Aufkommen an Seehandel gibt. Ist die Küste lang und nur unzureichend überwacht steigt natürlich auch die Zahl der Piraten an. Dies tritt vor allem in Ländern auf, wo die Piraterie den Menschen eine lohnende Alternative zu ihren herkömmlichen Verdienstmöglichkeiten bietet.
Geschichte und Gegenwart der Piraterie
Die Piraterie blickt auf eine lange Geschichte zurück. In Europa und Ostasien waren die Piraten lange Zeit auf den Meeren unterwegs. Das heutige im Film und Fernsehen so beliebte Bild der Piraten stammt aber vor allem von den Freibeutern der Karibik. Diese entwickelten sich aus den vielen Nationen, die Kriege gegeneinander führten und oft verschwamm die Grenze zwischen legaler Kapernfahrt und illegaler Piraterie.
Im Laufe der Jahre wurde aber durch die Einführung des internationalen Seerechts und dessen Durchsetzung durch die Marine die Piraterie in den Hintergrund gedrängt. Durch die zunehmende Globalisierung der Welt und viele politisch instabile Länder hat nun in der Neuzeit die Gefahr durch Piraten wieder zugenommen. Ziel der modernen Piraten sind vor allem große Handelsschiffe der Reedereien, aber auch Yachten und kleinere Schiffe. Schätzungen zufolge ist die Dunkelziffer hier sehr hoch, da viele Reedereien aus versicherungstechnischen Gründen die Vorfälle nicht ordnungsgemäß melden.
Vorfälle aus der neueren Gegenwart
In der der jüngsten Vergangenheit gab es einige aufsehenerregende Vorfälle mit Piraten. So fuhr der Tanker Nagasaki Spirit 1991 nach einem Überfall führerlos durch das südchinesische Meer, bevor er mit einem anderen Schiff zusammenstieß. Ein neuseeländischer Regattasegler wurde im Jahr 2001 in der Amazonasmündung auf seinem Boot von Piraten erschossen, als er seine Besatzung verteidigen wollte.
2005 wurde vor Somalia wurde das Passagierschiff Seabourn Spirit gekapert. Die Piraten waren unter anderem mit Maschinengewehren und Panzerfäusten bewaffnet, das Schiff konnte aber aufs offene Meer hinaus fliehen. Im Jahr 2008 gab es vor Somalia gleich zwei Zwischenfälle. Eine französische Yacht und ein ukrainischer Frachter wurden in diesem Jahr überfallen und die Besatzungen als Geiseln festgehalten. Ebenfalls im Jahr 2008 wurde ein saudischer Tanker überfallen, obwohl seine Route über 800 km von der Küste entfernt verlief. Der Tanker war zugleich mit einem Wert von 150 Millionen Euro und einem Ladungswert von etwa 80 Millionen Euro die wertvollste Beute der Neuzeitpiraten. Auch 2009 wurden zwei Schiffe gekapert, hiervon war auch der Tanker einer deutschen Reederei betroffen.
Viele Überfälle gab es vor der somalischen Küste. Die Basis der Piraten wird von vielen Experten in der autonomen Region Puntland in Somalia vermutet. Dabei handelt es sich aber nicht um ein paar verzweifelte Arme, sondern um gut organisierte Banden, die sich gute Boote und teure Waffen leisten können.
Betroffene Gebiete der modernen Piraterie
Die Gewässer Indonesiens sind nach einem 1992 veröffentlichten Reports die gefährlichsten Gewässer, dort kam es zu den meisten registrierten Angriffen. Brennpunkte sind auch die Straße von Malakka, die zwischen Sumatra und der malaiischen Halbinsel liegt und die Küsten vor Somalia und dem Jemen. In afrikanischen Häfen kann es immer wieder zu Überfällen kommen.
Nicht sicher sind auch das rote Meer, Lagos und die Küste von Nigeria. Gelegentlich kam es auch in südamerikanischen Gewässern zu Überfällen, namentlich in der Bucht Santos vor Brasilien und im Hafen Callao, der zu Peru gehört. Sportsegler und kleinere Schiffe werden auch in den Gewässern des Amazonas, an der östlichen Küste von Venezuela und einigen weiteren mittelamerikanischen Ländern überfallen. Diese verschwinden oft ganz und es gibt seltener Lösegeldforderungen. Hier sind meist Gelegenheitspiraten am Werk.
Wie moderne Piraten vorgehen
Es gibt unterschiedliche Ziele, mit denen Piraten ein Schiff kapern. Gut organisierte Banden zielen vor allem auf Lösegelder ab, die sie von der Reederei zu erpressen suchen. Aber auch Bargeld oder Wertgegenstände wie teure Geräte sind von Interesse für die Piraten. Dabei operieren die modernen Piraten mit kleinen, wendigen Motorbooten und sind oft schwer bewaffnet. Meist findet der Überfall in Küstennähe oder Meerengen statt, da hier die Schiffe ihre Fahrt verlangsamen müssen und so zu leichter Beute für die Piraten werden.
Es kam aber auch schon zu Überfällen auf offener See. Diese Piraten sind sehr gut organisiert und leben hauptsächlich von ihren Überfällen. Überfälle aus einer Notlage heraus können durchaus auch vorkommen, allerdings sind diese Piraten meist nur mit Fischerbooten und geringer Bewaffnung unterwegs.
Bekämpfung der modernen Piraterie
Es gibt heute einige Möglichkeiten einem Überfall vorzubeugen. So werden viele Schiffe speziell gegen Piratenangriffe abgesichert, indem etwa Türen und Luken auf unteren Decks geschlossen oder sogar verschweißt werden. Die Schiffe können die Piraten auch mit Elektro-Zäunen, Wasserwerfern oder Schallkanonen zu vertreiben suchen. Die Piraten werden von vielen Ländern aber auch direkt mit Kriegsschiffen bekämpft. Einige Kriegsschiffe konnten so schon in Not geratenen Schiffen zu Hilfe eilen. Hierbei werden die Piraten auch mit Waffengewalt vertrieben.
Politisch sollen vor allem die rechtsfreien Räume verschwinden, aus denen heraus die meisten der Piraten operieren. Deshalb soll in einigen Regionen für mehr politische Stabilität gesorgt werden.