Wasserknappheit

Wasserknappheit bezeichnet eine Größe der Verfügbarkeit von Süßwasser pro Person und Jahr. Die Einstufungen reichen weiter über den Wassermangel, den Wassernotstand und die Wasserkrise. Auf der Erde befinden sich circa 1,4 Milliarden Kubikkilometer Wasser. Davon sind 35 Millionen Kubikkilometer Süßwasser, was 2,5 Prozent der Gesamtwassermenge entspricht. Relativ unproblematisch zugänglich sind davon 213.000 Kubikkilometer. Süßwasservorkommen sind größtenteils in Seen, Flüssen und den etwa 45.000 weltweiten Großtalsperren vorhanden. Schwerer zugänglich ist das Wasser zum Beispiel in Gestalt von Gletschern, Eis und Schnee, Grundwasser, andauerndem Frost, sowie Bodenfeuchtigkeit oder auch Sumpfwasser. Die UNESCO legt zur Kalkulation der Verfügbarkeit von Wasser die gesamte Menge an Süßwasser zu Grunde, unabhängig der Zugänglichkeit.

Die Verfügbarkeit des Wassers ist ebenso von den Faktoren wie den verschiedenen Niederschlägen abhängig, die allerdings zeitlich und regional ungleichmäßig auftreten. Auch die Qualität des Wassers, die in Folge von Umwelteinflüssen negativ beeinflusst werden kann ist ein wesentlicher Faktor. Erforderlich für eine tragbare gesellschaftliche und ökonomische Entwicklung ist eine nachhaltige Verwendung des Wassers weltweit. Wasser hat eine gewichtige Bedeutsamkeit für die Gesundheit, die Ernährung, die Umwelt, die Wirtschaft und letztlich auch die Energieerzeugung. Daher setzt eine vernünftige Bewirtschaftung des Wassers gebietsübergreifende Lösungen voraus. Der Klimawandel, die Energiekrise und auch die Nahrungskrise sind weltweit zusammenhängende Probleme. Diese sind vor allem durch eine Zusammenarbeit auf internationaler Ebene zu überwinden.

Wasser als Menschenrecht

89 % der heutigen Weltbevölkerung haben Zugang zu reinem Trinkwasser. Doch haben geraden in den Entwicklungsländern immer noch rund 884 Millionen Menschen kein sauberes Wasser. Belastetes Trinkwasser ist weltweit der Hauptgrund für die Erkrankungen mit Cholera und Durchfall. Jährlich sterben circa 3,5 Millionen Menschen an den Konsequenzen unzureichender Wasserversorgung. Über den Zugang zu sanitären Anlagen verfügen nur 80% der urbanen Bevölkerung in den Entwicklungsländern. Abwasser fließt bis zu 80% in den Städten unbehandelt in die Flüsse, Seen oder den Ozean. In den Entwicklungsländern sind es sogar bis zu 90%.

Das Resultat sind folgenschwere Auswirkungen auf die Ökosysteme. Diese sind jedoch entscheidend für die Reinigung des Wassers, die Rückhaltung des Wassers und das Aufhalten der Erosion. Die Menge an Grundwasser, die pro Jahr zur Versorgung mit Wasser genutzt wird, beläuft sich auf 1.000 Kubikkilometer. Circa ein Viertel des Wassers, was weltweit entnommen wird ist Grundwasser. Die restlichen drei Viertel werden aus Seen und Flüssen entnommen. Für die landwirtschaftliche Bewässerung werden zwei Drittel des entnommenen Grundwassers genutzt. 22 Prozent gehen davon an die Haushalte und 11 Prozent an die Industrie.

Unterschiede zwischen den Kontinenten

Anders als in Europa, wo die Versorgung des Trinkwassers hauptsächlich aus Oberflächenwasser besteht, ist im ländlichen Raum Afrikas und Asiens das Grundwasser bedeutend für das Überleben der Bevölkerung. Bei Steigerung der jährlich entnommenen Menge an Grundwasser, senkt sich der Grundwasserspiegel ab und die Wiederauffüllung der Grundwasserleiter kann nicht mehr kompensiert werden.

Ein beschwerliches Ausmaß hat schon heute in einigen Regionen, wie beispielsweise der Aralsee-Region in Usbekistan, die Absenkung des Grundwasserspiegels genommen. In einigen Regionen hat die Absenkung des Grundwasserspiegels bereits heute ein dramatisches Ausmaß angenommen.

Energieerzeugung aus Wasser

Die Energie aus Wasserkraft gehört zu erneuerbaren Energien und wird immer wichtiger, um auch in Zukunft den globalen Energiebedarf zu befriedigen. In den kommenden Jahren wird der gesamte Bedarf an Energie um 60 Prozent steigen. Mit einem 15-prozentigen Anteil an ist die Wasserkraft die weltweit wesentlichste Art und Weise der Energiegewinnung für den Strom aus erneuerbaren Ressourcen. Es wird davon ausgegangen, dass die Menge an Strom aus der Wasserkraft bis zu dreimal erhöht werden kann. Auch beim Anbau von Biotreibstoffen wird viel Wasser benötigt. Gegenwärtig sind die USA, Brasilien und vor allem die EU-Länder die bedeutendsten Produzenten von Biokraftstoffen.

Auch der älteste Träger von Energie, das Holz, hat große Bedeutung. Mit 10 Prozent Anteil an der gesamten Energieerzeugung (Wärmeenergie, Strom etc.) ist die Verwertung von Biomasse und Abfallprodukten die wichtigste Bezugsquelle erneuerbarer Energie. Es wird davon ausgegangen, dass für die Erzeugung von Energie bis zum Jahr 2050 nur elf Prozent mehr Wasser gebraucht werden. Geht man von einer höheren Energieeffizienz aus, könnte der Verbrauch von Wasser im Sektor der Energie sogar sinken.

Von anderer Seite betrachtet wird für die Versorgung von Trinkwasser auch viel Energie benötigt. Das sind global zwischen 7 und 8 Prozent der gänzlich verbrauchten Energie. Der Anteil könnte in Industrieländern sogar deutlich höher ausfallen. Die Entsalzung von Meerwasser in Regionen mit sehr wenig Wasservorkommen verbraucht, auf die Lebensdauer der Anlagen für die Entsalzung berechnet, mehr Energie als die Einfuhr von Wasser und sechsmal mehr als Energie als die Behandlung des Abwassers.

Landwirtschaft und Wasser

Für die Bewässerung der Landwirtschaft werden circa 70% des Wasserbedarfs benötigt. Vergleichsweise ist der Anteil der Industriestaaten an der Nutzung von Wasser für landwirtschaftliche Zwecke gering. In rapide wachsenden Ländern wie Indien, kann sich der Anteil auf bis zu 90% belaufen. Oft liegt der Anteil in den am geringsten entwickelten Ländern noch darüber. Bei einem Anstieg der Weltbevölkerung um zwei bis drei Milliarden Menschen, ist bis zum Jahr 2050 ungefähr 70% mehr Nahrung erforderlich.

Einzubeziehen ist hier beim Wasserbedarf, dass an der Verringerung der Verluste bei der Produktion von Nahrungsmitteln und im Handel sowie an einer Verringerung der Verschwendung von Lebensmitteln durch die Verbraucher, gearbeitet werden muss. Somit gesehen geht die Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen davon aus, dass trotz des wachsenden Bedarfs an Nahrung der Wasserbedarf in der Landwirtschaft geringer, um circa 11%, steigen wird. Der Gesamtwasserbedarf steigt somit um circa 20%.

Hinzu kommt allerdings, dass an vielen Orten das vorhandene Wasser für falsche Zwecke eingesetzt wird und somit dann der Trinkwasserversorgung fehlt. Beispielsweise sind trockene Regionen mit dem Anbau wasserbedürftiger Pflanzen wie Baumwolle oder Weizen schlecht beraten. Dabei wird, wie schon erwähnt, aus dem Grundwasser mehr Wasser entzogen, als per Niederschlag nachkommt. Somit sinkt der Grundwasserspiegel und die Brunnen in den Dörfern trocknen aus. Ein anschauliches Beispiel dafür ist der Aralsee, einst der weltweit viertgrößte Binnensee, heute nur noch Restsee.

Grundwasserbelastung als Problem

Ein weiteres Problem der Landwirtschaft ist die Grundwasserbelastung. Ungleich, ob Nahrungsmittel oder Biokraftstoffe angebaut werden, sie trägt bedeutsam zu Qualitätsverschlechterung des Wassers bei. Dabei ist die Belastung des Grundwassers mit Nitraten die wohl meist verbreitete Schädigung. Der Einsatz von Pestiziden und die Abholzung von Wäldern tragen ebenso erheblich zur Verschlechterung der Wasserqualität und zur Verringerung des Wasservorkommens bei.

Aber auch durch die Ausdehnung des Siedlungsbaus und die damit verbundene Einbuße des fruchtbaren Bodens kommen pro Jahr circa sechs Millionen Hektar an landwirtschaftlicher Nutzfläche abhanden. Die gesamte Fläche des abgebauten Bodens ist bisher doppelt so groß wie in China. Größtenteils sind die Böden nicht zu regenerieren oder gar zu renaturieren. Nicht ausschließlich in Trockengebieten nimmt die Qualität der Böden damit ab, auch in feuchten Gebieten. Ein Großteil der von der Bodendegradation betroffenen Menschen lebt in armen Gebieten wie Indien oder Afrika.

Konsum von tierischen Produkten als weitere Ursache

Weitaus stärkere Auswirkungen auf den Verbrauch des Wassers, als zum Beispiel das Bevölkerungswachstum, hatte das Konsumverhalten. Konsumenten von Fleisch- und Milchprodukten verbrauchen mehr Wasser als Vegetarier. Für ein Kilogramm Rindfleisch werden 15.000 Liter Wasser benötigt, für ein Kilogramm Reis nur 2.500 Liter. Dabei ist jedoch das größere Problem als das des Verzehrs von Rindfleisch und ein gern übersehener Punkt der Globalisierung, dass die meisten Industriestaaten ihren steigenden Bedarf an Ressourcen auf die ärmeren Länder abschütteln. Somit hinterlassen sie dort ihren Fußabdruck in ökologischer Hinsicht.

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