Chicxulub-Krater
Schon seit Jahren spekulieren Wissenschaftler über das Aussterben der Dinosaurier und suchten nach einem Einschlagskrater eines Asteroiden oder Meteoriten, den sie mit dem Sterben in Verbindung bringen. Jedoch erzielte die Suche lange keine Resultate. Erst zu Beginn der neunziger Jahre fanden Geologen einen Krater in der Nähe der Stadt Chicxulub, der den geforderten Ausmaßen entspricht.
Die Entdeckung des Chicxulub-Kraters
Der Chicxulub-Krater ist ein etwa 65 Millionen Jahre alter Einschlagskrater, der sich, bedeckt von bis zu 1000 Metern mächtigen Sedimentgesteinen, im Untergrund der nördlichen Yucátan-Halbinsel in Mexico befindet. Er besitzt einen Durchmesser von ca. 200 km und ist in seinem Zentrum 1,5 km tief. Nachgewiesen wurde der Krater mittels geophysikalischer Messungen durch Hildebrand et al. (1991).
Dabei wurden Verfahren aus der Magnetik und Gravimetrie verwendet, um Anomalien im Untergrund zu entdecken und zu lokalisieren. Die Anomalien entstehen unter anderem aufgrund der Materialzusammensetzung des Einschlagkörpers, die sich im Vergleich zum umgebenden Gestein unterscheidet. Als man an der benannten Stelle solche Unterschiede entdeckte, wurden zum Nachweis petrografische Analysen von schock-metamorphen Mineralien wie Stishovit oder Coesit durchgeführt. Die Analysen waren mithilfe von Impaktgesteinsproben aus Bohrungen, die durch die mexikanische Erdölgesellschaft PEMEX vorgenommen wurden, möglich. Das Ergebnis der Analysen identifizierten die gefundenen Anomalien eindeutig als Impaktkrater. Es konnte nachgewiesen werden, dass der Krater einem kreisförmigen Becken mit Zentralberg entspricht. Zudem besitzt er zusätzlich noch eine innere Ringstruktur.
Schlussfolgerungen über Aufbau des Kraters
Aufgrund der Anomalien, die durch die Gravimetriemessungen erhalten wurden, wird geschlussfolgert, dass der Krater mindestens drei Ringe besitzt. Des Weiteren wird vermutet, dass er auch noch einen zusätzlichen äußeren Ring aufweist, der einen Durchmesser von ca. 300 km hat. Um solch einen großen Krater zu verursachen, ist ein Einschlagskörper von einer enormen Größe notwendig. Es wird geschätzt, dass er einen Durchmesser von 10-15 km besaß. Die Ringstruktur des Kraters ist an der Erdoberfläche nur kaum bemerkbar. Jedoch zeigten Messungen eine durch den Einschlag hervorgerufene charakteristische Topologie.
Die Erforschung des Chicxulub-Kraters
Da der Krater durch das mächtige Sedimentgestein bedeckt ist, dauerte es sehr lange, bis er überhaupt entdeckt wurde. Des Weiteren wurde durch das Gestein die Erforschung dieses Gebietes stark erschwert, wodurch sie sehr kostenintensiv wurde. Erstmals wurden die Anomalien in den 40er Jahren entdeckt. Zu dieser Zeit nahmen Geophysiker einer Erdölgesellschaft diese bereits bei einer systematischen, flugzeuggesteuerten Datenaufnahme auf. Diese Entdeckung weckte die Hoffnung, dass der Fund eine Erdöllagerstätte sei. Aus diesem Grund wurden an der besagten Stelle in den 50er Jahren mehrere Bohrungen durchgeführt. Jedoch brachten sie kein Erdöl zutage, sondern zeigten nur, dass dort Andesit-ähnliche Gesteine vorhanden waren, die für dieses Gebiet untypisch sind. Zu dieser Zeit konnten die Geologen dieses Phänomen aber noch nicht deuten, da sie noch nicht mit Einschlagskratern und deren Gesteine vertraut waren.
Somit wurde das Gebiet lediglich als Vulkan verzeichnet und wurde mehrere Jahre nicht mehr betrachtet. Erst 1981 kam durch zwei mexikanische Geophysiker die Vermutung ans Licht, dass es sich dabei um einen Einschlagskrater handeln könnte, jedoch wurde diese Theorie nicht weiter beachtet. Erst Jahre später wurde bestätigt, dass es sich tatsächlich um einen Einschlagskrater handelt, wodurch weitere geophysikalische Messungen und Bohrungen wurden veranlasst.
Der Einschlag und dessen Folgen
Der Meteoriteneinschlag ereignete sich vor ca. 65 Millionen Jahren. Er schlug mit vierzigfacher Schallgeschwindigkeit auf der Erde auf und verursachte verheerende Folgen. Aufgrund des Aufschlages wurde Impaktgestein bis aus einer Tiefe von 10 km herausgeschleudert. Das Material vom Aufschlagsort wurde beim Aufprall in einer radialen Todeszone in die Richtung der westlichen und zentralen Gebiete der Vereinigten Staaten verteilt. Dabei verstreuten sich das Material und die Teile des Asteroiden über ganz Nord- und möglicherweise auch Südamerika. Um den Krater herum erreichte das Trümmermaterial eine Mächtigkeit von bis zu einigen 100 Metern. Selbst in 2000 km entfernten Gebieten lagerten sich noch Massen mit einer Mächtigkeit von 1 Meter ab. Neben dieser Materieverteilung gelangte zudem noch sehr feinkörnige Substanzen in die Atmosphäre, von wo aus sie sich über die ganze Erde verteilten und als dünne Staubschicht absetzten. Ein Nachweis dieser Schicht ist auf allen Kontinenten und in allen Ozeanen möglich.
Langjährige Auswirkungen
Die Auswirkungen des Einschlages waren zum Teil jahrelang spürbar. Zunächst verursachte die Energie des Aufpralles ein Sterben aller Lebewesen in der Nähe des Aufschlagortes. Da die Explosion hundert Milliarden Mal stärker war, als die bisher stärkste Explosion einer Atombombe, entstanden ein heftiger Orkan und riesige Tsunamis. Die Tsunamis erreichten eine Höhe von bis zu 1000 Metern. Das herausgeschleuderte Material verursachte, dass sich der Himmel verdunkelte und nach maximal 72 Stunden ein Großteil der Materie wieder auf die Erde hinabstürzte, wodurch weltweit zahlreiche Großbrände ausgelöst wurden.
Das Material, was nicht auf der Erde aufschlug, war leicht genug, um in der Atmosphäre der Erde zu verharren. Dies führte dazu, dass die Sonneneinstrahlung blockiert und ein sogenannter nuklearer Winter ausgelöst wurde. Durch diesen kühlte die Erdatmosphäre für mehrere Monate lang ab. Im Anschluss dazu folgte jedoch ein Treibhauseffekt, der durch die beim Einschlag freigesetzten Kohlenstoff- und Schwefelgase ausgelöst wurde. Dies führte dazu, dass die Weltmeere eine Sauerstoffarmut erlitten und eine Vielzahl von Lebewesen starb. Doch nicht nur im Meer wurde ein Massensterben ausgelöst. Auch an Land brach die Nahrungskette aufgrund der vorhergehenden Effekte und des sauren Regens, der durch die giftigen Gase entstand, zusammen.
Somit fand das drittgrößte Massenaussterben der Erdgeschichte statt, dem vermutlich auch die Dinosaurier zum Opfer fielen. Jedoch ist es nicht exakt geklärt, ob der Einschlag bei Chicxulub wirklich für das Aussterben der Urzeitriesen verantwortlich ist.
Grund für das Dinosauriersterben?
Durch Beobachtungen in Nordmexiko und die Analyse einer Sequenz von Sedimentgesteinen kamen einige Wissenschaftler zu der Überzeugung, dass der Krater nicht an dem Massenaussterben schuld sei. Ihrer Aussage zu Folge ist der Krater 300.000 Jahre älter und auch nur einer von vielen Meteoriteneinschlägen. Demnach gehen sie davon aus, dass eine Kombination mehrerer Einschläge und den daraus resultierenden Klimaveränderungen in Verbindung mit dem Dekkan-Ereignis das Sterben auslöste.
Andere Nachforschungen, wie zum Beispiel die der Universität Erlangen-Nürnberg aus dem Jahre 2010, kommen jedoch zu dem Schluss, dass nur der Chicxulub-Krater eine plausible Erklärung für das Aussterben der Dinosaurier bietet. Es ist also erkennbar, dass die Suche nach der eigentlichen Ursache des Verschwindens der Dinosaurier weiterhin stark umstritten ist und derzeit nicht als endgültig geklärt betrachtet werden. Sicher ist nur, dass durch die Entdeckung des Chicxulub-Kraters ein ausreichend großer Einschlagsort gefunden wurde, der die Theorie, dass die Dinosaurier aufgrund eines Meteoriteneinschlages starben, unterstützt.