Erdbeben Deutschland

Häufig gehen Menschen ohne besonderes Fachwissen im Bereich der Seismologie davon aus, dass man in Deutschland vor Erdbeben und deren schwerwiegenden Folgen im Grunde sicher ist. Denn Deutschland liegt in der Mitte der Eurasischen Kontinentalplatte und Erdbeben kommen doch nur in Gebieten vor, die auf den Rändern dieser Platten liegen. So einfach ist es jedoch nicht. Obwohl die nächste Plattengrenze, an der die meisten Erdbeben vorkommen, in der Tat relativ weit von Deutschland entfernt liegt, ist es dennoch nicht vor Erschütterungen geschützt.

So hat es nachweislich in Mitteleuropa schon Erbeben der Stärke 5,9 auf der Richterskala und noch höhere Messwerte gegeben. Beispielhaft sei hier das große Beben von 1356 in der Schweizer Stadt Basel genannt, dem Hunderte von Menschen zum Opfer fielen. Grund hierfür sind die Bewegungen der Platten. Schieben diese sich aneinander entlang oder übereinander, werden die Spannungen zwischen ihnen so hoch, dass sie sich heftig und plötzlich entladen. Und diese Spannungsentladung ist durchaus auf der gesamten Platte spürbar.

Zudem hat die Eurasische Kontinentalplatte, wie alle anderen tektonischen Platten auch, erdgeschichtlich bedingte Schwachstellen. Dies können alte Plattenränder oder auch Bruchstellen sein, die im Laufe der Jahrmillionen ins Platteninnere gewandert sind. Entstanden sind diese Brüche und Aufwürfe durch die Wanderung der Afrikanischen Platte Richtung Norden. Diese drückt dabei direkt auf die Eurasische Platte und setzt sie unter Spannung. Durch diesen Druck sind zum Beispiel die Alpen entstanden, und noch heute hebt sich die Gebirgsregion nachweislich durch die tektonische Plattenverschiebung um mehrere Millimeter im Jahr.

Deutschland bebt

In Deutschland werden jährlich mehrere hundert Erdbeben gemessen. Die meisten sind jedoch nicht stark genug, als das ohne technische Hilfsmittel gespürt werden könnten. Auch gab es in den letzten Jahrhunderten eine recht klare eindeutige Verteilung von Erdbebenherden; in Norddeutschland gab es seit sehr langer Zeit kaum noch nennenswerte Erschütterungen, wohingegen sich im Oberrheinischen Tal, dem Vogtland, der Schwäbischen Alb und der Niederrheinischen Bucht Erschütterung häufen. Jedoch ist die auf diesen Daten basierende Erdbebenrisikokarte nur als Momentaufnahme zu sehen.

Alten Schriften und Aufzeichnungen zufolge traten auch in Norddeutschland in den vergangenen Jahrhunderten immer wieder recht starke Beben auf. Eine Schrift erzählt beispielsweise von einem Beben der Stärke 6 auf der Richterskala in den Nähe von Lüneburg im Jahre 1323. Bei diesem Beben kollabierte ein Salzstock. Für das Jahr 1410 konnte alten Kirchenschriften entnommen werden, dass es bei Prignitz (Nordwestbrandenburg) zu einem Beben gekommen sei, dass Häuser, Türme und sogar Burgen zu Einsturz brachte. Spürbar seien die Erschütterungen bis Schleswig-Holstein gewesen.

Heute mehren sich die Hinweise, dass auch die Kölner Bucht ein höheres Erdbebenrisiko hat, als bisher angenommen. Erst 1756, erdgeschichtlich also in nächster Vergangenheit, hat es dort laut historischen Aufzeichnungen ein Beben der Stärke 6,1 oder sogar mehr gegeben. Archäologen haben in den Überresten römischer Befestigungsanlagen und Mauern Schäden und Erdschichten entdeckt, die auf Starkbeben zurückzuführen sein können. Anhand des Ausmaßes der Beschädigungen kann von einem Schaden ausgegangen werden, der sich in der heutigen Zeit auf mehrere Millionen Euro belaufen hätte. Die Folgen sind somit mit denen des verheerenden Erdbebens in Kobe, Japan von 1995 vergleichbar.

Zerstörungskraft der Erdbeben in Deutschland

Die in Deutschland vorkommenden Erdbeben richten nur in den seltensten Fällen messbare Schäden an. Im Durchschnitt treten solche starken Beben alle dreißig Jahre bei uns auf. Das letzte große Beben in Deutschland, das eine Stärke von 5,9 auf der Richterskala erreichte, fand in der Nacht vom 12. auf den 13.April 1992 statt und betraf das gesamte Rheinland. Das Epizentrum lag bei der Stadt Roermond in den Niederlanden in einer Tiefe von ca. 18 Kilometern. Durch dieses Beben kamen im Rheinland Häuser ins Schwanken, Schornsteine stürzten ein und Dachziegel fielen herab. In den Wohnungen fielen Dekorationsgegenstände und Bücher aus den Regalen, Bäume stützen um. Der Sachschaden wurde damals auf ca. 150 Millionen D-Mark (heute ca. 77 Millionen Euro) beziffert, es gab mehr als 30 Verletzte.

Dieses Beben war bis nach München und London zu spüren. Dennoch war die Stärke dieses Bebens noch nicht die Spitze des in diesem Gebiet Möglichen. Seismologen zufolge muss im Bereich des Rheinlandes mit Beben der Stärke 9 – 11 gerechnet werden. Bei solchen Erdstößen werden selbst stabil gebaute Häuser schwer beschädigt, schwächere Bauten stürzen ein.

Erdbeben von Menschenhand

Neben geologischen Prozessen können Erdbeben auch durch menschliche Eingriffe in die Natur ausgelöst werden. Insbesondere der Bergbau ist hier für Erdstößen und Erdrutsche verantwortlich. In Gebieten, in denen durch exzessiven Bergbau das Erdinnere bis an seine Grenzen hin ausgehöhlt wird, können starke Erdbeben die Erde erschüttern. Solange ein Stollen in Betrieb ist, ist die Gefährdung jedoch nur gering. Erst, wenn ein Stollen aufgrund mangelnder Rentabilität aufgegeben wird, entstehen die Probleme. Die Stützen, die die Stollen vor dem Einsturz bewahrt haben, werden entfernt, um an anderer Stelle wieder eingesetzt zu werden. Sich selbst überlassen, füllen sich die Stollen in der Regel durch Witterungseinflüsse nach und nach wieder mit Erde und Geröll. Geschieht dies jedoch nicht nach und nach sondern in einem plötzlichen Ereignis, kommt es zu einem Erdrutsch, der auch noch Kilometer entfernt die Erde erbeben lassen kann.

Jüngstes Beispiel für ein solches von Menschenhand verursachtes Erbeben ist der große Erdrutsch von 2008 im Saarland. Hier wurde durch den Steinkohleabbau eine ganze Region erschüttert und mehrere Häuser und Kirchen rutschen in die Tiefe. Menschen wurden bei diesem Beben zwar nicht verletzt, aber der Sachschaden war erheblich.

Fazit

Auch in Deutschland sind Erdbeben keine außergewöhnlichen Ereignisse. Sie kommen in bestimmten Regionen fast jeden dritten Tag vor und es ist durchaus möglich, dass hin und wieder ein stärkeres Beben darunter ist. Diese Beben sind jedoch mit den Beben, wie sie in den erdbebengefährdetsten Gebieten der Welt, wie beispielsweise der Peleponnes und weiteren Gebieten, die direkt auf Plattengrenzen der fünf Kontinentalplatten liegen, in ihrer Zerstörungskraft soweit bekannt, bisher nicht vergleichbar.

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