Haiti Erdbeben

Haiti ist ein Land in der Karibik, es liegt auf dem westlichen Teil der Insel Hispaniola. Im östlichen Teil der Insel liegt die Dominikanische Republik. Haiti gehört zu den wirtschaftlich am wenigsten entwickelten Staaten weltweit. Der wichtige Indikator Bruttoinlandprodukt (BIP) pro Einwohner beträgt in diesem Entwicklungsland 630 US-Dollar. Damit liegt das Land auf dem 152. Platz weltweit. Human Development Index (HDI), der andere Indikator, der neben der wirtschaftlichen Entwicklung die Lebensqualität im jeweiligen Land berücksichtigt, beträgt ca. 0,6. Damit liegt das Land auf dem 158. Platz weltweit. Seit dem 1. Januar 1804 ist das Land unabhängig, davor befand sich Haiti über ein Jahrhundert lang unter der französischen Kolonialherrschaft.

Haiti zählt rund 9,8 Mio. Einwohner und ist eine Republik. Amtsspachen sind Haitianisch und Französisch, die Mehrheit der Bevölkerung (ca. 80%) gehört der römisch-katholischen Kirche an. Indigene Religionen und Bräuche, v.a. Voodoo-Religionen und spiritistische Rituale, werden von vielen Einwohnern praktiziert. Die Insel Hispaniola liegt über der Grenze zwischen zwei Erdplatten: der Karibischen und der Nordamerikanischen. Die Platten verschieben sich um ca. 20 Millimeter pro Jahr. Diese geographische Lage ist der Grund für schwere Erdbeben, die Haiti im Laufe der Jahrhunderte erschüttert haben. 1751, 1842 und 1860 wurde Haiti von den Erdbeben heimgesucht. Das letzte Erdbeben, das zum schwersten in der haitianischen Geschichte wurde, geschah am 12. Januar 2010.

Erdbeben auf Haiti im 18. und 19. Jahrhunderten

Das Erdbeben im Jahre 1751 (die Datierung auf den 15. Januar ist umstritten) hatte die Magnitude 8,0 und zerstörte die Hauptstadt Port-au-Prince. Es verursachte auch Bodensenkungen vor der Küste und einen Tsunami. Die schwächeren Nachbeben waren noch mehrere Monate zu spüren. Ein Erdbeben mit der Magnitude 8,2 ereignete sich 7. Mai 1842. Dieses Erdbeben wurde ebenfalls von einem Tsunami begleitet. Von den Zerstörungen waren sowohl Port-au-Prince, als auch weitere Städte wie Cap-Haitien, Santiago de los Caballeros u.a. betroffen. Allein in der Hauptstadt starben rund 5.000 Menschen. Von dem Erdbeben am 8. April 1860 wurden in der Stadt Anse-à-Vea über 100 Häuser zerstört, auch andere Städte der Insel waren stark betroffen. Dieses Erdbeben verursachte auch eine Tsunami, die am schwersten den Norden der Insel traf.

Das Erdbeben am 12. Januar 2010

Das stärkste Erdbeben in der Geschichte von Haiti ereignete sich am Dienstag, den 12. Januar 2010, um 16:53:10 Uhr Ortszeit (21:53 Uhr UTC). Der Bebenherd, oder das Hypozentrum des Erdbebens lag ca. 25 km westsüdwestlich der Staatshauptstadt und lag in der Tiefe von 13 km (nach Angaben des Geoforschungszentrums in Potsdam – 17 km). Die Magnitude betrug nach unterschiedlichen Angaben zwischen 7,0 und 7,2. Das Erdbeben dauerte ungefähr eine Minute und rief massive Zerstörungen hervor. Auch in der Dominikanischen Republik war diese Naturkatastrophe zu spüren, allerdings ohne schwere Folgen. Das Erdbeben wurde von zwei Tsunamis mit der Wellenhöhe bis zu 3 m begleitet. Mehrere Nachbeben von der Stärke bis 6,1 folgten.

Die Folgen des Erdbebens 2010 waren verheerend: in der Hauptstadt Port-au-Prince wurden Tausende Gebäude zerstört, rund 300 Tsd. Menschen verloren ihr Leben. U.a. brach der Präsidentenpalast zusammen, ein Gebäude, das 1912 von dem Architekten George H. Baussan entworfen wurde. Die Kathedrale Mariä Himmelfahrt in Port-au-Prince, die Anfang des 20. Jh. erbaut wurde, wurde ebenfalls zerstört. Besonders starke Schäden wiesen die Slums aus, da die Bauten mit keinem Erdbebenschutz ausgestattet wurden. Unter den Opfern des Erdbebens befanden sich auch Mitarbeiter der UN-Stabilisierungsmission MINUSTAH, deren Aufgabe die Sicherheit in der Region ist. Die genaue Zahl der Menschen, die infolge des Erdbebens ums Leben gekommen sind, ist schwer zu bestimmen, da viele Opfer nicht identifiziert wurden. In den ersten Tagen nach der Katastrophe wurden in den Massengräbern zahlreiche Leichen ohne Zählung beerdigt. Der Grund dafür war u.a. die Angst vor dem möglichen Ausbruch der Seuchen. Es wird vermutet, dass ca. 3 Mio. Bewohner von Haiti von dem Erdbeben betroffen sind, somit handelt es sich um 1/3 der Bevölkerung des Landes.

Folgen des Erdbebens

Das verheerende Erdbeben führte zum Zusammenbruch von wichtigsten wirtschaftlichen und sozialen Systemen im Entwicklungsland. Das Gesundheitssystem versagte bei der Betreuung von Verletzten, das Verkehrssystem konnte den Transport von Hilfsgütern nicht bewältigen. Die Sicherheit im Land befand sich im kritischen Zustand, daher kam es zu Gewaltausbrüchen und Plünderungen. Auch die Versorgung mit Lebensmitteln und mit frischem Trinkwasser war nicht ausreichend. Daher kam es sowohl in ländlichen Gebieten als auch in der Hauptstadt zu einem Cholera-Ausbruch, bei dem mindestens 500 Menschen starben. Insgesamt werden die durch das Erdbeben verursachten Schäden auf ca. 8 Milliarden US-Dollar geschätzt.

Hilfsmaßnahmen und gegenwärtige Situation

Die internationale Gemeinschaft bot Haiti sofort nach dem Erdbeben ihre Hilfe an. Die Lieferungen von Hilfsgütern waren durch die Zerstörungen des Straßennetzes und des Hafens von Port-au-Prince erschwert. Ein großer Teil der humanitären Hilfe wurde mit den Flugzeugen gebracht oder per Fallschirm abgeworfen. Das erste Land, das Hilfe angeboten hat, war die Dominikanische Republik. Bereits einige Stunden nach dem Erdbeben kamen einige mobile Kliniken und Krankenwagen an. Außerdem wurden Nahrungsmittel, Decken und Betten geliefert. Das Nachbarland schickte Hubschrauber, die Verletzte transportieren sollten und Techniker für die Wiederherstellung der zusammengebrochenen Kommunikationssysteme im Land. Die Vereinten Nationen (UNO) erweiterten das Kontingent ihrer Friedenstruppen im Entwicklungsland auf 3.500 Personen um die Sicherheit im Land wieder herzustellen. Die Regierung der USA und die Weltbank genehmigten sofortige Finanzhilfen im Umfang von jeweils 100 Millionen US-Dollar.

Darüber hinaus wurden von der US-Amerikanischen Regierung ein Hospitalschiff für die medizinische Versorgung und zahlreiche Hubschrauber entsandt. Kuba und weitere Nachbarstaaten beteiligten sich ebenfalls an den Hilfsaktionen. Auch in den meisten EU-Staaten wurden Spendenkonten zugunsten der Opfer des Erdbebens eingerichtet. Die Gesamtsumme der für die Überwindung von Folgen der Naturkatastrophe zugesagten Mittel beträgt rund 5,3 Milliarden für die nächsten zwei Jahre nach dem Erdbeben. Für den Zeitraum von 10 Jahren wurden knapp 10 Milliarden US-Dollar zugesagt.

Aufbau der Hauptstadt

Heute erfolgt der Aufbau der Hauptstadt Port-au-Prince. Zerstörte Gebäude werden abgerissen, neue errichtet, die mehr gegen die Erdbeben gesichert sind. Mit dem Neubau vom Präsidentenpalast wurde 2012 begonnen. Insgesamt stagniert der Wiederaufbau, so dass Tausende Menschen immer noch in Zelten leben oder obdachlos sind. Besonders schwer ist die Situation der Kinder, die nach dem Erdbeben verwaist sind. Außerdem wird das Land von politischen Konflikten und Streitigkeiten erschüttert. Der Grund für die Verzögerungen bei dem Aufbau sind die kritische wirtschaftliche Lage und die allgemeine Schwäche aller staatlichen Systeme.

Fazit

Haiti ist ein Inselstaat in der Karibik, der zu den ärmsten Ländern der Welt gehört. Die geographische Lage von Haiti über der Grenze zwischen zwei Erdplatten ist der Grund für schwere Erdbebenkatastrophen, die das Land plagen. Das letzte Erdbeben, das auch das schwerste in der Geschichte Haitis ist, geschah am 12. Januar 2010. Bei dieser Naturkatastrophe wurden ca. 300.000 Menschen getötet, über eine Million wurden obdachlos. Die Hauptstadt Port-au-Prince wurde großflächig verstört. Schon bald nach dem Erdbeben lief internationale Hilfe an. Zahlreiche Staaten und internationale Organisationen boten Hilfsgüter, medizinische Hilfe und finanzielle Unterstützung an. Der Wiederaufbau des Landes schreitet bisher allerdings nur langsam voran. Der wichtigste Grund dafür ist die instabile politische Lage und die schwache Infrastruktur. Der haitianische Staat wird in der Politik-Wissenschaft oft als ein „gescheiterter Staat“ bezeichnet, da er bei der Versorgung und Absicherung der Bevölkerung weitgehend versagt hat.

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