Orkan Kyrill
Im Januar 2007 standen viele Menschen in Deutschland ungläubig an ihren Fenstern, als sie den Orkan Kyrill vorbeiziehen sahen. Der Sturm fegte mit einer Spitzengeschwindigkeit von 225 km/h durch Mitteleuropa und forderte dabei 47 Todesopfer.
Orkane – gefährliche Urgewalten
Orkane sind in Deutschland, beziehungsweise Mitteleuropa, kein allzu häufiges Phänomen und wenn sie auftreten, dann meist in recht schwacher Form. Das liegt an der hohen Bodenreibung, welche die Winde im Normalfall sprichwörtlich ausbremst. Als Orkan gilt ein Wind erst dann, wenn er eine Mindestgeschwindigkeit von 117 km/h erreicht. Hierzulande entstehen Orkane im Regelfall durch Luftmassen mit sehr unterschiedlichen Temperaturen, die aufeinander treffen. Das ist vor allem im Herbst und im Winter der Fall. So war es auch Winter, als das Wetterphänomen Kyrill in Deutschland auftrat.
Die Vorbereitung auf den Sturm
Obwohl es nach Kyrill bereits 5 mitteleuropäische Orkane mit nennenswerten Windgeschwindigkeiten gab, ist vor allem dieser Sturm vielen in Erinnerung geblieben. Seit 1999 hatte es keinen vergleichbaren Orkan gegeben, sodass Kyrill schon im Vorfeld mit Spannung erwartet wurde. Über Rundfunk und TV wurden Warnungen publik gemacht, die den Menschen empfohlen, zu Hause zu bleiben und sich keinesfalls in Wäldern aufzuhalten. Weitere Vorsichtsmaßnahmen beeinträchtigten das tägliche Leben immens: So wurden während des 18. und 19. Januar zahlreiche Flüge gestrichen und Straßen für den Verkehr gesperrt. Von der Sperrung waren meist Talbrücken betroffen, die als besonders anfällig für Windböen gelten. Auch die Deutsche Bahn ergriff umfangreiche Vorsichtsmaßnahmen. Während zunächst beschlossen wurde, den ICE mit verlangsamter Geschwindigkeit fahren zu lassen, wurde der ICE-Fernverkehr am Abend des 18.1. zum ersten Mal in der Geschichte komplett eingestellt. Viele Menschen saßen an Bahnhöfen und Flughäfen fest, wo provisorische Nachtlager errichtet werden mussten.
Ankunft des Sturms
Das Tiefdruckgebiet, das Kyrill zu verantworten hatte, war bereits am 15. Januar entstanden, sodass es genug Vorlauf für entsprechende Vorsichtsmaßnahmen gab. Meteorologen in ganz Deutschland beobachteten in banger Erwartung, wie sich der Orkan über der Nordsee zusammenbraute und schließlich entlang der Küsten auf das milde, fast schon frühlingshafte Wetter traf, das sich auf dem Festland Mitteleuropas durchgesetzt hatte. Als deutlich wurde, wie gefährlich der Sturm sein würde, wurden nicht nur oben genannte Vorsichtsmaßnahmen getroffen, sondern es wurden auch vorsorglich in mehreren Bundesländern Schulen und Kindergärten geschlossen. Einige Bundesländer einigten sich darauf, den Eltern und Schülern selbst zu überlassen, ob sie das Risiko eingehen wollten, sich bei der Wetterlage auf offener Straße zu bewegen. Als Kyrill schließlich Deutschland erreichte, waren die Bürger somit umfassend gewarnt und gewisse Gefahrenlagen vorsorglich vermieden worden. Dennoch verursachte der Sturm schwere Schäden.
Schäden und Folgen des Jahrhundertorkans
Trotz der behördlichen Warnung, das Haus bestenfalls nicht zu verlassen, hat es durch den Sturm Kyrill allein in Deutschland 13 Todesopfer gegeben. So wurden in Nordrhein-Westfalen vier Menschen von Bäumen erschlagen, die der Sturm entwurzelt hatte. Ein Autofahrer wurde getötet, als er mit seinem Auto einen ebenfalls entwurzelten Baum rammte. Doch nicht alle Opfer kamen zu Tode, weil sie sich im Freien aufhielten – vielmehr war es so, dass auch Häuser in den Gebieten, die besonders stark von dem Sturm betroffen waren, nicht mehr als sicher betrachtet werden konnten. In Sachsen-Anhalt stürzte die Wand eines Lokals ein und begrub einen Mann unter sich, in Bayern wurde ein Baby von einer Terrassentür erschlagen. Die Opfer, die der Sturm direkt forderte, waren allerdings nicht die letzten. Während der Aufräumarbeiten, die sogleich begannen, als das Sturmtief vorübergezogen war, gab es mehr als 700 weitere Zwischenfälle, die Tote und Verletzte forderten. Auch die Sachschäden, die durch den Sturm Kyrill verursacht wurden, waren erheblich.
Hilfsgelder für Deutschland
Während Deutschland sonst selten auf EU-Hilfen zur Beseitigung der Folgen von Naturkatastrophen angewiesen ist, flossen nun knapp 167 Millionen an Hilfsgeldern. Diese wurden beispielsweise benötigt, um die großen Schäden auszumerzen, die der Orkan den Forstbeständen verursacht hatte. Luftaufnahmen zeigten, dass der Sturm teils regelrechte Schneisen in die Wälder geschlagen hatte. 37 Kubikmeter der Gehölze fielen dem starken Wind zum Opfer, woran die Behörden im Nachhinein auch erkannten, dass die Wälder, beziehungsweise die Bäume, durch Umwelteinflüsse stark geschädigt waren und den Urgewalten des Orkans nicht standhalten konnten.
Während die Wälder besonders betroffen waren und stark in den medialen Fokus gerückt wurden, gab es jedoch auch andernorts große Schäden zu beklagen. Am Berliner Hauptbahnhof beispielsweise löste sich ein schwerer Stahlträger und stürzte um, wobei glücklicherweise niemand verletzt wurde. Die Bundesstraße 54 wurde zu einem Teil verschüttet, wobei ebenfalls niemand zu Schaden kam. Zudem wurden überall in Deutschland Häuser abgedeckt und Pkw beschädigt, die ungeschützt an der Straße geparkt waren.
Ein Fazit
Nicht nur Deutschland, sondern weite Teile Europas hatten mit Kyrill und seinen Folgen zu kämpfen. Diese sahen überall ähnlich aus und ergaben das typische Zerstörungsbild nach einem schweren Sturm. Von überall her sendeten die Nachrichten Bilder von entwurzelten Bäumen, beschädigten Häusern und Menschen, die an Bahnhöfen und Flughäfen ausharren mussten. Die Beseitigung der Folgen des Sturms nahm nicht nur viel Geld, sondern auch Zeit in Anspruch, brachte allerdings auch manch kreative Idee hervor. So wurden Teile von Wäldern, die Kyrill zerstört hatte, an einigen Stellen nicht aufgeforstet, sondern für Touristen begehbar gemacht. Dennoch wird der Gesamtschaden auf eine Summe von mehr als sieben Milliarden Euro geschätzt.