Tsunami in Thailand

Ein Erdbeben im Indischen Ozean mit der Stärke von 9,1 löste am 26. Dezember 2004 einen verheerenden Tsunami aus, in dessen Folge mehr als 230 000 Menschen ihr Leben verloren. Um 7:58 Uhr (Ortszeit Thailand und West-Indonesien) erbebte vom Epizentrum etwa 85 Kilometer vor der Nordwest-Küste Sumatras ausgehend die Erde. Dadurch entstanden die Tsunami genannten Riesenflutwellen, die Schäden in unvorstellbarem Ausmaß anrichteten. Betroffen waren vor allem die Küstenregionen der Andamanensee – man spricht deshalb auch vom Sumatra-Andamanen-Beben -, am Golf von Bengalen und in Südasien. Opfer gab es jedoch auch in Ostafrika zu verzeichnen. Zu den Todesopfern kamen rund 110 000 Verletzte sowie mehr als 1,7 Millionen Menschen in Küstennähe, die obdachlos wurden.

Entstehung des Tsunamis

Ursache von Erdbeben sind Prozesse im Erdinneren, wodurch sich die Kontinentalplatten bewegen. Im betreffenden Gebiet des Indischen Ozeans trifft die eurasische Platte auf die indisch-australische Platte, die sich langsam unter erstgenannte schiebt. Bei diesem unterseeischen Erdbeben (oder Seebeben) hat sich der sehr hohe Druck, der dabei entsteht, auf einen Schlag entladen. Vermutlich ist ihm ein Beben auf der anderen Seite der indisch-australischen Platte ein paar Tage zuvor vorausgegangen, wodurch es so stark ausfiel. Mit einer Stärke von 9,1 war es damals das drittstärkste Erdbeben, das weltweit jemals aufgezeichnet wurde. Die Stärke wurde später sogar noch nach oben korrigiert, was jedoch nie bestätigt wurde. Etliche schwächere Nachbeben erschütterten die Erde in den darauffolgenden Tagen und am 28. März 2005 kam es sogar zu einem starken Nachbeben auf Sumatra mit mehr als 1000 Toten.

Ein weiteres schweres Nachbeben trat am 17. Juli 2006 vor Java auf und forderte mindestens 660 Todesopfer. Der Tsunami selbst machte sich durch zwei bis mancherorts sechs Flutwellen bemerkbar, die mit jeweils steigernder Wellenhöhe auf die Küste trafen, nachdem sich das Meer zurückgezogen hatte und als Wellental angekommen war. Nach jeder Welle entstand erneut eine extreme Sogwirkung, wodurch viele Menschen, Gebäudeteile, Fahrzeuge und andere Gegenstände auf das offene Meer hinausgezogen wurden. Die hohen Wellen überspülten mit großer Zerstörungskraft weite Gebiete und drangen dabei weit landeinwärts vor.

Viele Todesopfer

Genau konnte die Anzahl der Todesopfer nicht ermittelt werden, viele wurden nie gefunden und die Identifizierung erfolgte ebenfalls nur lückenhaft, da beispielsweise viele Getötete schnell in Massengräbern beerdigt wurden. So wollte man Seuchen verhindern, was auch weitestgehend gelang. Am schlimmsten traf der Tsunami Indonesien, wo allein rund 130 000 Menschen umkamen. Sri Lanka und Indien meldeten jeweils Todesopfer im fünfstelligen Bereich. In allen drei Ländern traf es fast ausnahmslos Einheimische, zum Teil auch (auf den Nikobaren und Andamanen) Ureinwohner, die wertvolles Wissen über ihre Stämme mit in den Tod nahmen.

Thailand meldete zwar „nur“ rund 5400 Tote, jedoch waren hier vor allem die Urlaubsgebiete Phi Phi, Phuket und Khao Lak betroffen, wodurch eine gesteigerte Aufmerksamkeit durch die westliche Welt entstand. Etliche Touristen, vor allem aus Deutschland und Schweden, ließen ihr Leben an den thailändischen Stränden. Weitere Tote gab es in Myanmar, Malaysia, Tansania, Bangladesch, Kenia sowie auf den Malediven und Seychellen zu beklagen. Allein in Indien, Sri Lanka und Indonesien wurden zudem mehr als 1,6 Millionen Menschen obdachlos.

Weitreichende Folgen der Naturkatastrophe

Der Tsunami, der Weihnachten 2004 die Welt erschütterte, hatte weitreichende Folgen. Die medizinische Infrastruktur in den betroffenen Gebieten war völlig überlastet, häufig traten durch verschmutztes Wasser in den Atemwegen Lungeninfektionen und durch das feuchtwarme Klima Blutvergiftungen auf. Verletzte Touristen versuchten nach Möglichkeit nach Hause zu fliegen und sich dort behandeln zu lassen. Die Zerstörung von historischen Bauwerken, Kulturdenkmälern, Museen, Archiven und Schulhäusern bedeutete einen beträchtlichen kulturellen Schaden. Schlimm traf es auch das ökologische System. Die Korallenriffe vor der Küste Thailands sind geschädigt, eventuell kommt es hier zu einer Regeneration, was jedoch dauert und nicht sicher ist. Küstennahe Mangrovenwälder wurden zum Teil ebenfalls zerstört, sie erholen sich jedoch relativ schnell. Auch Nistgebiete von Schildkröten sind betroffen.

Besonders schwerwiegend ist, dass weiträumig die Humusschicht zusammen mit den Pflanzen weggeschwemmt wurde. Der natürliche Kreislauf der Humusbildung aus abgestorbenen Pflanzenteilen wurde so unterbrochen. Außerdem ist die Landwirtschaft nachhaltig geschädigt, denn zurück blieb in der Regel ein nährstoffarmer Boden, der nur geringe Ernteerträge zulässt. Darüber hinaus versanken durch das Erdbeben 15 kleinere Inseln, weitere Inseln in Nähe des Epizentrums wurden rund 15 Meter nach Südwesten verschoben. Die Vermutung, dass durch die Verschiebung der Kontinentalplatten die Erdrotation minimal beschleunigt worden sei, ist hingegen nicht von Bedeutung.

Weltweite Reaktionen auf das Unglück

Anders als im stärker von Tsunamis betroffenen Pazifischen Ozean gab es damals im Indischen Ozean kein Frühwarnsystem, was in der Folge heftig kritisiert wurde. Tausende Menschen hätten dadurch wohl gerettet werden können. Seit 2008 existiert ein Tsunami-Frühwarnsystem, das Indonesien mit Unterstützung Deutschlands in der Region vor der Küste installiert hat, von der das Erdbeben 2004 ausgegangen war; aus geologischer Sicht ist dies die sensibelste Region. Beispiellos war die weltweite Hilfewelle, die bereits kurz nach Bekanntwerden des Ausmaßes der Katastrophe anrollte und sämtliche Hilfebereiche umfasste.

Da die Kommunikationsverbindungen durch die Fluten unterbrochen worden waren, errichteten Funkamateure sofort einen Notfunkbetrieb. So konnten Notrufe übermittelt werden und auch dringend erwartete Nachrichten von Überlebenden an die Angehörigen abgesetzt werden. Bereits einen Tag nach dem Erdbeben und Tsunami begannen mit Großbritannien, Schweden, Norwegen und Finnland die ersten Nationen mit dem Ausfliegen von Urlaubern. Botschaftsangehörige halfen am Flughafen beim Ausstellen von Ersatz für verloren gegangene Papiere. Kurz darauf war auch die deutsche Bundeswehr mit einem speziellen Flugzeug zur medizinischen Versorgung und einem Krankenhaus ähnlich ausgerüstetes Schiff vor Ort.

Hilfe aus der ganzen Welt

Im am schlimmsten betroffenen Banda Aceh (Indonesien) wurde ein Rettungszentrum aufgebaut, in dem Operationen stattfinden konnten und intensivmedizinische Versorgung gewährleistet war. Auch Trinkwasseraufbereitungsanlagen, Bergungsarbeiten, Vermisstensuche und Opferidentifizierung waren Teil der internationalen Hilfe vor Ort. Fluggesellschaften brachten Hilfsgüter in die Region und flogen Touristen aus. Notunterkünfte, Nahrungsmittel und Hygieneartikel wurden durch Wohlfahrtsverbände und wohltätige Organisationen organisiert. Die Schweiz, Österreich, Frankreich, Griechenland, Japan und die USA beteiligten sich ebenfalls umfassend und tatkräftig an den Hilfsmaßnahmen.

Internationale Organisationen für medizinische Nothilfe entsandten Notfallteams sowie medizinische und hygienische Hilfsgüter in die Krisengebiete. Um alle Vermissten registrieren zu können, wurde eine Datenbank aufgebaut und in Betrieb genommen, jedoch gelang die Registrierung durch Überforderung der Hilfskräfte und daraus resultierende Fehler nur unzureichend. Viele Bürger und Unternehmen auf der ganzen Welt fühlten sich hilflos in Anbetracht des Ausmaßes der Katastrophe und spendeten beträchtliche Geldsummen zur Unterstützung der Menschen und der Arbeiten vor Ort.

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