Atombombe Nagasaki
Der Abwurf der Atombombe über Nagasaki am 9. August 1945 wurde wie auch der Abwurf der Bombe über Hiroshima drei Tage zuvor vom US amerikanischen Präsidenten Harry S. Truman kurz nach den ersten erfolgreichen Atombombentests am 16. Juli 1945 beschlossen und schließlich am 25. Juli 1945 militärisch angeordnet. Die Atombombe von Nagasaki und mit ihr die Atombombe von Hiroshima sind bisher die einzigen Atombomben, die jemals in einem Krieg zum Einsatz kamen. Japan kapitulierte am 2. September 1945, womit der zweite Weltkrieg letztlich endete. Seither sind diese Einsätze von Atomwaffen sehr umstritten.
Vorgeschichte und Vorbereitung
Die US-amerikanischen Streitkräfte hatten 1944 und 1945 zahlreiche kleinere Inseln erobert und näherten sich den japanischen Hauptinseln. Während der ersten Hälfte des Jahres 1945 ging es nur darum, die Ausgangsstellungen für einen späteren Angriff auf die Hauptinseln zu erobern, der dann in der zweiten Jahreshälfte erfolgen sollte.
Außerdem kam Russland seinem Versprechen nach, spätestens 3 Monate nach Ende der Kampfhandlungen in Europa auch an der pazifischen Front einsatzbereit zu sein. Die USA hatten mit Beteiligung britischer Wissenschaftler schon 1941 das Manhatten Projekt ins Leben gerufen und forschten an der Herstellung einer Atombombe. Dieses Programm war hauptsächlich eine Reaktion auf Berichte über das deutsche Uranforschungsprojekt. Im Frühling 1945 war die erste Bombe mit dem Spitznamen Trinity fertig gestellt. Zwei weitere Bomben waren in Arbeit.
Auswahl des Ziels
Da der Krieg in Europa Anfang Mai zu Ende war, sollten die Bomben nun nicht mehr in Deutschland, sondern in Japan eingesetzt werden. Ein Komitee wählte mehrere mögliche Ziele in Japan aus, wobei der Fokus auf Großstädten lag, die bisher nicht bombardiert worden waren. Die Bombardierung sollte ohne Vorwarnung und ohne Rücksicht auf zivile Opfer durchgeführt werden, um die größtmögliche psychologische Wirkung zu erzielen. Die USA hatten den Luftraum über Japan seit Februar 1945 unter ihrer Kontrolle. 60% der japanischen Großstädte waren zerstört, aber der Kampfeswille der Japaner schien ungebrochen zu sein.
Während Japan Anfang Juli in Russland um die Aufnahme der Friedensverhandlungen bat, erfuhr Präsident Truman am 16. Juli, dass der Test mit der Trinity Bombe in der Wüste New Mexicos erfolgreich verlaufen war. Am 25. Juli gab Präsident Truman den Befehl, den Einsatz dieser speziellen Bombe vorzubereiten.
Am 26. Juli forderte Truman die japanische Regierung zur sofortigen und bedingungslosen Kapitulation, was jedoch nur mit Großbritannien, nicht jedoch mit Russland vereinbart war. Russland wollte noch einige Tage warten, bis sein Nichtangriffspakt mit Japan gekündigt wäre. Aber die USA wollten nicht, dass Russland, wie vorher vereinbart, in diesen Teil des Krieges mit einstieg. Die Japaner verweigerten ihre Kapitulation und die USA kündigten die Vernichtung der japanischen Streitkräfte und allgemein von ganz Japan an. Jeder Hinweis auf den Einsatz neuer Atomwaffen wurde jedoch unterlassen. Die japanische Regierung hielt diese Drohungen für die üblichen Drohgebärden der Amerikaner, die sie bereits kannten.
Abwurf der Bombe Fat Man über Nagasaki
Nagasaki war zunächst nicht auf der Liste der möglichen Ziele erschienen. Der Verteidigungsminister der USA setzte sich jedoch dafür ein, dass Kyoto als kulturelles Zentrum Japans verschont bleiben sollte und so gelangte Nagasaki als Ersatz auf die Liste. In Nagasaki war einer der Standorte des Rüstungskonzerns Mitsubishi und zudem waren in Nagasaki mehrere Werften und ein großer Hafen als kriegswichtig einzustufen.
In Nagasaki waren nur wenige Soldaten stationiert. Die Einwohnerzahl lag zwischen 240.000 und 260.000. Die Bombe mit dem Spitznamen Fat Man war auf der Insel Tinian unter Zeitdruck und ohne große Kontrollen und Tests zusammengebaut worden. Es handelte sich um eine Plutoniumbombe mit der Sprengkraft von 22.000 Tonnen TNT. Der Befehl des US Präsidenten lautete, dass die Bomben startklar gemacht werden sollten und ab dem 3. August eingesetzt werden sollten. Die Generäle auf Tinian beschlossen also am 8. August, dass sie so weit waren und beide Bomben nacheinander abgeworfen werden sollten. Wegen schlechten Wetters wurde das Abwurfdatum vom ehemals 11. August auf den 9. vorverlegt.
Probleme bei der Zielbestimmung
Um 2 Uhr nachts startete der Pilot Charles Sweeney mit seinem Bomber und zwei Begleitflugzeugen. Zunächst war sein Ziel die Stadt Kokura, die strategisch ein besseres Ziel war als Nagasaki, weil sich hier deutlich mehr Rüstungsindustrie befand. Kokura lag jedoch unter dichten Wolken und die Sicht war schlecht. Er hatte den Befehl, die Bombe nur auf Sicht abzuwerfen und so brach er den Angriff ab. Sein Benzin ging zu Neige und so flog er das Ausweichziel Nagasaki an, wo es weniger wolkig war. Dennoch befanden sich über den Schiffswerften, die das primäre Ziel waren, viele Wolken.
Wegen Treibstoffmangel und Zeitdruck warf er die Bombe Fat Man schließlich um 11:02 Uhr Ortszeit ungefähr drei Kilometer vom geplanten Ziel entfernt über dicht besiedeltem Gebiet ab. So landete die Bombe etwa zwei Kilometer von ihrem eigentlichen Ziel, dem Mitsubishikonzern entfernt. Etwa die Hälfte des Stadtgebietes von Nagasaki wurde zerstört. Die Explosion ereignete sich etwa 470 Meter über dem Erdboden und zerstörte in einem Umkreis von fast einem Kilometer über 80% aller Gebäude, von denen die meisten einfache aus Holz errichtete Wohnhäuser waren.
Durch die Tatsache, dass Nagasaki in einem Tal liegt, konnten die angrenzenden Berge eine Ausbreitung der Schäden über dieses Tal hinaus verhindern. In einer Entfernung von vier Kilometern noch wurden Objekte durch die Explosion in Brand gesetzt, es kam jedoch nicht zu dem erwarteten Feuersturm. Ein Atompilz von 18 Kilometern Höhe war sichtbar.
Opfer und Folgen des Atombombenabwurfs
Ein Drittel der Bevölkerung von Nagasaki lebte in zwei Kilometern Umkreis von der Stelle, über der sich die Explosion ereignet hatte. In der Innenstadt von Nagasaki starben sofort durch die Explosion 22.000 Menschen. Um die 75.000 Personen wurden verletzt. Innerhalb der vier auf den Abwurf folgenden Monate starben weitere 39.000 Menschen. Nachdem sich die Nachricht dieses verheerenden Bombenabwurfs in Japan verbreitet hatte, war die Bestürzung der Bevölkerung sehr groß. Die größte Angst war die vor einem dritten Bombenabwurf über Tokio. Tatsächlich trafen auf Tinian am 12. August weitere Materialien für eine neue Bombe ein, die innerhalb weniger tage startbereit sein sollte.
Die japanische Regierung verhandelte lang und kontrovers, bis schließlich Kaiser Hirohito ein Machtwort sprach und beschloss, der Potsdamer Erklärung zuzustimmen. Die einzige Forderung der Japaner, die Autorität des Tenno, des japanischen Parlaments solle erhalten bleiben, wurde von den Alliierten übergangen und daraufhin rief das japanische Militär schon zum millionenfachen Selbstmord auf. Der Kaiser schritt erneut ein und entschied sich zur Kapitulation, um nicht noch mehr Leid und Tod über Japan zu bringen. Die Generäle, die zum kollektiven Selbstmord aufgerufen hatten, begingen nach dieser Entscheidung Selbstmord.
Nachdem die kaiserliche Rede ausgestrahlt worden war, erging am 16. August der Befehl an die Truppen, alle Kampfhandlungen einzustellen und die Aliierten erreichten die Bucht von Tokio. Am 2. September wurde die Kapitulation unterschrieben. Für Nagasaki bedeutete das Ende des Krieges, dass hier nun endlich Hilfskräfte aus dem Ausland tätig werden konnten. Die US Armee dokumentierte die Schäden, die die Bombe angerichtet hatte und das internationale Rote Kreuz leistete humanitäre Hilfe. Die Ergebnisse der Studien des Militärs wurden jedoch unter Verschluss gehalten und die Fotos, die von den Japanern gemacht wurden, wurden beschlagnahmt. Erst 1980 wurden verschiedene Dokumente veröffentlicht und lange Zeit wollte das US Militär die Existenz von Strahlenopfern noch Monate nach dem Abwurf verleugnen.
Noch viele Monate nach dem Bombenabwurf starben Zehntausende Menschen an den Folgen der radioaktiven Strahlung. Bis zum heutigen Tag ist die Strahlenbelastung der Gebiete soweit zurück gegangen, dass die nicht mehr über dem Niveau der normalen Hintergrundstrahlung liegt.