Exxon Valdez
Im Dezember 1986 wurde ein Schiff mit der Baunummer 438 von einer Werft in den USA an seinen neuen Eigentümer übergeben und auf den Namen Exxon Valdez getauft. Mit einer Maximalgeschwindigkeit von 16.25 Knoten, das entspricht 30.1 km/h, und mit einer Länge von 300 Metern war die Exxon Valdez zu der damaligen Zeit ein Supertanker. Hergestellt aus 30.000 Tonnen Stahl konnte das Schiff eine Wassermasse von 240.000 Tonnen verdrängen und mit bis zu 235.000 m³ Rohöl beladen werden.
Traurige Berühmtheit erlangten die Exxon Valdez und ihre Eigentümer, als das Schiff am 24. März 1986, gerade einmal vier Monate nach seiner Taufe, auf ein Riff auflief. Dadurch löste das Schiff mit seiner Ladung eine Umweltkatastrophe von bis dahin ungekannten Ausmaßen aus. Obwohl das Schiff nur mit 163.000 Tonnen Öl, statt der möglichen 210.000 Tonnen Öl, beladen war, und „nur“ 37.000 Tonnen Öl ausliefen, wurden doch mehr als 2000 Kilometer der Küste Alaskas verseucht.
Nach der Havarie wurde das Schiff aufwändig über einen Zeitraum von zehn Monaten für 30 Millionen Dollar repariert. Es wurde umgetauft auf den Namen Exxon Mediterranean und wieder in Betrieb genommen. Nachdem 1990 ein neues Gesetz Schiffen, die mehr als 4.000 Liter Öl verloren hatten, das Befahren der Gewässer Alaskas untersagte, befuhr das Schiff Routen in Australien sowie im Fernen und Mittleren Osten. Im Laufe d er Zeit wechselte das Schiff mehrfach seinen Namen, wurde zum Erzfrachter umgebaut und fuhr unter den verschiedensten Flaggen. Und selbst als es schlussendlich in Indien verschrottet werden sollte, machte das Schiff wieder Schlagzeilen, aufgrund der Asbestverseuchung und der Belastung mit Schwermetallen. So endete das Leben des Schiffs genauso, wie es begonnen hatte, nämlich mit einem Umweltskandal.
Wie kam es zu dem Unglück?
Mehrere unglückliche Verkettungen führten zu der Havarie der Exxon Valdez. Unbekannte Gewässer, eine Kursabweichung, schlechtes Wetter, Übermüdung sowie ein Kapitän, der dem Alkohol verfallen war. Nicht zuletzt führte vielleicht auch ein zu großes Vertrauen in die moderne Technik zu dem Unglück.
Schnell wurde der alkoholkranke Kapitän der Exxon Valdez als Schuldiger ausgemacht. Doch wenn auch der Kapitän direkt Schuld an dem Unglück trug, wäre der Vorwurf doch eher den Eigentümern zu machen. Denn sie wussten über die Probleme des Kapitäns Bescheid und hatten ihm dennoch das Kommando über ein hochmodernes Schiff übertragen. Allerdings lag der Kapitän zum Zeitpunkt des Unglücks schlafend in seiner Kammer. Die Wache auf der Brücke hatte der Dritte Offizier, der zum Unglückszeitpunkt stark mit seiner Übermüdung auf Grund eines zu hohen Arbeitsaufkommens und wegen mangelnder Ruhe zu kämpfen hatte.
Vor der Havarie im Prinz William Sund in Süd Alaska war das Schiff von seinem normalen Reiseplan abgewichen, und es war die Aufgabe des dritten Offiziers, das Schiff wieder auf einen sicheren Kurs zurückzuleiten. So war es zumindest mit dem Kapitän abgesprochen. Aus welchen Gründen dies versäumt wurde, konnte nicht mehr nachvollzogen werden. Das Ergebnis ist jedoch allzu bekannt. Die Exxon Valdez lief auf das Bligh-Riff, der einwandige Rumpf riss auf, und etliche Tausend Tonnen Öl verschmutzten die Umwelt.
Rechtliche und umweltwirtschaftliche Folgen der Havarie
Hunderttausende Vögel, Fische und andere Tiere starben an den direkten Folgen des Unglücks und Millionen vergiften sich weiterhin über die Nahrungsaufnahme, weil die Ölreste auch nach über 25 Jahren immer noch nicht abgebaut sind. Zwar konnte dem Kapitän keine Schuld an dem Unglück nachgewiesen werden, dennoch wurde er zur Zahlung von 50.000 US-Dollar verurteilt. Diese Strafe erhielt er für das illegale Ablassen von Öl. Obwohl das Urteil rechtlich unstrittig ist, empfinden die Anwohner der Küste Alaskas und Umweltorganisatoren dieses Urteil als einen Schlag ins Gesicht und viel zu mild.
Der Eigentümer der Exxon Valdez, eine große US-Firma, wurde dagegen in mehreren Prozessen, zu Schadensersatzzahlungen, Wiedergutmachungsleistungen und Geldstrafen in Höhe von knapp zwei Milliarden Dollar verurteilt. Des Weiteren investierte die Firma, auch unter dem Druck der internationalen Aufmerksamkeit, ca. 2.2 Milliarden Dollar in die Säuberungsarbeiten. Im Jahr 1992 wurden die Aufräum- und Säuberungsarbeiten für beendet erklärt. Doch bis heute leidet die Region und mit ihr die Bewohner unter dem Schaden, den das auslaufende Öl damals angerichtet hat.
Auch aus diesem Grunde erließ die US-Regierung nach dem tragischen Unglück der Exxon Valdez mehrere Gesetze, die nicht nur die Umwelt schützen sollen. So dürfen seit 1989 nur noch Öltanker mit einer Doppelhülle die US-amerikanischen Häfen anlaufen.
Konsequenzen für Vorschriften
Des Weiteren müssen seit diesem Zeitpunkt alle neugebauten Tanker auch über eine Doppelhülle verfügen. Dem haben die meisten Länder zugestimmt, so dass die globale Zielsetzung, die ab 2015 nur noch doppelwandige Tanker auf allen Meeren sieht, gute Chancen zur tatsächlichen Umsetzung hat. Doch nicht nur die Öl-Gesellschaft, auch die Küstenwache und die US-Behörden mussten einiges an Kritik einstecken. So funktionierte das Radar nicht, weshalb die Küstenwache den Standort der Exxon Valdez nicht genau kannte. Hätte es vorschriftsmäßig gearbeitet, hätte die Küstenwache die Exxon Valdez wieder auf den richtigen Kurs leiten können.
Zusätzlich war bei der Wachablösung kurz zuvor versäumt worden, die nachfolgenden Crews über das Schiff zu informieren. Mangelnde Informationen, die Versuche, das Unglück kleinzureden und eine regelrechte Hilflosigkeit der Behörden führten ebenfalls zu einer Verschlimmerung der Katastrophe. Denn weder organisatorisch noch hilfstechnisch waren die Behörden auf ein derartiges Unglück mit solchen Ausmaßen vorbereitet. So waren es Freiwillige aus aller Welt und Anwohner, die die Leitung der Erstmaßnahmen organisierten.
Die sogenannten Valdez-Prinzipien
So wie schon bei einigen anderen großen Schiffsunglücken stellte sich durch Untersuchungen heraus, dass es einfach gewesen wäre, diese Ausmaße zu verhindern. Selbst wenn den alkoholkranken Kapitän keine Schuld traf, so hätte er doch nie an Bord eines Supertankers das Kommando haben dürfen. Die Übermüdung des dritten Offiziers kam durch zu hohen Druck der Arbeitgeber zustande. Und schlussendlich hatte die Exxon Valdez nur eine einfache Rumpfwand, obwohl schon Anfang der 1980er Jahre mehrere Untersuchungen ergeben hatten, dass eine doppelte Rumpfwand nicht viel mehr kostet und derartige Unglücke verhindern kann.
So wurden zehn Punkte entwickelt, zu deren Einhaltung sich mehrere große Aktiengesellschaften verpflichtet haben. In diesen Punkten geht es unter anderem um den Schutz der Biosphäre, den maßvollen Umgang mit den natürlichen Rohstoffen, die Reduzierung von Abfällen sowie den effizienten Einsatz von Energie und den Gesundheitsschutz an Arbeitsplätzen.
Des Weiteren beinhalten die Prinzipien die Verpflichtung zur Haftung und zum Schadensersatz sowie Transparenz und Veröffentlichung. Auch Umweltexperten im Management sind ein Teil der Valdez-Prinzipien. Zusätzlich legen die teilnehmenden Firmen jährliche Rechenschaftsberichte vor und sorgen nicht nur für sichere Produkte, sondern auch für den Schutz der Konsumenten. Dennoch wird der Name Exxon Valdez wohl für immer als Synonym einer der schwerwiegendsten Umweltkatastrophen gelten.