Pearl Harbour
Pearl Harbour ist ein Flottenstützpunkt der US-Marine auf Hawaii. Im und vor dem Zweiten Weltkrieg war es der Hauptstützpunkt der amerikanischen Pazifikstreitmacht. Der Name „Pearl Harbour“ ist indes in erster Linie ein Synonym für den Angriff japanischer Flugzeuge am 7. Dezember 1941, der den pazifischen Krieg auslöste, welcher letzten Endes im Abwurf zweier Atombomben auf die Städte Hiroshima und Nagasaki sein grauenvolles Ende nahm. Der Angriff ist in vielen Filmen und Büchern als brutaler Überfall der kriegslüsternen Japaner auf die friedliebenden USA geschildert worden, wobei dies indes nicht der vollen Wahrheit entspricht, obwohl Japan zweifellos imperiale Ansprüche im pazifischen Raum hegte und verfolgte. Um den Angriff ranken sich zudem zahlreiche Verschwörungstheorien.
Der Angriff auf Pearl Harbour und die Vorgeschichte
Bereits in den 1920er Jahren hatte sich angekündigt, dass die hegemonialen Bestrebungen Japans und der USA im pazifischen Raum zu einer Konfrontation der beiden Seemächte führen könnten. Das Washingtoner Flottenabkommen ließ beiden Seiten eine relativ gleich große Streitmacht zukommen; die amerikanische Höchstanzahl von großen Kriegsschiffen war auf dem Papier größer, wobei die USA indes auch Interessen in zwei Ozeanen zu vertreten hatten. Flugzeugträger waren von diesem Abkommen ausgenommen, was Folgen für den Angriff und den Verlauf des Krieges haben sollte. Im Jahr 1937 schließlich fiel Japan in China ein und errichtete das Marionetten-Regime von Mandschuko im Norden des Landes.
Mit diesem Zeitpunkt wurde der US-Regierung klar, dass der japanische Expansionsdrang im eigenen wirtschaftlichen Interesse gezähmt werden musste und Präsident Roosevelt verschärfte den außenpolitischen Kurs dem Kaiserreich gegenüber, was schließlich in einem totalen Ölembargo gipfelte. Da Japan vollkommen von Rohstoffimporten abhängig war, kam dies beinahe einer Kriegserklärung gleich. Für die japanische Führung konnte dies nur bedeuten: Krieg oder ein schmachvolles Eingehen auf Forderungen der Amerikaner, was für das mittelalterliche Denken der japanischen Führungskaste inakzeptabel schien.
Kriegseröffung durch Japan
Japan entschloss sich, den Krieg mit einem ebenso überraschenden wie vernichtenden Schlag zu eröffnen, danach gegen die noch gelähmten Amerikaner und ihre in den Krieg gegen Hitler verstrickten europäischen Verbündeten rasch zu siegen, einen großen Teil des Pazifiks zu erobern und einen Verhandlungsfrieden aus einer Position überwältigender Stärke heraus abzuwarten. Die heimlich ausgelaufene Flotte mit den Flugzeugträgern „Kaga“, „Akagi“, Soryu“, Hiryu“, „Shokaku“ und „Zuikaku“, flankiert von zahlreichen Begleitschiffen und schweren Einheiten, erreichte ihre Angriffsposition vermutlich unentdeckt und startete in den Morgenstunden in mehreren Wellen ihre Flugzeuge.
Der folgende Angriff war in seiner Wirkung enorm erfolgreich: Der große Teil der amerikanischen Schlachtflotte wurde zerstört oder zumindest außer Gefecht gesetzt, mehr als 2.000 US-Soldaten starben und die Japaner konnten in den ersten Monaten des Jahres 1942 tatsächlich große Teile des Pazifiks überrennen, ehe sie schließlich bei Midway und später auf Guadalcanal gestoppt und in die Defensive gedrängt wurden.
Die Folgen
Mit Pearl Harbour wurde aus einem europäischen sowie einem pazifischen Konflikt endgültig der Zweite Weltkrieg: In einem Anfall von totaler Selbstüberschätzung erklärte Adolf Hitler, womöglich beeindruckt vom Umfang des japanischen Erfolgs, den USA den Krieg. Der Verlauf des Zweiten Weltkriegs mit der totalen Niederlage der faschistischen Staaten und des militaristischen Japan wird an anderer Stelle geschildert; nach furchtbaren Kämpfen und dem Einsatz von bemannten Selbstmordflugzeugen (Kamikaze) beendeten letztlich die Atombomben den für Japan ohnehin längst vollkommen aussichtslosen Konflikt und läuteten damit ein neues Zeitalter ein: Das Zeitalter, in dem die Menschheit in der Lage ist, sich selbst in Sekundenschnelle zu vernichten.
Da gegen Ende der Kampfhandlungen auch die Sowjetunion Japan noch den Krieg erklärte, kam es darüber hinaus zu einigen territorialen Annexionen, welche bis heute für Streit sorgen, da die Sowjets einige zu Japan zählende Kurilen-Inseln besetzten, die bis heute von Russland für sich in Anspruch genommen werden. Auch zwischen Japan und China sowie Japan und Korea sind noch nicht alle Besitzfragen verschiedene Inseln betreffend geklärt. Die USA sind heute unbestritten die Vormacht im Pazifik, wobei eine Bedrohung dieser Stellung eher von China als von Japan aus zu erwarten ist. Die USA unterhalten Stützpunkte auf japanischem Gebiet (Okinawa), treten dort heute allerdings eher als Schutz- denn als Besatzungsmacht auf.
Verschwörungstheorien
Es wird seit langer Zeit vermutet, dass die Amerikaner von dem japanischen Überfall in Wirklichkeit nicht überrascht waren. Es wird spekuliert, dass Roosevelt und seine Militärs Pearl Harbour „opferten“, da der Präsident den noch immer isolationistisch eingestellten Kongress ohne eine feindliche Aggression nicht zu einer Kriegserklärung gegen Japan und vor allem Hitler-Deutschland hätte bewegen können.
Als Begründung für solche Theorien wird unter anderem herangezogen, dass amerikanische Agenten bereits vor Pearl Harbour Teile des diplomatischen Codes der Japaner entschlüsselt hatten und daher wussten, dass japanische Unterhändler von der kaiserlichen Regierung beauftragt worden waren, zum Schein mit den Amerikanern zu verhandeln, obwohl der negative Ausgang der Gespräche bereits feststand. Zudem waren am Tag des Angriffs ausgerechnet die Flugzeugträger der amerikanischen Pazifikflotte nicht in Pearl Harbour, da sie sich auf einem Manöver befanden.
Aggressive Erstschläge Japans keine Seltenheit
Es wird behauptet, man habe die wertvollsten Schiffe in Sicherheit gebracht und den Japanern einen eher wertlosen Köder ausgelegt. In der Tat ist es rückblickend kaum vorstellbar, dass die Amerikaner vollständig von den Ereignissen überrascht wurden: Der amerikanische Geheimdienst wusste, dass die kaiserliche Flotte sich nicht in ihren Häfen befand. Die Geschichte der japanischen Kriegführung, etwa im japanisch-russischen Krieg von 1904-05, belegte zudem deren Neigung zu einem aggressiven Erstschlag.
Dazu soll ein amerikanisches Uboot die japanische Flotte gesichtet haben, was indes nicht belegt ist, ebenso wie die Behauptung, Radargeräte auf Hawaii seien mit Absicht außer Betrieb gewesen und Sichtungsmeldungen seien mit Absicht verzögert oder gar nicht weiter gegeben worden. Die USA sind das Mutterland der Verschwörungstheorie und so nimmt es nicht Wunder, dass auch hinter dem Angriff auf Pearl Harbour finstere Machenschaften einer unheimlichen Verschwörung gesehen werden.
Inwieweit die USA tatsächlich überrascht wurden, ob sie womöglich schlicht die Wucht des japanischen Angriffs unterschätzten oder ob sie sich für unangreifbar hielten, wird sich wohl niemals klären lassen: Sämtliche Dokumente, welche hierüber Auskunft geben könnten, sind auf unbestimmte Zeit unter Verschluss.