Auswirkungen der Globalisierung auf die deutsche Wirtschaft
Die Globalisierung wirkt sich auch auf die deutsche Wirtschaft aus. Der Konsument wiederum fördert diese Prozesse durch den Kauf von Waren. So stellen hierzulande unzählige Produkte das direkte Resultat der Globalisierung dar. Günstige Sportschuhe aus China, billige Lederjacken aus der Türkei und erschwingliche Kiwis aus Neuseeland bilden nur die Spitze dieses Eisbergs. Diese und unzählige weitere Produkte gliedern sich durch ihre günstige Preisstruktur optimal in die beliebte Billig-Mentalität der deutschen Konsumenten ein. Es ist per se fraglich, ob dies nun einen Vorteil oder einen Nachteil der Globalisierung darstellt. Faktisch betrachtet sind die aus globalen Verflechtungen auf dem deutschen Markt platzierten Produkte vor allem eines: billig.
Stellt man diesem Prozess die durchschnittliche Arbeitszeit entgegen, die ein Konsument aufwenden muss, um die entsprechenden Produkte zu erwerben, so werden die Auswirkungen der Globalisierung auf die deutsche Wirtschaft sehr deutlich. 1960 musste ein Durchschnittsbürger noch über 350 Stunden arbeiten, um ein Fernsehgerät von seinem in dieser Zeit verdienten Lohn zu erwerben. 2005 wiederum waren nur noch etwas über 30 Stunden hierfür erforderlich. (Vgl. Stern-TV: 2006) Vor dem Hintergrund des technologischen Fortschritts und der Verbesserung der Endgeräte in den dazwischenliegenden 45 Jahren erscheint diese Entwicklung geradezu perfide.
Outsourcing in Billiglohnländer
Fakt ist: die Globalisierung beginnt beim durchschnittlichen Bürger und endet auch bei diesem. Das Interessante sind jedoch die methodischen Verflechtungen der involvierten Systeme. Es ist schon lange kein Geheimnis mehr, dass Unternehmen die Produktion von Gütern und sogar die Herstellung von Lebensmitteln in Billiglohnländer auslagern. Die Ökonomie kennt diese Entwicklung schon lange unter dem Begriff des Outsourcings.
Das Prinzip dahinter klingt einfach, hat aber weitreichende Folgen: die Arbeiter, aber auch die Lohnnebenkosten und die Fixkosten der Herstellung sind in vielen Regionen der Welt um ein Vielfaches günstiger, als in Deutschland. Das verfügbare „Humankapital“ erscheint in einigen Regionen sogar grenzenlos, was es internationalen (Handels-)Konzernen ermöglicht, Margen zu erwirtschaften, die deutlich über jenen liegen, die hierzulande realisierbar sind. Selbst inklusive Transport- und Importkosten liegen via Outsourcing auf den deutschen Markt gebrachte Produkte weit unter dem Preisniveau, das für eine Herstellung in Deutschland erforderlich wäre. Hinzu kommt der Fakt, dass viele Produkte und Waren nur in anderen Teilen der Welt herstellbar sind. Für den Konsumenten scheint dies auf den ersten Blick absolut vielversprechend.
Problematik des Outsourcing
Problematisch an dieser Entwicklung ist jedoch, dass Arbeitsplätze in Deutschland abgebaut und je nach Bedarf in andere Länder ausgelagert werden oder sogar gar nicht erst in Deutschland entstehen. Hierdurch wiederum entstehen multinationale Firmen, die von Deutschland aus kontrolliert werden, deren Steuern und Gewinne aber im Ausland anfallen. Viele Konzerne sichern durch die inländische Verwaltung in der Bundesrepublik das Qualitätsniveau und generieren durch diverse Steuersparmodelle sogar hierzulande Verluste, obwohl eigentlich horrende Gewinne erwirtschaftet werden. Hierdurch wiederum erhalten sie Subventionen durch die Bundesrepublik oder die EU und profitieren durch geschicktes Wirtschaften gleich mehrfach und vor allem international von ihren Outsourcing-Konstrukten.
Im Schatten dieser Entwicklung steht der eigentliche Gewinner: der Durchschnittsbürger. Während ein Teil dieser Kohorte von den billigen Preisen profitiert und sich regelrecht über günstige Angebote freut, verlieren andere ihre Arbeitsplätze oder finden gar keine Anstellung. Dies wiederum belastet das deutsche Sozialsystem nachhaltig. Makroökonomisch betrachtet stellt sich daher die Frage, ob – unter Abwägung aller Kosten und Folgekosten – diese Form der Globalisierung wirklich ein Gewinn für Deutschland darstellt.
Quantität statt Qualität
Das Kredo „Made in Germany“ steht jedoch grundsätzlich nicht für Quantität, sondern für Qualität. Vor diesem Hintergrund ist es sehr gut nachvollziehbar, dass viele Unternehmen, die auf das Outsourcing gesetzt haben, ihre Produktionsstätten zurück nach Deutschland verlagern. Nicht selten waren die Qualitätseinbußen nicht mit den Ansprüchen vereinbar, die der Verbraucher an die Produkte „aus Deutschland“ gestellt hat. So verwundert es nicht, dass sich Deutschland als Standort für Forschung und Entwicklung, aber auch für produktive Unternehmen als einer der Qualitätsstandorte weltweit bewährt. Dieser Umstand wiederum hat auch dazu beigetragen, dass Deutschland gestärkt aus der Wirtschaftskrise herausgeht und nicht nur im gesamteuropäischen Vergleich als höchst innovativer Qualitätsstandort hervorsticht.
Die hieraus resultierenden Tendenzen ändern freilich nichts an dem Umstand, dass auch Deutsche gerne Kiwis essen.