Bedeutung Globalisierung
Seit einigen Jahren wird der Begriff Globalisierung immer häufiger in den Medien erwähnt. Die Verschmelzung der Volkswirtschaften der Nationalstaaten, der Prozess, der meist mit Globalisierung gemeint ist, zeigt sich zum Beispiel daran, dass der weltweite Warenexport seit 1960 bis heute um das Fünfzehnfache anwuchs, während sich die Zahl der Personen- und Frachtkilometer im internationalen Luftverkehr von 1950 bis heute mehr als verhundertfachte. Diese Zahlen belegen eindrucksvoll, dass die Globalisierung längst ein Prozess geworden ist, der fast jeden Bürger betrifft und zum festen Bestandteil des Alltags geworden ist.
Wie zeigt sich Globalisierung im täglichen Leben?
Im Grunde genommen ist kein Gebiet davon ausgenommen. So ist es zum Beispiel für die meisten Deutschen inzwischen selbstverständlich geworden, im Supermarkt immer frisches Obst und Gemüse vorzufinden, gleich zu welcher Jahreszeit. Möglich ist das nur durch die Globalisierung.
Wenn auf der nördlichen Halbkugel der Erde Winter ist, genießt die südliche Hemisphäre den Sommer. Obst und Gemüse aus Neuseeland, Chile, Südafrika und anderen Ländern bereichern dann das Angebot. Zwar verbraucht der Transport dieser Produkte relativ viel Energie, andererseits jedoch reifen die landwirtschaftlichen Erzeugnisse in ihren Anbauländern im Freiland, während beispielsweise in Europa Gemüse im Winter unter Glas angebaut werden muss, was ebenfalls viel Energie benötigt.
Globalisierung in der Industrie
In der Produktion zeigt sich die Globalisierung in mehreren Formen. So wurden viele Zweige der Leichtindustrie, insbesondere die Textil- und Bekleidungsindustrie aus den Industriestaaten in Entwicklungsländer oder Schwellenländer verlagert, da diese Industriezweige sehr arbeitsintensiv und in den weniger entwickelten Staaten die Lohnkosten geringer sind. Dieser Verlust wird aber dadurch ausgeglichen, dass im selben Zeitraum allein in Deutschland hunderttausende neue Arbeitsplätze im Maschinenbau oder Hightech Industrien entstanden.
Ein gutes Beispiel dafür ist die Nutzung der Windenergie, die durch die Energiewende der Bundesregierung gefördert wird. Inzwischen sind Windkraftanlagen „Made in Germany“ weltweit zu einem begehrten Exportschlager geworden und sichern zahlreiche Arbeitsplätze in Deutschland. Nach den USA und China steht Deutschland bei der Nutzung der Windenergie an dritter Stelle. Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien schaffen nicht nur Arbeitsplätze in den Industrieländern, sondern helfen dabei, den Ausstoß von Kohlendioxid zu verringern und damit aktiv etwas gegen die Erderwärmung, eine andere Folge der Globalisierung, zu unternehmen.
Globalisierung beim Reisen
Auf kaum einem anderen Gebiet zeigt sich die Bedeutung der Globalisierung so sehr wie beim Reisen. Was einst für die Bürger der DDR nur ein Traum war („ohne Pass und ohne Visa von Stockholm bis Pisa“), ist heute schon längst selbstverständlich geworden, ja der Prozess geht sogar noch weiter.
Im geeinten Europa verschwindet die Bedeutung nationaler Grenzen immer mehr und die Menschen können sich freizügig bewegen. Das trifft nicht nur auf Urlaubsreisen zu, sondern auch auf längere Aufenthalte, um beispielsweise im Ausland zu arbeiten und zu leben. Dieser Prozess ist wechselseitig. Menschen kommen aus dem Ausland, um in Deutschland zumindest vorübergehend zu arbeiten und zu leben, während gleichzeitig mehr und mehr Deutsche ihr Glück im Ausland versuchen. Das betrifft alle Generationen, nicht nur junge Menschen. So folgen mehr und mehr Rentner dem Beispiel der Zugvögel und überwintern in wärmeren Gefilden, in denen der deutsche Winter mit seinem nasskalten Schmuddelwetter unbekannt ist.
Nicht zufällig gehören Dokumentationen, die sich mit den Erlebnissen und Erfahrungen von Deutschen im Ausland beschäftigen, zu den beliebtesten Sendungen im Fernsehen. Diese Entwicklung wird durch die Europapolitik begünstigt, die unter anderem die Bedeutung der Rechte und Pflichten ausländischer Mitbürger innerhalb der EU auf eine einheitliche Basis stellt. Dadurch werden EU-Bürger auf den meisten Gebieten rechtlich mit Einheimischen gleichgestellt. Dieser Prozess dehnt sich mehr und mehr auch auf Länder außerhalb der EU aus. Die Zahl der Staaten, die bei der Einreise ein Visa verlangen, geht mehr und mehr zurück und trägt damit dazu bei, dem Vorgang der Globalisierung umfassende Bedeutung zu verleihen.
Welche Prozesse fördern die Bedeutung der Globalisierung?
Dazu tragen mehrere Faktoren bei, die teils technisch, teils gesellschaftlich bedingt sind. Sehr wichtig für die Globalisierung ist die Verbreitung der englischen Sprache als universelles Medium der Kommunikation. Zwar wird Englisch als Muttersprache nur von relativ wenigen Menschen gesprochen (im Vergleich zu Chinesisch), trotzdem erlangte es eine ähnliche Bedeutung als Weltsprache wie Latein in der Antike, da Englisch von Milliarden von Menschen in aller Welt als Fremdsprache gesprochen wird. Fast immer und überall kann man sich auf Englisch verständigen.
Ein weiterer Vorgang, durch den die Globalisierung an Bedeutung gewinnt, ist die Standardisierung, ein Prozess, der zunächst mit der Vereinheitlichung von Maßen und Gewichten begann und sich mit der Normung technischer Produkte fortsetzte. So kann man zum Beispiel einen Computer fast überall einsetzen, gleich wo er produziert wurde.
Globalisierung und Internet
Kaum ein anderer Vorgang hat die Bedeutung der Globalisierung so sehr gefördert wie das Internet. Das Internet an sich ist ein globales Medium. Es kennt weder nationale Grenzen noch Zensur oder Beschränkungen. Es ermöglicht den Menschen nicht nur, nahezu kostenlos live mit anderen auf der entgegengesetzten Seite der Erdkugel zu kommunizieren, es stellt auch Informationen in einem Umfang zur Verfügung, die früher nicht für möglich gehalten wurde.
So gibt es heute weltweit fast 2,5 Milliarden Menschen, die regelmäßig im Internet surfen. Das sind mehr als 30 Prozent der Weltbevölkerung. Daneben existieren mehr als 3 Milliarden E-Mail Konten, das bedeutet, fast jeder zweite Mensch besitzt eine Emailadresse. Im World Wide Web sind aktuell knapp 600 Millionen Webseiten registriert, von denen in den letzten 12 Monaten allein 200 Millionen dazu kamen. Dieser Prozess ist noch lange nicht abgeschlossen, da besonders in den Entwicklungsländern die Internetnutzung enorm rasch zunimmt und mit seinen Möglichkeiten der Information und Bildung große Bedeutung für die Entwicklung der Länder hat.
Die Freiheit der Information im Internet besitzt große Bedeutung für die Verbreitung der Demokratie, da es beispielsweise mit modernen technischen Hilfsmitteln wie Smartphones auch Laien möglich ist, via Internet selbst aus entlegenen Krisengebieten zu berichten und Informationen zu empfangen. So wurde zum Beispiel über die Ereignisse des arabischen Frühlings in den verschiedenen Ländern zuerst und live in sozialen Medien im Internet berichtet.
Die Globalisierung ist unumkehrbar
Längst ist der Prozess nicht mehr aufzuhalten. Eine Umkehr würde beinahe der Rückkehr ins Mittelalter oder der frühen Neuzeit gleichkommen. Ob die Bedeutung der Globalisierung eher positiv oder negativ ist, hängt von den individuellen Umständen der betroffenen Menschen ab. Die meisten von ihnen erfahren im Alltag sowohl positive als auch negative Effekte. Globalisierung ermöglicht beispielsweise bei Katastrophen schnell internationale Hilfsprojekte zu organisieren, fördert jedoch unter anderem die weltweite Verbreitung von Infektionskrankheiten, sogenannter Pandemien. Diese duale Natur findet man nicht nur bei der Globalisierung, sondern auch bei anderen Vorgängen oder Prozessen (Fluch und Segen).