Definition Globalisierung
Die Globalisierung ist ein Prozess, bei dem weltweite Beziehungen in zahlreichen Ebenen intensiviert werden. Dabei entsteht eine globale Verflechtung in Bereichen wie Wirtschaft, Politik, Kultur und Umwelt. Andere Bezeichnungen sind Mondialisierung (aus dem Französischen) sowie Entnationalisierung. Bei letzterer Bezeichnung wird der Verlust von Macht und Bedeutung des einzelnen Nationalstaates betont. Seit Mitte der 80er Jahre sprechen Wissenschaftler von der Vernetzung der gesamten Welt in wirtschaftlicher, kultureller und politischer Hinsicht, der Globalisierung.
Gleichbedeutend ist der an den französischen Begriff für Erde angelehnte Begriff Mondialisation (französisch „Monde“ = Erde), welcher jedoch nur sehr selten Anwendung findet. Vereinzelt ist auch von der sogenannten Ent- oder Denationalisierung, also der Abkehr von den Nationalstaaten, die Rede. Von Beginn an ist der Begriff zum großen Teil negativ belegt. So werden häufig die Gefahren und Nachteile einer globalen Weltanschauung in den Vordergrund gestellt, ohne den Nutzen zu beleuchten.
Globalisierung – Phänomen der Neuzeit?
Schon bei der Findung eines Entstehungszeitpunktes herrscht Uneinigkeit unter den Wissenschaftlern. Der wohl plausibelste Ansatz ist der, die Globalisierung nicht als plötzliches Ereignis, sondern als ständig währenden Prozess zu betrachten, der Mitte des 19. Jahrhunderts seinen Anfang fand. Mit den damals entstehenden, jungen Handelsverflechtungen wandelten sich die einzelnen Staaten zu einem Netzwerk mit gegenseitiger Unterstützung, Abhängigkeit und Konkurrenz.
Seither verläuft, je nach politischer, kultureller oder wirtschaftlicher Situation die Globalisierung in einzelnen Wellen bis zur vollständigen, nun auch digitalen, Vernetzung. Einzelne Historiker sehen auch in den Verflechtungen frühster Menschheitsgeschichte Elemente einer globalisierten Zivilisation. Weitgehend einig ist man sich indes, dass das Phänomen nicht erst mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges entstand.
Wirtschaftliche Globalisierung
Der Grundgedanke einer wirtschaftlichen Vernetzung verschiedener Gesellschaften liegt auf der Hand. War es zu Beginn die Notwendigkeit, Produkte zu importieren, die im eigenen Land nicht oder in zu geringer Anzahl verfügbar waren oder der eigene Überschuss, der gewinnbringend ausgeführt werden konnte, ist das Phänomen heutzutage weitaus komplizierter.
Zahlreiche Institutionen, Gerichte und Vereine bemühen sich, die Wirtschaft weltweit zu vernetzen und fairen Handel zu erreichen. Mit 197 Staaten erwirtschaften allein die Mitglieder der Welthandelsorganisation (WTO=World Treaty Organisation) 90 % des Welthandelsvolumens. Zu keiner Zeit emigrierten so viele Menschen in der Hoffnung auf bessere Arbeits- oder Lebensbedingungen. Nie wurden so viele internationale Flugkilometer für geschäftliche oder private Reisen absolviert. Nie war die weltweite Kommunikation in Echtzeit schneller und einfacher als im 21. Jahrhundert.
Die Globalisierung ist im wirtschaftlichen Bereich unaufhaltsam fortgeschritten. Neben stofflichen Gütern findet sich aber auch die gesamte Produktion an sich unter dem Dach der Globalisierung wieder. Geringere Löhne oder Steuern, lockere Arbeitsschutzgesetze und belastbarere Arbeitskräfte führen zum weitverbreiteten Outsourcing (=Auslagerung) ganzer Unternehmenszweige. So können die Produktionskosten erheblich gesenkt und die Konkurrenz nachhaltig geschwächt werden.
Ein unüberschaubares Terrain weltweiter Verflechtung, die erst jüngst für erhebliche Umbrüche und zahlreiche tragische Schlagzeilen sorgte, ist die Welt der Finanzen. Das Bankenwesen und die Börsen sind auf internationalen Handel angewiesen und erliegen regelmäßig den teils willkürlichen und höchst emotionalen Einflüssen großer und kleiner Aktionäre. Der Zusammenbruch eines großen Teils der amerikanischen Finanzwelt führte in den letzten Jahren zu schweren, weltweiten Folgen, wobei das Ende noch nicht in Sicht ist.
Katastrophen dieser und anderer Art zeugen bei allem Unheil aber auch immer wieder die Vorteile internationaler Zusammenarbeit. Ohne die Hilfe der europäischen oder internationalen Gemeinschaft wären Länder in der Finanzkrise oder nach schweren Naturkatastrophen dem Untergang geweiht.
Weltweit vernetzt und ganz allein
Nach dem Agrar- und dem Industriezeitalter stehen die Verbreitung von Wissen und die Informationstechnologie seit den 80er Jahren im Vordergrund; das digitale Zeitalter hat begonnen. Unternehmen investieren Unsummen in die Sicherung ihres Wissens und die Schäden durch Industriespionage belaufen sich jährlich auf mehrere Milliarden Euro. Der Zugriff auf jegliche Art digitaler Ressourcen und dem Wissen dieser Welt vereinfacht große Teile der Forschung und Bildung und schlussendlich auch den Alltag jedes Einzelnen.
Er birgt aber auch enorme Risiken und Abhängigkeiten. Nicht zuletzt eröffnet sich ein vollkommen neues Feld moderner Erkrankungen hauptsächlich im Bereich der Sucht und Depression. Zahlreiche Individuen sind permanent vernetzt und doch allein.
Politische Globalisierung
In einer Welt, in der einzelne Staaten in intensiven Handelsbeziehungen mit anderen stehen, wird es erforderlich, über die nationalen Regelungen hinaus globale Verbindlichkeiten aufzustellen. Ein gemeinsamer Handel läuft keinesfalls nur harmonisch und einvernehmlich ab. In erster Linie bestimmen Konkurrenzdenken und Habgier das Geschäft und es wird unabdingbar, von behördlicher Seite aus mit entsprechenden internationalen Verträgen zu intervenieren. Inzwischen dürften weit über 30.000 dieser Verträge existieren.
Doch der Handel und die Produktion müssen nicht nur koordiniert und überwacht werden. Es bedarf auch einer Eindämmung und Verlagerung, wenn das Allgemeinwohl oder das Ökosystem in Mitleidenschaft gezogen wird. So ist es undenkbar, dass das Aussterben zahlreicher Tierarten, die Vergrößerung des Ozonloches oder die Verkleinerung des Regenwaldes allein durch einzelne Staaten aufgehalten werden kann. Nur die Zusammenarbeit und regelmäßige Treffen (sogenannte Klimagipfel) schaffen hier Abhilfe, wenngleich sie wegen Ineffektivität regelmäßig in der Kritik stehen.
Zu den staatlichen Organen stoßen starke Nichtregierungsorganisationen wie Greenpeace oder WWF, die ihrerseits ebenfalls vernetzt tätig werden und zuverlässig große Erfolge erzielen oder Missstände medienwirksam aufdecken. Auch nationales Strafrecht stößt nicht zuletzt an seine Grenzen, wenn Täter international agieren oder gemeinsam in verschiedenen Staaten Verbrechen begehen. Insofern erfordert eine globalisierte Gesellschaft schlagkräftige, internationale Strafverfolgungsbehörden und eine enge Zusammenarbeit der Nationalpolizei.
Kulturelle Globalisierung
Ein Volk zeichnet sich durch eine gemeinsame Kultur, Sprache und oft auch Religion aus. In Zeiten globalen Austausches, massiver Völkerbewegung und uneingeschränkter Reisefreiheit verwischen die Grenzen zusehends. Meist werden die Auswirkungen als positive Bereicherung empfunden. So lassen sich auf der ganzen Welt Restaurants mit exotischen Speisen finden und auf allen Bühnen finden Musik und Kunst aus aller Welt zahlreiche Zuschauer.
Häufig werden die Einflüsse der führenden, meist westlichen, Industrienationen aber auch kritisch bewertet. Kleineren Kulturen wird nicht selten westliches Flair übergestülpt, die eigene Sprache und jahrhundertealte Traditionen verlieren an Bedeutung und ein kultureller Einheitsbrei weitet sich aus. Insofern ist für viele Wissenschaftler nicht die Vereinheitlichung, sondern die Koexistenz verschiedener kultureller Einflüsse das anzustrebende Ziel. Doch diese Idee stößt regelmäßig an seine Grenzen. Immer dann, wenn Kultur oder Religion auf andersartige Werte trifft, kommt es nicht selten zum Streit, zum Teil handfest, zum Teil vor Gericht. Regelmäßig befassen sich beispielsweise hohe Gerichte mit der Frage, ob religiöse Vorstellungen über dem Anspruch des Staates stehen, Kinder in Schulen nach bestimmten Vorgaben zu unterrichten.
Globalisierung bietet aber in kaum einem anderen Bereich so viele Chancen, wie im kulturellen. So wurden exemplarisch die Rolle der Frau in zahlreichen Nationen deutlich gestärkt und patriarchische Herrschaftsformen geschwächt. Gleichzeitig tendiert der Westen aber zusehends dazu, bestimmte Lebensweisen und vor allem Arbeitsbedingungen des Ostens zu adaptieren, was zu einer Verbesserung der Verhältnisse hierzulande führt.
Zwiespältig ist die Globalisierung der Sprache zu betrachten. Unangefochten steht Englisch als Weltsprache an Platz eins und breitet sich weiter aus. Das führt unweigerlich zu einer Vernachlässigung der Nationalsprache und zu unfreiwilligen Vermischungen. Immer wieder werden englische Begriffe, die als besonders modern gelten, anstelle muttersprachlicher Worte gewählt oder direkt der Muttersprache angepasst.
Uneingeschränkte, globale Welt?
In einer Welt in der jederzeit überall, Geld, Güter und Wissen verfügbar scheinen, existieren auf den ersten Blick keinerlei Hemmnisse für eine zunehmende Globalisierung. Doch auch aktuell bilden Visumspflichten, Zölle, Importkontingente oder Ausfuhrsubventionen stabile Gegenläufer. Als Ausnahme zum Trend der Vernetzung blieb die Bildungspolitik bis weit in die Neuzeit ein rein nationales Thema. Schulabschlüsse, Berufsausbildungen oder Studien wurden nur selten in anderen Staaten anerkannt.
Erst Entwicklungen wie der Bolognaprozess führen zu einer Annäherung der Nationen im Bildungssektor. In jedem Land zeigen sich als aktive Bewegung gegen die Globalisierung Tendenzen, die lokalen Besonderheiten zu fördern und zu erhalten. Viele Kulturvereine oder Bürgerinitiativen schützen wichtige Güter vor der Ausbeutung durch kommerziellen Tourismus.
Ursprüngliche Bedeutung: Verflechtung der Märkte
Der Begriff der Globalisierung entstand bereits um 1944, doch erst ein ehemaliger Professor der Harvard Business School, Theodore Levitt, prägte den Begriff im heutigen Sinne mit seinem Artikel »The Globalization of Markets«. Die Globalisierung bringt eine Verflechtung der Weltmärkte mit sich, durch die es auch zu weltweiter Arbeitsteilung und Konkurrenz kommt. Dadurch geht die Bedeutung der nationalen Märkte immer weiter zurück.
Globalisierung heute
Das moderne Verständnis von Globalisierung geht jedoch weit über die Marktverflechtung hinaus. Es gibt verschiedene Dimensionen der Globalisierung, die alle Lebensbereiche der Menschen betreffen. So gibt es neben der wirtschaftlichen Globalisierung vor allem eine politische und eine kulturelle. Kulturelle Vielfalt ist ein Ausdruck der globalisierten Welt ebenso wie die Zunahme von internationalen Entscheidungen in der Politik.
Die globalisierte Politik ist nötig, da heute insbesondere Probleme wie Umweltschutz oder Terrorismus nicht mehr auf nationaler Ebene bekämpft werden können. Nur durch internationale Kooperation und multilaterale Prinzipien kann diesen Problemen begegnet werden.
Ursachen der Globalisierung
Die Ursachen dieses Trends der weltweiten Verflechtung in allen Bereichen liegen vor allem im technischen Fortschritt. Die modernen Kommunikationstechnologien ermöglichen heute einen weltweiten Informationsaustausch in kürzester Zeit, durch die Entwicklung im Transportwesen sowie computergestützte Logistik können Unternehmen überall auf der Welt die für sie günstigsten Produktionsstandorte wählen. Diese multinationalen Unternehmen treiben den Prozess der Globalisierung daher auch immer weiter voran.
Kritik am Globalisierungsprozess
Die Globalisierung scheint zwar ein unaufhaltbarer Prozess zu sein, doch bleibt dieser nicht ohne Gegner. Die Globalisierungskritiker weisen immer wieder auf die negativen Folgen hin, die vor allem die wirtschaftliche Globalisierung mit sich bringt: Besonders Entwicklungsländer hätten unter dem erhöhten wirtschaftlichen Konkurrenzdruck zu leiden.
Auch die Umweltzerstörung, beispielsweise durch das erhöhte Verkehrsaufkommen, wird stark kritisiert. Für nationalistische Gruppierungen stellt der Macht- und Bedeutungsverlust der Nationalstaaten ein grundsätzliches Problem der Globalisierung dar.