Die Globalisierung in der Landwirtschaft
Die Begrifflichkeit der Globalisierung hat mittlerweile seit vielen Jahren Einzug in den Alltag der Menschen genommen. Nicht selten wird dieser Begriff mit einem negativen Aspekt oder sogar mit einer ablehnenden Haltung verbunden. Um sich ein wertfreies Bild von der Globalisierung zu machen, bedarf es konkreter und vor allen Dingen objektiver Anhaltspunkte.
Um zu einer Erläuterung der landwirtschaftlichen Globalisierung zu kommen, bedarf es im Voraus einer generellen Definition des Begriffes Globalisierung. Das Wort Globalisierung entstammt ursprünglich den Sozialwissenschaften. Es ist entgegen vielen Meinungen keine Begrifflichkeit der neueren Zeit. Einigen Quellen zufolge wurde dieses Wort schon im Jahre 1944 zum ersten Mal benutzt. Auch im englischsprachigen Raum hält die Globalisierung Einzug. Im Jahre 1961 erscheint zum ersten Mal das Wort Globalization in einem englischsprachigen Lexikon. Der Begriff der Globalisierung wurde durch den US-amerikanischen Trend-Researcher, also Trendforscher, John Naisbitt eingebracht. Dieser beschrieb in seinem Buch Megatrends, welches 1982 veröffentlicht wurde, am Beispiel der Automobilindustrie die Funktion der Globalisierung. John Naisbitt gilt damit als Erfinder des Begriffs.
Dass die Globalisierung nun jedoch keine Erfindung des 21. Jahrhunderts ist, zeigt sich schon an den Handelstätigkeiten im Mittelalter. In der dort endenden Zeitära war der Augsburger Kaufmann Jakob Fugger tätig, der über die Grenzen seines Landes hinaus mit Waren und Finanzen handelte. Damit sind also schon dort Ansätze der Globalisierung auszumachen. Im Folgenden wird die Globalisierung der Landwirtschaft etwas näher beleuchtet. Denn auch auf diesem Sektor hat eine Wandlung eingesetzt, nicht nur im Bereich von Industrie und Handel.
Landwirtschaftliche Tätigkeiten und Globalisierung – keine gegensätzliche Option
Die landwirtschaftlichen Betriebe sind in einem stärkeren Maße von der Globalisierung betroffen, als es gemeinhin vielleicht angenommen wird. Landwirtschaft, so wie sie noch vor etwa zehn Jahren stattfand, ist heutzutage so nicht mehr durchführbar. Mit dem Industriezeitalter setzte auch in der Landwirtschaft die Arbeitsteilung ein. So wird zum Beispiel künstlicher Dünger industriell produziert, von der Landwirtschaft benötigtes Saatgut wird von großen Saatgutmittelunternehmen erzeugt.
Auch die Schlachtung der Tiere, wie Kühen oder Schweinen, wird teilweise ausgelagert. Geschlachtet wird nicht mehr im landwirtschaftlichen Betrieb sondern in Schlachthäusern. Das ist nun nicht unbedingt ein Nachteil per se für die Landwirtschaft, wie von einigen Gegnern der Globalisierung auch auf diesem Feld behauptet wird. Wird nun dieser Teil der Landwirtschaft verlegt, bleibt beispielsweise Zeit für andere, spezialisierte Aufgabenstellungen.
Globalisierung in der industriellen Landwirtschaft
Durch die Verlagerung von Tätigkeiten der früheren Landwirtschaft auf industrielle Sektoren (Saatgutproduzierung etc.), erfuhr dieser Zweig der Landwirtschaft einen Aufschwung. Die Länder, die diese Produkte erzeugen, können diese nun immer mehr in andere Länder exportieren. Der freie Marktzugang zu den Märkten dieser Länder wurde damit immer mehr erweitert. Diese Vorgehensweise hat schon der Nationalökonom David Ricardo, ein Engländer, im 19. Jahrhundert propagiert.
Danach sollte ein einzelnes Land in der Landwirtschaft keine reine Selbstversorgung mit seinen Produkten anstreben, sondern Erzeugnisse für den allgemeinen Markt herstellen. Dabei soll darauf Wert gelegt werden, dass es sich um Erzeugnisse handelt, die mit geringeren Produktionskosten erzeugt werden können als in anderen Ländern. Werden diese Erzeugnisse der Landwirtschaft auf den Märkten vertrieben, kann das Erzeugerland auf dem Markt wiederum mehr von benötigten anderen Erzeugnissen einkaufen, als dieses selbst herstellen kann. So kann man schon zu Ricardos Zeiten von einer Globalisierung der Landwirtschaft sprechen.
Großbritannien war von Importen der Nahrungsmittel abhängig. Dort erfuhr diese Theorie von Ricardo einen großen Zuspruch. Die Nahrungsmittel-Exporteure hielten sich etwas zurück, da diese davon ausgingen, dass die Landwirtschaft ja auch in großem Maße von den Wetterbedingungen abhängig ist. Deshalb ist die Landwirtschaft mit diesem Aspekt der Abhängigkeit, auf den Märkten gleichzeitig auch teilweise extremen Preisschwankungen ausgesetzt. Daher haben zum Beispiel die USA schon unter ihrem Präsidenten Roosevelt den Bauern in der Landwirtschaft Mindestabnahmepreise garantiert.
Kleinere landwirtschaftliche Betriebe können so vor diesen Preisschwankungen geschützt werden. Durch die Einführung solcher Mindestpreise in der Landwirtschaft führen, unabhängig von einer bestimmten Nachfrage, zu einer steigenden Produktion der landwirtschaftlichen Erzeugnisse. Damit diese möglichst alle abgesetzt werden, wird der Export dieser Erzeugnisse vorangetrieben. Länder, in denen es eine Nachfrage nach diesen Produkten gibt, importieren diese in den benötigten Mengen.
Eine globale Wettbewerbsfähigkeit soll hergestellt werden, genau wie eine Unterstützung des freien Marktes in Bezug auf die Landwirtschaft. Beginnen die Preise jedoch zu sinken, wird beispielsweise den Landwirten eine Ausgleichszahlung offeriert. Das ist der Preisunterschied zwischen den Produktionskosten und dem aktuellen Weltmarktpreis. So kann sich diese Ausgleichszahlung durchaus zu einer stattlichen Summe entwickeln. Im Jahre 2000 betrug diese Leistung beispielsweise etwa siebenunddreißig Prozent vom Durchschnittseinkommen eines Bauern in der Landwirtschaft. Damit ist die Landwirtschaft ergo schon lange in der Welt der Globalisierung angekommen.
Der Schutz der Landwirtschaft durch subventionierte Produkte
Um die eigene Landwirtschaft vor einem Niedergang durch subventionierte Erzeugnisse aus anderen Ländern zu schützen, belegen viele Länder im Rahmen der Globalisierung ihre Märkte mit Steuern sowie Zöllen. Doch die Märkte wurden für ausländische Exporteure in den 1980er Jahren wieder geöffnet, nachdem durch die lateinamerikanische Schuldenkrise die Weltbank und der Internationale Währungsfond (IWF) wirtschaftliche Reformen einforderte. Dies war eine Voraussetzung, damit für die betroffenen Länder, wie Mexiko, eine Umschuldung vorgenommen wurde.
In dem Zusammenhang sind auch Investitionen von ausländischen Investoren erleichtert. Große Agrarunternehmen aus Industriestaaten können nun in mehreren Ländern investieren. Diese Investitionen werden beispielsweise in Silo- und Lageranlagen, Verlade- und Hafenbetrieben getätigt. So kann das Land, das die entsprechende Investition erhält, in verstärktem Umfang Erzeugnisse wie zum Beispiel Zucker, Sojabohnen und Kaffee oder Rindfleisch exportieren. Die Globalisierung der landwirtschaftlichen Märkte kann damit einen Anstieg der Erträge und Gewinne im jeweiligen landwirtschaftlichen Sektor des Exportlandes bewirken.
Globalisierung für eine positive Entwicklung in der Landwirtschaft
Die Globalisierung der Landwirtschaft findet somit nicht nur in den Industriestaaten, sondern ebenfalls in Entwicklungsländern statt. Diese können mit diesem Schritt hin zur Globalisierung Arbeitsplätze in der Landwirtschaft erhalten oder sogar neue schaffen. Ehemalige Kleinbauern, die alleine eventuell nicht überlebensfähig wären, können sich zu größeren Kooperativen zusammenschließen. So können gemeinsam Investitionen in Produktionsmittel wie Maschinen oder Fahrzeuge getätigt werden, um eine Ertragssteigerung zu bewirken. Der Export von landwirtschaftlichen Erzeugnissen kann auf diese Weise ebenso vorangetrieben werden. Neue Vertriebswege können erschlossen und genutzt werden. Die gemeinsame Zusammenarbeit mehrerer Bauern kann weiterhin eine Spezialisierung zur Folge haben.
Ein ehemals kleiner Betrieb kann sich auf den Anbau von Pflanzen einrichten, ein anderer übernimmt die Aufzucht von Tieren. Gemeinsam lassen sich damit neue Strategien für Absatz- und eventuelle Exportmöglichkeiten aufbauen. Solche Kooperativen oder landwirtschaftlichen Zusammenschlüsse haben zum Beispiel auch durchaus größere Chancen Investitionsmittel von ausländischen Kreditgebern zu erhalten. Diese Mittel können in den Aufbau und die Erweiterung des Betriebes einfließen. Eine Refinanzierung von Betriebs- und Opportunitätskosten kann damit beispielsweise erfolgen.
Gleichzeitig sind diese Mittel geeignet, bestehende und laufende Kreditverpflichtungen abzuzahlen. So ist immer abzuwägen was eine Globalisierung auf diesem Sektor bewirken kann. In jedem Fall sind immer positive und eventuelle negative Effekte gegenüber zustellen. Eine pauschale Verurteilung der Globalisierung, wie dieses teilweise von einigen Gegnern vorgenommen wird, sollte daher immer vermieden werden. Ein Zusammenwirken vieler Faktoren, so hat sich bei diesen Auswirkungen gezeigt, ist bei dieser Thematik zu berücksichtigen.
Mittlerweile befassen sich auch viele wissenschaftliche Studien mit dem Thema. Gerade für die Zukunft der Menschen mit einer in einigen Ländern anwachsenden Bevölkerungszahl, ist das ein wichtiges sowie sehr sinnvolles Anliegen. Auch in den Curricula einiger allgemeinbildenden Schulen ist sich dieser Thematik inzwischen angenommen worden. So wird den nächsten Generationen schon früh ein Weg geöffnet, um sich damit vertraut zu machen.