Entwicklung der Globalisierung
Die Globalisierung ist ein so gemeinsamer Teil unseres täglichen Lebens geworden, dass es schwer ist, sich eine Welt ohne diese Vernetzungen vorzustellen und der Begriff einer vollständigen Globalisierung meint eine alle Bereiche des menschlichen Lebens umfassende Vernetzung. Die Frage, wann die Globalisierung ihren Anfang nahm, wird nicht nur in der Literatur oft und leidenschaftlich diskutiert, doch schon der Zeitpunkt, an dem der Begriff zum ersten Mal geprägt wurde, ist schwer zu ermitteln. Einige Autoren verlegen den Beginn der Globalisierung als alle Lebensbereiche umfassendes Phänomen, bereits ins Mittelalter, andere in die Neuzeit.
Was jedoch tatsächlich die wichtigsten Meilensteine der Entwicklung bis zum heutigen Status waren, kann man eindeutiger bestimmen. Das liegt auch daran, dass Globalisierungsphänomene nicht immer so ganzheitlich unter diesem Begriff betrachtet wurden. Je nachdem ob die jeweilige Betrachtung aus wirtschaftlicher, sozialer oder ökologischer Sicht angestellt wurde, fand man in Teilbereichen immer wieder unterschiedliche Begriffe für ein und dasselbe Phänomen. Um jedoch die Entwicklung bis zu Ihrem heutigen tatsächlich sehr umfassenden Status aufzuzeigen, muss man sich mit den einzelnen Entwicklungssträngen befassen, die sozusagen die Komponenten des Globalisierungsystems bilden.
Die globale Entwicklung von Handel und Wirtschaft
Die Globalisierung wird wohl am häufigsten unter den Vorzeichen der Wirtschaft untersucht und betrachtet, weshalb man aus diesem Blickwinkel die Geschichte des Handels und der Wirtschaft als Maßstab für den Fortschritt einer globalen Vernetzung betrachten kann. Die Ursprünge der organisierten wirtschaftlichen Beziehungen zwischen größeren menschlichen Gruppen und über weite Entfernungen gehen zurück bis zur so genannten neolithischen Revolution, die gleichzeitig das Ende der Steinzeit markierte.
Erst durch wahrscheinlich ersten Fernhandel wurde damals eine stürmische Entwicklung der Technologie der Landwirtschaft vorangetrieben, indem damals unzählige neue Ideen durch die vom Handel motivierten interkulturellen Kontakte ausgetauscht wurden. Wenn man den Begriff „global“ auf eine Weltsicht bezieht, die nur eine so genannte „bekannte Welt“ kennt, dann hat es eine globalisierte Wirtschaft in der Weltgeschichte schon häufiger gegeben. Bereits zu Zeiten des römischen Imperiums war in diesem Sinne schon eine Globalisierung der Wirtschaft vorhanden und es gab intensive Handelsbeziehungen sogar bis nach China.
Ein anderes Beispiel großräumiger wirtschaftlicher Verflechtungen gibt die Hanse, die zwar von ihrer räumlichen Ausdehnung her noch keine echte Globalisierung von Wirtschaft und Handel darstellte, jedoch durchaus von ihrer Struktur und Funktionsweise her mit dem gleichen Mechanismen arbeitete, die eine globalisierte Wirtschaft heute aufweist.
Entdeckung Amerikas
Von einer echten wirtschaftlichen Globalisierung im heutigen Sinne kann man erst sprechen, seit dem der amerikanische Kontinent „entdeckt“ wurde. Bis dahin fehlte dieser Kontinent zwangsläufig als Teil der internationalen Wirtschaft und des internationalen Handels. Deshalb kann man von ersten wirklich globalen Möglichkeiten, weltumspannend Handelswege zu nutzen, überhaupt erst seit dem 16. Jahrhundert sprechen. Von diesem Zeitpunkt an wuchs der internationale Handel stetig bis in die moderne Zeit. So fortgeschritten globalisiert der Handel und die Wirtschaft bis ins 20. Jahrhundert auch waren, formalisiert in einem völkerrechtlich verbindlichen Sinne wurde die Globalisierung von Handel und Wirtschaft erst in Folge der Weltwirtschaftskrise ab den 1920er Jahren mit der Gründung des allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens GATT.
Wie weit dieser Globalisierungsansatz bereits ging, kann man daran erkennen, dass er im Zusammenhang mit einer weltweiten Harmonisierung der Währungspolitik zusammenging, wie sie dann später im Abkommen von Bretton Woods ergänzend und in der Erweiterung des GATT Abkommens vereinbart wurde. Aus dem GATT Abkommen erwuchs nicht viel später die WTO World Trade Organization was auch den Weg frei machte für Zusammenschlüsse wie die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft – EWG, die OECD – Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie andere Organisationen, die internationale wirtschaftliche Beziehungen in einem globalen Maßstab gefördert haben.
Da gegenseitiger Handel zwangsläufig zu gemeinsamem wirtschaftlichen Handeln und damit auch zu gemeinsamem politischen Interessen führt, werden auch kulturelle oder ethnische Unterschiede schnell aufgeweicht und Grenzen verschwinden. Deshalb ist das Anwachsen wirtschaftlicher Abhängigkeiten fast zwangsläufig auch ein Motor für die Entwicklung aller weiteren globalisierten Strukturen.
Die sozio-kulturelle Globalisierung
Soziale und kulturelle Aspekte der Globalisierung lösen oft besonders heftige Debatten in Bezug auf die Globalisierung aus, denn hier herrscht nicht die zwangsläufige Harmonie, die das Funktionieren einer globalisierten Wirtschaft überhaupt erst ermöglicht. Mit kulturellen und sozialen Aspekten der Globalisierung muss man sich zudem auch sehr persönlich auseinandersetzen, weil man auch im Alltagsleben menschlich direkt von kulturellen Einflüssen betroffen ist. Wenn plötzlich Chinarestaurants in Frankreich entstehen oder europäische Theaterstücke im fernen Osten aufgeführt werden, so ist man vor Ort einem kulturellen Produkt einer ganz anderen Welt Gegend persönlich und direkt ausgesetzt.
Ursprung dieser Entwicklung in der Neuzeit sind die sozialen Revolutionen, die vor allem im 20. Jahrhundert stattgefunden haben und starke Folgen für die moderne Globalisierung hatten. Die jüngste Phase dieser Entwicklung war geprägt von den gesellschaftlichen Veränderungen nach den Weltkriegen, die in den 1960er Jahren mit dem Aufkommen der „Flower Power“ Generation, der Anti-Vietnam-Protestbewegung, der sexuellen Revolution, der feministischen Bewegungen, usw. immer wieder neue Schübe erlebte.
Der Begriff des globalen Dorfes als Ausdruck für ein globales Gemeinschaftsgefühl wurde erstmals 1967 benutzt und darf als besonders großer Meilenstein zur sozio-kulturellen Globalisierung angesehen werden. Die Ausbreitung des Begriffs wurde natürlich auch durch den technologischen Fortschritt beeinflusst, der von immer mehr Möglichkeiten zu ständigem Nachrichten- und Informationsaustausch gekennzeichnet war. Die Einführung von Fernsehen, Telefon und des Internets hat neue Medien für den sozialen Austausch geschaffen und schnell durch eine immer intensivere Kommunikation zu einer bis dahin für unmöglich gehaltenen kulturellen und sozialen Interaktion von Menschen auf globaler Ebene geführt.
Jedoch gehören ebenfalls globale Fragen der Gesundheit, die sich als Folge der Globalisierung stellen, in den Bereich gemeinsamer sozio-kultureller Erfahrungen. Internationale und heute globale Handelswege haben schon für die Ausbreitung des Schwarzen Todes, später dann der Spanische Grippe, heute von SARS und Vogelgrippe gesorgt. Ebenso sind die Religionen Vorreiter einer kulturellen Globalisierung geworden, in dem sie Anhänger in der ganzen Welt gefunden haben, die sich untereinander als globalisiert vernetzte Gemeinschaften verstehen.
Die ökologische Entwicklung
Man kann sich zwar darüber streiten, ob die Globalisierung des ökologischen Gedankens der sozio-kulturellen Betrachtung unterliegen sollte oder ob Ökologie ein neues unabhängiges Thema ist. Jedoch so sozial und kulturell bedeutsam dieses Thema auch von vielen Menschen verstanden wird, so hat eine ökologische Betrachtungsweise der Welt doch wesentlich mehr fachübergreifende ganzheitliche Aspekte.
Hier spielen naturwissenschaftliche, wirtschaftliche und politische Zusammenhänge in einem derartig großen Ausmaß zusammen, dass man hierbei wohl von einem separaten Feld der Globalisierung ausgehen sollte, die in gewisser Weise alle anderen Globalisierungsthemen in sich vereint. Besonders strittig ist darüber hinaus, ob Umweltfragen eine Folge der Globalisierung sind, oder ob die ökologische Betrachtungsweise der Welt die Globalisierung ausgelöst hat. In diesem Falle kann man den Anfangspunkt der weltweiten ökologischen Bewegung zum ersten Mal in den späten 1960er Jahren eindeutig feststellen.
Dabei ist es vielleicht kein Zufall, dass es einen ziemlich geraden Weg von den pazifistischen Bewegungen in Zusammenhang mit den Ereignissen des ersten Weltkrieges bis zur Flower Power Bewegung gibt. Dabei ist es wahrscheinlich kein Zufall, dass Flower Power und, mit dem Club of Rome, das erste Umweltgremium mit Weltanspruch zum gleichen Zeitpunkt ihren Anfang nahmen. Anhand dieser Betrachtung ist festzustellen, dass die Globalisierungstendenzen in den letzten Jahrzehnten eine sehr schnelle Entwicklung genommen haben, es jedoch bei genauerem Hinsehen keinen einzigartigen Handlungsstrang zur Entwicklung des heutigen Standes der Globalisierung gibt. Die Globalisierung ist auch noch nicht abgeschlossen, aber man kann zweifellos erkennen, dass dieses Thema in der aktuellen Geschichtsentwicklung auf der ganzen Welt überragt.