Facharbeit zum Thema Globalisierung
Jeden Tag liegen die Produkte im Laden, und wir können sie kaufen: In China produzierte Handys und Bier aus Australien – und die deutschen Hersteller freuen sich, dass die Kuckucksuhren aus dem Schwarzwald und die Currywurst inzwischen weltweit gefragt sind. Jeder will alles, und das möglichst billig. Denn Globalisierung bedeutet, dass alles mit allem zusammenhängt. Doch wenn alle Chinesen Auto fahren oder Fleisch essen wollen, dann können wir es ihnen nicht verbieten, auch wenn sich dadurch der Ausstoß an Kohlendioxid vergrößert.
Was heißt Globalisierung?
Oft wird von Globalisierung geredet, doch was heißt das konkret? Dem will diese Facharbeit nachgehen:
Denn während auf der einen Seite Globalisierung oft als Synonym für die Annäherung der Kulturen und weltweites wirtschaftliches Wachstum verwendet wird, steht der Begriff auf der anderen Seite oftmals für die alles dominierende Ökonomie, bezeichnet den Verlust regionaler Vielfalt, Raubbau an Bodenschätzen und eine tiefe Spaltung zwischen Arm und Reich.
Wo kommen die Dinge her?
Wenn man einfach mal einen Rundgang durch sein eigenes Haus oder seine Wohnung macht, dann bekommt man auf relativ einfache Weise einen kleinen Eindruck von Globalisierung: Denn woher kommen die Gegenstände, mit denen man lebt und wohnt, die Kleidung, die im Schrank liegt und die man trägt, die Lebensmittel, die man isst und wohin verschwindet der Müll, der täglich produziert wird? Zu welchem Preis werden die T-Shirts, die hier in Deutschland für möglichst wenig Geld verkauft werden, in Usbekistan produziert? Wie leben die Menschen in Bangladesh, damit es hier große Krabben aus den Zuchtfarmen zu kaufen gibt?
Verflechtung der Märkte
Globalisierung als Begriff meinte zunächst die Verflechtung der Märkte. Genau genommen kann man damit bereits das Handelsimperium der mittelalterlichen Fugger kennzeichnen. Denn diese handelten mit Stoffen und allem, was Profit versprach, verknüpften mit ihrem Handel die deutschen Hansestädte, London und Frankfurt an der Oder, Mailand und Leipzig, Venedig und Antwerpen.
Der eigentliche Begriff wurde in dieser Bedeutung von Theodore Levitt verwendet, einem ehemaligen Harvard-Professor. Die lokalen Märkte werden miteinander verflochten, die Waren überall gehandelt – so kommt es zu Konkurrenz und Arbeitsteilung weltweit. Seit durch die Erfindung des Containers die Transportkosten minimiert wurden, kann die Herstellung von Waren dort erfolgen, wo die Lohnkosten für die Arbeiter am geringsten sind.
Billig produzieren – teuer verkaufen
Und so wird billig in Südasien oder Fernost produziert, um die Waren teuer in Europa und Amerika zu verkaufen. Wenn es gut geht, dann bezahlt der Kunde gerne im Westen viel mehr für ein solches Produkt, seien es Turnschuhe, Designunterhosen oder Handys, als derjenige, der diese Dinge produziert, als Monatslohn erhält. Denn die Lohnkosten machen nur einen sehr geringen Prozentsatz aus. So bleibt mehr Geld für das Marketing, welches suggeriert, man müsse diese Turnschuhe unbedingt haben – und vor allen Dingen bleibt genügend Gewinn für die Hersteller. Und alles auf Kosten derjenigen, die diese Produkte produzieren.
Soziale Standards in Fernost
Westliche Firmen betonen gerne, dass die sozialen Standards, unter denen in Fernost produziert wird, gestiegen seien, seit sie sich dort engagierten. Doch ganz stimmt das sicher nicht. Denn längst gibt es weit verzweigte Netzwerke von Lieferanten. Deren Bedingungen, zu denen Arbeiter Turnschuhe nähen oder Spielzeug gießen, werden als Betriebsgeheimnis sicher gehütet.
Werden von Verbraucherschützern giftige Stoffe beispielsweise in Spielzeug angemahnt, entschuldigen sich die Konzerne höchstens bei den Verbrauchern – die Arbeiter, die unter harten Bedingungen diesen Giften ebenfalls ausgesetzt sind, werden öffentlich nicht beachtet.
Ökonomie der Marktwirtschaft
Die Marktwirtschaft funktioniert rein ökonomisch: Dort, wo die Produktion von Waren am günstigsten ist, dorthin wandern die Fabriken. Manchmal allerdings kommen die Arbeitsbedingungen doch in den westlichen Blick: Dann beispielsweise, wenn eine Fabrik in Flammen aufgeht und sich die Arbeiter nicht retten können, weil sie eingesperrt sind. Es heißt inzwischen, dass Indien und China langsam zu teuer würden, denn indische Ingenieure möchten einen Lohn, der fast schon so hoch ist, wie in Osteuropa.
Aber auch das entspricht letzten Endes der Marktwirtschaft und deren Gesetzen: Der Preis wird durch das Angebot und die Nachfrage bestimmt. Die Arbeiter möchten einen höchstmöglichen Lohn, ob in Westeuropa oder anderswo und die Unternehmer – oder die Anteilseigner der Aktien möchten den Gewinn maximieren.
Modernes Verständnis der Globalisierung
Die Globalisierung und deren modernes Verständnis geht jedoch über die reine Verflechtung von Märkten weit hinaus. Es gibt wirtschaftliche Globalisierung genauso wie politische und kulturelle Globalisierung. Eine rein nationalstaatliche Politik ist heutzutage kaum noch möglich, denn die großen Probleme unserer modernen Zeit, wie Schutz der Umwelt oder der Kampf gegen den Terrorismus können nicht nur auf nationaler Ebene bekämpft werden. Hier müssen die Staaten international kooperieren, wenn sie handlungsfähig bleiben wollen.
Ursachen der Globalisierung
Vor allem der technische Fortschritt bei der Kommunikation und des Transportes bilden die Ursachen der Globalisierung und der weltweiten Verflechtung aller Bereiche. In kürzester Zeit werden Informationen über die modernen Technologien der Kommunikation ausgetauscht, die Logistik wird durch Computer unterstützt – so fällt die Wahl des günstigsten Produktionsstandortes leichter als früher. Unternehmen sind ohnehin längst multinational aufgestellt, produzieren längst für mehr, als nur den heimischen Markt.
Produkte weltweit
Die Konzerne produzieren längst mehr, als sie in ihren ursprünglichen heimischen Märkten absetzen können und erschließen sich stets neue Märkte. Mit diesen Produkten wird nicht nur das Angebot jeweils erweitert, sondern oft werden dadurch regionale Produkte verdrängt. Als Beispiel mag hier der amerikanische Konzern McDonalds dienen, welcher weltweit die größte und bekannteste Fast-Food-Kette ist. 2008 hatte McDonalds täglich 58 Millionen Kunden in 32.000 Restaurants.
Zwar gab es in einigen Ländern wie Spanien, Frankreich oder dem Nahen Osten auch Aktionen gegen Filialen von McDonalds, doch der Siegeszug der Amerikaner ist beispiellos. Trotzdem kann man bei McDonalds auch Unterschiede im Angebot beobachten. Je nach den kulturellen Traditionen der Region wird nicht nur der Auftritt, sondern auch die Produkte entsprechend angepasst: In den israelischen Restaurants gibt es nicht nur koscheres Essen, sondern auch einen Ruhetag am Sabbat. In Indien, wo die Kühe heilig sind, gibt es keinen Burger mit Rindfleisch.
Kulturelle Globalisierung
Auch in der Kultur findet eine Globalisierung statt, ob in der Mode, der Unterhaltung im Fernsehen, durch den Jugendaustausch, die sozialen Netzwerke oder den Kunstmarkt. Mit Hilfe der Massenmedien wie dem Fernsehen und der Werbung in Magazinen werden Ideale verbreitet: Hersteller von Sportartikeln treten als Sponsoren weltweit auf – und die großen Sportveranstaltungen werden auch weltweit übertragen. Internationale Popstars werden weltweit vermarktet, nicht nur von der Musikindustrie, sondern auch von den Modeunternehmen. Denn mittels Kleidung wird die eigene Persönlichkeit unterstrichen, und sie sagt vieles über die soziale Stellung ihres Trägers aus. Steht erst einmal ein bestimmtes Produkt mit einem bestimmten Lebensgefühl in Verbindung, dann werden diese in der ganzen Welt gekauft.
Entwicklungsmöglichkeiten durch Globalisierung
Vielleicht könnte es möglich sein, dass letzten Endes alle durch die Globalisierung gewinnen. Denn immerhin lässt sich für die vergangenen sechzig Jahre sagen, dass durch die Globalisierung beispielsweise in Europa, in Indien und in China Milliarden von Menschen weniger in Armut leben, als es vorher waren. Denn noch vor einigen Jahrzehnten waren die Staaten in Südostasien, die heute als Tigerstaaten bekannt sind, ökonomisch rückständig. Als sie sich für die Globalisierung nicht nur interessierten, sondern sich öffneten, begann ein grandioses Wachstum in diesen Wirtschaften. So kann jedes Land durch Globalisierung gewinnen – völlig unabhängig von seinem Stand der Entwicklung.