Folgen der Globalisierung für die Wirtschaft
Die Wirtschaft ist der Grund und der hauptsächliche Antrieb der Globalisierung. Mit der Globalisierung hat sich der gesamte Wirtschaftsbereich komplett verändert, die Folgen für die Wirtschaft sind enorm. Heute werden Krabben aus der Nordsee gefischt und nach Afrika zum Schälen geschickt. Heute müssen Kinder verhungern, weil Spekulanten die Nahrungsmittelpreise haben steigen lassen. Der riesige Wirtschaftskomplex, den die Globalisierung hervorgebracht hat, folgt Regeln, die kaum noch jemand versteht – und die große Probleme hervorrufen.
Erste Folge: Handels- und Warenverkehr
Die wohl bedeutendsten Folgen für die Wirtschaft ist die Umstellung von regionalen Märkten auf einen globalen Weltmarkt. Seit Unternehmen beginnen, global zu agieren, müssen sie sich den Bedingungen der verschiedenen regionalen Märkte der Welt anpassen. Zwischen diesen gibt es jedoch riesige Unterschiede. Industrienationen wie Deutschland bieten den Unternehmen eine hervorragende Infrastruktur, hochqualifizierte Arbeitskräfte, eine weit entwickelte Industrie sowie einen starken Absatzmarkt. Im Gegenzug muss es sehr hohe Lohnkosten und Steuern sowie strenge soziale und ökologische Auflagen in Kauf nehmen.
In Entwicklungsländern wie beispielsweise Ghana oder Bolivien sieht es in etwa umgekehrt aus. Hier profitieren Unternehmen von sehr niedrigen Lohnkosten und laschen Vorgaben, die erfüllt werden müssen. Dafür lähmen eine marode Infrastruktur, schlecht ausgebildete Arbeitskräfte sowie veraltete Technik den Produktionsprozess. In Schwellenländern wie China oder Brasilien entsteht zurzeit ein Mittel aus den beiden Extremen. Folge dieser Differenzen ist nun, dass transnationale Konzerne ihre Aktivitäten in die jeweiligen Regionen der Erde verlegen, in denen sie am günstigsten und besten verrichtet werden können.
Beispiel: Computerhersteller
Ein Computerhersteller lässt beispielsweise seine Computer von hochqualifizierten Mitarbeitern in den Vereinigten Staaten entwickeln. Anschließend gibt er die Teile in einem auf Computertechnik spezialisierten Staat wie Taiwan in Auftrag. Die einzelnen Bauteile lässt er nun in ein Land mit sehr niedrigen Löhnen wie China verschiffen, damit sie in diesem Land zusammengebaut werden. Von dort aus gehen die fertigen Computer zurück nach Nordamerika, um an den solventen Kunden verkauft zu werden.
Hat dieser Kunde ein Problem mit dem Computer, kann er in Indien bei einer Servicehotline anrufen, die das Unternehmen mit billigen, englischsprachigen Mitarbeitern betreibt. Mit dem Wissen, dass nahezu alle transnationalen Unternehmen auf diese Art ihre Produktion organisieren ist leicht vorstellbar, in welchem unglaublichen Rahmen Waren auf der Welt verschifft werden.
Anstieg des Welthandelsvolumens
Auf diese Art stieg das Welthandelsvolumen von 1980 bis 2006 von 2,4 auf 17,0 Billionen US Dollar. Die Auslandsinvestitionen steigerten sich zwischen 1970 und 2007 von 13 Milliarden auf über 1.800 Milliarden US Dollar. Kaum vorstellbare Dimensionen, jedoch absolut nachvollziehbar. Waren werden von einem Ende der Welt zum anderen geschickt, dort verarbeitet und wieder zurückgesandt, weil die Transportkosten im Vergleich zu den gesparten Lohn- und Produktionskosten verschwindend gering sind. Ein Näher in Ghana verdient so beispielsweise einen Euro pro Tag, während er in Deutschland das 70-fache verdienen würde, plus sehr viel höheren Lohnnebenkosten.
Die Kosten, die ein Industrieunternehmen hingegen durchschnittlich für Logistik aufbringt, belaufen sich auf nur acht Prozent seines Gesamtvolumens. Daran werden auch Energiekrise und steigende Ölpreise vorerst nichts ändern; für Treibstoffkosten fallen lediglich rund 0,8 Prozent an. So bleiben Handel und Warenverkehr in unüberschaubaren Dimensionen eine der hauptsächlichen Folgen für die Wirtschaft im Zuge der Globalisierung. Eine Entwicklung, die sich in den folgenden Jahren eher noch verstärken wird.
Zweite Folge: Finanzmarkt
Die zweite große Folge und gleichzeitig Beschleuniger der Globalisierung ist ein enorm gewachsener, spekulativer und lediglich virtuell existenter Finanzmarkt. Die Grundlage hierfür hat die Entwicklung der der EDV und des Internets in den letzten Jahrzehnten geschaffen. Nur durch sie wurde es möglich, beliebige Geldbeträge innerhalb von Sekunden von einem Ort der Erde an einen anderen zu schicken. Geld verlor die Bedeutung von materiellem Gut und wurde zu einer rein virtuellen, potentiellen Größe. Das Zins- und Zinseszinssystem beraubte dem Geld seines letzten Bezuges zur Realität. Durch die Zinsen wurde die vorhandene Geldmenge enorm gesteigert, während die dazu im Verhältnis stehenden tatsächlichen Güter mehr oder weniger in der selben Menge vorhanden waren.
Gab nun jemand Geld aus, das er durch Zinsen verdient hatte und das real nicht existierte, so entstand eine Diskrepanz zwischen vorhandenem Geld und was damit gekauft werden kann. Dieser Effekt verstärkt sich durch die Öffnung der Märkte im Zuge der Globalisierung. Der Welthandel wurde durch den blitzschnellen Geldverkehr enorm befeuert. Waren konnten gehandelt werden, ohne, dass diese tatsächlich ihren Ort verließen.
Jegliche Güter auf dem Weltmarkt wurden so zum Handels- und Spekulationsobjekt der Finanzmärkte. Beispielsweise spekulieren Anleger über den Preis von Grundnahrungsmitteln. Sie investieren in Getreide und hoffen auf steigende Getreidepreise. Durch ihr eigenes Investment steigert sich ebenso der Preis und es kann zu einer Kettenreaktion kommen, die innerhalb sehr kurzer Zeit den weltweiten Getreidepreis enorm ansteigen lässt. Von einem auf den anderen Tag können sich arme Familien kein Essen mehr leisten – und verhungern im schlimmsten Fall.
Die Globalisierung und die spekulativen Finanzmärkte haben reale Güter zu einer virtuellen Anlage für Finanzaktionäre gemacht. Die wiederum, aufgrund der internationalen Konkurrenz, gezwungen sind, in die rentabelsten Anlagen zu investieren, unabhängig von sozialen Aspekten, die damit verbunden sein können. Außerdem entstehen durch die schnellen Geldbewegungen auf dem Finanzmarkt Risiken für Instabilität. Insbesondere Währungen sind stark davon abhängig, wie konkurrenzfähig sich ihr Markt darstellt. Schnell kann es zu starken Ab- oder Aufwertungen einer Währung kommen, die ganze Staaten in die Krise treiben können. Doch gerade von dieser schädlichen Dynamik lebt der finanzwirtschaftliche Sektor in Zeiten der Globalisierung.
Dritte Folge: Markt- und Unternehmensstrukturen
Eine weitere Folge der Globalisierung resultiert aus den vorhergehenden Folgen für die Wirtschaft. Die Öffnung der Märkte und die Möglichkeit, Waren sowohl tatsächlich auf Schiffen als auch virtuell in Form von Geld von einem Ort der Welt zum nächsten zu schicken hat die Unternehmen gezwungen, sich international auszurichten. Sie mussten sich den sich verändernden Marktstrukturen anpassen. Diese bestand vor allem darin, dass der neue globale Markt riesige Möglichkeiten für Einsparungen und effektiveres Wirtschaften bereit hielt. Die Unternehmen mussten sich internationalisieren, um den Druck der Konkurrenz aus aller Welt standzuhalten. Wer nur national agierte, war den multinationalen Unternehmen, die die Vorteile aller Märkte der Welt nutzten, oft nicht gewachsen.
Nur Unternehmen, die sich sehr stark spezialisierten oder einen besonderen Ruf besaßen, konnten als national agierendes Gebilde weiter existieren. Viele der restlichen Unternehmen sind zu sogenannten Global Player aufgestiegen. Unternehmen, die weltweit agieren und produzieren, viele Tochterfirmen und Markenprofile besitzen und ein breites Firmenprofil vorweisen. Durch ihre Aktivität auf allen relevanten Märkten der Welt besitzen sie meist ein riesiges Umsatzvolumen, das ihnen eine beachtliche Machtposition verleiht.
Global Player
Global Player sind daher in der Lage, politische Entscheidungen zu beeinflussen, da Staaten auf ein Investment dieser Unternehmen in ihrem Land angewiesen sind. Die Zentrierung des Marktes auf wenige, große Unternehmen bringt der Wirtschaft einen großen Vorteil. Ihr Einfluss auf Entscheidungen nimmt enorm zu. Somit ist die Wirtschaft zunehmend in der Lage, die relevanten Aspekte zu ihrem Vorteil zu beeinflussen. Durch die Abhängigkeit des Marktes von diesen multinationalen Unternehmen gerät der Markt zu einem Objekt, das in erster Linie der Wirtschaft dient, nicht dem Menschen selbst.
Infolge dieser Veränderungen des Marktes nimmt der Druck auf die Staaten zu, sich ebenfalls zu stärkeren Handelszonen zusammenzuschließen. So schaffen sie für bestimmte Regionen eine stärkere Einheit, die sich besser in der Weltwirtschaft behaupten kann. Beispiele für solche Handelszonen sind etwa die EU in Europa, die NAFTA in Nordamerika oder der Mercosur in Südamerika.