Geberkonferenz für Tschernobyl Sarkophag

Exakt 25 Jahre nach der Tschernobyl-Katastrophe im Jahr 1986 hat die internationale Gemeinschaft der Ukraine vorläufig 550 Millionen Euro zugesprochen. Mit dem Geld sollen u.a. die Hülle, der sog. „Sarkophag“, der sich um den Reaktor befindet, erneuert, sowie Hilfsprojekte unterstützt werden.

Der ukrainische Präsident Viktor Janukowitsch rief während der Geberkonferenz in Kiew zu gemeinsamen Anstrengungen auf. Er beschrieb Tschernobyl dabei als „eine Katastrophe für die ganze Welt“. „Die ganze Welt“ müsse daher bei den Arbeiten helfen. Regierungsvertreter aus rund 50 Staaten kamen anlässlich des 25. Jahrestags der Atomkatastrophe zusammen, um über Schutzmaßnahmen gegen die radioaktive Strahlung zu sprechen.

Die ehemalige Sowjetrepublik kann die Kosten nicht alleine tragen. Laut ZEIT Online (vgl. http://www.zeit.de/politik/ausland/2012-04/tschernobyl-geberkonferenz-reaktor) erhoffte sich die Ukraine sogar rund 740 Millionen Euro an Unterstützung. EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso machte zudem deutlich, dass alleine für den Bau einer neuen Schutzhülle um den Katastrophen-Reaktor rund 700 Millionen Euro an Investitionen nötig seien.

Auswirkungen der Finanzkrise

Obwohl die Finanzkrise bei jeder Volkswirtschaft merkliche Spuren hinterließ, wurden etwa von der EU 110 Millionen und von der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) rund 120 Millionen Euro zugesagt. Der französische Regierungschef und Ko-Präsident der Geberkonferenz, François Fillon, nannte die Summe daher „bemerkenswert“. Zudem betonte Fillon, dass mehrere weitere Länder ihre Unterstützung zugesagt hätten – ohne zunächst jedoch eine Summe nennen zu können.

Einschließlich der nun zugesagten Summen ist die EU damit laut FAZ.net der größte Spender für Tschernobyl. Ihr folgen die Vereinigten Staaten und die EBRD, welche neben einer Spende auch die Finanzierung koordiniert. Danach kommen Deutschland, Frankreich und Großbritannien. Aber auch Russland als größter Nachfolgestaat der Sowjetunion, welche das Unglückskraftwerk seinerzeit gebaut hatte, hat 45 Millionen Euro zugesagt. Die Geberkonferenz für Tschernobyl zeigt erneut, welche Probleme die Globalisierung im Energiesektor mit sich bringen kann – insbesondere in Hinblick darauf, dass atomare Partikel an keiner Staats- oder Ländergrenze Halt machen. Die Konferenz ist daher ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie man im Nachhinein die glokalen Folgen des atomaren Unfalls und insbesondere mit dem Zustand des Reaktorblocks im 21. Jahrhundert umgehen kann.

Der aktuelle Zustand des Reaktorblocks

Der erste Schutzmantel (Sarkophag) um den Reaktor war 1986, innerhalb von acht Monaten nach der Reaktorexplosion, errichtet worden. Dieser weist inzwischen Risse und Löcher auf und gilt daher als dringend zu erneuern. Die internationale Finanzierung ist daher vor allem für zwei Großprojekte vorgesehen: Ein mehr als hundert Meter hoher Mantel, unter dem die Ruine des havarierten Reaktors für mindestens 100 Jahre verschwinden soll, sowie ein Zwischenlager für die strahlenden Brennelemente, die noch auf dem Kraftwerksgelände lagern.

In das Zwischenlager, das direkt neben dem Kraftwerk gebaut werden soll, sollen die vielen tausend Brennelemente kommen, die aktuell noch in Tschernobyl lagern.
Dort sollen sie bleiben, bis eine Möglichkeit zur Endlagerung gefunden wird.

Rückblende: der Reaktorunfall des AKW Tschernobyl

Die Katastrophe von Tschernobyl ereignete sich am 26. April 1986 in Block 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl nahe der ukrainischen Stadt Prypjat. Bei einer Simulation eines vollständigen Stromausfalls kam es auf Grund schwerwiegender Verstöße gegen die geltenden Sicherheitsvorschriften sowie der bauartbedingten Eigenschaften des Kernreaktors zu einem unkontrollierten Leistungsanstieg, der zur Explosion des Reaktors führte. Ein mehrtägiger Brand wirbelte im Zuge dessen eine Wolke aus radioaktivem Staub auf, der sich vorwiegend über weiten Teilen Osteuropas ablagerte, in geringerem Maße aber auch in Deutschland und anderen Ländern zu messen war. Die Wissenschaft streitet bis heute über die Opferzahl dieses Unglücks.

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