Gefahren der Globalisierung
Die Globalisierung ist kaum aufzuhalten – doch die rasante Entwicklung bringt große Herausforderungen mit sich, die schnell gelöst werden müssen. Ansonsten könnten ökologische Katastrophen und soziale Unruhen die Folge sein. So sehr Befürworter der Globalisierung den steigenden Wohlstand auf der Welt auch als Argument für die engere Vernetzung nutzen: Für den Planeten könnte diese Entwicklung ruinös sein. Wäre die globale Pkw-Dichte so hoch wie in Deutschland, wo etwa ein Auto auf zwei Personen gerechnet werden kann, würde es nicht nur einen sicheren Verkehrskollaps, sondern bereits auch in naher Zukunft Probleme mit der Energieversorgung geben. Der Einfluss auf das Klima und die übrigen Ressourcen werden dabei nicht einmal mitkalkuliert. Doch soweit müssen die Überlegungen gar nicht gehen, schon jetzt zeichnen sich Schwierigkeiten ab, die Ausdruck des steigenden Wohlstands sind.
Fleischkonsum
So ist in vielen Ländern der ersten Welt der tägliche Fleischkonsum bei einem Großteil der Bevölkerung obligatorisch- ökologisch gesehen eine Katastrophe. Denn zum einen ist der Anteil der Landwirtschaft bei der Erzeugung klimschädlicher Gase überraschend groß – in Deutschland wird durch die Landwirtschaft mehr CO2 ausgestoßen als durch den Verkehr- auch die Ineffizienz ist problematisch: Denn um den Energiebedarf eines Menschen durch Fleisch zu decken, wird etwa die zehnfache Menge an Getreide benötigt.
Doch der Planet muss ohnehin immer mehr Menschen ernähren, was schon jetzt zu einer Überbeanspruchung vieler Nutzflächen führt. Mit Dünger und Pestiziden wird das Grundwasser verschmutzt, insbesondere für Gebiete mit fehlender Wasseraufbereitung ist das ein Problem.
Länder wie China, die eine immer größere Mittelschicht besitzen, haben bereits die Konsequenzen zu tragen: Während traditionell der Reis zur Energieversorgung herhalten musste und die Menschen beispielsweise durch Kohl mit wichtigen Vitaminen versorgt wurden, essen immer mehr Menschen in China regelmäßig Fleisch. Neben den problematischen Aspekten für die Umwelt macht sich auch schon eine Verschlechterung des Gesundheitszustandes bemerkbar – Fettleibigkeit und das Auftreten von Herz-Kreislaufkrankheiten war im Land der aufgehenden Sonne bisher kein Thema.
Kritik an Export
Besonders für weniger entwickelte Länder birgt die Globalisierung aber noch ganz andere Gefahren: Denn Während die Erschließung eines Staates für die Industrienationen eher einen weiteren Absatzmarkt darstellt, kann die Wirtschaft im eigenen Land sehr unter den Folgen des Einflusses leiden. Ein Beispiel, dass in den letzten Jahren für Aufsehen gesorgt hat, ist der Lebensmittelexport nach Afrika. In der EU wird zu viel Obst und Gemüse erzeugt – weil die Gesetze des Marktes nicht funktionieren. Denn um die Landwirtschaft zu schonen, zahlt die EU Subventionen an die Betriebe, die an die erzeugte Menge von Lebensmitteln gekoppelt sind – egal, ob ein Bedarf besteht oder nicht.Ein Großteil dieser zu viel erzeugten Tomaten und Gurken wird einfach vernichtet.
Vieles landet allerdings auch auf dem Weltmarkt und wird besonders nach Afrika verschifft. Für die dort ansässige Landwirtschaft ist es trotz der geringen Löhne unmöglich, mit den niedrigen Preisen zu konkurrieren – was auch ein Verschulden der geringen Produktivität ist. Damit ist ein Aufbau einer funktionierenden afrikanischen Landwirtschaft unmöglich.
Gefahr für Industrienationen
Doch auch für die Industrienationen birgt eine solch enge Vernetzung Gefahren: Weil zunehmend global organisierte Unternehmen den Markt beherrschen, können auch Produktionskapazitäten problemlos ausgelagert werden. Dadurch kommt es zu Sozialdumping, bei dem die Arbeitnehmer verschiedener Nationen gegeneinander ausgespielt werden. Das Argument der preiswerten Konkurrenz mit niedrigen Löhnen im Ausland lässt sich auch gegen die Arbeitnehmer in den Industrienation verwenden – die dann aus Angst um ihren sicheren Arbeitsplatz auf Lohnerhöhungen verzichten.
Die Folgen lassen sich schon lange spüren: In den letzten zehn Jahren sind die Reallöhne in Deutschland, also die gezahlten Einkommen abzüglich der jährlichen Teuerung, um etwa 1% gesunken. Besonders die Öffnung der osteuropäischen Märkte im Zuge der EU-Osterweiterung hatte die Ängste bei der Arbeitnehmerschaft geschürt.
Gefahren für den deutschen Kapitalanleger
Darüber hinaus hat die Globalisierung auch einen Anteil an der weltweiten Finanzkrise der letzten Jahre. Durch die starke Liberalisierung der Finanzmärkte und der Außerkraftsetzung vieler Regeln im Handel mit Finanzprodukten, wanderten unglaubliche Geldmengen in Windeseile virtuell über den Globus. Dabei konnten sich einige Länder auch mit einer strengeren Gesetzgebung kaum schützen: Die globale Vernetzung sorgte damit auch für Gefahren für den deutschen Kapitalanleger, weil sich Banken im Ausland an hochspekulativen Finanzgeschäften beteiligten – das nationale Recht konnte ihm dabei wenig schützen.
Ein weiteres Problem der offenen Finanzströme: Die Steuerpolitik eines Landes steht immer in Konkurrenz zu internationalen Gepflogenheiten. Auch die derzeitige Diskussion um eine Fiskalunion innerhalb der Euro-Länder wird aus diesem Grund geführt. Eine einheitliche Finanzpolitik soll nicht nur eine Überschuldung verhindern, sondern auch Steuerdumping: Werden innerhalb eines Landes beispielsweise die derzeit diskutierten Finanztransaktionssteuern erhoben, und den schnellen Handel an den Börsen einzudämmen und die Finanzbranche an den Kosten der Finanzkrise zu beteiligen, könnte ein einfaches Ausweichen auf andere Handelsplätze die Folge sein. Während sich innerhalb der EU noch Kompromisslösungen finden lassen und das Wirtschaftsniveau der meisten Staaten ähnlich ist, haben viele andere Staaten mit den Folgen dieser Konkurrenz zu kämpfen – und die Bevölkerung leidet dabei am meisten.
Ungleichgewichte
Die Globalisierung bietet eine Reihe von Möglichkeiten – aber leider auch viele Gefahren. Während in Ländern wie China oder Indien, die Konsumgüter für die westliche Welt zu Dumpingpreisen produzieren, wächst deren Wohlstand. Für den Planeten hat das verheerende Folgen: Die Umweltverschmutzung steigt, die zunehmend an Bedeutung gewinnenden Ziele zum Klimaschutz können bei weitem nicht umgesetzt werden und die fossilen Brennstoffe schwinden rasant.
Durch das Bevölkerungswachstum und den steigenden Fleischkonsum wird auch eine Ernährung der Weltbevölkerung immer schwieriger. Auch wirtschaftlich lauern Gefahren: In vielen Entwicklungsländern kann die nationale Wirtschaft der globalen Konkurrenz nicht mehr standhalten. Und in den Industrienationen werden immer häufiger Arbeitsplätze bedroht – durch die Produktionsverlagerung in Niedriglohnländer.
Im Zuge der Globalisierung wird die Welt mehr und mehr zu einem Dorf. Die Kommunikation auch über große Distanzen ist dank Telefon und vor allem Internet kein Problem mehr. Auch Reisen in ferne Länder und andere Kulturen stellen heute keine Herausforderung mehr dar. Firmen agieren und handeln miteinander, Staaten knüpfen wirtschaftliche Beziehungen. Kurz: Globalisierung scheint die Welt kleiner und zugänglicher zu machen. Jedoch birgt die Globalisierung eine Reihe von Gefahren:
Globalisierung = Gleichheit?
Der Hauptkritikpunkt an der Globalisierung ist, dass der Zugang zu den neuen Technologien wie Fernsehen oder Internet (und damit meistens auch Bildung) enorm ungerecht verteilt ist. Einen Großteil dieser Technologien ist in den Industrienationen zu finden, während vor allem die Entwicklungsländer – wenn überhaupt – nur sehr wenig an der gepriesenen Technologievielfalt partizipieren. Bleibt diese Entwicklung weiterhin bestehen, so ist abzusehen, dass die Kluft zwischen armen und reichen Ländern immer weiter wächst. Denn ohne selbst ein globalisiertes Land zu sein, ist Überleben in einer globalisierten Welt unmöglich.
Der globale Markt
Viele Firmen machen sich die in anderen Ländern geltenden Arbeitsbedingungen zunutze: sie verlegen ihre Standorte in Länder, in denen es keine Gewerkschaften, keinen Mindestlohn, längere Arbeitszeiten gibt und wo dieselbe Arbeit für einen geringeren Lohn gemacht wird. Dies führt nicht nur zum Arbeitsplatzabbau in den ehemaligen Firmensitzen, sondern auch zu einer weiteren Verschlechterung der Arbeitsbedingungen in den neuen Firmenstandorten.
Kulturverdrängung
Aufgrund der immer schneller werdenden Transportmöglichkeiten ist es für viele Firmen nicht mehr schwierig ihre Produkte auch in ferne Länder zu transportieren und dort zu vermarkten. Vor allem amerikanische und westeuropäische Firmen nutzen diese Möglichkeit. So genannte „global players“ verdanken der Globalisierung eine nicht gerade als gering zu bezeichnende Expansion.
Statt in die landestypischen Restaurants zieht es die Menschen in amerikanische Fast-Food-Ketten, vorher beliebte nationale Filme weichen amerikanischen Blockbustern oder die traditionelle Kleidung weicht der europäisch-amerikanischen Mode. Auch Sitten und Gebräuche verbreiten sich im Zuge der Globalisierung immer schneller, was zu einer „Vermischung“ der Kulturen oder gar einer „Amerikanisierung“ anderer Länder führen könnte.