Geschichte der Globalisierung
Unter dem Begriff Globalisierung werden viele verschiedene Entwicklungen und Tendenzen oft sehr unterschiedlich zusammengefasst und benannt. Die Experten streiten sich dabei darum, seit wann es Globalisierung gibt, manchmal sogar darum, ob es sie überhaupt gibt und welche Auswirkungen ihr zuzuschreiben sind. Der Begriff wird dennoch in der Politik und in der Wirtschaft sehr häufig benutzt und die Globalisierung ist für den einen ein Segen und für den anderen ein Fluch. Jeder versucht, seinen Nutzen aus ihr zu ziehen oder sie zu bekämpfen, je nachdem, welche Interessen vertreten werden.
Aber wie hat sich dieses Phänomen entwickelt? Bei der Globalisierung geht es um grenzüberschreitende und weltweite Beziehungen zwischen Ländern, meist Handelsbeziehungen, aber auch Nachrichten, Bevölkerungsbewegungen, Umwelteinflüsse und Tourismus. Internationale Arbeitsteilung und die immer stärker werdende Vernetzung zwischen Staaten und Kontinenten sind Teil der Globalisierung und diese hat sich streng genommen schon vor sehr vielen Jahrhunderten entwickelt. Staaten betreiben miteinander Handel, seit sie herausgefunden haben, dass es den jeweils anderen Staat gibt. Die Entdeckung Amerikas und Australiens brachten der Globalisierung also neuen Aufschwung. Durch die technischen Fortschritte und die moderne Infrastruktur schreiten alle diese mit der Globalisierung einhergehenden Prozesse deutlich schneller voran, als das noch vor einigen Hundert Jahren der Fall war.
Beginn der Globalisierung
Die Thesen, wann die Geschichte der Globalisierung real begonnen hat, gehen wie bereits angesprochen, weit auseinander. Drei wesentliche Standpunkte haben sich dabei herauskristallisiert. Der eine besagt, dass die Geschichte der Globalisierung nach dem Zweiten Weltkrieg begann und dass die Globalisierung damit ein relativ neues Phänomen ist. Eine weitere These verbindet die Globalisierung mit der Expansion Europas in die ganze Welt und legt damit in etwa das 15. Jahrhundert als Beginn der Geschichte der Globalisierung fest. Die letzte Theorie wiederum behauptet, dass die Globalisierung als Integrationsprozess ein Bestreben der Menschheit seit deren Existenz ist. Historiker verwehren sich generell mit der aktuellen Behauptung, die Globalisierung sei ein Prozess, der sehr stark auf die Gegenwart projiziert wird. So werde die gesamte Globalisierung als Ausschnitt unter Ausschluss historischer Einflüsse betrachtet, was zu einem Zerrbild führe.
So wird von Wirtschaftshistorikern derzeit beleuchtet, was sich an der Globalisierung in unserer Zeit real festmachen und vor historischen Hintergrund vergleichen lässt. Hierzu werden unterschiedliche Globalisierungsphasen genauer untersucht und kritisch miteinander verglichen. Unter diesem Aspekt der Betrachtung kristallisieren sich die Jahre ab 1840 heraus, in denen gerade kommunikative und auch Handelsverknüpfungen besonders stark zugenommen haben. Diese hielten bis zum Ersten Weltkrieg an, ebbten dann stark ab und erreichten ihren Höhepunkt dann erst wieder in den Jahren ab 1990.
Als Ursachen dieser sogenannten Globalisierungswellen werden unter anderem technische Innovationen, eine weiterhin verstärkte Expansion Europas und wichtige Entscheidungen in der Außenhandelspolitik zugrunde gelegt. Intensiv thematisiert werde nach der Auslegung der Wirtschaftshistoriker die Globalisierung nicht erst in unserer Zeit, sondern belegbar bereits seit der Mitte des 19. Jahrhunderts.
Geschichte der Globalisierung am Beispiel der unterschiedlichen Theorie-Ansätze
Basierend auf diesen Globalisierungswellen kann für die Neuzeit festgehalten werden, dass die Globalisierung seit den 1980er Jahren in dem Maße stattfindet, dass starke Ungleichgewichte in den Finanz- und Handelsbeziehungen aufgetreten sind. Seither wird weltweit versucht, den negativen Auswirkungen der Globalisierung auf verschiedene Regionen der Erde entgegen zu wirken, denn die Globalisierung führte vielerorts zu regelrechter Ausbeutung von Regionen zum Vorteil großer Konzerne und ohnehin reicher Staaten. Teilweise wurde dem in den 80er Jahren von der Politik deregulierend entgegen gewirkt.
Konzepte des global gouvernance, also einer Art Weltpolitik wurden entwickelt, um die Ausbeutung der benachteiligten Staaten zu verhindern. Die Suche nach regionalen Lösungen und nach Dezentralisierung und Regionalisierung der Wirtschaft und der Arbeitsmärkte wurde in vielen Teilen der Welt wichtig. Aber der Welthandel war nicht aufzuhalten und dank der technischen Entwicklungen wurde er immer einfacher, schneller und umfassender.
Stellt man die Frage nach den Anfängen der Globalisierung, werden in der Regel acht verschiedene Antworten gegeben. Die einen sagen, dass die Globalisierung dann einsetzte, als sich der Begriff bildete. Das wäre dann so in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts, als das Phänomen öffentlich diskutiert und analysiert wird. Vorher war eher von Imperialismus, Kolonialismus und dem Weltmarkt die Rede, was nach heutigem Verständnis aber dasselbe Phänomen beschreibt. Andere behaupten, dass die Globalisierung in den 80er Jahren einsetzte, dass das Phänomen aber erst später unter dieser Bezeichnung bekannt wurde.
Das Plaza Abkommen in New York soll demnach den Auftakt der einsetzenden Globalisierung gegeben haben. Dieses setzte im September des Jahres 1985 neue Wechselkurse für die wichtigsten Volkswirtschaften in der Welt fest. Die D-Mark und der Yen erfuhren durch dieses Abkommen eine Aufwertung gegenüber den Dollar- und Pfundkursen. Ziel des Abkommens war diese Währungen zu stärken und die Handelsbilanzen dieser Länder gerechter zu gestalten. Das Abkommen sorgte aber dafür, dass weltweit Finanztransaktionen in bisher ungekannter Höhe getätigt wurden und Finanzmärkte entstanden, die mit den eigentlichen Warentransfers fast nichts mehr zu tun hatten.
Andere Ansatzpunkte
Wieder andere nennen bereits die 70er Jahre als Beginn der Globalisierung, als massenhaft Produktionsstandorte verlagert wurden, und dies nicht mehr länger nur aus Gründen des Protektionismus oder wegen natürlicher Faktoren und Standortvorteile, sondern allein aus finanziellen Gründen. Niedriglohnländer waren fortan gefragt. Damals entwickelte sich ein weltweiter Markt für Arbeitskräfte. Die vierte Theorie besagt, dass die Globalisierung 1945 einsetzte, als die Atombomben von Nagasaki und Hiroshima zeigten, dass die Waffentechnik eine globale Ebene erreicht hatte. Nun war allen klar, dass Kriege und Zerstörung vor keinen Grenzen mehr halt machten und gleichzeitig breitete sich mit der Stationierung amerikanischer Soldaten in ganz Westeuropa der sogenannte American Way of Life weltweit mehr und mehr aus. Kaugummi, Nylonstrümpfe und Coca Cola wurden zu Statussymbolen, die weltweit Bedeutung hatten. Ebenso breiteten sich die Musik und das Kino aus den USA in die ganze Welt aus.
Die Theorie, dass sich die Globalisierung bereits in den letzten drei Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts entwickelt, basiert sich auf der Tatsache, dass das Segelschiff durch leistungsfähigere Dampfschiffe ersetzt wird und Kühltechnik Waren haltbar machen kann. Telegraphenmasten sorgen dafür, dass die verschiedenen Regionen der Welt näher zusammenrücken und dadurch erfährt der internationale Handel einen deutlichen Aufschwung. Internationale Arbeitsteilung beginnt sich zu entwickeln und die Bodenschätze selbst im Hinterland weit entfernter Länder rücken plötzlich in greifbare Nähe, wodurch sie finanziell interessant werden. Schon damals war der Anteil des Welthandels am gesamten Handelsaufkommen vor dem ersten Weltkrieg auf einem ähnlichen Niveau wie er es heute ist.
Wer noch weiter ausholen möchte, der findet Argumente dafür, dass die Globalisierung mit der industriellen Revolution einsetzte. Dadurch, dass sich die industrielle Fertigung von Produkten entwickelte, stieg der Bedarf an Rohstoffen in großen Mengen enorm an. Unter anderem der Bedarf an Baumwolle konnte in Europa nur durch den Handel mit Übersee gedeckt werden. Die Tatsache, dass Frankreich zwischen 1807 und 1814 eine Kontinentalsperre einrichtete, zwang die Briten dazu, mit Asien und Amerika verstärkt Handel trieben.
Die Entdeckung Amerikas
Wenn man die Globalisierung und ihre Entwicklung betrachtet, so begann vieles schon Ende des 15. Jahrhunderts, als Kolumbus 1492 Amerika entdeckte, Vasco Da Gama schließlich sechs Jahre später tatsächlich den Seeweg nach Indien fand und als Europa damit begann, die Welt unter sich aufzuteilen. Der Vertrag von Tordesillas, bei dem 1494 die westliche Welt den Spaniern und die östliche Hemisphäre den Portugiesen zugeteilt wurde, war sozusagen der erste globale Vertrag und der Imperialismus mit all seinen globalen Auswirkungen nahm seinen Lauf. Nachdem der Vertrag von Zaragossa auch die Grenzlinie im Pazifik festlegte, kann man heute noch die Spuren dieser ersten globalen Verträge auf der Landkarte erkennen.
Die achte Theorie, die sich mit den Anfängen der globalen Wirtschaft befasst, besagt, dass bereits im 13. Jahrhundert in Asien eine Art Globalisierung der damals bekannten Welt einsetzte. Schließlich richteten sich die Bemühungen der Europäer in dieser Zeit alle nach Asien, um von deren florierender Wirtschaft zu profitieren und daran direkt und nicht nur über die arabischen Staaten als Vermittler teilhaben zu können.
Um diese Theorie zu stützen, müssten die europäischen Geschichtsschreiber jedoch von dem Gedanken abrücken, dass Europa das erste und einzige Zentrum der Weltwirtschaft war. Wie man sieht, gibt es verschiedene Theorien und Gedanken zu den Anfängen und der Entwicklung der Globalisierung. Es kommt ganz auf die Definition des Begriffs an, wenn man nach den Anfängen sucht. Die Suche nach den Ursachen und den Entwicklungen, die zur Globalisierung führten, wie wir sie heute erleben, muss zwangsläufig auch viele Jahrhunderte zurück reichen.