Pest
Im Alten Testament ist sie die sechste von zehn Plagen, die Gott über die Menschheit sandte. Weltweit ist sie dafür bekannt, Unheil zu bringen, denn bisher verloren Millionen Menschen ihr Leben an ihr. Sie gilt als die schlimmste Krankheit in der Geschichte der Menschheit und wird auch als der Schwarze Tod des Mittelalters bezeichnet. Ihr gegenwärtiger Name stammt aus dem Lateinischen und bedeutet in die Deutsche Sprache übersetzt so viel wie Seuche.
Ursache
Die Ursache dieser Seuche war zu ihrem Höhepunkt der Ausbreitung noch völlig unklar. Erst seit dem 19. Jahrhundert ist bekannt, wie sich die Pest verbreitete. Im Jahre 1898 fand Paul-Louis Simond erstmals heraus, dass der Biss eines Flohs zur Infizierung mit der Pest führt. Verantwortlich hierfür ist das Bakterium Yersinia Pestis, welches sich maßgeblich über Tiere auf den Menschen überträgt. Diese Tiere waren im Mittelalter hauptsächlich Nagetiere, wie Ratten, Eichhörnchen und Murmeltiere.
Um das Bakterium auf den Menschen zu übertragen, mussten die Tiere mit Flöhen befallen sein, welche das Bakterium Yersinia Pestis in sich trugen. Wenn die Flöhe auf den Menschen übersprangen, da sie einen neuen Wirt suchten und ihn bissen, breitete sich das gefährliche Bakterium im menschlichen Organismus aus. Wissenschaftler fanden jedoch inzwischen heraus, dass die Flöhe auch ohne einen Wirt überleben können und die Übertragung des Flohs auf den Menschen auch über Kot, Nahrung, Staub oder Erde vonstattengehen kann.
Da sich die Ärzte im Mittelalter noch nicht über die wahre Ursache der Pest bewusst waren, wurden mit der Zeit Theorien aufgestellt, die die Ursache der Pest darstellen sollten. Als Ursachen galten beispielsweise schlechte Speisen, Luftverschmutzung, schmutziges Wasser, ungünstige Planetenkonstellationen und ein Ungleichgewicht der vier Körpersäfte – welche Blut, Schleim, gelber und schwarzer Gallensaft sind. Gern wurden Hexen, Bettler, Leprakranke, Juden, Geister oder auch Zigeuner als Schuldige angesehen und deshalb oft mit dem Tod bestraft.
Symptome und Krankheitsverlauf
Es wird zwischen verschiedenen Arten der Pest unterschieden. Hierzu zählen vier grundsätzliche Erscheinungsformen, von denen es jedoch auch Unterformen gibt. Zu den Haupterscheinungsformen der Pest gehören die Beulenpest, die Lungenpest, die Pestsepsis und die abortive Pest. Alle diese Pestarten verbinden ähnliche Symptome, zu denen Fieber, Schüttelfrost und Verstörtheit zählen und eine Inkubationszeit von mehreren Stunden bis zu sieben Tagen.
Die Beulenpest nimmt mit etwa 75 % der Fälle den Schwerpunkt der Pesterkrankungen ein. Sie entsteht wenige Stunden bis zu sieben Tage nach dem Biss eines Flohs. Ihre Symptome sind Fieber zu Beginn der Erkrankung und auch im weiteren Krankheitsverlauf, eitrige bis blaue Schwellungen der Lymphknoten, Schwindelgefühl, Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, Verwirrtheit sowie ein hoher Blutdruck. Etwa 24 Stunden nach Eintreten der Symptome erscheinen die ersten Beulen mit einem Durchmesser von 1 – 10 cm. Diese Beulen entstehen durch die Infektion der Lymphe mit dem Erreger. Die Lymphe schwellen an und es bilden sich dicke Eiterblasen. Häufig erscheinen diese im Leistenbereich, Achselbereich als auch im Bereich der Halswirbel.
Wird die Beulenpest keiner Behandlung unterzogen, so soll sie schnell zur Pestsepsis oder auch zur Lungenpest führen. Eine Pestsepsis liegt vor, wenn die Bakterien in den Blutkreislauf eingedrungen sind. Dies führt innerhalb weniger Stunden zum Tod, da die Bakterien im Blut absterben und ein äußerst toxisches Sekret dabei abgeben. Die Lungenpest ist ebenso gefährlich und wird durch feinste Tröpfchen in der Atemluft in den Organismus übertragen. Sie bringt Atemnot, Muskelschmerzen, Kopfschmerzen und Schwindelgefühle mit sich und ist durch einen schwarzen und blutigen Auswurf mittels Husten, ab dem zweiten Tag der Erkrankung, gekennzeichnet. Wenn die Lungen schließlich sehr stark befallen sind, verfärbt sich die Haut, aufgrund des Sauerstoffmangels, blau.
Die abortive Pest ist die wohl am wenigstens gefährliche Pest. Sie kann sich manchmal sogar von allein zurückbilden und verläuft in den meisten Fällen nicht tödlich. Kam es zum Tod eines Pestkranken so wurde er mit den anderen Pesttoten auf sogenannten Pestkarren in Pestlöcher außerhalb der Stadt geschafft, um dort schließlich vergraben zu werden. Die Häuser der Toten wurden – aus Angst vor Erregern – mitsamt deren Hab und Gut verbrannt.
Therapie und Umgang mit der Pest im Mittelalter
Da die Ursache der Pest im Mittelalter nicht bekannt war, wurden zahlreiche Methoden ausgetestet, die eine Heilung versprechen sollten oder vorbeugend gegen die Pest wirken sollten. Antibiotika gab es noch nicht und so nahmen die Ärzte stattdessen unter anderen Heilkräuter, Opium, Entenblut und Vipernfleisch.
Die Pestärzte trugen die allseits bekannte Arbeitskleidung. Zu dieser zählte ein Ledergewand, eine schnabelartige Maske – die mit in Essig getränkten Schwämmen und Kräutern gefüllt war, um die Luft zu reinigen und die Ärzte vor der Seuche zu bewahren – , Glasaugen auf den Masken und Handschuhe. Oft kauten die Ärzte auch Angelikawurzel.
Zu den vorbeugenden Maßnahmen zählten unter anderen das Ausräuchern der Räume mit Kampfer, Gewürznelken, Elzian oder Rosenwasser, das Kauen von Wacholderbeeren, das Einnehmen von Kräutermixturen aus Fenchel, Anis und Kümmel, das Einreiben des Körpers mit Essig oder das Schlucken von sogenannten Pestpillen aus Heilerde, Aloe, Safran und Myrrhe. Des Weiteren wurde empfohlen sich dreimal täglich mit Kamillenwasser oder Fliederessig zu waschen und das Abwasser in den Fluss anstatt in die Gassen der Städte und Dörfer zu kippen. Außerdem wurde geraten, die Haustiere mindestens zweimal wöchentlich zu baden und bei der Ernährung darauf zu achten, Obst, Fleisch, Fisch und Milchprodukte zu meiden.
Hatte sich erst einmal jemand mit der Pest infiziert, so wurden Aderlass, Diäten und Abführmethoden angewandt. Bei der Beulenpest öffneten die Ärzte die Beulen und ließen das Blut und den Eiter abfließen. Für viele Menschen galt jedoch die Flucht als die einzig effektive Maßnahme, um sich vor der Pest zu schützen. Dadurch verbreitete sich die Pest jedoch auch in die Umgebung und wurde zu einer Pandemie – einer Epidemie, die über die Landesgrenzen hinaus verläuft.
Verbreitung und Ausmaße
Erstmals wurde die Pest im Alten Testament in der Bibel erwähnt. Später soll sie in der Antike die Römer befallen haben und im 14. Jahrhundert kam die Pest schließlich aus dem Himalaya Gebiet und gelangte von dort aus über die Seidenstraße nach Europa, nach Afrika und schließlich auch nach Nord- und Südamerika. In Europa herrschte von 1347 – 1351 die Pest. Bei ihrer weltweiten Ausbreitung starben 1/3 der Bevölkerung – dies machten 25 Millionen Menschen aus. Zwischen 50 – 90 % der unbehandelten Fälle endeten mit dem Tode des Betroffenen – meist aufgrund einer Blutvergiftung, hervorgerufen durch das Bakterium Yersinia Pestis.
Erst ab etwa 1740 gelang es, die Pest aufgrund der Rattenausrottung und der besseren hygienischen Zustände, einzudämmen. Wissenschaftler fanden heraus, dass die Pest bei über 200 Säugetierarten auftreten kann und nicht nur die Ratte als Hauptüberträger zu gelten hat, sondern beispielsweise auch Hunde oder Katzen. In der Mitte des 19. Jahrhunderts kam es zur 3. Pestpandemie.
Heutzutage tauchen noch vereinzelte Fälle der Lungenpest auf. Diese befinden sich zum Beispiel in Russland, China, Indien, Tansania und im Kongo. Dabei fallen ihr jährlich etwa 140 Pesttoten zum Opfer. In Deutschland gibt es den Schwarzen Tod jedoch nicht mehr und selbst wenn, so könnte er mit Antibiotika behandelt werden. In der heutigen Zeit tritt die Pest also nur noch in sehr ärmlichen Ländern auf und Industriestaaten können sich aufgrund ihrer gut entwickelten Pharmakologie relativ gut vor dem Schwarzen Tod schützen.