SARS
Wenn von SARS die Rede ist, geht es um das Schwere Akute Respiratorische Syndrom. Dieses ist als Infektionskrankheit der Lunge erstmals im November 2002 in der Provinz Guangdong in China aufgetreten. Auslöser bzw. Erreger dieser Krankheit ist ein bis dahin unbekanntes Coronavirus, das mittlerweile als SARS-assoziiertes Coronavirus bezeichnet wird. Das tropenmedizinische Institut in Hamburg beschreibt das klinische Bild der Erkrankung der atypischen Lungenentzündung. Der bis dato einzige größere Ausbruch von SARS ist die Pandemie 2002/2003, bei der knapp 1.000 Todesopfer zu beklagen waren. Die Weltgesundheitsorganisation WHO stufte SARS im März 2003 als weltweite Bedrohung ein.
Vor allem die Aussage eines Hongkonger Mikrobiologen Yuen Kwok Yung unterstrich die Gefahr des Virus, indem er darauf hinwies, dass der Erreger durchaus zur Biowaffe weiter entwickelt werden könnte. Dies belegte er dadurch, dass der SARS-Virus nicht nur die Atemwege schädigt, sondern auch die Milz, das gesamte Nervensystem und das Rückgrat angreifen könnte. Vor allem ständige Mutationen erhöhen die Gefahr und machen daraus eine ähnliche Bedrohung wie die Milzbrandsporen.
Der Erreger von SARS wird als Virus eingestuft
Auffallend war, dass nicht herkömmliche bakterielle Erreger wie Mykoplasmen, Legionellen oder Chlamydien Auslöser der neuen Krankheit waren. Auch die Tatsache, dass die Patienten nicht auf eine Behandlung mit Antibiotika ansprachen, war eine Besonderheit. Die Vermutung lag deshalb nahe, dass der Erreger dieser atypischen Lungenkrankheit ein Virus ist. Daraufhin wurden Paramyxoviren in Zusammenhang mit der Ursache von SARS gebracht, doch im März 2003 erhärtete sich der Verdacht, dass der Erreger der Lungenkrankheit zur Virenfamilie der Coronaviridae zählte.
Drei wissenschaftliche medizinische Institute gleichzeitig konnten den Krankheitserreger identifizieren, nämlich die Uni Hongkong, das Center for Disease Control and Prevention in amerikanischen Atlanta und das tropenmedizinische Bernhard-Nocht-Institut in Hamburg. Die Forscher gingen davon aus, dass ein bereits bekanntes Coronavirus mutiert sei bzw. eine Art, die bisher nur bei Tieren vorkam, nun auch Erkrankungen bei Menschen auslöse.
Am 12. April 2003 konnte Marco Marra, Direktor eines wissenschaftlichen Centers der British Columbia Cancer Agency bekannt geben, dass die RNA-Sequenz des Virus entschlüsselt werden konnten. Damit konnte die WHO auch in einer Pressemitteilung nun offiziell verlautbaren, dass der Coronavirus der Auslöser des lebensbedrohenden SARS sei. Nur zwei Tage später konnten die deutschen Virologen Christian Drosten und Stephan Günther vom Bernhard Nocht Institut einen diagnostischen Test entwickeln, der mittlerweile auf der ganzen Welt zum Einsatz und zur Erkennung der bedrohlichen Krankheit eingesetzt wird.
Da SARS seinen Ursprung in China hat, vermuteten viele Experten, dass das auslösende Virus von wilden Tieren als Hauptwirt stammt und durch den Verzehr der Delikatessen auf den Menschen übertragen wird. Auch chinesische Berichte, wonach die Krankheit von einem Koch eines Spezialitätenrestaurants, in dem hauptsächlich exotische Tiere verarbeitet wurden, ausging, unterstützten diese These. Als mechanische Überträger konnten in erster Linie Kakerlaken festgestellt werden. Allerdings ergab 2005 eine Studie an Tieren im Hongkonger Großraum, dass auch Fledermäuse den SARS-Virus übertragen. In vierzig Prozent der Abstriche konnte das Virus nachgewiesen werden, dass auch genetisch eine große Ähnlichkeit mit dem Erreger der Lungenkrankheit beim Menschen aufwies. Allerdings wiesen die Fledermäuse, die als Hufeisennasen identifiziert wurden, keinerlei Krankheitssymptome auf.
Die Übertragung erfolgt infolge Tröpfcheninfektion
Ursprünglich ging man davon aus, dass das Virus in der Luft nicht lange überlebensfähig ist, dies konnte allerdings deutlich widerlegt werden. Nach neuesten Forschungserkenntnissen kann der SARS-Erreger bis zu 24 Stunden auch außerhalb des menschlichen Körpers überleben. Die Übertragung erfolgt hauptsächlich durch eine Tröpfcheninfektion, die aus kurzer Distanz erfolgt. Dabei geht man von einer Entfernung von weniger als einem Meter aus, was bedeutet, dass der hustende oder niesende Infizierte engen Kontakt zum potentiellen Neuinfizierten haben muss.
Eine Kontaktinfektion bzw. Schmierinfektion durch Viren, die sich auf Gegenständen oder Körperoberflächen befinden und in der Folge über Mund, Nase oder Augen übertragen werden, konnte bislang wissenschaftlich nicht eindeutig nachgewiesen werden. Dies bedeutet allerdings in keinster Weise, dass die Möglichkeit ausgeschlossen werden kann. Laut WHO ist aber vor allem einer Erregerübertragung durch erkrankte Tiere wahrscheinlich.
Diagnose und Therapie sind nicht immer eindeutig
Eine Infektion mit dem SARS-Erreger kann meist erst nach einer Inkubationszeit von zwei bis sieben Tagen nachgewiesen werden. Wer an SARS erkrankt, leidet in erster Linie an typischen Erkältungssymptomen wie Halsentzündung, Husten und Heiserkeit. Schnell steigendes und sehr hohes Fieber sowie Atemnot und eine Entzündung beider Lungenflügel weisen allerdings deutlich in Richtung einer Infektion durch den SARS-Erreger. Auch Kopf- und Muskelschmerzen können auftreten.
Wird bei der Anamnese eine Laboruntersuchung des Blutes durchgeführt, kann der Mediziner feststellen, dass die Zahl der Blutplättchen und der weißen Blutkörperchen abgenommen hat, was eindeutig auf die gefährliche Lungenerkrankung hinweist. Therapieformen gibt es für die bedrohliche Lungenerkrankung keine besonderen. In erster Linie wird als Virustatikum ein Nukleosid-Analogon namens Ribavirin und Cortison eingesetzt. Dieses kommt auch bei Hepatitis C sehr erfolgreich zur Anwendung.
Als weitere Maßnahmen erhalten Patienten eine individuelle Kombination aus unterschiedlichen Antibiotika, um vor allem die Entzündung der Atemwege zum Abklingen zu bringen. Diese bakteriell ausgelöste Infektion macht die Lungenentzündung zu einer ernsthaften Gefahr für den Patienten. Auch wenn die RNA-Sequenz des Erregers für die atypische Lungenerkrankung festgestellt und entschlüsselt wurde, konnte bis dato kein wirksames Medikament entwickelt werden. Die US-amerikanische Forscherin Hilary Koprowski konnte mit ihrem Team 2005 anhand von genetischen Veränderungen bei Tomaten- und Tabakpflanzen erreichen, dass die Pflanzen teilweise das Spike-Protein des SARS-Erregers produzieren. Dieses trägt grundsätzlich dazu bei, dass das Virus in die menschlichen Zellen eindringen kann.
Auch wenn hier noch weitere Tests und Studien absolut notwendig sind, sind doch erste Versuche bei Mäusen sehr erfolgreich verlaufen. Die identifizierten Gen-Daten tragen zwar zur Entwicklung neuer Diagnoseverfahren bei, allerdings ist damit zu rechnen, dass noch geraume Zeit verstreichen wird, bis ein Impfstoff bzw. effektives Medikament zum Einsatz kommen kann.