Schweinegrippe
Im Jahr 2009 sorgte die Schweinegrippe, später auch Neue Grippe genannt, für Aufregung, da sie sich schnell ausbreitete und ihre Gefährlichkeit nicht direkt eingeschätzt werden konnte. Die ersten Fälle traten in den USA auf und kurze Zeit später registrierte man Fälle in Mexiko, was zeigte, dass der H1N1-Virus der Schweinegrippe über die Landesgrenzen hinweg verschleppt wurde. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte schon Ende April 2009 vor einer Pandemie, also vor einer weltweiten Verbreitung der Viren. Diese Warnung wurde Anfang Juni des gleichen Jahres auf höchste Alarmstufe gestellt. Die Presse berichtete ohne Unterlass, und unter der Bevölkerung machte sich Sorge breit. Die hohe Aufmerksamkeit und die schnell und umfangreich getroffenen Maßnahmen hatten einen geschichtlichen Hintergrund: die Erinnerung an die Pandemie eines anderen Subtyps des Virus, der sogenannten Spanischen Grippe, die Ende der 1920er Jahre auftrat. Damals starben ca. 50 Millionen Menschen.
Krankheitsverlauf und Besonderheit der Schweinegrippe
Nach heutigem Informationsstand gibt es keine Unterschiede bei den Symptomen der Schweinegrippe und der normalen Influenza, die ja regelmäßig, besonders zur kalten Jahreszeit in Wellen ausbricht. Nach einer Inkubationszeit 1-4 Tagen treten auch bei der Schweinegrippe die typischen Anzeichen einer Grippe auf: plötzlicher Krankheitsbeginn, Krankheitsgefühl im ganzen Körper, Fieber und Schüttelfrost, Kopfschmerzen und Müdigkeit, Gliederschmerzen, Husten, trockene Kehle, sowie Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen.
Die WHO schätzt den Krankheitsverlauf der Schweinegrippe in den meisten Fällen als milden Verlauf ein, der im Regelfall mit vollständiger Genesung endet. Es gibt jedoch einige Fälle, bei denen die Patienten der Schweinegrippe eine beatmungspflichtige und intensivmedizinische Betreuung benötigen, diese Fälle führen oft sogar zum Tod des Patienten. Besonders auffällig ist, dass dies sogar oft bei jungen kräftigen Patienten der Fall ist. Das ist ein entscheidender Unterschied zur saisonalen Influenza. Das Risiko eines schweren Verlaufs ist sicher, wie auch bei der saisonalen Influenza, für bestimmte Patientengruppen höher (wie alte, oder kränkliche Menschen), aber eben auch gesunde und junge Erwachsene können schwer erkranken. Da die Schweinegrippe die gleichen Symptome wie eine saisonale Grippe hat, kann sie nur durch einen labordiagnostischen Befund eindeutig nachgewiesen werden.
Weltweite Ausbreitung des Virus
Die ersten Fälle der Schweinegrippe tauchten Anfang April 2009 in den USA auf. Im Oktober, also ein halbes Jahr später verfügte die WHO bereits über Informationen von mehr als 440.000 gemeldeten Infektionen auf der ganzen Welt, welche durch Laboruntersuchungen bestätigt waren. Mindestens 5.700 der infizierten Patienten starben an der Folge der Krankheit. Drei Monate später waren der WHO schon mindestens 15.174 Todesopfer bekannt, das Virus wurde insgesamt in über 200 Ländern nachgewiesen. Diese Zahlen stellen aber nur einen Teil der wirklichen Krankheitsfälle dar, denn viele der Fälle wurden nie als Schweinegrippe diagnostiziert.
Ende 2011, als die Schweinegrippe bereits ihren Schrecken verloren hatte, stellte ein internationales Forscherteam seine Ergebnisse aus der Untersuchung zum Ausmaß der Pandemie vor. Das Forscherteam kam zu dem Schluss, dass sich zwischen 2009 und 2010 mehr als jeder fünfte Mensch mit dem Virus der Schweinegrippe infiziert hatte. Ein Grund, warum weniger Infektionen gemeldet wurden, als es gab, war die Tatsache, dass nicht jeder, der sich mit dem Virus infiziert hatte, auch an diesem erkrankte. Bei anderen Patienten, bei denen die Schweinegrippe ausbrach, war die Erkrankung sehr leicht, so dass der Krankheitsverlauf mehr einer Erkältung ähnelte, und der Betroffene nichts von seiner Infizierung ahnte. Außerdem wurden in vielen Ländern nur bei besonders schweren Fällen Labortests durchgeführt, in Folge kam es zu einer hohen Dunkelziffer bei der Verbreitung des Virus.
Der Kampf gegen die Grippeviren
Nachdem die WHO vorausschauend eine weltweite Warnung aussprach, wurden schnell Vorsichtsmaßnahmen ergriffen um die Pandemie zu verhindern, bzw. einzudämmen. Für den Fall einer Influenza-Pandemie gibt es einen Plan, welcher nationale Maßnahmen koordinieren soll. Dieser Plan ist in sechs Phasen aufgeteilt, wobei erst die sechste Phase die ist, in der die Pandemie ausgebrochen ist. Die vorigen Phasen stellen vorerst das wachsende Risiko einer Pandemie dar.
Am Anfang der Pandemie wurden Verdachtsfälle unter strenge Quarantäne gestellt. Nachdem jedoch klar war, dass eine größere Ausbreitung des Virus nicht mehr gestoppt werden konnte, änderte man die Strategie, bei der vorbeugende Maßnahmen im Mittelpunkt standen. So wurden zum Beispiel in den Medien, in der Schule und am Arbeitsplatz Hygienemaßnahmen erklärt und verbreitet. Besonders viel Wert wurde auf regelmäßige Desinfektion und gründliches Waschen der Hände gelegt. Es wurde vor engen Räumen, wie zum Beispiel in Straßenbahnen oder Wartezimmern gewarnt, da der Virus leicht übertragbar war. Besonders den Angehörigen von Risikogruppen wurde nahegelegt, sich gegen die Schweinegrippe impfen zu lassen.
Nach der Pandemie
Nachdem die Schweinegrippe die Welt fast zwei Jahre in Aufruhr gebracht hatte, wurde es schnell wieder still um sie. Nachdem viele Patienten die Krankheit unbeschadet überstanden haben, verlor der Virus für die meisten seinen Schrecken. In Deutschland wurden sogar große Mengen des teuer erstandenen Impfstoffes ungenutzt vernichtet, nachdem das Haltbarkeitsdatum überschritten war. Schon vorher hatte der Kauf des Impfstoffes zu kontroversen Debatten geführt. Nun schien erwiesen, dass die Risiken vollkommen falsch eingeschätzt wurden.
Durch die Warnungen der WHO wurde ein Anschub für die weltweite Impfaktion gegeben. Die Pharmaindustrie verdiente durch die Pandemie Milliarden, doch später erwies sich die Schweinegrippe im Vergleich zu den üblichen saisonalen Grippewellen als relativ harmlos. Im August 2010 wurde die Pandemie der Schweinegrippe offiziell von der WHO als beendet erklärt. Heute findet man in den deutschen Medien kaum noch Hinweise über die Schweinegrippe.