Globalisierung und Ausbeutung
Laut Auffassung von Globalisierungsgegnern sind Globalisierung und Ausbeutung zwei Begriffe, die eng miteinander verknüpft sind. Dabei ist nicht nur die Ausbeutung von Menschen und Arbeitskräften gemeint, sondern auch die der Umwelt und der Ressourcen.
Rohöl- und Eisenvorkommen schrumpfen rasant
Die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen wie Erdöl oder Erdgas wird von nicht wenigen Globalisierungskritikern wie die Abhängigkeit zu einer Droge beschrieben: Durch den hohen Energiegehalt und die vergleichsweise einfache Beschaffung war Öl lange Jahrzehnte Wachstumsmotor der Wirtschaft. Auf der anderen Seite sorgt der CO2-Ausstoß bei der Verbrennung sowie die Umweltzerstörung bei der Gewinnung für einen Niedergang des Planeten. Die Globalisierung trägt hierfür eine Mitverantwortung, weil die globale Vernetzung auch für immer größere Warenströme zwischen den Wirtschaftsräumen sorgt.
Produkte, die in Übersee gefertigt und nach Europa transportiert werden, verursachen somit einen Ausstoß schädlicher Klimagase. Indirekt ist sogar ein steigender Wohlstand in vielen Schwellenländern dafür verantwortlich, dass der Bedarf an fossilen Brennstoffen trotz begrenzter Vorkommen stetig steigt. Eine aufstrebende Mittelschicht sorgt beispielsweise in China für einen Boom bei den Autoverkäufen, das Fahrrad hat als Hauptverkehrsmittel vielerorts schon ausgedient.
Der Hunger nach Rohstoffen hat aber zur Folge, dass ein Abbau auf eine für die Umwelt immer riskantere Art und Weise stattfinden muss. Unfälle auf Ölbohrplattformen zeugen von den Risiken; auch die als „Fracking“ bekannt gewordenen Methoden zur Gewinnung von Öl aus Gesteinsschichten sorgen für eine nachhaltige Verschmutzung. Die dabei eingesetzten Chemikalien gelangen in das Grundwasser, eine Reinigung ist nur schwerlich möglich. Sauberes Grundwasser ist aber eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine gesicherte Wasserversorgung.
Zwar ist unser Planet zu zwei Dritteln mit Wasser bedeckt, nur ein sehr geringer Anteil davon ist aber genießbar – oder kann mit vertretbaren Mitteln wiederaufbereitet werden. Die Verringerung der Wasserressourcen und der stetige Anstieg der Weltbevölkerung werden in den kommenden Jahren für eine Verknappung von Trinkwasser sorgen. Besonders düstere Prognosen ahnen sogar künftige Kriege um Wasser voraus. Auch die Gewinnung von Eisen wird immer problematischer. Vor der weltweiten Wirtschaftskrise stiegen die Preise für verschiedene Metalle rasant an. Der Industrielle Aufschwung von Schwellenländern sorgt nicht nur für steigenden Schadstoffausstoß, sondern auch eines erhöhten Rohstoffbedarfs. Zwar lässt sich Eisen recyclen, häufig findet das aber nicht statt – immer noch verrotten beispielsweise alte Autos auf Schrottplätzen.
Erhöhter Fleischkonsum belastet Böden und Grundwasser
Nicht weniger problematisch ist die Ausbeutung der Natur auf ganz anderen Gebieten. Denn ein steigender Wohlstand hat für die Bevölkerung vieler Schwellenländer auch eine Angleichung an den westlichen Lebensstil zur Folge. Damit ändern sich schnell auch die Ernährungs- und Konsumgewohnheiten.
Ein stärkerer Fleischkonsum sorgt nicht nur für das Entstehen von Zivilisationskrankheiten, auch die Umwelt hat die Folgen zu tragen: Immer mehr Menschen bedeutet auch die Notwendigkeit von immer mehr Nutzfläche, die kultiviert werden muss. Dadurch werden nicht nur die Böden ausgelaugt, Düngemittel sorgen für eine dauerhafte Verschmutzung von Grundwasser. Weil die geänderten Ernährungsgewohnheiten auch eine Erhöhung des Fleischkonsums bedeuten, werden die Böden gleich doppelt belastet: Denn für die Viehzucht wird deutlich mehr Energie benötigt als für den Anbau von Getreide.
Ausbeutung von Menschen: schlechte Arbeitsbedingungen, geringe Löhne
Am gravierendsten haben aber viele Menschen unter der Ausbeutung zu leiden. So ist in Staaten wie Bangladesch oder Indien, teilweise auch noch in China, Kinderarbeit ein verbreitetes Thema. Die auch durch Spekulation auf den globalen Handelsmärkten künstlich hochgetriebenen Preise für Grundnahrungsmittel sorgen für einen enormen sozialen Druck in den Entwicklungsländern. Dadurch kommen häufig Kinder in die Situation, durch eigene Arbeitsleistung einen Beitrag zum Einkommen der Familie beisteuern zu müssen.
Weil das frühe Arbeiten nicht nur auf Kosten der Gesundheit geht, sondern auch die Möglichkeiten zur Bildung einschränkt, sind viele Menschen ein Leben lang auf einfache, gering bezahlte Jobs angewiesen. Aufstiegschancen bleiben damit einer ganzen Gesellschaftsschicht verwehrt. Die Nutznießer dieser Ausbeutung sind häufig große Modefirmen, die die Aufträge an Subunternehmer vergeben – und die tatsächlichen Arbeitsbedingungen der Belegschaft nicht kontrollieren können.
Waren solche Verhältnisse in der Vergangenheit besonders in der Textilproduktion ein Thema, so sind immer mehr Branchen davon betroffen: In China sind Hersteller von Smartphones und Unterhaltungselektronik wegen der schlechten Arbeitsbedingungen in Verruf geraten. In Ägypten werden Callcenter mit Deutsch und Englisch sprechenden Mitarbeitern besetzt, um europäische Kunden bei Hotlines zu beraten – unter weitaus schlechteren Arbeitsbedingungen, als sie im Heimatland der beratenden Kunden vorherrschen.
Die Ausbeutung von Arbeitskräften ist aber auch in Europa ein großes Thema geworden. In vielen global agierenden Konzernen, selbst jene mit hohen jährlichen Gewinnen, werden die Kosten häufig durch sinkende Löhne gedrückt. Besonders einfache Tätigkeiten werden an Dienstleister abgegeben, die ihre Belegschaft gering entlohnen. Begründet werden solche Maßnahmen häufig mit einem steigenden Wettbewerbsdruck aus aller Welt – und damit der Globalisierung. Auch in der aktuellen Diskussion in der europäischen Schuldenkrise wird den betroffenen Staaten häufig vorgeworfen, durch zu große Sozialleistungen und zu hohe Löhne kein attraktiver Wirtschaftsstandort zu sein. Darüber hinaus haben viele in Deutschland ansässige Unternehmen Zweigstellen im osteuropäischen Raum eröffnet, um von den geringen Lohnkosten zu profitieren. Mit diesen Argumenten wird häufig dafür geworben, in Deutschland auf Lohnsteigerungen zu verzichten.
Kritiker: Globalisierung beutet gesamten Planeten aus
Kritiker der Globalisierung bringen die Entwicklung also mit sehr unterschiedlichen Formen der Ausbeutung in Verbindung. Damit ist nicht nur der Abbau von wichtigen Rohstoffen wie Eisen oder Erdöl gemeint, die in einem immer schnelleren Tempo vonstatten gehen – ohne, dass bisher eine dauerhafte Lösung für Ersatz gefunden wurde. Vielmehr werden auch Menschen als billige Arbeitskräfte ausgebeutet.
Besonders in Entwicklungsländern sorgen Gehälter, die kaum zum Leben reichen, dafür, dass sich an der prekären Situation vieler Bevölkerungsschichten nichts ändert. Dabei sorgen viele solcher Beschäftigungsverhältnisse dafür, dass in Europa oder den USA Arbeitsplätze vernichtet werden oder sich die Bedingungen verschlechtern. Auch die Natur wird ausgebeutet, eine immer stärkere Umweltverschmutzung durch die Nutzung von Ackerböden verunreinigt wertvolles Grundwasser. Und das, obwohl sich Wissenschaftler bereits jetzt darüber einig sind, dass sauberes Trinkwasser künftig ein knappes und wertvolles Gut auf unserem Planeten sein wird.