Globalisierung und der Klimawandel
Globalisierung ist eine komplexe Erscheinung. Globalisierung bedeutet, dass in der Gegenwart immer mehr Lebens- und Wirtschaftsbereiche sich über nationale Grenzen hinweg ausdehnen und miteinander vernetzt werden. Insbesondere ist die Wirtschaft der Industrieländer von den Globalisierungsprozessen betroffen. Moderne Kommunikationsmittel sowie schnelle und sichere Handelswege sind eine der wichtigsten Bedingungen der Globalisierung und treiben sie voran. Es ist offensichtlich, dass diese Entwicklungen nicht nur Vorteile mit sich bringen, sondern auch ernsthafte Probleme verursachen. Eines davon ist die voranschreitende weltweite Umweltbelastung. Doch ist die Umweltbelastung und -verschmutzung der Grund für den Klimawandel? Woher kommt dieses Phänomen und was können Menschen in dieser Hinsicht bewirken? Es ist ebenfalls die Frage zu beantworten, inwiefern die Globalisierungsprozesse den globalen Klimawandel beeinflussen oder möglicherweise sogar verursachen?
Klimawandel: eine bedrohliche Erscheinung
In den letzten Jahrzehnten erlaubten genaue Messungen eine Feststellung: Die Temperaturen steigen kontinuierlich, und zwar weltweit. Es wurde beobachtet, dass seit dem Anfang des 20. Jh. die durchschnittliche Temperatur auf der Erde um ca. 0,75 C° gestiegen ist, und dass sich diese globale Erwärmung im Laufe der letzten Jahrzehnte immer weiter beschleunigt. Obwohl auf den ersten Blick die Zahlen nicht besonders spektakulär erscheinen können, gilt es in der Forschung als sicher, dass eine durchschnittliche Erwärmung um ca. 2% bereits katastrophale Folgen für das gesamte Klima auf dem Planeten haben würde. Daher ist der Klimawandel eine in jeder Hinsicht ernst zu nehmende Tatsache und eine nicht zu unterschätzende Bedrohung für die Existenz der Menschheit als solcher.
Einfluss von Globalisierung auf den Klimawandel
Bei den Wissenschaftlern herrscht heutzutage weitgehend Konsens darüber, dass die globale Erwärmung u.a. auch auf die menschliche Tätigkeit zurückzuführen ist. In welchem Maße der Klimawandel anthropogen bedingt ist und inwiefern die Klimaveränderung eine Folge von natürlichen, in der Regel zyklischen Prozessen ist, wird allerdings noch heftig diskutiert.
Bei den menschlichen Aktivitäten, die das Klima negativ beeinflussen, geht es v.a. um die Verbrennung von fossilen Brennstoffen: Autoverkehr, Industrie, Kraftwerke und auch Heizung sind die Hauptverbraucher von Erdöl und Erdgas. Außerdem ist die weltweite Abholzung der Wälder, in erster Linie des Regenwaldes in Südamerika, ein wichtiger negativer Faktor für die globale Erwärmung. Auch intensive Landwirtschaft, darunter v.a. Viehzucht, bewirken ungünstige Veränderungen des Klimas.
Der Einfluss von allen genannten Faktoren geschieht durch die Anreicherung der Erdatmosphäre mit den Treibgasen (CO2, Methan, Lachgas u.a.), welche die Abkühlung der Erde verzögern und erschweren. Es entsteht ein sogenannter Treibhauseffekt, wodurch die Erde sich immer weiter erwärmt. Die anthropogene Erwärmung wird durch die Globalisierung möglicherweise beschleunigt. Dafür sprechen zwei Tendenzen, die in der heutigen Welt zu beobachten sind. Die erste ist die Auslagerung der Produktionsstandorte aus den Industriestaaten in die Entwicklungsländer (oft als „Dritte Welt“ bezeichnet).
Während die ökologischen Standards in den Industrieländern relativ hoch sind und auch die Möglichkeiten der jeweiligen Staatsbehörden gegen die „Ökosünder“ einen Strafverfahren zu eröffnen, groß sind, herrscht in den meisten Entwicklungsländern eine andere Situation. Die Anforderungen an den Umweltschutz sind gering, und die Staaten verfügen oft nicht über genug Macht, um strafrechtlich gegen die Sünder vorzugehen. Nicht selten übertrifft die Macht der Großkonzerne, die weltweit agieren und daher Global Player genannt werden, die Macht von einzelnen Staaten. Außerdem leiden nicht selten diese Staaten an Korruption des Staatsapparats. Bei dem Umweltschutz wird dann gerne ein Auge zugedrückt. Die Missachtung von Ökostandards bei der Produktion senkt entsprechend die Kosten, aber günstige Ware hat ihre Kehrseite, nämlich gravierende Umweltschäden. Es ist nicht zufällig, dass sich in den letzten Jahren gerade in den Entwicklungsländern die Umweltprobleme häufen.
Eine andere Tendenz ist, dass die Globalisierung den Wohlstand in den Industriestaaten immer weiter hebt. Dadurch wächst der Energieverbrauch: die Zahl der Autos wächst ständig und mit ihr der Kraftstoffverbrauch. Auch der Fleischkonsum der Bevölkerung wird immer größer (z.B. ca. 85% der Deutschen essen täglich Fleisch), daher expandiert auch die Viehwirtschaft. Diese beiden Bereiche verursachen den größten Teil an Treibhausgasausschüttungen der Industrieländer. Somit kann festgestellt werden, dass die Globalisierung im wirtschaftlichen Bereich eine Gefahr der wachsenden Umweltbelastung, insbesondere in der Dritten Welt, birgt. Der weltweite Klimawandel kann durch die Globalisierung beschleunigt werden.
Globalisierung als Chance
Andererseits ist es offensichtlich, dass die Erdatmosphäre keine Staatsgrenzen kennt, daher können die Umweltprobleme allein auf die Dritte Welt nicht beschränkt werden. Der Klimawandel ist und bleibt ein globaler Prozess. Globales Wirtschaften verursacht auch globale Probleme. Doch Globalisierung ist auch eine Chance, diese Probleme gemeinsam lösen zu können.
Einerseits kann behauptet werden, dass dank der Entwicklung der globalen Kommunikation auch die Fakten über die Umweltverschmutzung schnell eine breite Öffentlichkeit erreichen können. Dank des Internet kann über die nationalen Grenzen hinweg von diesen Problemen berichtet werden. Eine Verheimlichung von gravierenden Umweltschäden ist in der heutigen Zeit weitgehend erschwert. Menschen können weltweit zu unterschiedlichen Aktionen im Sinne des Umweltschutzes mobilisiert werden. Auch die Sensibilisierung und die Aufklärung der Bevölkerung hinsichtlich der Umweltproblematik geschehen dank der Globalisierung der Kommunikationsmittel schneller.
Ein anderer Aspekt ist die Bildung von zahlreichen Non-Govermental Organisations (NGOs), die sich dem Umweltschutz widmen und ihre Aktivitäten im Zuge der Globalisierung weltweit durchführen können. Aber auch die Staaten fühlen sich gezwungen, in dem Bereich des Umweltschutzes zu kooperieren. Industrieländer fühlen sich immer mehr verpflichtet, die Staaten der Dritten Welt bei der Lösung von Umweltproblemen zu unterstützen, sowohl beratend als auch finanziell. Außerdem ist eine konzertierte Aktion der Staaten für den Umweltschutz notwendig, um den Klimawandel aufzuhalten.
Einige Erfolge in diesem Bereich konnten bereits verzeichnet werden. 1992 wurde in Rio de Janeiro (Brasilien) ein umfassendes Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen (die Klimarahmenkonvention) von 154 Staaten unterzeichnet. Diese Konvention betont die Priorität von der nachhaltigen Entwicklung und von dem umfassenden Umweltschutz. Die Staaten verpflichten sich, bei der Lösung von Umweltproblemen eng zusammenzuarbeiten und die umweltschädlichen Betriebe zurückzufahren. Ein intensiver Informationsaustausch über alle Umweltprobleme wurde ebenfalls vereinbart. Seit der Konferenz in Rio de Janeiro treffen sich die Staatsvertreter jährlich zu einem Weltklimagipfel.
Ein weiterer wichtiger Schritt bei der Zusammenarbeit der Staaten auf dem Gebiet des Umweltschutzes war die Klimakonferenz in Kyoto (Japan) 1997. Das bekannte Kyoto-Protokoll, das 2005 in Kraft getreten ist, konkretisierte die Vorgaben und Absichtserklärungen der Konferenz in Rio de Janeiro. In Kyoto wurden zum ersten Mal konkrete Zielwerte bei dem Ausstoß von gefährlichen Treibgasen festgelegt. Allerdings kann man von einem Durchbruch bei der Lösung von Umweltproblemen nur bedingt sprechen, denn die USA, einer großen Verursacher von anthropogener Umweltverschmutzung, ist diesem Abkommen nicht beigetreten. Kanada, auch ein bedeutender Industriestaat, ist 2011 aus dem Kyoto-Protokoll ausgetreten.
Fazit: Globalisierung und der Klimawandel heute
Die Globale Erwärmung wird, jedenfalls teilweise, durch die menschliche Tätigkeit (anthropogene Faktoren) ausgelöst und beschleunigt. Die Globalisierung, v.a. auf dem Gebiet der Wirtschaft, führt auch zur Globalisierung von Umweltproblemen. Die Auslagerung von umweltschädlicher Produktion in die Entwicklungsländer führt zur Anhäufung von ungelösten Umweltproblemen in diesen meistens schwachen Staaten. Die Kraft von einzelnen Staaten reicht nicht aus, um effektiv diese Probleme zu lösen und dem Klimawandel entgegen zu wirken. Daher ist die internationale Zusammenarbeit auf dem Bereich des Umweltschutzes besonders wichtig.
Trotz einiger bereits erzielten Erfolge ist der Durchbruch bei dem weltweiten Klimaschutz noch nicht geschehen. Allerdings werden diese Probleme die weltweite Staatengemeinschaft auch weiterhin beschäftigen, denn der Klimawandel betrifft alle Länder. Die Lösungen können nur gemeinsam, global, gefunden werden.