Globalisierung und Handel
Der Handel, das heißt der Austausch von Gütern und Waren aller Art, gehört zu den ältesten Erwerbsquellen der Menschen. Schon in vorgeschichtlicher Zeit existierten Handelsverbindungen, mit deren Hilfe Güter bzw. Rohstoffe ausgetauscht wurden, die nicht überall erhältlich waren. Gute Beispiele dafür sind die uralten Routen, auf denen Salz, Bernstein oder Zinn oft über Tausende Kilometer gehandelt wurden. Schon damals war der Handel für die Weiterentwicklung und Existenz der vorindustriellen Gesellschaften unverzichtbar. Daran hat sich bis heute nicht nur nichts geändert, im Gegenteil, die Bedeutung des Handels ist gewachsen.
Der Handel braucht die Globalisierung
Wie wichtig der Handel für die Entwicklung der modernen Industriegesellschaft geworden ist, wird durch Zahlen belegt. während sich in der Zeit nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs die Menge aller produzierten Waren und Güter um etwas mehr als das Fünffache anwuchs, stieg im selben Zeitraum das Volumen des internationalen Handels um mehr als das Fünfzehnfache. Das liegt daran, dass die Industriestaaten zur Produktion ihrer Waren spezielle Rohstoffe brauchen, die nur in bestimmten Regionen der Erde vorkommen.
Ein gutes Beispiel dafür sind verschiedene Seltene Erden, Metalle die für die Herstellung von Computern und Handys unersetzlich sind. In nennenswerten Mengen kommen diese kostbaren Metalle nur in wenigen erkundeten Lagerstätten vor. Die größten Vorkommen befinden sich in China, aber auch in Indien, Malaysia, Brasilien und Australien sind Lagerstätten bekannt. Um ihre fertigen Produkte zu verkaufen, benötigen die Industriestaaten zudem Absatzmärkte. Meist ist der Binnenmarkt nicht groß genug, um die Produktion aufzunehmen. Darum setzen viele Industriestaaten auf den Export ihrer Erzeugnisse. Dabei handelt es sich fast immer um hochentwickelte Industrieprodukte.
Deutschland als Paradebeispiel
Deutschland, der Exportweltmeister, ist dafür ein Paradebeispiel. Deshalb befürworten die Industriestaaten im Allgemeinen die Globalisierung, weil sie zum Absatz ihrer Produkte freie Märkte und freien Handel brauchen. Durch die Globalisierung vernetzen sich die einzelnen Volkswirtschaften immer stärker miteinander. Das äußert sich zum Beispiel darin, dass mehr und mehr Konzerne Produktionsstandorte in verschiedenen Ländern eröffnen und so die Unterscheide in den jeweiligen regionalen Märkten zu ihrem Vorteil ausnutzen.
Es ist ganz natürlich, dass es auch im Interesse dieser Unternehmen liegt, die Globalisierung voranzutreiben und Schranken für den Handel möglichst zu beseitigen. Da die Unternehmen wegen ihrer wirtschaftlichen Stärke großen Einfluss auf die Politik haben, wurden zahlreiche Handels- und Zollabkommen geschaffen. Im Regelfall sind die Industriestaaten an niedrigen Einfuhrzöllen für ihre Fertigerzeugnisse interessiert, um den Absatz zu sichern. Dabei werden neben anderen Industriestaaten auch die Schwellenländer und einige Entwicklungsländer als Absatzmärkte interessant.
Was bedeutet Globalisierung für die Schwellenländer?
Der Begriff Schwellenländer ist nicht genau definiert. Darunter versteht man aber normalerweise Länder, die sich im Übergangsstadium vom Entwicklungsland zum Industriestaat befinden. Die bekanntesten Schwellenländer sind China, Indien, Brasilien, Mexiko, Südafrika und die Türkei, um nur einige Beispiele zu nennen. Die Schwellenländer profitieren in den meisten Fällen von der Globalisierung und dem freien Handel.
Da in den Industriestaaten die Lohnkosten in den letzten Jahrzehnten stark angestiegen sind, verlagerten viele Unternehmen die Herstellung von arbeitsintensiven Erzeugnissen in Schwellenländer um konkurrenzfähig zu bleiben. Dort sind nicht nur die Lohnkosten niedriger, auch die Bestimmungen des Arbeitsschutzes und die Auflagen des Umweltschutzes sind weniger streng als in den Industriestaaten. In den meisten Schwellenländern steht außerdem ein gutes Angebot an qualifizierten Arbeitskräften zur Verfügung. Das führte zum Beispiel zur Verlagerung ganzer Industriezweige aus Europa in Schwellenländer. Besonders die Textilindustrie und die Konsumgüterindustrie sind davon betroffen.
Entwicklungsländer als Verlierer
Das die Globalisierung nicht nur positive Effekte auf den Handel ausübt, bekamen die Entwicklungsländer zu spüren. Wie in kolonialen Zeiten dienen sie auch heute noch größtenteils nur als Lieferanten für billige Rohstoffe und als Absatzmärkte für Konsumgüter. Ein zusätzliches Hindernis ist der Fakt, dass es sich bei den Produkten, die von den Entwicklungsländern geliefert werden, in den meisten Fällen lediglich um einen oder wenige Rohstoffe handelt. Es handelt sich entweder um reine, unbearbeitete Abbauprodukte oder bestenfalls um Halbfertigerzeugnisse. Die Industriestaaten nutzen ihre durch die Globalisierung erstarkte wirtschaftliche Macht und diktieren die Preise für die Rohstoffe. Kommt es auf den Weltmärkten zu Preisstürzen, bedeutet das für viele Entwicklungsländer eine wirtschaftliche Katastrophe. Bis heute ist in den Entwicklungsländern kaum eine nennenswerte industrielle Basis vorhanden. Die meisten Menschen sind in der Landwirtschaft beschäftigt.
Aber auch dort gibt es zahlreiche Probleme. Die Industriestaaten beeinflussen den internationalen Handel zu ihren Gunsten, indem sie ihre eigene Landwirtschaft auf Kosten der Steuerzahler subventionieren. Die subventionierten Agrarprodukte werden zu Dumpingpreisen in alle Welt exportiert und ruinieren die ohnehin schwach entwickelte Landwirtschaft in den Entwicklungsländern. Zur selben Zeit erheben die Industriestaaten hohe Einfuhrzölle auf landwirtschaftliche Produkte. Damit werden die Entwicklungsländer vom Prozess der Globalisierung weitgehend ausgeschlossen. Die Einnahmen aus den Einfuhrzöllen übersteigen übrigens die ausgaben für Entwicklungshilfe bei weitem. Ausgenommen von hohen Einfuhrzöllen sind nur bestimmte landwirtschaftliche Erzeugnisse wie Kaffee, Kakao oder Tee und ähnliche Produkte, die nur in tropischen Ländern wachsen. Diese Erzeugnisse werden als Rohstoffe deklariert und mit einem niedrigeren Importzoll belegt.
Globalisierung hat überwiegend positive Effekte
Trotz der oben aufgeführten negativen Auswirkungen, die besonders die weniger entwickelten Länder zu spüren bekommen, hat sich das politische Klima besonders wegen der Globalisierung und des freien Handels erheblich verbessert. Seit dem Zusammenbruch des Ostblocks sank die Zahl der Kriege und bewaffneten Auseinandersetzungen erheblich. Bewaffnete Konflikte sind jedoch eine der Hauptursachen für Flüchtlingsprobleme und wirtschaftliche Not. Globalisierung erleichtert nicht nur den freien Handel und den Austausch von Waren, sondern auch die persönliche Mobilität der Menschen und das Kennenlernen fremder Kulturen. Die Verbraucher in Deutschland profitieren von der Globalisierung und dem freien Handel durch ein preisgünstiges Angebot an Waren aus aller Welt, während die Industrie ihre Produkte auf den Weltmärkten zum Verkauf anbietet. Zwar gingen durch die Verlagerung der Leichtindustrie einige Arbeitsplätze verloren, zur selben Zeit entstanden aber im Hightech Sektor und auch im Dienstleistungssektor zahlreiche neue Arbeitsplätze.
Durch ihr Kaufverhalten können Verbraucher in den Industriestaaten Einfluss auf die Arbeits- und Lebensbedingungen in den Entwicklungsländern nehmen, indem sie bevorzugt Waren kaufen, die unter fairen Bedingungen produziert werden. Die Arbeitnehmer erhalten einen gerechten Lohn und arbeiten unter Einhaltung gewisser Mindeststandards. Auch hierbei ist die Globalisierung behilflich, weil sie es auch Menschen in den Industriestaaten möglich macht, sich über die Situation in den Entwicklungsländern zu informieren und sie mittels Handel und Veränderung des Kaufverhaltens zu verbessern.