FARC
Die FARC ist eine kolumbianische Guerillabewegung, die im Jahr 1964 als Widerstandsgruppe gegen den kolumbianischen Staat, die kolumbianische Armee und gegen rechtsgerichtete Rebellengruppen gegründet wurde. Die korrekte Bezeichnung für die FARC ist F.A.R.C.-E.P., die spanischsprachige Abkürzung für die Bezeichnung „Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens – Volksarmee“. Die ursprünglich marxistisch-leninistisch ausgerichtete FARC ist heute die größte Guerillagruppierung in Lateinamerika; ihre Stärke ist umstritten und wird mit etwa 18.000 – 43.000 aktiven Kämpfern angegeben. Die FARC finanziert sich mittlerweile zu einem großen Teil über den Drogenhandel und -schmuggel und ist mit mehreren großen Kartellen verbündet. Daneben nutzt die Organisation Entführungen, Erpressung sowie den Goldabbau als Einnahmequellen.
Seit Mitte der 1990er Jahre wird der FARC außerdem vorgeworfen, eigene Labore zur Prozessierung von Drogen zu unterhalten. Für internationales Aufsehen sorgte die FARC immer wieder mit Anschlägen auf kolumbianische Politiker, Einrichtungen der Armee und Behörden sowie mit Entführungen von einzelnen Personen und auch ganzen Gruppen. Viele der Geiseln sind oder waren dabei jahrelang in den Händen der FARC; immer wieder fanden auch Exekutionen von Geiseln statt. Die FARC ist in einer militärischen Struktur in verschiedene Kampfgruppen gegliedert und wird von Kommandeuren geführt, von denen viele in der Vergangenheit bei Angriffen der kolumbianischen Armee ums Leben gekommen sind. Ihr derzeitiger Anführer ist Timoleón Jiménez.
Gründung der FARC als Guerillagruppe
Die Gründung der FARC hat seinen Ursprung in den gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen der liberalen und der konservativen Partei, die Kolumbien ab 1948 überschatteten. In der Folge dieser ideologischen Spannungen, die sich von der Hauptstadt Bogotá aus schnell auf ländliche Gebiete ausweiteten, gründeten beide Seiten zahlreiche bewaffnete Kampfgruppen. Weitere Gruppierungen entstanden in abgelegenen Gebieten des Landes, in denen die kommunistische Partei mit Unterstützung radikaler Bauernbewegungen eine politische Autonomie anstrebte.
Aus diesen Gruppen, die sich zum großen Teil aus linksgerichteten Bauern zusammensetzten, gingen als Zusammenschluss die Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens, die FARC, hervor. Wenngleich die kolumbianischen Streitkräfte die linke Rebellenbewegung 1964 mit amerikanischer Hilfe niederschlugen, erfuhren die Überreste der Gruppe in den folgenden Jahren starken Zulauf durch junge Lehrer und Bauern sowie in späteren Jahren durch Studenten und Arbeiter, die vor allem aus den Städten rekrutiert wurden. Ab 1966 bezeichnete sich die FARC offiziell als bewaffneten Arm der Kommunistischen Partei; die Führung über die Guerillabewegung übernahm im Jahr 1967 der Mitbegründer der FARC Manuel Marulanda. Unter Marulanda begann die FARC, im südlichen Kolumbien gezielte Angriffe gegen die kolumbianische Armee durchzuführen. Bereits zu dieser Zeit nutzte die FARC Entführungen, Erpressungen und Racheaktionen im Kampf gegen rechte paramilitärische Gruppierungen und staatliche Einrichtungen. Zur gleichen Zeit richtete die FARC einen eigenen Untergrund-Radiosender ein und begann damit, militärische Schulen und Akademien für die Ausbildung ihrer Truppen aufzubauen. Unterstützung erfuhren die Führer der FARC dabei von anderen lateinamerikanischen Guerillagruppen, darunter der peruanische Sendero Luminoso, MIR aus Chile sowie die Tupamaros aus Uruguay. Seit 1973 verfügt die FARC über ein offizielles Generalkommando sowie über einen Generalstab.
Kooperation mit den kolumbianischen Drogenkartellen
Während die FARC als marxistisch ausgerichtete Gruppierung mit landwirtschaftlichen und sozialen Forderungen gegründet wurde, entwickelte sich die Organisation in den 1980er Jahren zu einem bedeutenden wirtschaftlichen Unternehmen, das eng mit einigen der gerade entstehenden kolumbianischen Drogenkartelle zusammenarbeitete. Die Kooperation betraf vor allem eine gegenseitige logistische und personelle Unterstützung; so stellte die FARC den Kartellen unter anderem Transportmittel, Lager und Sicherheitsdienste zur Verfügung und erhielt im Gegenzug Waffenmaterial, Geld und lokale Söldner. Nach der Zerschlagung der beiden größten Drogenkartelle, des Medellin-Kartells und des Cali-Kartells, verstärkte die FARC Ende der 1990er Jahre die eigenen Aktivitäten im Bereich des Drogenanbaus in den von ihr kontrollierten Gebieten des Landes. Neben dem Anbau von Koka wird der FARC von Seiten der Regierung ebenfalls unterstellt, eigene Labore zu unterhalten, in denen die Droge weiter prozessiert wird. Darüber hinaus erhebt die FARC in vielen Teilen des Landes Steuern auf den Koka-Anbau.
Auch zu ausländischen Gruppen unterhält die FARC Kontakte, darunter diverse internationale Drogenkartelle und kriminelle Organisationen. Des Weiteren werden der FARC Kontakte zur baskischen ETA unterstellt, mit der die Gruppe Anschläge auf kolumbianische Politiker auf spanischem Staatsgebiet geplant haben soll. Unter den mutmaßlichen Zielen dieser Anschläge sollen unter anderem die ehemaligen kolumbianischen Präsidenten Álvaro Uribe und Andrés Pastrana gewesen sein.
Friedensverhandlungen mit der kolumbianischen Regierung
Nach jahrzehntelangen Kämpfen zwischen der FARC und der kolumbianischen Armee erklärten sich beide Seiten 1984 erstmalig zu Friedensverhandlungen bereit. Unter Präsident Belisario Betancur wurde ein Waffenstillstand vereinbart, der bis 1987 anhielt. Zur selben Zeit gründeten Mitglieder der FARC und anderer linksgerichteter Gruppen die politische Partei Union Patriótica, die die ideologischen Ziele der FARC auf politischer Ebene durchsetzen sollte. In den folgenden Jahren war die Union Patriótica jedoch immer wieder Ziel systematischer Mordanschläge und Entführungen durch rechte paramilitärische Gruppen, denen insgesamt mehrere tausend Anhänger zum Opfer fielen. Mehrere ranghohe UP-Politiker, darunter ein kandidierender und ein ehemaliger Präsidentschaftskandidat, wurden ebenfalls bei Anschlägen ermordet. In diesem Zusammenhang wurde den kolumbianischen Behörden wiederholt eine Beteiligung unterstellt.
Die Union Patriótica war seit den 1990er Jahren politisch nicht mehr von Bedeutung. Die Friedensverhandlungen mit der kolumbianischen Regierung wurden über viele Jahre hinweg ohne große Fortschritte geführt, da die Angriffe auf beiden Seiten fortgesetzt wurden und man sich gegenseitig mangelnde Friedensbereitschaft vorwarf. 1998 nahm der damalige Präsident Andrés Pastrana die Gespräche mit der FARC wieder auf. Der Gruppe wurde bei dieser Gelegenheit eine sogenannte Entspannungszone von etwa 40.000 km² zur Verfügung gestellt; nach wiederholten Anschlägen und Entführungen durch die FARC beendete Pastrana die Gespräche jedoch Anfang 2002 und ließ die besetzten Gebiete stürmen. Kurze Zeit später wurde die Präsidentschaftskandidatin Ingrid Betancourt von der FARC entführt und erst im Jahr 2008 durch das kolumbianische Militär befreit. Pastranas Nachfolger als Präsident, Álvaro Uribe, kündigte zu Beginn seiner Amtszeit ein entschlossenes Vorgehen gegen die FARC an, was einen Rückzug der Gruppe in die südlichen Landesteile zur Folge hatte.
Mehrere Splittergruppen der FARC wurden in den kommenden Jahre von der kolumbianischen Armee zerschlagen; zugleich waren Armee und Behörden wiederholt das Ziel blutiger Anschläge durch die FARC. Uribes Nachfolger, Juan Manuel Santos, setzte die harte Linie gegen die FARC zunächst fort; 2012 einigten sich beide Seiten jedoch darauf, die Friedensverhandlungen wieder aufzunehmen. Die für eine Dauer von einem Jahr geplanten Gespräche begannen im Herbst 2012, gefolgt von der Ankündigung einer einseitigen Waffenruhe durch die FARC. Beide Seiten warfen sich jedoch in der Folge weitere Angriffe vor, woraufhin die FARC die Waffenruhe trotz der weiterlaufenden Friedensverhandlungen nicht verlängerte.