Der zweite Golfkrieg
Nach dem ersten Golfkrieg befand sich der Irak in einer prekären wirtschaftlichen und somit finanziellen Lage. Neben den Kosten des Kriegs gegen den Iran und den Kosten für den Wiederaufbau der Infrastruktur im Irak selbst kam erschwerend hinzu, dass der Irak auf Grund der weitreichenden Zerstörungen in nahezu allen wirtschaftlichen Bereichen Konsumgüter und Nahrungsmittel importieren musste, um seine Bürger mit den wichtigsten Gütern zu versorgen. Darüber hinaus war der irakische Staatshaushalt stark belastet: So beliefen sich die Schulden zu Beginn des Jahres 1990 auf circa 80 Milliarden US-Dollar. Verschärft wurde die Lage noch durch die Tatsache, dass es zu einem enormen Ölpreissturz kam, da die von der OPEC festgeschriebenen Förderquoten bereits überschritten waren. Für den Irak bedeutete dies ein Desaster, denn dessen finanzielle Situation verschlechterte sich immer mehr. Saddam Hussein blieb nichts anderes übrig, als zu versuchen, einen Schuldenerlass – zumindest bei den arabischen Staaten, wie Saudi Arabien, den Emiraten und Kuwait – zu erwirken. Selbige lehnten dieses Gesuch zunächst ab und waren darüber hinaus auch nicht bereit die Ölpreispolitik, d.h. vor allem die Förderquoten, zu ändern. Der wirtschaftliche Druck erhöhte sich erneut und Saddam schien sich in einer ausweglosen Situation zu befinden. Niemand ahnte jedoch, dass er, um dieser Lage zu entkommen, einen neuen Krieg beginnen würde, denn ein solcher wäre zwangsläufig mit weiteren finanziellen Belastungen verbunden.
Ursachen der irakischen Aggressionen gegen Kuwait
Mitte 1990 bezichtigte Saddam die Vereinten Arabischen Emirate und Kuwait der Gefährdung irakischer Interessen durch vermehrte Erdölproduktion, denn beide Staaten hätten die zulässige Höchstquote der OPEC überschritten. Hinzu kam die Problematik bezüglich des genauen Grenzverlaufs zwischen Kuwait und dem Irak. So beschuldigte man Kuwait während des ersten Golfkriegs unerlaubterweise z.B. Ölanlagen auf irakischem Staatsgebiet errichtet zu haben. Da der Irak im ersten Golfkrieg speziell die Souveränität Kuwaits verteidigte, seien sowohl die Überschwemmung des Erdölmarktes als auch die Annexion irakischen Grund- und Bodens aus eigennützigen Motiven mit einem militärischen Angriff gleichzusetzen. Kuwait wies diese Vorwürfe jedoch zurück und zeigte sich zu Kompromissen bereit, wobei der Staat ausdrücklich darauf hinwies, dass er Drohungen, Erpressungen und Gewalt als probate politische Mittel ablehne. Ende Juli desselben Jahres gab Kuwait dem Druck des Irak nach und stimmte einem Schuldenerlass zu. Darüber hinaus wurden die Ölförderungsquoten im Sinne des Iraks beschränkt. Erstaunlicherweise gab sich der Irak mit diesen Zugeständnissen nicht zufrieden und begann am 02. August 1990 mit der Annexion Kuwaits. Da Kuwait den eigentlichen Forderungen Saddam Husseins nachkam, ist davon auszugehen, dass dieser darüber hinaus die Kontrolle über die Ölvorkommen und Devisenvorräte des Emirats erlangen und nicht nur eine Schuldenreduktion, sondern einen kompletten Schuldenerlass erreichen sowie seine innen- und außenpolitische Macht stärken wollte.
Die irakische Invasion in Kuwait und die Reaktion der übrigen Welt
Binnen weniger Stunden besetzten mehr als 100.000 irakische Soldaten das Emirat und nahmen mithilfe der Infanterie, aber auch durch Panzertruppen und die Luftwaffe strategisch wichtige Standpunkte sowie den Palast des Emirs, welcher nach Saudi Arabien flüchtete, ein. Darüber hinaus wurden medizinische Einrichtungen geplündert, man bemächtigte sich der kuwaitischen Medien und hinderte tausende westliche Touristen an der Ausreise, um sie später als Geiseln für Verhandlungen zu benutzen. Nach Auflösung des kuwaitischen Parlaments erklärte Saddam am 8.August schließlich die Annexion Kuwaits.
Ebenfalls binnen weniger Stunden verabschiedete der UN-Sicherheitsrat die Resolution 660, welche sich gegen die Annexion aussprach und den Rückzug des irakischen Militärs verlangte. Kurz darauf wurde die Resolution 661 verabschiedet, in der ein Wirtschafts- und Finanzembargo gegen den Irak beschlossen wurde und den Ölexport des Iraks zum Erliegen brachte. Schließlich ersuchten Saudi Arabien und die Arabischen Emirate die USA um Hilfe und baten um Stationierung amerikanischer Truppen in ihren Ländern.
Operation Desert Shield (Wüstenschild)
Das vereinigte Militärbündnis bestehend aus 34 Staaten unter der Führung der USA entwickelte die Operation Desert Shield, welche zunächst rein defensiven Charakter aufwies und dazu gedacht war, Saudi Arabien vor irakischen Repressalien zu schützen. In nur wenigen Wochen stationierten die USA 150.000 Soldaten im Königreich Saudi Arabien. Darüber hinaus wurden weitere Kampftruppen der US Navy entsandt, so dass sich schließlich bis zu 550.000 Soldaten in der Region befanden. Daneben erhöhten die Allianz-Staaten ihren wirtschaftlichen und politischen Druck und es wurden weitere UN-Resolutionen erlassen, um so den Irak zum Einlenken zu bewegen. Alle Versuche blieben letztlich jedoch vergeblich, denn der Irak war nicht bereit sich aus Kuwait zurückzuziehen.
Operation Desert Storm (Wüstensturm)
Schließlich sahen sich die Allianzmächte genötigt in die Offensive gegen den Irak zu gehen und starteten am 17. Januar 1991 die Operation Desert Storm. Zunächst begann man mit Luftangriffen und zwar vorrangig auf politisch, ökonomisch und militärisch bedeutende Institutionen wie z.B. Flughäfen, Luftwaffenstützpunkte, Ölraffinerien, Elektrizitätswerke, aber auch auf Transportwege. Bereits in den ersten 20 Stunden flogen die Koalitionstruppen mehr als 1300 Angriffe auf den Irak. Neben Streubomben setzen sie auch präzisionsgelenkte Munition und Marschflugkörper ein, so gelang es ihnen bereits in der ersten Nacht, einen Großteil der strategischen Leitzentren der irakischen Luftwaffe, deren Abwehrstellungen und alle Radaranlagen sowie eine Vielzahl der irakischen Kampfflugzeuge zu zerstören. Die Luftabwehr des Iraks war praktisch wirkungslos und konnte lediglich einen einzigen Luftsieg gegen die US-Navy verzeichnen, als ihr der Abschuss eines Mehrzweckkampfflugzeuges gelang. Auch die gegen Israel und Saudi Arabien gerichteten SCUD-Raketen richteten nur geringen Schaden an. Ende Januar startete der Irak eine weitere Bodenoffensive auf die saudische Stadt al-Chafdschi in der Grenzregion zu Kuwait. Gemeinsam mit Bodentruppen aus dem Emirat Katar und mithilfe der US-amerikanischen Artillerie sowie gleichzeitigen Luftangriffen konnten saudische Streitkräfte die irakischen Truppen zurückschlagen und die Stadt befreien.
Die Kapitulation des Irak
In der Folge stimmte der Irak am 22. Februar 1991 schließlich einer durch die Sowjetunion vorgeschlagenen Waffenruhe zu. In der dazugehörigen Vereinbarung wurde darüber hinaus festgehalten, dass sich die irakischen Truppen binnen drei Wochen zurückziehen mussten und dass der Rückzug durch den UN-Sicherheitsrat beaufsichtigt würde. Zwar lehnten die USA diese Vereinbarung ab, gestatteten dem Irak jedoch einen gesicherten Rückzug und setzten das Ultimatum für einen Rückzug aus Kuwait auf den 23. Februar 1991 fest. In der UN-Sicherheitsrevolution 686 vom 2.3.1991 wurden dann die Rahmenbedingungen für einen Waffenstillstand festgelegt und der Krieg als beendet erklärt. Alle in dieser Resolution geforderten Bedingungen wie z.B. die Souveränität und Grenzen Kuwaits zu wahren, die Verpflichtung zu Reparationszahlungen, die Zerstörung des gesamten irakischen ABC-Waffenarsenals sowie von Langstrecken- und SCUD-Raketen, der Fortbestand des Handelsembargos und die Errichtung einer militärfreien Zone im Irak wurden von selbigem in vollem Umfang akzeptiert.
Fakten, Zahlen und die Weltöffentlichkeit
Auf Seiten der Allianzstreitkräfte starben insgesamt 240 Soldaten und ca. 60.000 leiden noch heute infolge des Kriegs an psychischen Störungen. Auf irakischer Seite kann die Anzahl der zivilen und militärischen Opfer nur grob geschätzt werden und beläuft sich möglicherweise auf eine Summe von bis zu 200.000 Opfern, wobei Wissenschaftler von Zahlen zwischen 25.000 und 75.000 ausgehen. Darüber hinaus wurden ca. 72.000 irakische Kriegsgefangene gemacht und die Zahl ziviler Opfer beläuft sich auf ca. 2.300. Von der Weltöffentlichkeit wurden bezüglich des zweiten Golfkriegs vor allem die zensierte und teilweise geschönte Kriegsberichterstattung moniert. So konnte der Kriegsverlauf täglich von Millionen von Menschen im Fernsehen verfolgt werden, wobei stets versucht wurde, das Bild eines „sauberen“ Krieges zu vermitteln, bei dem das Elend der irakischen Bevölkerung mehr oder weniger ausgeblendet, dafür aber suggeriert wurde, neueste Waffentechnologien ermöglichten eine punktgenaue Zerstörung militärischer Ziele ohne Auswirkungen auf die Zivilgesellschaft.