Kulturelle Globalisierung
In der Geschichte der Menschheit war die eigene Kultur immer ein Teil der eigenen Identität. Die kleinste Subkultur, die der Mensch kennt, ist die Familie. Selbst von Familie zu Familie gab es in der Geschichte der Menschheit oft kulturelle Unterschiede, die zur Abgrenzung der eigenen Familie gegenüber anderen Familien diente. Doch kulturelle Bräuche und Lebensarten führten in allen Kulturkreisen auch zu einem überfamiliären Gefühl der Zusammengehörigkeit und gaben auch in größeren, geografischen Zusammenhängen an, zu welchem Kulturkreis man gehörte. Kulturelle Kreise waren dabei in den meisten Fällen deutlich geografisch abgrenzbar. Nur durch besondere globale Geschehnisse wurden solche Kulturkreise aufgebrochen. Ein Beispiel dafür ist die Entdeckung Amerikas durch die Europäer. Heute, in Zeiten, in denen Globalisierung nicht mehr aufzuhalten ist, spielen geografische Grenzen keine Rolle mehr. Weder die Wirtschaft noch die Politik arbeitet noch mit starren Landesgrenzen. Vielmehr gilt es, immer und zu jeder Zeit die globale Entwicklung im Auge zu behalten. Kulturell bedeutet das, dass es keine reine Identifikation über geografische Kulturen mehr geben kann. Kulturelle Bräuche und Lebensweisen vermischen sich, fassen Fuß in ganz anderen Regionen der Welt als bisher. Das bereichert zwar auf der einen Seite alle Kulturen weltweit. Auf der anderen Seite fordert die kulturelle Globalisierung aber auch ein hohen Maß an Toleranz und Akzeptanz. Nicht immer ist das gegeben. Aus diesem Grund ist die kulturelle Globalisierung nicht immer einfach und führt zu neuen, nie da gewesenen Konflikten.
Wie sieht kulturelle Globalisierung aus?
Die kulturelle Globalisierung vereint zwei Begriffe, die es zuerst einmal im Einzelnen zu verstehen gilt. Was ist eigentlich Globalisierung? Genau genommen geht es darum, dass alle Lebensbereiche, die aus physikalischen oder menschlichen Gründen bisher auf ein geografisch definiertes Gebiet beschränkt waren, heute den gesamten Globus überspannen.
Das beste Beispiel für den Prozess der Globalisierung ist das Reisen. Während früher Reisen nur aus reiner Menschenkraft zu Fuß möglich waren, ist heute keine Entfernung mehr zu weit. Erhöhte sich der Radius für Reisen durch Postkutschen, Eisenbahnen und später motorisierten Fahrzeugen, hat das Fliegen noch einmal neue Maßstäbe gesetzt. Es gibt keinen physikalischen Grund mehr, wieso man nicht morgen auf der anderen Seite der Welt sein kann. Dieser Prozess wirkt auf alle Bereiche des menschlichen Daseins. Während menschliches Wissen früher auf Weitergabe durch Erzählungen beschränkt war und die Weitergabe später durch Bibliotheken sichergestellt wurde, hat das Internet diesen Bereich der Menschheit auch bedingungslos globalisiert. Auch die Wirtschaft und politische Entscheidungen sind heute nur noch zum Teil regional, in ihren überwiegenden Konzepten jedoch global. Kulturell ist die globale Entwicklung etwas differenzierter zu betrachten. Kulturen sind nicht immer direkt an regionale Gebiete geknüpft, sondern auch an Religionen oder alltägliche Gepflogenheiten. Über die vielen Jahre der Menschheitsgeschichte haben sich daraus Subkulturen und andere verlässliche Strukturen entwickelt. Durch die Globalisierung werden diese Strukturen aufgebrochen. Das bietet Chancen, birgt aber auch Gefahren. Zum einen ist es natürlich in der modernen Welt der Globalisierung viel einfacher, über andere Kulturen zu lernen, sich mit ihnen zu beschäftigen und einen Einblick in fremde Kulturen zu bekommen. Allein das uneingeschränkte Reisen macht es möglich, einfach in ein fremdes Land zu reisen und Menschen und Kultur kennen zu lernen.
Aber auch das Internet und die schnelle, globale Verbreitung von anderen Medien macht es möglich, die Kulturen untereinander zu mischen. Allerdings gibt es dabei auch Schwierigkeiten. Eine Idealisierung der Globalisierung macht es scheinbar möglich und einfach, sich in anderen Kulturkreisen zurecht zu finden. Diese Möglichkeiten nutzen viele Menschen, um ihr Glück in anderen, ihnen fremden Kulturkreisen zu suchen. Oftmals verlieren Menschen in fremden Kulturkreisen dann aber ihre Identität und haben Schwierigkeiten, sich in der fremden Kultur einzuleben. Vor allem, wenn Subkulturen entstehen, die bekannten Kulturen in einer neuen Umgebung ausleben wollen, führt das oft zu Isolation statt Integration.
Was ist alles kulturell?
Wenn wir über Kultur reden, denken wir in erster Linie an schöngeistige Beschäftigungen und Produkte. Dazu gehört zum Beispiel die Musik. Ein gut geschriebenes Musikstück ist ein kultureller Hochgenuss. Auch der Besuch einer Oper kann ein kulturelles Ereignis sein. Auch Malerei und Literatur zählen zu den kulturellen Genüssen. Doch mit Kultur im Zusammenhang mit der Globalisierung ist noch viel mehr gemeint. Hier geht es um kulturelle Wertvorstellungen einer Gruppe von Menschen, um kulturelle Bräuche und damit verbundenen religiösen oder philosophischen Weltanschauungen. Kulturell agieren bedeutet also im weitesten Sinne, den eigenen Geist zu gebrauchen. Eigene Vorstellungen und Ideen sind jedoch meist stark geprägt von Traditionen, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Kulturell ist zum Beispiel die Frage, wie ein Geburtstag gefeiert wird oder ob er überhaupt gefeiert wird. Kulturell ist auch die Frage, wie Kinder aufgezogen werden oder wie sie geschult werden. Kulturell ist aber auch die Frage, wie ein Leben menschenwürdig zu Ende geht und wie ein Verstorbener behandelt wird. All das sind Fragen, die oftmals auch den Alltag bestimmen und häufig religiös beeinflusst werden. Vor allem aber führt es zu manchmal sehr unterschiedlichen Ansichten, die nicht immer problemlos miteinander vereinbar sind.
Konflikte in der kulturellen Globalisierung
Vor allem Themen, die sich in bestimmten Kulturen im Umbruch befinden oder besonders sensibel diskutiert werden, in anderen Kulturen jedoch weniger Mittelpunkt aktueller Fragestellungen sind, kann es zu erheblichen Konflikten kommen. Ein gutes Beispiel für ein solches Konfliktpotential ist die Rolle der Frau. Während diese Rolle in den westlichen Kulturen im 20. Jahrhundert massiv verändert wurde und teilweise auch Ziele nur durch langfristige politische Arbeit und zahlreiche ausgetragene Konflikte erreicht wurden, ist die Rolle der Frau in anderen Kulturen seit vielen Jahrhunderten unverändert. Das führt zu gegenseitigen Missverständnissen. Während die einen Kulturen, die ihr Frauenbild stark gewandelt haben, verständnislos auf andere Kulturen schauen, verstehen diese Kulturen die Aufregung um diese Frage überhaupt nicht. Hier ist es wichtig, beide Seiten in die Lage zu versetzen, die jeweils eigene Kultur mit den Augen des anderen zu sehen. So wird deutlich, dass auch in den westlichen Kulturen die Veränderung des Frauenbildes ein langer Prozess war und dass das moderne Frauenbild noch nicht allzu lang Bestandteil der eigenen Kultur ist.
Auf der anderen Seite wird jedoch auch klar, dass Frauen anderer Kulturen hart für ihre Ansichten und Wünsche gekämpft haben und diese nun auch respektiert wissen wollen. Für derartige Konflikte lassen sich endlos weitere Beispiele finden. In jedem Fall schafft man es durch Toleranz und Akzeptanz, eine fremde Kultur zu akzeptieren und vorbehaltlos kennenzulernen. Dennoch wird es auf Grund der Globalisierung auch im Alltag immer wieder zu kleinen Missverständnissen kommen, die das Leben mit vielen Kulturen nicht immer einfach gestalten. Doch mit zunehmender Globalisierung und immer neuen Generationen, für die eine globalisierte Welt eine Selbstverständlichkeit ist, wird auch kulturell das Zusammenleben in der Zukunft leichter fallen.