Globalisierung in Afrika

Afrika wird häufig als negatives Beispiel der Globalisierung und deren Auswirkungen angeführt. In der Tat nimmt der Anteil Afrikas auf dem Welthandel in den letzten Jahrzehnten konstant ab und wurde von anderen Schwellenländern, wie etwa in Asien verdrängt. Die Ursachen für den Rückgang der Wirtschaft sind vielfältig, wie etwa eine mangelnde Infrastruktur, politische Instabilität oder die Fokussierung auf neue effektivere Möglichkeiten um die wirtschaftliche Situation zu verbessern.

Wirtschaftliche Möglichkeiten

Bereits seit der Kolonialisierung des Landes werden überwiegend die Ressourcen des Landes abgebaut. Dazu zählen diverse Edelmetalle aber auch Edelsteine wie etwa Diamanten. Um an diese Ressourcen zu gelangen, wurde die einheimische Bevölkerung teilweise versklavt, woran sich heute im übertragenen Sinne nicht viel geändert hat. Die Arbeitsbedingungen in den Mienen sind gefährlich und die Gesundheit der Bergarbeiter leidet beträchtlich. Die Entlohnung ist so gering, dass es oft kaum zum Überleben reicht. Es gibt nur wenig ausgebildete Arbeitskräfte, weshalb es oft erforderlich ist, aus den Industriestaaten qualifizierte Fachkräfte zu holen. Ein weiteres Problem ergibt sich durch die Infrastruktur des Landes. Der Großteil ist kaum besiedelt und es ergeben sich häufig weite Transportwege. Natürlich gibt es mittlerweile auch einige Länder, die eine stabile Wirtschaft haben und die mehr exportieren als importieren bzw. ein stabiles Sozialsystem haben. Diese Länder sind in Afrika jedoch noch immer die Ausnahme, denn im Zuge der Globalisierung ist der Kontinent für viele noch immer ein Rohstofflieferant.

Politik und Gesellschaft

Ein großes Problem in vielen afrikanischen Ländern ist die politische Situation, die es für viele Industrieländer auch sehr unattraktiv macht dort zu investieren. Zwar wird ihnen häufig im Bezug auf Abgaben oder im Sozialbereich – oft zum Schaden der Arbeitnehmer – entgegen gekommen, jedoch schreckt die innenpolitische Situation viele Investoren ab. In vielen Ländern werden Bevölkerungsgruppen unterdrückt und es kommt zu Unruhen oder Bürgerkriegen. Ein weiteres Problem ist die hohe Kriminalitätsrate in großen Städten wie etwa Kapstadt. Gerade Bewohner weißer Hautfarbe werden zunehmend Opfer von Diebstählen oder Entführungen. Auch das sogenannte Carjacking, wo das Auto bei Kreuzungen mit roter Ampel gestohlen wird, in dem der Fahrer mit der Waffe bedroht und aus dem Wagen gezerrt wird, ist ein häufiges Problem im Land. Zudem ist die Gesellschaft häufig selbst noch nicht für die Globalisierung bereit, da es keinen Bedarf an neuen Gütern hat, sondern beispielsweise die Nachfrage an Nahrungsmitteln in vielen Ländern nicht gedeckt werden kann.

Abhängigkeit der Industrieländer

Afrika ist, dadurch, dass es sich seit der Kolonialisierung überwiegend auf den Export von Rohstoffen konzentrierte, von den Industrieländern in vielen Bereichen abhängig. Dadurch, dass Rohstoffe das einzige Exportgut sind, führt dies zwangsläufig in eine Sackgasse im Bereich wirtschaftlicher Entwicklung, den immer mehr Länder, die noch billiger abbauen können, drängen auf den Rohstoffmarkt, weshalb auch in Afrika angesichts des Preisdrucks die Rohstoffe günstiger angeboten werden müssen. Exportiert ein afrikanisches Land ausschließlich Rohstoffe, muss es damit rechnen im Zuge der Globalisierung langfristig auf der Strecke zu bleiben. Zusätzlich sind sie durch die einseitige Wirtschaft abhängig von den Importen aus den Industrieländern, selbst wenn es sich um Güter handelt, die ausgemustert wurden. Zudem schwächen die exportierten Nahrungsmittelüberschüsse die Entwicklung der heimischen Agrarwirtschaft. Um dem entgegen zu wirken, bietet jedoch auch die Globalisierung einen kleinen Gegenpol, den immer mehr internationale Hilfsorganisationen werden auf die Probleme der Länder aufmerksam und versuchen den Menschen zu helfen und die Entwicklung zu fördern. So kann langfristig gesehen die Globalisierung den Menschen auch nutzen, jedoch nicht in der Geschwindigkeit, wie man anfangs angenommen hat, da beispielsweise die Infrastruktur oder die politischen Grundlagen für den wirtschaftlichen Aufschwung noch nicht gegeben sind.

Wer profitiert von der Globalisierung in Afrika?

Bisher profitieren nur diejenigen von der Globalisierung, die die Mienen besitzen, in den die Rohstoffe abgebaut werden oder andere Rohstoffressourcen besitzen. Nach wie vor ist Korruption im Land ein großes Problem, den dadurch werden wichtige gesetzliche Novellen beispielsweise im Bereich des Arbeitsrechtes oder im Bezug auf den Schutz der Umwelt verzögert. Daher gibt es nur wenige Menschen in Afrika, die Vermögen besitzen und die meisten können mit dem geringen Einkommen nicht Mal ihre Lebenshaltungskosten decken. Die wenigen vermögenden Bürger investieren jedoch nicht in das eigene Land, sondern es wird häufig ins Ausland geschafft um dort Investitionen zu tätigen. Das Ausmaß der Korruption hat zahlreiche schädliche Folgen, die sich auch direkt auf die Bevölkerung auswirken. So verhindert die Korruption, dass das Gesundheitssystem ausgebaut werden kann oder das Bildungsniveau angehoben wird. Denn gerade steigende Bildung ist für ein korruptes Land eine Bedrohung. Hier können oftmals nicht mal mehr international agierende Hilfsorganisationen helfen, die in diesen Ländern nicht erwünscht sind, um die Abhängigkeit der Bevölkerung möglichst hoch zu halten. Afrika ist ein Land, an dem die negativen Auswirkungen der Globalisierung sehr gut zu sehen sind. Dennoch gibt es in vielen Ländern ein Umdenken und sie fokussieren sich nicht mehr nur auf die Ausbeutung des Landes, sondern nutzen auch andere Möglichkeiten um die Wirtschaft anzukurbeln. Gerade durch den Schutz der Umwelt kann Afrika punkten, denn die exotische Tier- und Pflanzenwelt lockt zahlreiche Gäste an. Deshalb wird in vielen Ländern der Tourismus forciert, indem die Infrastruktur verbessert wird oder neue Hotels gebaut werden. Davon profitiert wiederum die lokale Bevölkerung, die in der Tourismusbranche besser bezahlte Jobs wie etwa Servicemitarbeiter oder Safarileiter erwarten kann.

Oft wird Afrika als Beweis dafür genannt, dass die Globalisierung den Entwicklungsländern schadet, da dessen Bevölkerung aus der Armut scheinbar nicht von alleine herauskommt. Zwar hat sich der Anteil Afrikas am Welthandel in den letzten 50 Jahren immer weiter verringert, jedoch muss hier eine differenziertere Betrachtung stattfinden.

Wird Afrika an den Rand der fortschreitenden Globalisierung gedrängt?

Auch Entwicklungsländer können von der Globalisierung profitieren, dies zeigen die aufstrebenden südostasiatischen Schwellenländer: Einige von diesen besaßen in den 60er Jahren ein ähnlich niedriges Pro-Kopf-Einkommen wie die afrikanischen Länder. Nicht vergessen darf man zudem die positiven Beispiele lateinamerikanischer Länder, die inzwischen nach und nach ihre Anteile am Weltexport vergrößern. Das Auswärtige Amt benennt Lateinamerika und die Karibik so etwa „mit seinen gut 550 Millionen Menschen und einem BIP von rund 2,2 Billionen US-Dollar“ einen für die deutsche Wirtschaft wichtigen „Handels-, Investitions- und Kooperationspartner, wobei sich künftige Entwicklungspotentiale gerade aus den bislang eher niedrigen Anteilen am Weltexport (5,6 %) und Welt BIP (5,9 %) ergeben“. Lateinamerika hat sich also an den Zug der Globalisierung angehängt und die beiden größten Entwicklungsländer China und Indien haben ihre Märkte zeitgleich geöffnet und reformiert. (Quelle: http://www.auswaertiges-amt.de)

Effektive Wirtschaftspolitik auch in afrikanischen Staaten

Länder mit solider Wirtschaftspolitik gibt es auch in Afrika. Dort herrschen Exportorientierung und transparente Rahmenbedingungen für Investoren, was zu beachtlichem Wachstum geführt hat und sich auch positiv auf Sozialindikatoren niedergeschlagen hat. Besonders gilt dies für Botswana, dessen Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf der Bevölkerung von 1970 bis 1997 sogar noch schneller gewachsen ist als das der ostasiatischen Schwellenländer. Schneller wirtschaftlich gewachsen als durchschnittliche lateinamerikanische Staaten in dieser Zeit sind aber auch Lesotho, Swaziland und Mauritius. Diese Länder liegen somit im oberen Drittel der Sozialindikatoren wie Lebenserwartung, Trinkwasserversorgung, Schulbesuche etc. – mit der Ausnahme dass Botswana Anfang der 80er Jahre mit der Lebenserwartung weit über dem Durchschnitt lag. Wegen der neben Simbabwe höchsten Ausbreitungsrate von hiv/Aids fiel die durchschnittliche Lebenserwartung in Botswana jedoch bis 1997 auf 47 Jahre (und damit unter den afrikanischen Durchschnitt).

Dieses differenzierte Bild macht zwei Fakten deutlich: Erstens weisen die afrikanischen Entwicklungsländer scheinbar strukturelle Gemeinsamkeiten auf, die es ihnen schwer machen, im weltwirtschaftlichen Wetteifern anderer Staaten mitzuhalten. Dennoch sind zweitens nicht alle dieser Strukturmerkmale unveränderlich, wie der wirtschaftliche Aufstieg beispielhaft aufgeführter afrikanische Länder zeigt.

Abhängigkeit von den Industriestaaten

Eine strukturelle Benachteiligung von Ländern, die in der Kolonialzeit auf Rohstoffexport ausgerichtet wurden, ist eine historisch klar gegebene Tatsache. Zwar besitzt Afrika den Vorteil des Rohstoffexports, dieser führt jedoch paradoxerweise gleichzeitig zu einem Nachteil, nämlich der so genannten „Entwicklungssackgasse“. Dies erklärt sich so, dass die meisten Rohstoffe in ihrer Bedeutung am Weltmarkt und für Industriestaaten abnehmen und daher langfristig mit sinkenden Preisen für diese gerechnet werden muss. Damit fallen Länder, die lediglich Rohstoffe exportieren gegenüber diesen Ländern zurück, die Industriegüter oder Dienstleitungen exportieren können. Hinzu kommt der Verlust von Weltmarktanteilen Afrikas an dynamischere Entwicklungsländer, die in Infrastrukturen etc. investiert haben.

Die Schuld der Industrieländer

Afrika war auch nach dem Ende der Kolonialzeit in der Rolle des Rohstofflieferanten verblieben. Die Interessen ausländischer Investoren, aber auch europäische Angebote einer Exporterlösstabilisierung förderten bei afrikanischen Politikern zudem die Illusion, mit Rohstoffexporten ließen sich auf Dauer die benötigten Devisen verdienen – und dies ohne tiefgreifende Entwicklungsanstrengungen. In der Zeit des Kalten Krieges kamen daneben aus strategischen Gründen Regime aufgrund zweifelhafter Legitimierungen an die Macht. Lange angehäufte Schulden lagern seit dem Ende des Kalten Krieges zudem auf den fehlgeleiteten afrikanischen Ländern.

Für eine Exportvielfalt der verarbeiteten Industriegüter fehlen die Mittel, zusätzlich ist natürlicherweise der technologische Graben zwischen Afrika und den Industrieländern immer größer geworden. Darüber hinaus untergraben die mit Subventionen nach Afrika exportierten europäischen Nahrungsmittelüberschüsse nach Meinung vieler Experten die dortige marktorientierte Agrarproduktion, was die Handelsstrukturen weitgehend schwächt.

(Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung)

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