Globalisierung auf den Malediven

Laut den Statistiken gehören die Malediven zu den ärmsten Ländern weltweit. Die Menschen auf dem Inselstaat nahe der indischen Küste leben hauptsächlich von der Fischerei, vom Sammeln und Verkauf der Kokosnüsse und zunehmend vom Tourismus. Die Tatsache, dass viele Malediver durch ihre Arbeiten dennoch nicht am Existenzminimum leben müssen, verdanken sie der Globalisierung. Durch die Verflechtung in Bereichen der Kultur, Infrastruktur, Umwelt und Kommunikation kann der Inselstaat mehr und mehr ausgebaut werden. Die Wirtschaft profitiert davon. Viele ausländische Investoren haben das Potential erkannt und investieren in den Ausbau. Es gibt aber auch Einheimische, die wegen mangelnder Fachkenntnisse nicht vom Wirtschaftswachstum profitieren. Auch die Umwelt kommt durch die zunehmenden Eingriffe zu Schaden.

Infrastruktur und internationale Anbindungen

Die Malediven sind ein karibisches Paradies und besonders beliebt bei europäischen Urlaubern. Die erste Reisegruppe landete auf dem Inselstaat im Jahr 1972. Seitdem wächst die Tourismusbranche in einem rasanten Tempo. Damit die Atolle der Malediven der steigenden Zahl an Urlaubern einen komfortablen Aufenthalt bieten können, wird viel Geld in die Erweiterung der Infrastruktur und in den Ausbau von Fluglinien, die Flughäfen in der ganzen Welt ansteuern, investiert. Der Ausbau des Fremdenverkehrssystems ist die Grundlage einer wachstumsfähigen Wirtschaft und dennoch geht er nur schleppend voran. Es sind vor allem ausländische Investoren, die sich auf den Inseln niedergelassen haben und nun von dem Tourismus profitieren. Das Verkehrsnetz leistet neben dem wachsenden Kommunikations- und Tourismusnetz den größten Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt. Dennoch zeigen sich vor allem in Großstädten, wie Malé überlastete Straßen. 2003 wurden insgesamt 20.000 zugelassene Fahrzeuge in der Hauptstadt gezählt. Die Tendenz steigt, obwohl die Gesamtfläche der Stadt nur 2 Quadratkilometer beträgt.

Stetig neue Erschließung unberührter Gebiete

Die hohe Anzahl an Einwohnern und Touristen erfordert eine kontinuierliche Erschließung neuer unberührter Naturabschnitte. Während die nördlichen Atolle bereits nahezu vollständig erschlossen sind, weisen die südlichen Inseln noch unberührte Natur- und Küstenabschnitte auf. Zwischen den Atollen werden Lebensmittel, Güter und Touristen hauptsächlich mit Booten transportiert. Die ersten Einfahrtsrinnen wurden in den 90er Jahren gebaut. In der gleichen Zeit wurde der Hafen in Malé ausgebaut. Die Kosten beliefen sich auf etwa 15 Millionen US-Dollar. Im Jahr 2003 waren 7000 Boote im Besitz des Inselstaates. Zunehmend kommen aber auch kleinere Flugzeuge zum Einsatz. In Malé liegt der Hauptflughafen, der die Verbindung zu den internationalen Ländern bereitstellt. In einem Jahr wird hier eine Menge von 20.000 Tonnen an Gütern umgeschlagen. Von Malé aus erfolgt der weitere Transport der Güter an die vier kleineren Flugplätze der Atolle.

Wirtschaftswachstum durch Massentourismus

Der Tourismus auf den Malediven ist der ertragreichste Wirtschaftszweig des Staates. Die steigende Zahl der anreisenden Touristen ist die Einnahmequelle des Staates. Für Touristeninseln wird ein Pachtzins verlangt, an den Flughäfen müssen die Urlauber Steuern zahlen und bei der Ausfuhr von besonderen Souvenirs fallen Zollgebühren an. Die Hotels und Freizeitanlagen auf den Inseln haben in den letzten Jahrzehnten zahlreiche neue Arbeitsplätze geschafft. Die Errichtung neuer Hotelanlagen kommt nicht zum Stillstand. Doch viele der Arbeitsplätze sind mit ausländischen Fachkräften besetzt. Dieser Aspekt wird durch die wachsende Globalisierung unterstützt. Die Vernetzung des Kommunikationsnetzes macht es möglich, Arbeitskräfte aus der ganzen Welt einzustellen. Den Einwohnern fehlt wegen einer unzureichenden Ausbildung das nötige Wissen in den Bereichen Wellness, Hotelmanagement oder Baugewerbe.

Bildung und Berufe

Es gibt in jedem kleineren Ort eine Schule, in der die Kinder in der Landessprache und in Englisch unterrichtet werden.Auch hier macht sich die Globalisierung bemerkbar, wenn auch nur in abgeschwächter Form. Die Schulen orientieren sich zunehmend an den Lernkonzepten der arabischen Welt. Eine Hochschule, in der die Kinder eine allgemeine Hochschulreife erwerben können, gibt es nur auf Malé. Daher sind die Plätze sehr begrenzt. Die Familien, die in der Tourismusbranche keine Arbeit finden, müssen oft das Land verlassen. Ausländische Arbeitskräfte sind zudem billiger. Sie stammen aus Bangladesch, Sri Lanka oder Indien. Sie werden in Managementbereichen, wie Buchhaltung und Verwaltung eingesetzt. Auch in Servicetätigkeiten kommen sie zum Einsatz. Eine starke Nachfrage an Fachkräften besteht in den Hotelküchen, in Restaurants als Bedienung oder in Tauchschulen. Erwerbstätige Einwohner sind zu 11 Prozent in der Fischerei beschäftigt. Sie stellt den zweitgrößten Wirtschaftszweig der Malediven dar.

Der Industriebereich wird durch internationale Investitionen gefördert. 105.000 Tonnen Fisch werden jährlich in den Betrieben verarbeitet. Davon besteht ein Anteil von 90 Prozent aus Thunfisch. Die Konserven werden hauptsächlich in die ganze Welt exportiert, was durch den Ausbau der Fluglinien möglich gemacht wurde. In der Landwirtschaft gibt es weitaus weniger Beschäftigte. Der Boden der Insel hat nicht ausreichend Nährstoffe, um intensiven Ackerbau zu betreiben. Die Nutzung der Kokospalme hat hier die wichtigste Bedeutung. Aus den 13 Millionen geernteten Kokosnüssen in einem Jahr werden Fasern, Öl und Grundstoffe für die Pharmaindustrie hergestellt. Für den Anbau von Mais und Süßkartoffeln sind die Bedingungen optimal. Auch Dienstleistungsbereiche, wie Bootsbau und Textilherstellung spielen eine untergeordnete Rolle. Die Güter und Lebensmittel werden zum größten Teil importiert. Auch die Produkte für die zahlreichen Hotelanlagen werden eingefahren.

Naturlandschaft und Umwelt

Die Globalisierung zeigt sich auch in der Naturlandschaft sehr deutlich. Unter dem Begriff Landschaft werden der ursprüngliche Naturraum und die Nutzung dieses Raumes durch den Menschen zusammengefasst. Der Naturraum besteht aus den Aspekten Klima, Boden, Gewässer, Vegetation und geologischer Bau der Erdoberfläche. Der Raum stellt Ressourcen, wie Holz bereit. Diese werden anthropozentrisch erschlossen. Durch diese Erschließung wird die unberührte Naturlandschaft maßgeblich verändert. Das Problem besteht in der Übernutzung der natürlichen Ressourcen, die bis zur Ausbeutung führen kann. Auf den Malediven deutet sich dieser Aspekt in der Erschließung neuer Inseln an. Der stetig wachsende Tourismus erfordert neuen Platz. Neue Hotelanlagen werden geschaffen, die durch eine verkehrstaugliche Infrastruktur erreichbar sein müssen. Die obersten Ziele der Regierung bestehen in der Bereitstellung von möglichst vielen Betten für die Urlauber und eine nahezu vollständige Auslastung dieser Schlafplätze. Es gibt genaue Richtlinien, die eine nutzbare Fläche von 20 Prozent je Ressort vorschreiben. Jedoch werden die Richtlinien zugunsten des Profits nicht eingehalten.

Landscaping

Ebenso werden neu erschlossene Inseln durch das sogenannte landscaping verformt. Hierbei werden Riffe im Meer mit Sand aufgeschüttet oder ausgebaggert. Der anfallende Müll wird auf den größeren Inseln durch Müllverbrennungsanlagen beseitigt. Die kleineren Atolle, die abseits von Malé liegen, entsorgen ihren Müll im Meer. Darunter fallen neben Nahrungsmittelresten auch Bauschutt und Dieselreste in ausrangierten Booten. In Sachen Umweltschutz hat die Globalisierung auf den Malediven erst in den 90er Jahren erste Spuren hinterlassen. Jedoch ist der Erhalt der Natur mit seinen biologischen Grundfunktionen ausbaufähig. Seit dem Jahr 1990 wurde ein Teil des Gebietes zum Nationalpark erklärt. In diesem Schutzgebiet sind menschliche Eingriffe verboten. Der natürliche Lebensraum von vielen Tieren und Pflanzen soll geschützt werden. Rund um dieses Gebiet werden allerdings weiterhin neue Anlagen auf Riffen gebaut. Es gibt auf dem Papier Naturschutzgesetze, die aber in der Realität nicht eingehalten werden.

Der Klimawandel ist ein Thema der Globalisierung, welches sich an den Malediven besonders negativ auswirken könnte. Die Landmasse der Inseln erhebt sich nur einen Meter über den Meeresspiegel. Der Klimawandel, der zur kontinuierlichen Erwärmung der Erdoberfläche führt, ist eine Bedrohung für den Inselstaat. Durch die weitere Erwärmung befürchten Forscher ein starkes Abschmelzen der Gletscher, wodurch die Inseln in einigen Jahren komplett im Meer versinken können. Das Thema des Klimaschutzes hat daher eine hohe Wichtigkeit in der maledivischen Regierung. Das durch die Globalisierung geschaffte Kommunikationsnetz funktioniert gut. Die Regierung nimmt an jeder internationalen Klimaschutzkonferenz teil. Sie erwerben neues Land außerhalb des Gebietes. Es soll als Ausweichgebiet für die Bevölkerung dienen.

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