Globalisierung auf Mauritius
Die voranschreitende Globalisierung überall auf der Erde ermöglicht eine weltweite Verflechtung von Kultur, Umwelt, Politik, Wirtschaft und Kommunikation. Doch dieser immense Fortschritt kann für kleinere, unterentwickeltere Länder auch zu einer wirtschaftlichen Zerreißprobe werden. Das kleine tropische Eiland Mauritius allerdings hat bewiesen, dass die Globalisierung funktionieren kann. Die 1,3 Millionen Einwohner der Insel profitieren von einer stabilen Wirtschaft, einem belastbaren sozialem Netz sowie von dem demokratischen politischen System.
Die Lehren der Geschichte
Ausgehend von der Geschichte von Mauritius waren der Wandel und die Globalisierung des Landes nicht absehbar. Mit der Besetzung durch Frankreich im Jahre 1715 entstanden die ersten Zuckerrohrplantagen, die in Sklavenarbeit bewirtschaftet wurden. Lange Zeit bliebt Rohrzucker das einzige Exportprodukt, welches Mauritius zu bieten hatte. Diese Monokultur machte Mauritius besonders abhängig von den Weltmarktpreisen und führte zu einer Krise der Zuckerrohrindustrie. Die britische Besetzung im Jahre 1810 änderte nicht viel am wirtschaftlichen und sozialen Aufschwung der Insel. Erst mit der Unabhängigkeit von Großbritannien im Jahre 1968 konnte Mauritius aus seiner Kolonialgeschichte lernen. Die Regierung von Mauritius zählt zu einer der wenigen stabilen demokratischen Regierungen Afrikas und legt mit freien Wahlen einen soliden Grundstein für Menschenrechte im Inselstaat.
Das Land hat es innerhalb kürzester Zeit geschafft, sich von einem Land, welches als Haupteinnahmequelle nur das Zuckerrohr sein eigen nannte, zu einem Paradebeispiel der Globalisierung zu entwickeln. Wertvolle Rohstoffe gab es auf der Insel nicht zu fördern, deshalb wurde konsequent auf den Ausbau der Finanz-, Touristik- und Textilbranche gesetzt. Dabei kommt auch die Geschichte der Insel zugute. Durch die Besetzungszeit geprägt, sprechen die Einwohner von Mauritius fließend mehrere Sprachen. Die Regierung hat schnell erkannt, dass das Potential des Landes in den Einheimischen selbst liegt. Besonders die Jugend erhielt eine Perspektive, in dem genügend Möglichkeiten im schulischen Bereich geschaffen wurden. Sie haben die Auswahl Universitäten zu besuchen und verschiedene Studiengänge zu belegen. Diese Ausbildungswege sind in verschiedenen Branchen ganz gezielt auf die Globalisierung des Landes ausgerichtet. Alle Möglichkeiten des Bildungssystems stehen kostenlos zur Verfügung. Dieser hohe Bildungsgrad lässt die Menschen von Mauritius zu begehrten Arbeitskräften überall auf der Welt werden.
Tourismusboom und wirtschaftlicher Erfolg
Galt Mauritius früher eher als Geheimtipp unter Insidern, die Stille und Abgeschiedenheit bevorzugen, so ist der Inselstaat heute attraktives Reiseziel und Tourismuszentrum. Die Regierung hat erkannt, dass Globalisierung auch im Kleinen beginnen kann. Mit dem Anstieg des Tourismus wurde zunehmend auch die Wirtschaft angekurbelt. Ein besonderer Industriezweig, der Mauritius einen Schritt in Richtung Globalisierung verhalf, war und ist die Edelsteinschleiferei. Das Land verwandelte sich in eine internationale Drehscheibe von Tourismus, Wirtschaft und vor allem von Kommunikationstechnologie. Dieser Umstand führte zu einem höheren Lebensstandard der einheimischen Bevölkerung. Mittlerweile leben über 70 Prozent der Einwohner in einem eigenen Haus und auch die Gehälter in den einzelnen Branchen haben einen mächtigen Anstieg erlebt. Die Vision der Regierung war es jedoch im Sinne der Globalisierung die Insel Mauritius zu etwas Besonderen zu machen. Die Informations- und Kommunikationstechnologie entstand ein Wirtschaftszweig, der Mauritius über die Grenzen hinaus bekannt machte. Outsourcing Dienstleistungen sind die Zukunftsbranche des Inselstaates und werden von Auftraggebern aus der ganzen Welt in Anspruch genommen.
Mittlerweile hat sich das Bruttoinlandsprodukt von Mauritius innerhalb der letzten 30 Jahre um mehr als 5 Prozent jährlich erhöht. Um die Anziehungskraft des Landes für Unternehmer zu erhöhen, wurde ein rechtliches Rahmenwerk geschaffen, welches gleichzeitig einen finanziellen Ansporn darstellt. Dazu gehören eine niedrige Körperschaftssteuer von 15 Prozent sowie eine Steuererleichterung für Mitarbeiter ausländischer Firmen in Höhe von 50 Prozent. Die Outsourcing Dienstleistungen beinhalten unter anderem die Lohnverwaltung, Daten- und Dokumentenmanagement, Webdesign, Softwareentwicklungen und Finanzanalysen. Doch um diese Visionen Realität werden zu lassen und die Globalisierung voranzutreiben, musste Mauritius immense Investitionen in die technologische Infrastruktur tätigen. Mit Hilfe vom Kreditgeber Indien wurden Gebäude auf höchstem technologischem Niveau geschaffen, die innerhalb kürzester Zeit vermietet waren. Somit boomte auch ein weiterer Wirtschaftszweig: die Baubranche. Es entstanden Technologieparks sowie auch neue Wohn- und Freizeitgebäude für die arbeitende Bevölkerung.
Günstige Lage des Inselstaates
Der Inselstaat im Indischen Ozean entwickelt sich immer mehr zu einem wichtigen Offshoring- und Outsourcing-Zentrum für Unternehmen auf der ganzen Welt. Beste Voraussetzungen bieten dabei auch die strategisch gute Lage sowie die günstige Zeitzone. So wurde auch das Ziel des Anschlusses an das weltweite Datennetz anvisiert und auch erreicht. Bereits im Jahr 2002 wurde das Eiland an das Glasfaserkabel SAFE/SAT3/WASC, welches unter dem Meer verläuft, angeschlossen. Dieses System ermöglicht es auch unter schwierigsten Bedingungen eine sichere und stabile Verbindung zum Internet herzustellen und lässt eine High-Speed-Verbindung von Asien über Afrika Wirklichkeit werden. Damit ist Mauritius ein weiterer großer Schritt auf dem Weg zur Globalisierung gelungen. Der Strukturwandel, den das Land durchlief, galt auch für die Textilindustrie. Durch die Aufhebung des Multi-Faser-Abkommens, welches die Einfuhrbeschränkungen für Bekleidungsartikel reglementierte, konnte der europäische Markt sich öffnen und stand nun auch dem Inselstaat zur Verfügung. Die USA schloss ein Handelsabkommen mit mehreren karibischen und vor allem afrikanischen Staaten ab, welches einen zollfreien Zugang zum Markt ermöglichte.