Globalisierung in Bolivien

Das ärmste Land des südamerikanischen Kontinents befindet sich zwischen den Ländern Peru und Chile westwärts, Argentinien und Paraguay im Süden und Brasilien im Nordosten. Mit einer Gesamtfläche von 1,098.581 qkm und einer Bevölkerungsdichte von 9,7 Einwohnern pro qkm gilt der Binnenstaat als relativ dünn besiedelt. Das Hochland Altiplano liegt zwischen zwei Gebirgsketten der Anden-Region. Die Erhebungen reichen bis über 6500 m, welche wirtschaftlich weniger von Bedeutung sind. Im Südosten des Landes befindet sich Sucre, die Hauptstadt mit knapp 300000 Einwohnern. Die Gesamteinwohnerzahl beträgt knapp 11 Millionen Menschen. Im zentral gelegenen Hochland (3000-4000 m) Altiplano leben ca. 80% aller Bolivianer, deren Religion zu 95% aus römisch-Katholischen und zu 5% aus evangelischen Glaubensrichtungen bestehen. Das Gros der Bevölkerung zählt zu den spanischen Indigenas, welche knapp 55% ausmachen. Den übrigen Anteil bilden Quecha mit 30,4%, die Aymara mit 25,3% und schließlich die Mestizen mit 30%. Die Minderheit bilden Europäer, welche während des Zweiten Weltkrieges nach Südamerika übersiedelten. Die Einwohnerzahl der Weißen tendiert zwischen 40.000 und 50.000. Die Sprachen der Bevölkerung sind spanisch und indigen.

Klimaverhältnisse in Bolivien

Der Binnenstaat teilt sich in drei Klimaregionen auf. Der Altiplano verfügt über gemäßigtes Höhenklima, welches in den Jahreszeiten nur geringen Temperaturschwankungen unterliegt. Um den salzhaltigen. Titicaca-See und den Poopo‘-See schwanken die Temperaturen bei Tag sowie bei Nacht im mittleren Bereich. Gleiche Angabe gilt für die Luftfeuchte. Im verbleibenden Teil des Altiplanos treten starke Temperaturschwankungen mit mäßigen Veränderungen. Warm gemäßigte bis subtropische Klimaverhältnisse herrschen im östlichen Bereich der Anden. Auch in dieser Region treten extreme Schwankungen bei mittlerer bis hoher Luftfeuchte auf. Die dritte Klimazone bildet das Tiefland um Gran Chaco, dass von massiven Temperaturwandlungen geprägt wird. In dieser rauen Region regiert die Trockenheit, welche die Savannenlandschaft entstanden ließ. Im Nordwesten Boliviens dominiert tropischer Regenwald und feuchtwarmes Klima.

Wirtschaft und Politik

Seit 1995 gilt Bolivien als freie Handelszone zwischen den Mitgliedsstaaten der 1969 gegründeten Andengemeinschaft. Die Präsidialrepublik wird von religiösen, kulturellen und wirtschaftspolitischen Krisen erschüttert. Seit Beginn des 21.Jahrhunderts treten im verstärkten Maße Volksaufstände und Demonstrationen gegen den Raubbau US-amerikanischer Großkonzerne auf. Als Erstes wäre die Volksdemonstration im Oktober 2003 zu erwähnen. Eine massive Globalisierungswelle rückt in Form von extremen Einsparungen im Staatshaushalt und dem Ausverkauf hochwertiger Ressourcen wie Erdgas an.

Die Regierung unter Gonzalo Sanchez de Lozada setzte schwer bewaffnetes Militär gegen die ausständigen Rebellen ein. Die Aktion verlief erfolglos, die Kooperationen unter den Volksgemeinschaften aus verschiedenen sozialen Ständen waren zu stark. Seit Absetzung Lozadas übernahm Vizepräsident Carlos Mesa das Amt. Im Januar 2005 unternahm eine politische Koalition den Versuch, autoritäre Macht über Santa Cruz zu erlangen. Als wesentlicher Anlass dieser Unternehmung ist der Reichtum an Bodenschätzen. Die Bergung und Verwertung der Bodenschätze muss von den Steuergeldern der Bevölkerung finanziert werden. Ebenso wurden Energiequellen privatisiert. Das Resultat besteht aus massiven Steuererhöhungen für die Bevölkerung. Abermals tobten Aufstände mit Tausenden von Studenten und Arbeitern.

Das Vorhaben scheiterte, aufgrund der Entschlossenheit der Einwohner. Präsident Mesa trat von seinem Regierungsposten zurück. Die eigentlichen Drahtzieher, die Konzernregierungen Spaniens, Englands und der USA blieben unentdeckt. Deren Ziel war es, sich die üppigen Erdgasvorkommen anzueignen. Die Proteste setzten sich bis Dezember 2005 fort, um eine konservative Regierung durch Vaca Diez zu verhindern. Nach wochenlangem innenpolitischen Machtkampf und Neuverteilung der Abgeordnetensitze gewann am 18.12.05 Evo Morales mit 54% der Stimmen die Wahl. Nach seiner Vereidigung verstaatlichte Morales im Jahr 2006 die Erdgasindustrie zum Wohle der indigenen Bevölkerung. Dennoch wird Bolivien kulturell, wirtschaftlich und im religiösen Sinne weiterhin von Unruhen geprägt.

Wirtschaft und Politik im Rahmen der Globalisierung

Aufgrund politischer Umstürze wurde der Ostsektor vom Westen des Landes getrennt. Der westliche Teil Boliviens profitierte einst von der Bergbauindustrie, welche 1992 stillgelegt wurde. Im Osten dagegen sorgen Ressourcen wie Erdöl, Erdgas, Silber, Land-und Forstwirtschaft für Wohlstand der einheimischen Bevölkerung. Dennoch bildet die wohlhabende Bevölkerungsschicht die Minderheit im Land. Über 70% der Bevölkerung bilden Indigos, wovon 70-90% in Armut leben. Departamentos (vom Volk auserwählter Präfekt) fordern den Ausbau sowie Modernisierungsmaßnahmen im wirtschaftsliberalen System. Elite-Regierungen und wohlhabende Bürgerschichten plädieren für regionale Autonomie (gesetzliche Eigenständigkeit verschiedener Regierungskreise). Daraus resultiert die Zersplitterung des Landes.

Ein weiterer Aspekt der Globalisierung ist die ungleichmäßige Aufteilung der Finanzmittel, welche für ausgeglichenen Wohlstand der Bevölkerung sorgen könnten. Die Großkonzerne und Angehörige der Hochfinanz erheben weiterhin Anspruch auf die rohstoffreichen Regionen im Osten. Eine weitere Zwistigkeit bilden die Unterschiede der Steuereinnahmen aus der Bevölkerungsschicht des Tieflandes und die der Hochlandregion. Die östliche Bevölkerung zahlt erheblich mehr Steuern und somit ist der Streit um den Anspruch auf die Bodenschätze vorprogrammiert. Die Ansicht der skeptischen Hochländer wäre, dass die Ressourcen Eigentum der gesamten bolivianischen Bevölkerung sind. Es muss eine Verstaatlichung aller Bodenschätze sowie eine Landreform zugunsten der verarmten Bevölkerung erfolgen.

Aufgrund immenser Benachteiligungen der indigenen Volksschicht wird Rassismus gegen die europäisch stämmigen Volksgenossen geschürt. Das geschieht hauptsächlich in Media Luna (in 4 Sektoren aufgeteiltes Ost- Bolivien). Seit der Verarmung sämtlicher Bevölkerungsteile liefert sich Bolivien mit zahlreichen Mächten, darunter die USA, einen Drogenkrieg. Es wird von der bolivianischen Regierung behauptet, durch Drogenkonsum ( mittels Anbau von Kokain) werden Widerstandsbewegungen finanziert.

Auswirkungen der Globalisierung

In engeren Regierungskreisen der Finanz-Elite wird über eine Indianisierung der weißen Bevölkerung diskutiert. Hierbei geht es um die Herabsetzung des Lebensstandards und Angleichung an die ärmere Volksschicht durch intensivere Steuererhöhungen. Das durch Krisen gebeutelte Land gilt als ärmste und exportschwächste Nation Lateinamerikas. Sämtliche Entscheidungen werden zugunsten der Reichen und Mächtigen getroffen, welche durch Großeinsatz vieler Volksgemeinschaften zum Teil abgewiesen wurden. Konzernunternehmen wie MC Donalds mussten im Jahr 2002 ihre letzten Filialen schließen. Coca Cola wird von der indigenen Bevölkerung ebenfalls durch Demonstrationen und Massenproteste angegriffen. Dennoch wird der Krieg um materielle und menschliche Ressourcen kein Ende finden. Die Ungleichheit der Einkommensverteilung innerhalb der Gesellschaft ist in diesem Land deutlich ausgeprägt. Zirka 10% der Bevölkerung besitzen über 40% der Gesamteinkommen.

Des Weiteren hat Bolivien mit extremen Umweltproblemen zu kämpfen. Dazu zählen Wasserknappheit, Überdüngung und Ausbeutung des Bodens, Überschwemmungen, Waldbrände, Waldrodungen, Deflation und eine Vielzahl weiterer Faktoren. Einen weiteren Schwerpunkt bilden die gesellschaftlichen Unterschiedlichkeiten in Sachen Religion, Kultur, Lebensweisen und Sitten. Lediglich dient die Verarmung der Bevölkerung und installierten Krisenherden dem globalen Imperialismus der Finanz-Elite, um eine arme und gefügige Bevölkerung versklaven und kontrollieren zu können.

Infrastruktur

Über 80% des Waren-und Personenverkehrs nutzen ein mangelhaftes Straßennetz, welches zu zwei Drittel unbefestigt ist. Für einen umfangreichen Ausbau reichen die finanziellen Mittel nicht aus. Die Bauarbeiten können durch natürliche Einwirkungen (Überschwemmungen, Steinschlag oder Schlamm) behindert werden. Das Eisenbahnnetz (3.700 km Länge) erweist sich als marode und muss komplett neu saniert werden.

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