Globalisierung in Brasilien
Brasilien ist das fünftgrößte Land der Erde und auch das fünftbevölkerungsreichste. Es nimmt 47 Prozent des Südamerikanischen Kontinentes ein und hat mit jedem südamerikanischen Land aus Chile und Ecuador eine gemeinsame Grenze. Aufgrund seiner Größe hat Brasilien riesige tropische und subtropische Zonen, aber auch Gebirgszonen und Savannengebiete zu bieten. Außerdem gilt es als das artenreichste Land der Erde in Bezug auf Flora und Fauna. Die Globalisierung ist für Brasilien ein wichtiges Thema, da sie ganz zentrale Auswirkungen in vielen Bereichen zeigt. Sie zeigt sich zum Beispiel in der Zerstörung großer Teile des Regenwaldes. Bevor europäische Eroberer Brasilien erreichten, bewirtschaftete die indianische Bevölkerung den tropischen Wald extensiv und nachhaltig. So konnte das ökologische Gleichgewicht des Regenwaldes über Jahrtausende gewahrt bleiben.
Umweltschäden nach Ankunft der Europäer
Doch mit der Ankunft der Europäer entstanden zahlreiche Umweltschäden. Die Regenwaldgebiete an der Atlantikküste wurden zu 93 Prozent abgeholzt. Auch Brandrodung um Anbauflächen oder Viehweiden zu schaffen, zerstörte den Regenwald großflächig. Dazu kamen noch weitere Projekte, um die Infrastruktur des Landes zu erweitern, die ebenfalls die Naturlandschaft zerstörten. Dazu gehört der Straßenbau, der Bau von Großstaudämmen und Bergbauminen. Der Ausbau des Straßennetzes unterstützt die weitere Rodung des Regenwaldes nachhaltig. Ebenso erleichtert es den Bergbau. Der Großteil des illegal geschlagenen Holzes wird international vermarktet. Nur geringe Prozentsätze gehen an die lokale Bevölkerung für Hausbau oder als Feuerholz. Von den 2.500 Unternehmen, die in Brasilien mit Hartholz handeln, gehören die meisten ausländischen Investoren und Großunternehmen, wodurch weder die brasilianische Bevölkerung noch der brasilianische Staat vom Raubbau des Tropenholzes profitieren kann. Hier wirkt sich die Globalisierung für Brasilien sehr nachteilig aus, da es schwerwiegende Umweltschäden in der Zukunft beheben muss und kaum an den Profiten der Investoren beteiligt wird. Obgleich inzwischen das begehrte Mahagoniholz offiziell geschützt ist, wird es jedoch weiterhin illegal im großen Stil geschlagen und auf dem Weltmarkt verkauft.
Die Bevölkerung muss hinter den ausländischen Investoren zurückstehen
Die Korruption ist in Brasilien weit verbreitet und lokale Politiker setzen oft eigenmächtig Beschlüsse der brasilianischen Regierung zum Umweltschutz nicht um, weil sie ihren eigenen Interessen entgegen stehen. Im Jahr 2010 waren laut der FAO nur noch 60 Prozent der Fläche Brasiliens mit tropischem Regenwald bedeckt und der Anteil sinkt jedes Jahr weiter ab. Zeitweilig verlangsamte sich die Rate des jährlichen Raumverlustes, was Experten jedoch auf das Sinken des Weltmarktpreises für Soja zurückführten.
Die Globalisierung, die jahrzehntelang für die Brandrodung verantwortlich war, um Anbauflächen für Soja zu bekommen, sorgte in diesem Fall im geringen Maße für die langsamere Abholzung des Regenwaldes. Ähnlich schädlich wie der Raubbau am Regenwald, wirken sich die Bergbauminen aus, die landesweit Gold und Bauxit im Tagebau abbauen. Die Minenbewirtschaftung führt zu massiver Umweltverschmutzung der Flüsse und sorgt für schwere Gesundheitsschäden bei der lokalen Bevölkerung, was ebenfalls eine Folge der Globalisierung ist. Die Minen nutzen Quecksilber zum Auswaschen des Goldes, was das Grundwasser, die Gewässer, die Böden verseucht und sich letztendlich in den Menschen und Tieren ansammelt. Die ausländischen Großinvestoren der Minen vernachlässigen den Umweltschutz massiv und die Gewinne fließen ins Ausland, was vielfältige Nachteile für Brasilien durch die Globalisierung bedeutet.
Umweltschäden durch Ölfirmen
Auch Ölfirmen, die sowohl im Landesinneren wie auch Offshore im Meer vor Brasilien Bohranlagen betreiben, hinterlassen vielfältige Umweltschäden. Eine Ölpest verschmutzte im Jahr 2000 den Fluss Iguaçu, der zu den weltbekannten Wasserfällen von Iguaçu führt. Die brasilianischen Städte leiden besonders unter der entstehenden Luftverschmutzung und Verseuchung der Trinkwasserreserven. Hoffnung gibt dagegen das langsame Umdenken in der brasilianischen Regierung und auch der Öffentlichkeit, was dazu führte, dass Brasilien zahlreichen Umweltabkommen beitrat. Allmählich setzt sich der Gedanke des Umweltschutzes im fünftgrößten Land der Erde durch. Brasilien ist nach wie vor ein Schwellenland, indem die Schere zwischen Arm und Reich weit auseinanderklafft.
Vielschichtige Probleme behindern die positive Entwicklung
In der Landwirtschaft spiegelt sich das Bild der brasilianischen Gesellschaft wieder. 2,8 Prozent der Bauern sind Großgrundbesitzern, denen allerdings mehr als 57 Prozent der gesamten Anbaufläche gehören. Dagegen gehören ganze 22 Prozent der Anbaufläche 90 Prozent der Bauern. 5 Millionen Bauern gelten sogar als landlos und können daher nicht für ihren Lebensunterhalt sorgen. Dazu kommt, dass Kleinbauern, Landlose und die indianisch stämmige Bevölkerung praktisch als rechtlos gelten. Sie werden weder von der gesetzgebenden Regierung noch von den örtlichen Behörden beachtet.
Wie sehr Brasilien dank der Globalisierung ein Land der absoluten Gegensätze ist, zeigt sich im Fakt, dass es seit 2003 ein Anti-Hunger-Programm und sogar ein Gleichstellungsprogramm gibt. Die positiven und negativen Auswirkungen der Globalisierung bestehen einfach nebeneinander, was vermutlich in der brasilianischen Lebenskultur begründet liegt. Es gibt zwar eine Schulpflicht in Brasilien, doch sind rund 80 Prozent der Bevölkerung Analphabeten. Vor allem in den ländlichen Gegenden ist die Schulbildung kaum ein Thema. In den Städten haben staatliche Schulen einen schlechten Ruf. Kinder aus wohlhabenden Familien besuchen daher zumeist Privatschulen. Es gibt 150 Universitäten und Hochschulen im Land, die rund 3 Millionen Absolventen haben. Trotzdem hilft das Bildungswesen eher den wohlhabenden Familien. Brasilien versucht aber, das Schulbildungsniveau der unteren Bevölkerungsschichten zu heben.
Gleichzeitig genießt es einen guten Ruf bei der Erforschung regenerativer Energie und ist führend bei der Entwicklung von Alkohol betriebenen Automotoren und Flugzeugmotoren. Auch hohe Kriminalitätsrate ist ein Brasilien ein nachteiliger Faktor, die die Entwicklung des Landes behindert. Trotz der vielfältigen, oft durch die wachsende Globalisierung verursachten Probleme, ist die Wirtschaft in Brasilien allgemein gesehen in einem guten Zustand. Es gibt hohe Wachstumsraten und ständig wachsende Exporte. Bis zum Jahr 2015 wird erwartet, dass Brasilien die fünftstärkste Volkswirtschaft wird. Es verfügt über einen produktiven Landwirtschaftssektor sowie einen gut entwickelten Bergbau- und Wirtschaftssektor. Auch der Dienstleistungssektor arbeitet effizient. Dazu kommt, dass Brasilien über ein ausreichendes Arbeitskraftpotenzial verfügt.
Brasilien verliert und profitiert durch die Globalisierung
Das riesige Land hat sehr viele ungelöste Probleme, von denen viele mit der Globalisierung zusammenhängen wie zum Beispiel der Raubbau am Tropenholz. Doch ist es aufgrund seiner reichen Bodenschätze, seiner Wirtschaftskraft und einer für südamerikanische Verhältnisse stabilen Regierung mit dem Willen zur Entwicklung des Landes auf dem Weg, eine Industrienation zu werden. Im Gegensatz zu vielen anderen südamerikanischen Ländern ist für Brasilien der Tourismus als Devisenbringer nicht so wichtig. Dabei hätte Brasilien als Tourismusland dank seiner unglaublichen Naturschönheiten und der großen Artenvielfalt sowie einer reichen kulturellen Vergangenheit sehr wohl das Potenzial dafür. Die Touristen suchen vor allem die bekannten brasilianischen Städte auf, wobei Samba und Karneval die entscheidenden Schlagwörter bilden. Aber die teuren Inlandsflüge und eine fehlende touristische Infrastruktur behindern diesen Wirtschaftssektor, der in Brasilien nur 0,5 Prozent zum Bruttosozialprodukt beiträgt. Dabei liegt der Durchschnittswert weltweit bei 10 Prozent und wachsender Tourismus ist eine Begleiterscheinung der Globalisierung. In diesem Punkt bildet Brasilien eine Ausnahme.
Finanzwirtschaft
Die Globalisierung Brasiliens zeigt sich eher in der Finanzwirtschaft. Der Finanzmarkt ist international voll integriert und entwickelt sogar inzwischen eine gewisse Eigenständigkeit, wobei die Aktien von brasilianischen Firmen auch auf dem internationalen Markt gehandelt werden. Die Globalisierung wird zukünftig auch einen Ausbau der Infrastruktur verlangen wie dem Straßenbau, der Telekommunikation und dergleichen. Brasilien strebt nachhaltig eine Rolle in der Welt an und nimmt lebhaft am Weltgeschehen teil, was sich zum Beispiel in der Ausrichtung der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 zeigt. Die Olympischen Sommerspiele finden 2016 in Rio de Janeiro statt und das wird dem Tourismus im Land einen gewissen Auftrieb verleihen. Solche weltweit beobachteten Großereignisse bedeuten immer eine Verbesserung der vorhandenen Infrastruktur, wovon letztendlich auch die brasilianische Bevölkerung in der einen oder anderen Weise profitieren wird.