Globalisierung in Bulgarien
Im Südosten von Europa liegt Bulgarien, ein Mitglied der NATO und der EU. Bulgarien ist ein Land, in dem die Globalisierung in den letzten zwanzig Jahren enorm vorangeschritten ist. Gerade der westliche Lebensstil wird immer beliebter und viele Menschen suchen dort auch ein neues Leben. Zwischen 2001 und 2011 verließen fast 200.000 Einwohner das Land und zogen nach Westen. Besonders beliebt waren dabei Spanien, Italien und Deutschland.
Globalisierung in einer vielfältigen Gesellschaft
Dabei ist Bulgarien selbst kein sehr homogenes Land. Verschiedene Ethnien und Religionen leben hier friedlich miteinander und beeinflussen den gegenseitigen Lebensstil enorm. Gerade in den Großstädten ist so in den letzten Jahren ein wilder Mix aus langen Traditionen, verschiedenen religiösen Riten und westlicher Lebensweise entstanden. Noch vor etwas mehr als zwanzig Jahren war Bulgarien ein Satellitenstaat der Sowjetunion und Globalisierung gab es nur im Austausch mit dieser. Noch heute leben viele Russen im Staat in Südeuropa. So ist es kein Wunder, dass es auch während der sowjetischen Herrschaft kaum formierten Widerstand oder scharfe Kritik an dem Regime gab. Durch die kommunistischen Grundsätze wurden die meisten einheimischen Volksgruppen gleichgestellt, was regionale Konflikte verhinderte. Nur die muslimische Bevölkerung wurde verfolgt und vertrieben.
Nach der Wende gab es dennoch schnell freie Wahlen, die mit vielen Reformen einhergingen. Dennoch waren die Kommunisten noch während der gesamten 90er Jahre immer wieder in der Regierung vertreten. Dabei verliefen die Wahlen von Anfang an friedlich und wurden nicht von Fremdmächten beeinflusst. Stattdessen wurde aktiv der Anschluss an den Rest Europas gesucht. So ist es auch kein Wunder, dass Bulgarien den Kurs der USA in Irak maßgeblich unterstützte und verteidigte. 2004 trat das Land der Nato bei. Auch in anderen Konflikten zeigte sich Bulgarien an der Seite der USA, wobei im Land selbst gerade die mächtigen EU-Länder Deutschland und Frankreich eher negativ gesehen wurden. Dennoch folgte 2007 der Eintritt in die EU.
Zwischen Korruption, Armut und Massentourismus
Nach dem Kalten Krieg haben viele westliche Unternehmen in die ehemaligen Oststaaten investiert, Outsourcing für Einsparung ist ein bewährtes Mittel geworden. So wurde auch Bulgarien im Laufe der Globalisierung mehr und mehr zum Spielplatz ausländischer Unternehmer. Die Bevölkerung selbst profitierte davon allerdings nicht. Arbeitslosigkeit und Korruption sind noch heute gerade auf dem Land alltäglich. In den Städten bildete sich eine klare Oberschicht heraus, die von den neuen Investoren profitierte. Der große Rest hatte davon kaum oder gar keine Vorteile. Behindert wird gerade die Zusammenarbeit mit europäischen Firmen im Moment jedoch noch dadurch, dass Bulgarien noch nicht dem Schengener Abkommen beigetreten ist. Allerdings gibt es noch zu viele Kriterien, die das Land nicht erfüllen kann, wozu unter anderem der Kampf gegen die Korruption gehört. Diese ist auch ein Grund dafür, dass faire und sichere Investoren in Bulgarien noch die Minderheit sind und die Bevölkerung in den letzten Jahren eher die negativen, wirtschaftlichen Seiten der Globalisierung kennenlernen musste. Noch immer hat Bulgarien eine der höchsten Armutsquoten in der EU. Da ist es kein Wunder, dass die Wirtschaft nach der Wende in eine große Krise geriet und sich erst ab 2004 erholte.
Auffallend ist, dass viele deutsche Handelsketten immer mehr Standorte in Bulgarien eröffnen. Discounter wie Penny, Lidl oder auch DM gehören mittlerweile zum festen Bild in den Städten des Landes. Deutschland ist darüber hinaus auch der wichtigste Handelspartner des Landes. Ein wichtiger Wirtschaftszweig ist mittlerweile der Massentourismus. Das Land wurde 2011 von fast 9 Millionen Menschen besucht und wird gerade durch die günstigen Preise besonders bei jungen Leuten immer beliebter. Ein Großteil der Touristen sind Deutsche. Bei diesen wird Bulgarien insbesondere als Partymetropole und Alternative zu Ballermann und Co. gesehen. Ganze Regionen an der Küste haben sich bereits auf dieser Klientel spezialisiert und bieten dementsprechende Angebote an. Touristen im Landesinneren oder an den zahlreichen Weltkulturstätten gibt es weniger.
Tourismus
Daneben ist Wintersport ein wichtiger Tourismusmagnet, auch wenn hier kaum Touristen aus westlichen Ländern kommen. Am wichtigsten ist der Badetourismus am Gold- und Sonnenstrand. Am Goldstrand findet sich heute kaum noch ein Bauwerk, das keinen touristischen Zweck hat. Infrastruktur und Gesellschaft sind hier völlig auf die Besucher ausgerichtet. Hier findet sich auch die größte Partymeile Bulgariens, wo im Sommer regelmäßig Ballermannstars, wie zum Beispiel Jürgen Drews, auftreten. Im Moment ist die Hauptsaison zwischen Juni und August, doch es sind bereits mehrere Projekte in Planung, die das Gebiet für Urlauber auch ganzjährig attraktiv machen sollen. Noch ist das Bild an den Promenaden allerdings von einer Mischung aus Geschäften und Ständen geprägt, die nur in den Sommermonaten geöffnet sind.
Auch viele Angestellte halten sich an den jährlichen Rhythmus, in dem sie im Sommer in einer der Touristenhochburgen arbeiten und Geld für die Familie auf dem Land verdienen, wo sie während der Wintermonate auch wohnen. Der größte Tourismusort des Landes ist allerdings der Sonnenstrand. Auch hier ist alles auf den Partytourismus ausgelegt und auch hier finden sich im Winter kaum Touristen, kulturelle Sehenswürdigkeiten gibt es kaum. Das Innenland mit sehenswerten Stätten wird ebenfalls von Besuchern vom Sonnenstrand weitestgehend gemieden.