Globalisierung in Chile
Chile wird als der südamerikanische Vorzeigestaat gesehen. Als Musterbeispiel für dauerhaftes und erfolgreiches Wirtschaftswachstum schaut die Welt auf Chile, das wirtschaftliche Turbulenzen unbeschadet zu überstehen scheint. Viele Handelsabkommen mit der ganzen Welt verleihen dem lateinamerikanischen Küstenstaat zudem Stabilität und seinen Wirtschaftsunternehmen weiteres Vertrauen. Chile ist das am besten globalisierte Land in Lateinamerika – dies bestätigte nun auch die Wirtschaftsberatung Ernst & Young. Chile ist eines der wenigen Länder, die trotz weltweiter Krisenstimmung ihren Platz im Globalisierungsindex verbessern konnte: Denn dort rangiert der Andenstaat nun auf dem 25. Rang, gefolgt von seinen südamerikanischen Nachbarn Mexiko (auf Rang 36), Kolumbien (43), Brasilien (47), Ecuador (49) und Argentinien (50). Die überlegene und herausragende Stellung in der Globalisierung, die der südamerikanische Staat einnimmt, ist im Wesentlichen das Ergebnis einer klugen Planung der chilenischen Regierungen, die mit Umsicht den wirtschaftlichen Unruhen weltweit entgegengesteuert hat – so fanden die Berater von Ernst & Young heraus.
Mehrdimensionale Globalisierung
Globalisierung bezeichnet die internationale Verflechtung von Volkswirtschaften, Staaten, Unternehmen, aber auch Individuen. Mit den bahnbrechenden Entwicklungen in der Kommunikations- und Transportindustrie sind die technischen Voraussetzungen für eine Globalisierung geschaffen. Dabei findet die Globalisierung statt – und zwar nicht nur als die Verflechtung der Akteure, wie der Volkswirtschaften und Individuen untereinander, sondern auch in ihren unterschiedlichen Dimensionen. Während auch eine Globalisierung in der Politik, der Kultur, der Sprache aber auch der Probleme mit der Umwelt stattfindet, so steht doch die Globalisierung der Wirtschaft meist im Vordergrund, da sie direkt und sehr unmittelbar mit dem Schicksal ihrer Teilnehmer verbunden ist.
Chile – ein Vorzeigestaat
Die Republik, im südlichen Westen Lateinamerikas, ist mit einer Fläche von 756.000 Quadratkilometern und 17 Millionen Einwohnern die wirtschaftlich erfolgreichste Volkswirtschaft. Mit nur 22 Einwohnern pro Quadratkilometer ist Chile nicht dicht besiedelt, aber eine faszinierende geografische Lage und Topografie sowie eine interessante Fauna und viele verschiedene Naturräume machen das Land auch touristisch zu einem beliebten Ziel. Ausgestattet mit einer Wüste und einer englisch sprechenden Bevölkerung – wenn auch spanisch die Amtssprache ist, steht dem stark wachsenden Dienstleistungssektor – zu dem auch der Tourismus zählt – nichts im Wege.
Schon lange ein leuchtendes Beispiel
Anfang des 19. Jahrhunderts war es der chilenische Staat, der sich als erstes südamerikanisches Land gegen die Sklaverei aussprach. Und so ist das heutige Chile das Vorzeigeland der Globalisierung. Auch als Pionier der Globalisierung bezeichnet, entwickelte sich Chile im Rahmen der Globalisierung zu „Everybodys Darling“. Die Weltbank, die internationalen Finanzinstitute – sie alle lieben die südamerikanische Andenrepublik mit den anhaltend hohen Witschaftswachstumsraten, die auch in Zeiten weltweiter Rezension und Instabilität ein zuverlässiger Wirtschafts- und Handelspartner ist. Als Musterbeispiel für eine vorteilhafte Nutzung der Globalisierungsentwicklung steht Chile als das Land, das erfolgreich die Globalisierung zum Sprungbrett in die „Erste Welt“ genutzt hat.
Der Andenstaat mit seiner Hauptstadt Santiago de Chile beeindruckt mit der höchsten Wirtschaftsleistung in Lateinamerika. Dominiert wird Chile nach wie vor vom Bergbau und profitiert als der größte Kupfer-Förderer weltweit von den momentan hohen Metallpreisen. Aber auch in der Agrarwirtschaft liefert Chile rund um den Erdball seine Produkte aus: Wein, Lachs und Früchte werden mit zunehmendem Erfolg exportiert. Der Dienstleistungssektor, zu welchem auch der Tourismus des interessanten Andenstaates gehört, hat mit 57 Prozent den größten Anteil an der Wertschöpfung Chiles. Etwa 7 Prozent der Landfläche Chiles werden landwirtschaftlich genutzt. Der Exportanteil beträgt 34 Prozent (2004), womit Chile mit der dem Exportland Deutschland gleichzieht. Wichtigste Exportpartner sind dabei die USA, Japan, Taiwan und die VR China. In 2013 wird für Chile ein Wirtschaftswachstum von 5,1 Prozent erwartet, nach einem Wachstum von 4,4 Prozent in 2012. Chile verzeichnet damit die höchsten Zuwachsraten unter allen 34 OECD-Mitgliedsländern.
Erfolgreiche Führung
Der Nobelpreisträger und Ökonom Milton Friedman bezeichnete die chilenische Wirtschaft in den 80er Jahren als das „Wunder von Chile“. Heute ist Chile weltweit das Land mit den meisten Handelsabkommen. Chile ist eine der sichersten Volkswirtschaften in Südamerika und verfügt über ein stabiles und nachhaltiges Wachstum, sodass Chile in 2010 als erstes südamerikanisches Land der OECD beitreten konnte. Jedoch wird das soziale Ungleichgewicht in Chile als destabilisierender Faktor betrachtet. Das Land ist gemäß der Einschätzung der Weltbank eine überwiegend von der oberen Mittelklasse dominierte Wirtschaft, jedoch zeugt der Gini-Index von einer sehr ungleichen Einkommensverteilung im Land.
Kriterien zur Globalisierung von Wirtschaftsunternehmen
Nicht nur auf volkswirtschaftlicher Ebene hält die Globalisierung Einzug, sondern insbesondere auch privatwirtschaftliche Unternehmen sind betroffen. Laut der Boston Consulting Group Studie kann das einzelne Wirtschaftsunternehmen im Rahmen der Globalisierung von außerordentlichem Wachstum und besonderen Synergieeffekten profitieren, wobei die Einhaltung der folgenden fünf Kriterien von Boston Consulting als besonders wichtig ermittelt wurde. Möglichst viele der folgenden Faktoren sollten von den Unternehmen innerhalb des Globalisierungsprozesses verfolgt und mit geeigneten Strategien hinterlegt werden:
1 Das enorme Wirtschaftswachstum der RDE-Länder (Rapid Development Environment)
2 Dauerhaft niedrige Kosten, und ein günstiger Kapitaleinsatz
3 Verfügbarkeit von ausgebildeten Fachkräften auf dem Arbeitsmarkt
4 Steigerung des Außenhandels, Nachfrage nach Produkten des Landes
5 Internationale Expansion bringt auch Wirtschaftswachstum auf dem heimischen Markt (Aufnahme neuer Produkte in das Sortiment etc.).
In Chile äußersten sich 90 Prozent der Manager der Unternehmen wenig besorgt über weltweite Krisen, jedoch umso mehr zur Zunahme von Kontrollen und ökonomische Restriktionen seitens des Staates. Die Globalisierung macht vor den Wirtschaftsunternehmen der Länder nicht halt. Im Gegenteil: Dort beginnt sie. Große Chancen ergeben sich durch die Internationalisierung selbst für kleine Unternehmen. Mit relativ wenig Manpower können internationale Märkte bedient werden – und dieser Einstieg in den internationalen Handel fällt umso leichter, je besser die Ausbildung der Mitarbeiter und der Geschäftsleitung ist.
Auf Basis der Volkswirtschaft können folgende Indikatoren die wirtschaftliche Globalisierung anzeigen:
– Wachstum des Welthandels
– Zunahme der ausländischen Direktinvestitionen
– Zunahme von internationalen Unternehmenskooperationen
– Zunahme der transnationalen Konzerne (Global Player)
– Globalisierung der Finanzmärkte
– Ungleicherteilung globaler Ressourcen (als Auslöser für eine Globalisierung).
Keine neue Erfindung
Für fast jede Theorie finden sich Vertreter. Während eine Gruppe behauptet, Globalisierung sei eine neue Bewegung des späten 20. Jahrhunderts, so kann es sich gemäß einer anderen Theorie beim globalen Handel jedoch auch um einen uralten Trend handeln, der – so alt wie die Menschheit – durch die Errungenschaften in der Kommunikationstechnologie seinem Höhepunkt entgegenzusteuern scheint. Zweifellos jedoch ist die Globalisierung in vollem Gange und diskutiert werden nur noch ihre Auswirkungen. Aus ökonomischer Sicht hat die Globalisierung viele Vorteile für alle Beteiligten. Globalisierungsgegner befürchten dagegen, dass Globalisierungsprozesse jedoch auch zur Übervorteilung von Gruppen führen, wobei solche Tendenzen durch Gesetze auf nationaler und internationaler Ebene weitgehend vermieden werden sollten. Als Aufsteiger und Gewinner in der Globalisierung zeigt sich jedoch ein Chile, das als ehemals drittes Welt-Land den Sprung in die Erste Welt geschafft zu haben scheint. Die Globalisierung wird auch weiterhin die Bildung und den Wohlstand der Bevölkerung verbessern. Arbeitsplätze schaffen und neue Chancen generieren. Nicht nur in Chile.