Globalisierung in Finnland
Die Globalisierung beschreibt einen Vorgang, der immer weiter ansteigenden internationalen Verflechtung von Politik, Kultur, Wirtschaft, Umwelt und Kommunikation. In diesem Rahmen betrifft die Globalisierung nicht nur Staaten und Unternehmen, sondern auch Individuen klar. Der Ursprung der Globalisierung ist im technischen Fortschritt und den Wohlfahrtseffekten durch Arbeitsteilung zu suchen. Somit ist die Globalisierung unter anderem eine direkte Konsequenz der Liberalisierung des internationalen Welthandels. Als solches kann man vor allem in den europäischen Staaten einen treibenden Faktor der Globalisierung identifizieren. Nach dem zweiten Weltkrieg kann man die Anfänge der Globalisierung wie sie heute bekannt ist erkennen. Dabei spielte die Globalisierung zu diesem Zeitpunkt vor allem auch eine wichtige politische Rolle, denn sie stellt einen Gegenspieler zu dem politischen Imperialismus und Kolonialismus des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. In Folge dieser politischen Rolle, entstand in der Nachkriegszeit die europäische Union, welche ein Sinnbild der Globalisierung darstellt. Weltweit gibt es kaum eine Union von Staaten, die so eng vernetzt sind, wie die europäischen Mitgliedsstaaten. In diesem Zusammenhang wuchs auch die Wichtigkeit der Globalisierung in Finnland.
Die europäische Integration von Finnland
Der Europäischen Union trat Finnland 1995 nach einem Referendum bei. Hier stimmten ungefähr 57 Prozent aller Bürger Finnlands für den Eintritt in die europäische Union und somit für die wirtschaftliche, politische und soziale Annäherung Finnlands und der europäischen Staaten. Dies geschah unter anderem unter dem Aspekt der Globalisierung. Als kleiner Staat innerhalb Europas begründete Finnland seine Entscheidung unter anderem damit, dass man durch den beitritt in die EU eine stärkere Verhandlungsposition hätte, und somit erfolgreicher eigene Interessen verfolgen könnte. So kann Finnland nicht nur wirtschaftliche Entscheidungen innerhalb Europas und der Welt maßgeblich beeinflussen, sondern auch politische und soziale Fragestellungen nach eigenen Vorstellungen beantworten. Konkret versucht Finnland verstärkt die Interessen von seinen nordischen und baltischen Partnern zu berücksichtigen und befürwortet einen Beitritt von diesen Staaten in die EU. So hat Finnland in den letzten Jahren durchaus erfolgreich zur Globalisierung beigetragen, denn mittlerweile sind außer Russland alle Ostseeanrainer Mitglieder der EU. Diese Entwicklung ist somit sowohl für die wirtschaftliche, wie aber auch die politische und soziale Integration in Finnland förderlich.
Wirtschaftliche Globalisierung und Wirtschaftswachstum
Die EU schafft Spielraum für Mobilität von Geld, Gütern und Personen. Dies macht sich auch wirtschaftlich bemerkbar. Nach Angaben der Weltwirtschaftsorganisation steigen die Direktinvestitionen (FDI) in Finnland seit dem Beitritt in die EU kontinuierlich. So entwickelten sich diese von $1,044,126,000.0 im Jahre 1995 zu $12,682,040,000.00 im Jahre 2007. Die Weltwirtschaftskrise führte bis 2009 zu einer Senkung der FDIs in Finnland. Nach 2010 stiegen die Zahlen jedoch wieder bis auf $7,071,972,000.00 im Jahre 2010.
Auch der Güterhandel stieg nach dem Beitritt in die EU stark an. Während Statistiker im Jahre 1994 noch einen netto Handelsüberschuss von $7,722,874,000.00 errechneten, konnte dieser schon im darauffolgendem Jahr, dem Beitrittsjahr, gesteigert werden auf $12,437,310,000.00. Dies ist eine beeindruckende Bilanz. So veranschaulicht diese Veränderung die positive Entwicklung, die Finnland durch die europäische Union und die Globalisierung unternommen hat. Allerdings besteht ein Wehmutstropfen, denn auch beim Güterhandel musste das Land sehr stark unter der Finanzkrise leiden. So brach der weltweite Handel im Jahr 2007 stark ein und hat sich seit dem auch nicht vollkommen erholt. So betrug der netto Handelsüberschuss 2010 lediglich $3,946,542,000.00.
Globalisierung oder Europäisierung?
Kritiker sehen Finnland als Beispiel für eine Europäisierung ohne vollkommene Globalisierung. Vor allem die Entwicklung der Zahlen des Handelsüberschusses und der FDIs lasses leicht zu dieser Vermutung verleiten, denn sie sind einhergehend mit der Entwicklung von Europa und der europäischen Union. In dem Sinne ist es eine mögliche Schlussfolgerung, dass Finnland nur wenig globalisiert wird und viel mehr europäisiert. Doch vor allem die Handelsbeziehungen mit Nicht-EU-Mitglied Russland lassen diese Vermutungen verschwinden. So passieren mehr als 40 Prozent aller EU-Güter Finnland, bevor sie nach Russland exportiert werden. Dies ist eine beeindruckende Bilanz, und ein Indiz dafür, dass Finnland durch seine engen Beziehungen mit Russland nicht nur von der EU, sondern auch von anderen bilateralen Handelsabkommen profitiert. Hierbei muss natürlich die geografische Lage betrachtet werden, denn sicherlich ist vor allem diese ebenso wie die gemeinsame Geschichte ausschlaggebend für diese guten Handelsbeziehungen.
Bewertung der globalen Vernetzung
Es ist demnach eine schwierige Aufgabe, das Ausmaß der Globalisierung in Finnland neutral zu beurteilen. Nach dem GlobalIndex der Universität Bamberg kann man jedoch zumindest eine gewisse Aussage zu diesem Thema treffen. Diese Kennzahl fasst folgende Elemente zusammen: die Ströme von verschiedenen Gütern, Dienstleistungen, so wie Geld und Kapital, den Umfang der Kontrolle von Kapital- und Güterflüssen durch den Staat, die Mitarbeit und Beteiligung an der Arbeit von internationalen Organisationen, und den Einfluss auf die Welt durch veröffentliche Ideen, Bilder oder Informationen. Aufgrund von dieser multidimensionalen Kennzahl, kann ein Ranking erstellt werden der am meisten globalisierten Länder weltweit. Laut statista belegt Finnland in diesem Ranking den 17. Platz und ist somit noch vor Deutschland platziert in diesem Ranking. Führende Länder in diesem Ranking sind Belgien und Irland.