Globalisierung in Georgien

Der weltweite Prozess der Verflechtung und Vernetzung von nahezu allen Gebieten des wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und privaten Lebens lässt kein Land der Erde unbetroffen. Nicht nur die entwickelten Industriestaaten, sondern auch zahlreiche Entwicklungsländer sind in die Globalisierung verwickelt. Auch Georgien beteiligt sich an den Globalisierungsprozessen und wird immer mehr zu einem aktiven wirtschaftlichen und politischen Subjekt.

Georgien – ein Gebiet zwischen den Weltmächten

Dieses Land liegt in Vorderasien, in Transkaukasien, und hat gegenwärtig rund 4,5 Mio. Einwohner. Das Gebiet des heutigen Georgiens war bereits in der Steinzeit besiedelt, schon im 13. Jh. bildeten sich hier die ersten Königreiche: Diaochi und später der Staat Kolchis und das Land Iberien. Im diesem Gebiet wurden reiche Vorkommen an Gold, Kupfer und Eisen entdeckt, diese Rohstoffe und Erzeugnisse aus Edelmetallen gehörten zu den wichtigen Exportwaren dieser Staaten. Die Handelsbeziehungen wurden v.a. zu der damaligen Weltmacht Griechenland unterhalten. Somit waren Vorgänger-Staaten von Georgien schon in der Antike in die internationalen Beziehungen eingebunden. Dieses Gebiet wurde oft ein Objekt von politischen Streitigkeiten und Kriegen. Die Territorien hatten u.a. längere Zeit einen Status von Vassalen des Römischen Imperiums und ab dem 3. Jh. wurden sie zu den Vassalen des aufstrebenden persischen Reiches, des neuen Machtzentrums. Das georgische Königreich bestand seit dem 11. Jh., doch angesichts von seinem vergleichsweise kleinn Gebiet und der niedrigen Bevölkerungszahl blieb das Königreich sowohl wirtschaftlich, als auch politisch weitgehend unselbständig.

Der andere Grund für die schwache Position des Staates war, dass das Territorium von den mächtigen und in jeder Hinsicht überragenden Nachbarn umgeben war. Zuerst Griechenland, dann Persien und später das Russische Reich dominierten geographisch und politisch Transkaukasien. Georgien ist eines der ersten Ländern, in denen Christentum zur Staatsreligion erklärt wurde. Da Georgien die christliche Religion nach dem oströmischen Bekenntnis übernahm, war das Land mit der Byzanz kulturell und auch politisch verbunden. Eben dieser Umstand spielte eine wichtige Rolle in der neuen Geschichte von Georgien, als das Land immer mehr unter den Einfluss des ebenfalls orthodoxen Russlands geriet. Ende des 18. – Anfang des 19. Jh. fühlte sich das Land immer mehr von dem Osmanischen Reich bedroht. Als die Invasion der Truppen drohte, bat Geogriens König um die Eingliederung des Staates in Russland. Seit 1801 war Georgien mit kleineren Unterbrechungen (Unabhängigkeit zwischen 1917 und 1921) ein Teil zuerst des Russischen Reiches und später der Sowjetunion. Erst 1991, nach dem Zerfall der UdSSR, wurde Georgien wieder unabhängig.

Georgien als Subjekt der Globalisierung

Seit dem Anfang der 1990-er-Jahren ist der georgische Staat selbständig. Mit der Unabhängigkeit kam auch die Umorientierung in der Politik des Landes Von den Machthabern in Georgien wird es versucht, die Anbindung an Russland zu lösen und sich an den Westen (USA und Westeuropa) zu orientieren. Unter dem Präsidenten Schewardnadse begann die Annäherung von Georgien an die USA. Außerdem hat sich das Land immer aktiver an der internationalen Zusammenarbeit beteiligt, die neben der wirtschaftlichen Verflechtung ein relevanter Aspekt der Globalisierung darstellt. Einerseits ging Georgien die strategische Partnerschaft mit NATO ein, andererseits wurde das Land Mitglied des Europarates und somit ein, wenn auch meist passiver, Teilnehmer der Europäischen Integration. Außerdem erhielt Georgien massive finanzielle Unterstützung seitens der USA, die nicht nur im wirtschaftlichen, sondern auch im militärischen Bereich eine wachsende Rolle spielte. Das Bestreben des transkaukasischen Landes sich dem Westen anzunähern traf auf Skepsis in Russland. Auch die Sezessionskriege und Auseinandersetzungen mit Abchasien und Südossetien, die ihre Unabhängigkeit erklärten und sich unter den Schutz Russlands stellten, erschwerten den weiteren Fortschritt in Richtung der Globalisierung.

Der seit 2004 amtierende Präsident Saakaschwili setzt weitgehend die Politik seines Vorgängers mit einem starken Akzent auf die Zusammenarbeit mit den USA und einen Bestreben, an dem Europäischen Geschehen teilzunehmen, fort. Insgesamt ist es offensichtlich, dass Georgien ein prowestlich orientierter Staat geworden ist, der großes Interesse daran zeigt, an der Globalisierung teilzuhaben.

Wirtschaftliche Entwicklung und globale Projekte

Georgien nimmt mit dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf von ca. 2,6 USD den 108. Platz in der Welt ein und gehört somit zu den Entwicklungsländern. Human Development Index, ein ebenfalls wichtiger Indikator, beträgt 0,73 (der 75. Platz weltweit). Georgien hat in der heutigen Zeit mit ernsthaften wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen, die teilweise aus der noch zu den Sowjetzeiten stammenden schwachen Infrastruktur herrühren. Der große Teil der während dieser Jahrzehnte gebauten Betriebe erwies sich als unrentabel und hat es nicht geschafft, den Weltmarkt für sich zu erschließen. Bisher konnte die in den 1960er – 1980er-Jahren erfolgreiche Landwirtschaft mit ihrer Zucht von Zitrusfrüchten sich gegen die industrialisiert angelegte und konkurrenzfähige türkische Produktion nicht behaupten.

Eine große Hoffnung wird in Geogrien auf die neue Baku-Tiflis-Ceylan-Pipeline gelegt, die man als Transkaukasische Pipeline bezeichnet. Diese Erdölleitung, die über 1760 km lang ist und Rohöl aus Aserbaidschan und Kasachstan in den Westen transportiert, soll Westeuropa von den Lieferungen aus Russland unabhängiger machen. Georgien, das dieses Projekt aktiv begrüßt hat, erhofft sich dabei wichtige geopolitische Vorteile und auch finanzielle Gewinne. Durch die Pipeline, die seit 2005 im Betrieb ist, wird das Land ein zunehmend wichtigeres Subjekt der Globalisierung, denn Welthandel mit Erdöl und Erdgas sind heute einer der bedeutenden Aspekte der weltweiten Vernetzung der Wirtschaft über die nationalen Grenzen hinweg.

Georgien: Umwelt und die Globalisierung

In diesem transkaukasischen Land, wie auch in zahlreichen anderen Staaten, führen die Globalisierungsprozesse zu der steigenden Umweltbelastung. Am Beispiel von Baku-Tiflis-Ceylan-Pipeline ist ersichtlich, dass ein Erfolg auf dem Wege zur Globalisierung auch Probleme mit der Umwelt hervorrufen kann. Die Leitung führt nämlich durch den schon zu der Sowjetzeit gegründetes Naturschutzgebiet „Nationalpark Bordschomi-Charagauli“ und droht sein empfindliches Ökosystem aus dem Gleichgewicht zu bringen. Ein wichtiger Merkmal der Globalisierung ist ebenfalls, dass internationale Zusammenarbeit verstärkt notwendig ist um die Umweltprobleme zu lösen. In den Nationalpark in Georgien wurden z.B. erhebliche Mittel der Kreditanstalt für Wiederaufbau investiert.

Fazit

Georgien, ein Land in Transkaukasien, war jahrhundertelang überwiegend ein Objekt der Machtspiele von seinen territorial und wirtschaftlich überlegenen Nachbarn. Das Land war während seiner Geschichte nur eine relativ kurze Zeit unabhängig, und die letzten fast 200 Jahre ein Teil der Russischen Imperiums und der Sowjetunion. Seit der Ausrufung der Unabhängigkeit im Jahre 1991 spielt dieser Staat eine stets wachsende Rolle in der Weltpolitik, doch bleibt Georgien noch weitgehend schwach, sowohl wirtschaftlich als auch politisch. Die Produktion der einheimischen Industrie kann sich bisher keine Position auf den Weltmärkten erkämpfen.

Allerdings gilt die Aufmerksamkeit von Großkonzernen, wie der britische BP, den Bodenschätzen dieses Landes und v.a. der Erdölpipeline, die über das Gebiet des Landes diesen Rohstoff nach Westeuropa transportiert. Momentan befindet sich das Land eher am Rande des Globalisierungsgeschehens, allerdings kann es dank der Erdölleitung und den weitreichenden wirtschaftlichen Reformen, die momentan noch recht zögerlich durchgeführt werden, zu einem aktiveren Teilnehmer an den Prozessen der Globalisierung werden.

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