Globalisierung in Kamerun
Die Republik Kamerun ist ein Staat in Zentralafrika an der Küste des Atlantischen Ozeans. Im Norden grenzt Kamerun an Nigeria, im Osten an die Zentralafrikanische Republik und im Süden an Gabun sowie weitere Länder. Die Fläche Kameruns beträgt etwa 450.000 Quadratkilometer, etwas größer als die Fläche Deutschlands. Die Einwohnerzahl dagegen liegt bei gerade einmal rund 20 Millionen Menschen. Hauptstadt ist Yaoundé mit etwa 1,8 Millionen Einwohnern und das ökonomische Zentrum die Stadt Douala mit etwa 1,9 Millionen Einwohnern. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die ehemalige deutsche Kolonie dem Völkerbund unterstellt und gemeinsam von Briten und Franzosen verwaltet. Bis heute sind daher Französisch und Englisch die beiden Amtssprachen des Landes. Daneben werden in Kamerun auch hunderte einheimische Sprachen gesprochen, da das Land ethnisch reich gegliedert ist.
Wie zeigt sich die Globalisierung in Kamerun?
Im Land hat die Globalisierung zwei Gesichter, ein positives und ein negatives. Kamerun verfügt zum Beispiel über Rohstoffe, die auf dem Weltmarkt heiß begehrt sind. Dazu zählen beispielsweise teilweise recht umfangreiche Erdölvorkommen, Kaffee, Kakao und vor allem Holz. Im Rahmen der Globalisierung ist Kamerun der wichtigste Lieferant sogenannter Tropenhölzer in Afrika. Die Forstwirtschaft und die Holzindustrie sind eine bedeutende Einnahmequelle für den Staatshaushalt. Typischerweise zeigen sich hier jedoch auch negative Seiten der Globalisierung. Die internationalen Konzerne, die das Holz im Regenwald Kameruns einschlagen, sind nicht daran interessiert, es auch im Land zu bearbeiten. Nach dem Fällen werden die Stämme von Ästen befreit, grob behauen und nach Übersee verschifft. Die Verarbeitung zu Möbeln und anderen Gebrauchsartikeln findet in den Industrieländern statt. Die fertigen Waren werden in alle Welt, darunter auch nach Kamerun exportiert. Da die Preise für Fertigprodukte viel höher sind als für den Rohstoff Holz können sich nur wenige Begüterte im Land den Luxus solcher Importe leisten.
Das zeigt, dass Globalisierung in den meisten Fällen zu Gunsten der Industriestaaten funktioniert. Der Holzeinschlag verursacht zudem großen Schaden an der Umwelt in Kamerun. Die Bäume, die als Nutzholz dienen, stehen in natürlich gewachsenen Wäldern. Beim Fällen und Transport eines einzigen Baums mit Nutzholz werden 100 andere Bäume vernichtet. Dadurch werden viele Tiere und Pflanzen vernichtet, einige Arten sterben sogar aus. Darum sind viele Umweltschützer gegen die Verwendung tropischer Hölzer.
Der Effekt der Globalisierung auf die Wirtschaft
Der Hauptzweig der Ökonomie in Kamerun ist immer noch die Landwirtschaft, die fast die Hälfte des Bruttoinlandsprodukts erwirtschaftet. Dieser Wirtschaftszweig, in dem nahezu zwei Drittel aller Bewohner Kameruns beschäftigt sind, leidet besonders unter der Globalisierung. Das Unglück sieht folgendermaßen aus: die Industriestaaten, zum Beispiel die EU, subventionieren ihre Agrarprodukte mit Steuergeldern. Dadurch sind sie in der Lage, ihre Erzeugnisse auf dem Weltmarkt weit unter dem tatsächlichen Preis anzubieten. Großhändler und Importeure in den Entwicklungsländern kaufen die Produkte und bringen sie in ihren Heimatländern über Zwischenhändler auf den Markt. Wie überall auf der Welt (und in armen Ländern ganz besonders) achten die Endverbraucher beim Einkauf auf den Preis. Sie bevorzugen die importierten Produkte, weil sie billiger sind. als Ergebnis werden einheimische Erzeugnisse vom Markt verdrängt. Die Bauern können mit ihren Erzeugnissen kein Geld mehr verdienen und wandern in die Städte ab. Weil es auch dort nicht genug Arbeitsplätze gibt, bleibt ihnen nur der Ausweg in die Kriminalität oder der lange und gefährliche Weg nach Europa.
Ein gutes Beispiel dafür sind tiefgefrorene Hähnchenschenkel aus der EU. Der Markt in Kamerun wurde damit überschwemmt. Weil sie billiger als einheimisches Geflügel waren, fanden sie reißend Absatz. Die einheimischen Geflügelhalter konnten nicht mehr genug Tiere verkaufen und viel mussten ihr Geschäft aufgeben. Dann jedoch ergaben sich ernste Probleme. Die logistische Infrastruktur in Kamerun ist nicht so hoch entwickelt wie in den Industriestaaten. Daher kam es häufig zu Unterbrechungen in der Kühlkette. Das Ergebnis ließ nicht lange auf sich warten, es kam zu Fällen von Lebensmittelvergiftungen. Die Verbraucher erkannten das Problem jedoch und hörten auf, die importierte Tiefkühlkost zu kaufen. Stattdessen gaben sie wieder einheimischen Hühnern den Vorzug. Die sind zwar teurer als importierte Ware, dafür werden sie aber lebend verkauft. Der Käufer kann dadurch sichergehen, dass die Ware frisch ist, ein Vorzug, der im tropischen Klima Kameruns nicht zu unterschätzen ist.
Bekleidungsindustrie
Ein anderer negativer Effekt der Globalisierung zeigt sich auf dem Gebiet der Bekleidungsindustrie, genauer gesagt beim Handel mit gebrauchter Kleidung. Altkleider, die in Deutschland und anderen Ländern als wohltätige Spenden gesammelt werden, gelangen in große Sammelstellen. Dort werden die Kleider in Ballen gepresst und zum Beispiel nach Afrika verschifft. Importeure kaufen sie dort auf und verkaufen sie ballenweise an kleine Zwischenhändler weiter, die die Ballen öffnen und die Kleider voneinander trennen. Diese Leute betreiben entweder selbst Bekleidungsgeschäfte bzw. Marktstände oder verkaufen an die Verkäufer weiter, von denen wiederum die Endverbraucher einkaufen. Den meisten Gewinn dabei machen einige wenige Importeure, die Altkleidung in großen Mengen einkaufen. Da die importierten Kleidungsstücke billiger sind als solche aus einheimischer Produktion, bricht die lokale Bekleidungsindustrie entweder zusammen oder kann sich erst gar nicht entfalten. Eine Ausnahme davon bilden lediglich traditionelle Bekleidungsstücke. Gut gemeinte Spenden der Menschen in den entwickelten Ländern führen letztendlich dazu, dass einheimische Produzenten keine Chance erhalten, ihre Erzeugnisse auf dem Markt anzubieten. Ihnen bleibt nichts anders übrig, als sich in das Heer der Arbeitslosen einzureihen oder ihr Glück im Ausland zu versuchen.
Im umgekehrten Fall verteidigen die Industrieländer ihre Binnenmärkte durch hohe Einfuhrzölle auf die meisten landwirtschaftlichen Produkte, ausgenommen Südfrüchte, Genussmittel wie Kaffee, Tee oder Kakao und einige spezielle Produkte. Die geballte wirtschaftliche Macht, die hinter ihnen steht, gestattet es den Industriestaaten, ihre ökonomischen Interessen durchzusetzen. Diese Vorgänge betreffen nicht nur Kamerun, sondern die Mehrzahl der weniger entwickelten Länder. Den größten Vorteil aus der Globalisierung ziehen die Industriestaaten, während die Entwicklungsländer überwiegend zu den Verlierern dieses Prozesses gehören.