Globalisierung in Malaysia
Der südostasiatische Staat Malaysia ist geografisch zweigeteilt. Der westliche Teil befindet sich auf der südlichen Spitze Hinterindiens, der Malaiischen Halbinsel. Der östliche Teil Malaysias nimmt den Norden der Insel Borneo ein. Die beiden Landesteile sind durch das Chinesische Meer getrennt, der westliche Teil ist deutlich dichter besiedelt. Insgesamt weist Malaysia eine Einwohnerzahl von über 28 Millionen auf. Allein in der Hauptstadt Kuala Lumpur leben knapp 1,5 Millionen Menschen, in der Metropoleregion über 8 Millionen. Die Amtssprache ist malaiisch, die Staatsform eine föderale parlamentarische Wahlmonarchie.
Geschichte des Staates Malaysia
Das heutige Staatsgebiet von Malaysia ist schon seit der Frühzeit besiedelt. Etwa ab dem Jahr 500 n. Chr. gewann der Seehandel immer stärker an Bedeutung, von allen der Handel zwischen China und Indien florierte. Schon damals entwickelte sich die Straße von Malakka zu einer wichtigen Seehandelsroute. Etwa ab dem 9. Jahrhundert begannen sich Buddhismus und Hinduismus zu verbreiten. Etwa um das Jahr 1400 entstand das erste Königreich in Malaysia, das in Abhängigkeit von Siam (heute Thailand) stehende malaiische Königreich von Malakka. Durch persische, indische und arabische Händler wurde im frühen 15. Jahrhundert der Islam eingeführt, im Laufe der Zeit wurden dadurch Buddhismus und Hinduismus weitgehend. verdrängt. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts geriet Malakka unter die Herrschaft europäischer Länder. Zunächst eroberten Portugiesen das Königreich, wurden aber 1641 durch die Niederländer vertrieben. Die Briten erwarben in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts die Insel Penang als Außenhandelsposten. Nur wenig später wurden die Niederländer von den Briten endgültig aus der Region vertreiben, Malaya wurde britische Kolonie. Bereits 1895 schlossen sich mehrere malaiische Staaten zu den Föderierten Malaienstaaten zusammen, was vor allem wirtschaftliche Beweggründe hatte.
Im zweiten Weltkrieg wurde Malaysia hart umkämpft. Es erlitt zunächst im Jahre 1942 die japanische Invasion und geriet damit unter japanische Oberhoheit, wurde allerdings schon 1945 durch die britische Armee zurückerobert. Bereits 1946 wurde die Vorläuferorganisation der heutigen Regierungskoalition gegründet, die Alliance. Diese ging später in die heutige Organisation Barisan Nasional über. Im Jahr 1948 wurde die Föderation Malaya gegründet. Es folgten unruhige Jahre, denn durch ein Gesetz, das die Gewerkschaften beschränken sollte, wurde der kommunistische Widerstand angeregt. So kam es zwischen 1949 und 1960 immer wieder zu wirtschaftlichen, politischen und auch ethnischen Unruhen, die in Guerillatätigkeiten von allem im Norden des Landes gipfelten. Die Föderation Malaya wurde am 31.08.1957 in die endgültige Unabhängigkeit entlassen. Bereits seit 1963 existiert die neue Föderation mit dem Namen Malaysia, die zunächst die gesamte Föderation Malaya, die Kronkolonie Singapur und die Protektorate Sarawak und Sabah umfasste. In den folgenden Jahren erfolgte schrittweise und unter zähen Verhandlungen die Konsolidierung des Staatsgebietes. Im Zuge dieser Vorgänge erklärte der Stadtstaat Singapur 1965 seine Unabhängigkeit. Das Sultanat Brunei im Norden der Insel Borneo blieb zunächst britisches Protektorat und wurde erst 1984 in die Unabhängigkeit entlassen. Erst durch diese politisch wichtigen Vorgänge konnten die Weichen für eine zukunftsorientierte Entwicklung der Wirtschaft und die Globalisierung in Malaysia gestellt werden.
Bevölkerung und Religion in Malaysia
Mehr als die Hälfte der Bevölkerung Malaysias sind Malaien, etwa ein Viertel, sind Chinesen, das restliche Viertel setzt sich zum großen Teil aus Indern und indigenen Völkern zusammen. Es gibt nur noch wenige Ureinwohner, man fasst sie unter dem Sammelbegriff Orang Asli zusammen. Die Orang Asli gliedern sich in viele verschiedene ethnische Gruppen, sind jedoch durch kulturelle Gemeinsamkeiten verbunden. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts sind viele der Orang Asli zum Islam oder zum Christentum übergetreten, vorher waren sie Anhänger von Naturreligionen. Es gibt deutliche kulturelle Unterschiede zwischen den Orang Asli und den Malaien, allerdings wurde vielfach die malaiische Kultur assimiliert. Weitere Minderheiten stellen die Europäer dar, meist Briten oder Portugiesen. Es handelt sich in der Regel um Nachfahren der Menschen, die zur Kolonialzeit die Region besiedelten. Bedingt durch die Kriegsereignisse des Vietnamkriegs kamen viele Menschen aus Kambodscha und Vietnam als Flüchtlinge nach Malaysia. Einen auch recht kleinen Anteil an der Gesamtbevölkerung haben die indisch stämmigen Gruppen. Die zahlenmäßig am stärksten vertretene Gruppe sind die Tamilen. Innerhalb der indisch stämmigen Bevölkerung sind viele unterschiedliche Religionen vertreten, es gibt neben Moslems auch Hindus, Sikhs, Buddhisten und Christen.
Die große Bevölkerungsgruppe der Malaien, meist Anhänger des sunnitischen Islam, erhebt politischen Führungsanspruch, zumindest seit der Unabhängigkeit Malaysias. Durch die Regierung wird diese Stellung unterstützt, die Malaien werden systematisch gefördert und erhalten bevorzugte Arbeitsplätze, besonders im öffentlichen Dienst. Diese Sonderstellung wird als Bumiputra-Status bezeichnet und durch die neue ökonomische Politik Malaysias bereits seit den 1960-er Jahren manifestiert. Die große Volksgruppe der so genannten Überseechinesen lebt hauptsächlich in den größeren Städten und spielt eine ausgesprochen wichtige Rolle in Wirtschaft, Handel und Globalisierung. Die Bevölkerungsdichte ist im Staatsgebiet unterschiedlich verteilt, im Ostteil Malaysias, auf der Insel Borneo, leben nur etwa 5 Millionen Menschen, was in etwa 20 % der Gesamtbevölkerung ausmacht. In dieser Hinsicht ist bemerkenswert, dass der Ostteil des Landes, die auf der Insel Borneo gelegenen Bundesstaaten Sabah und Sarawak, deutlich größer ist als der Westteil des Landes. Nur etwa 40 % der Fläche des Staatsgebietes von Malaysia befinden sich auf der Malaiischen Halbinsel. Daraus folgt, dass rund 80 % der Bevölkerung auf einem wesentlich kleineren Teil der Gesamtfläche lebt, hier ist die Bevölkerungsdichte demzufolge extrem hoch.
Globalisierung – eine Medaille mit zwei Seiten
Durch die weltweite Vernetzung hinsichtlich Industrie und Handel erleben fernöstliche Volkswirtschaften einen rasanten Aufstieg. Leider ist dieser Aufstieg aber immer auch mit der Gefahr eines plötzlichen und harten Abstiegs verbunden, weil diverse Krisen, die die Weltmärkte erschüttern, hier oft ihre gewaltigsten Auswirkungen haben. Das liegt unter anderem darin begründet, dass sich das mit der Globalisierung verbundene Wachstum auf wenige Zentren konzentriert, vor allem auf die Hauptstadt und andere Handelsmetropolen. Hier entstehen enorme Infrastrukturprobleme, während auf dem Land immer noch bittere Armut herrscht. So kann beispielsweise die Landwirtschaft nicht mit den Bedingungen auf dem teilweise subventionierten Weltmarkt mithalten, die Bauern sehen sich in den Ruin getrieben. Andererseits hat die Globalisierung nicht nur Malaysia, sondern dem gesamten südostasiatischen Raum Nutzen gebracht.
Abgesehen von neu entstandenen Problemen wie beispielsweise der fortschreitenden Verarmung in der Landwirtschaft ist ein insgesamt wachsender Wohlstand zu verzeichnen. Weniger gut ist allerdings die gleichzeitig wachsende wirtschaftliche Abhängigkeit von wenigen Hauptkunden. Da die Volkswirtschaften in der Region relativ klein und daher in sich schwach sind, erreicht man den wirtschaftlichen Aufschwung und die gesamte wirtschaftliche Entwicklung ausschließlich über die Globalisierung. Wenn es dann aber den Großkunden wie beispielsweise den USA wirtschaftlich nicht gut geht, bekommen die „Kleinen“ das ganze Ausmaß der Krise zu spüren. Das war ganz deutlich in der Asienkrise von 1997 zu beobachten. Es war durchaus lukrativ, vorgefertigte Teile oder Rohmaterial unter anderem nach Malaysia zu verschiffen, wo sie von ausgesprochen billigen Arbeitskräften montiert oder weiterverarbeitet wurden. Durch den nachfolgenden Export wurde ein gigantischer Wertzuwachs erreicht. Angelockt durch diesen schon fast einem Goldrausch vergleichbaren Boom traten Investoren und Spekulanten auf den Plan. Innere Faktoren trugen zum Einbruch bei, denn es mangelte an freiem Wettbewerb, der Einfluss des Staates auf die Wirtschaft war zu groß, es wurden Währungen nicht realistisch bewertet. Leichtsinnige Banken und hoffnungslose private Überschuldung taten ein Übriges. Nun wurden die Schwächen des Globalisierungsmodells offenbar.
In Malaysia machten die Exporte mehr als 100 % des Bruttosozialprodukts aus. Wenn ein Großkunde in Schräglage gerät, ist bei einem ausschließlich auf Export ausgerichteten Land die Katastrophe vorprogrammiert. Daher müsste für eine zukunftsorientierte Entwicklung des Landes vor allem die Binnenwirtschaft unterstützt und ausgebaut werden.