Globalisierung in Neuseeland

Im „KOF Index of Globalization“ aus dem Jahr 2010 findet man Neuseeland an der 25. Stelle. Damit findet sich der Inselstaat, der im Südpazifik liegt direkt hinter Großbritannien, was insofern interessant ist, als dass Königin Elizabeth II. immer noch das offizielle Staatsoberhaupt der kostitutionellen Monarchie des Staates darstellt. Neuseeland, das ein Teil des „Commonwealth of Nations“ ist, ist durch die sehr spezielle geographische Lage kulturell und geographisch nur sehr schwer einer benachbarten Region zuzuordnen. Trotzdem, oder gerade deswegen, verzeichnet der Staat insgesamt ein Bevölkerungswachstum, was sich auch durch die stabile Wirtschaftslage und einige Globalisierungsmaßnahmen erklären lässt.

Globalisierung und politische Situation

Als unabhängige parlamentarische Monarchie orientiert sich Neuseeland immer noch stark am britischen Vorbild und besitzt keine kodifizierte Verfassung, wie sie fast überall auf der Welt üblich ist (außer in Israel und Großbritannien). Wie schon eingangs erwähnt, ist die englische Königin das repräsentative Staatsoberhaupt Neuseelands. Der Staat verfügt über eigene Streitkräfte und kämpfte in vergangenen Kriegen auf britischer Seite. Es bestehen allerdings auch enge Beziehungen zu den Vereinigten Staaten, die kurz etwas angespannter waren, als sich der Inselstaat gegen Atomwaffentest auf südpazifischem Gebiet vehement aussprach. Neuseeland ist außerdem eines der Gründungsmitglieder des Commonwealth und der Vereinten Nationen. Auch in internationalen Organisationen wie der Weltbankgruppe, der Asiatischen Entwicklungsbank und im Pazifischen Rat für wirtschaftliche Zusammenarbeit ist der Inselstaat (neben noch einigen anderen Organisationen) Mitglied. Neuseeland verfügt außerdem über ein modernisiertes Einwanderungssystem nach Punkten, in die nicht nur die Schulbildung eines zukünftigen Neuseeländers mit einfließt, sondern auch vorherige berufliche Erfahrungen. Im Jahr werden so für maximal 45.000 neue Einwanderer die Grenzen geöffnet.

Wirtschaft und Globalisierung

Für einen recht überschaubaren Inselstaat besitzt Neuseeland eine äußerst gut ausgebaute Infrastruktur, die auch abgelegene Gebiete gut erschließt. Die Wurzeln der neuseeländischen Wirtschaft sind landwirtschaftlich geprägt. Nach dem EU-Beitritt Großbritanniens im Jahr 1973 und den Nachwehen der Ölkrise folgte eine Liberalisierung der Wirtschaft, die die Konkurrenzfähigkeit mit anderen Industrienationen gewährleisten sollte. Auf eine Privatisierungswelle in den 1990er Jahren erfolgte allerdings ein Jahrzehnt später ein Umschwung, zu dem viele zuvor privatisierte Unternehmen im Telekommunikations- und Infrastrukturbereich wieder in staatliche Obhut wanderten. Diese Reformbemühungen und eine sparsame Führung des Staatshaushalts führte nach einigen Jahren zum Erfolg und bescherte Neuseeland im Jahr 2004 die niedrigste Arbeitslosenquote innerhalb der OECD. Ein weiterer wichtiger Wirtschaftszweig ergibt sich durch den Reichtum an Bodenschätzen auf und um die Insel.

Bodenschätze wie sowohl Mineralien und Erze, als auch erschlossene Öl- und Gasvorkommen im umliegenden Pazifikgebiet bilden eine Grundlage für Exporte. Landwirtschaftlich gesehen ist Neuseeland immer noch einer der größten Lieferanten für Wolle und Wollprodukte weltweit. Auch die Rinderzucht und der Anbau von Obst, wie den bekannten neuseeländischen Kiwis, tragen einen großen Teil zum Erfolg des Agrarsektors bei. Der wichtigste Handelspartner für diese Produkte ist nach wie vor Großbritannien, besonders seit Italien Neuseeland vor einigen Jahren in der Kiwiproduktion überholen konnte.

Tourismus

Einer der wichtigsten Wirtschaftszweige für den Inselstaat ist der Tourismus. Besonders Erlebnis-Tourismus, Wandern und Camping bieten sich in der abwechslungsreichen Landschaft zwischen Grasland und Vulkangestein an. Auch internationale „Volunteering“- und „Work&Travel“-Programme verzeichnen große Erfolge und bringen jährlich viele internationale Gäste nach Neuseeland. Nicht zuletzt die „Herr der Ringe“-Filme, die größtenteils in Neuseeland gedreht wurden, brachten einen erneuten Aufschwung für die Tourismusbranche des Landes. Im Außenhandel sind Singapur und Australien wichtige Geschäftspartner für Neuseeland. Zwar haben vergangene Wirtschaftskrisen auch hier Spuren hinterlassen, insgesamt zeigten die vorher erwähnten Sparmaßnahmen in Neuseeland allerdings größeren Erfolg als bei vielen anderen Staaten. Zusätzlich erfüllt der Inselstaat eine internationale Vorbildfunktion, was die Energiegewinnung angeht. Über 75% des neuseeländischen Strombedarfs werden durch erneuerbare Energiequellen abgedeckt.

Globalisierung, Gesellschaft und Kultur

Der Süden der Insel ist traditionell von schottischen Einflüssen geprägt, doch in den letzten Jahrzehnten fand auch eine aktive Wiederbelebung der ursprünglichen Maori-Kultur statt. Zusätzlich trugen große Einwanderungsströme aus dem Süden, Osten und Südosten Asiens zur Entstehung einer multikulturellen Gesellschaft bei. Neuseeland verfügt nicht nur über eigene Fernsehsender und eine Mediengruppe, die eigene Zeitungen und Zeitschriften herausgibt, sondern auch über eine große Anzahl von international bekannten Kinoproduktionen. Dokumentarfilme werden auf der Insel seit der Ära des Stummfilms produziert. Peter Jackson ist, seit seiner oscarprämierten „Herr der Ringe“-Trilogie der bekannteste Regisseur des Landes. Aber auch international erfolgreiche Produktionen wie „Das Piano“, „Last Samurai“ oder die Fantasy-Serie „Xena“ wurden entweder von Neuseeländern produziert, spielen thematisch auf der Insel oder nutzten sie als Kulisse. In der Literatur liegt die Basis für das Schaffen Neuseelands in den mündlich überlieferten Mythen der Maori. Die Reisetagebücher von James Cook erwähnen Neuseeland ausführlich. Autorinnen wie Janet Frame und Katherine Mansfield vertreten Neuseeland in der Landschaft der internationalen Literatur.

Internationale Sport-Übertragungen gibt es für Rugby, Cricket, verschiedene Motorsportevents und Fußball. Bei den Olympischen Spielen ist Neuseeland alledings auch in Sportarten wie Skibewerben oder Curling vertreten und erfolgreich. In all diesen gesellschaftlichen Bereichen wird seit den 1970er Jahren die Kultur der Ureinwohner Neuseelands, der Maori, mit einbezogen. So gibt es eigene Radiosender und Zeitungen in der Maori-Sprache und auch bei sportlichen Wettkämpfen prägen die Maori das internationale Bild Neuseelands, nicht nur durch ihre auffälligen Tätowierungen, maßgeblich.

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