Globalisierung in Nigeria
Die Bundesrepublik Nigeria ist ein bedeutender Staat im westlichen Afrika. Das Land hat mehr als 900.000 Quadratkilometer Fläche (fast dreimal so groß wie Deutschland) und ungefähr 150 Millionen Einwohner. Damit ist es das bevölkerungsreichste Land des afrikanischen Kontinents. Wegen seines gigantischen Potentials, das bis jetzt noch kaum genutzt wird, bezeichnet man Nigeria auch als schlafenden Riesen Afrikas. Die größte Stadt des Landes ist das an der Küste des Golf von Guinea gelegene Lagos, mit mehr als 12 Millionen Einwohnern gleichzeitig die größte Stadt Schwarzafrikas. Die alte Hauptstadt ist auch heute noch das ökonomische Zentrum des Landes. Im Vergleich dazu spielt Abuja im Zentrum des Landes, das seit 1991 Hauptstadt ist, mit seinen 1,5 Millionen Einwohnern ökonomisch gesehen nur eine untergeordnete Rolle.
Wie zeigt sich die Globalisierung in Nigeria?
Das Land ist trotz oder gerade wegen seiner Größe so gespalten wie kaum eine andere afrikanische Nation. Das liegt daran, dass in Nigeria Islam und Christentum, moderne Industriegesellschaft und traditionelle Bauernkultur aufeinanderprallen, sowohl westliche Industriestaaten als auch arabische Ländern und China ringen um mehr Einfluss in dem riesigen Land. Im Allgemeinen lässt sich sagen, dass es in Bezug auf die Globalisierung in Nigeria sowohl Gewinner als auch Verlierer gibt, wobei die Verlierer jedoch bei weitem überwiegen. Die Ökonomie Nigerias wird bis heute vom Erdöl geprägt. Der Bodenschatz, dessen erste Vorkommen in den fünfziger Jahren entdeckt wurden, kommt hauptsächlich im Gebiet des Nigerdeltas vor. Bis heute stammt der größte Teil der Staatseinnahmen aus dem Export von Rohöl, hauptsächlich in die USA. Es gibt wohl kaum eine Industrie, die so sehr von Internationalisierung und Globalisierung geprägt ist, wie die Ölindustrie.
Viele internationale Ölkonzerne in Nigeria fördern das „schwarze Gold“ aus dem Boden und zahlen dafür horrende Geldbeträge. Diese Gelder kommen jedoch nur einer kleinen Elite zu Gute, die in unvorstellbaren Reichtum lebt. Die Mehrheit der Menschen hat nichts von dem Geldsegen und lebt in bitterster Armut. Das ÖL bringt diesen Menschen keinen Segen, sondern ist ein Fluch. Mit der Ölförderung geht eine großflächige Umweltzerstörung einher, die vielen Bauern in der eigentlich fruchtbaren Deltaregion die Existenzgrundlage vernichtet.
Auswirkungen der Globalisierung auf die Ökonomie
Die Ökonomie Nigerias ist einseitig auf den Export von Rohöl ausgerichtet. Mit dem Steigen und Fallen des Ölpreises steigen und fallen die Staatseinnahmen. Andere Wirtschaftszweige werden dagegen vernachlässigt. Es wird kaum investiert, weder von Privatleuten noch von der öffentlichen Hand. Darum muss Nigeria heute Lebensmittel und die meisten Dinge des Alltagsbedarfs importieren, obwohl es gleichzeitig über einen riesigen Binnenmarkt verfügt. Den Industriestaaten kommt diese Situation nicht ungelegen, finden sie doch dadurch einen Absatzmarkt für ihre Produkte. Die einzige Ausnahme bildet das Bankwesen, das in Nigeria relativ gut entwickelt ist.
Andere Faktoren, die eine Rolle spielen
Korruption und Betrug grassieren im Land. Oft verhindern gerade diese inneren Faktoren den Bau neuer Fabrikanlagen, Straßen oder öffentlicher Einrichtungen. Viele Investoren geben nach einiger Zeit entnervt auf. Andere wiederum, darunter auch namhafte deutsche Unternehmen, werden in Bestechungsaffären verwickelt. Ein anderer Faktor, der die Entwicklung des Landes hemmt, ist die enorme ethnische Vielfalt. In Nigeria leben viele Völker und Volksgruppen, es werden mehr als 500 Sprachen gesprochen. Ständig entstehen dadurch kleinere Konflikte, die aber fast immer nur auf örtlicher Ebene ausgetragen werden und sich nicht ausbreiten. Schließlich wird in Nigeria der Einfluss militanter Islamisten immer stärker, eine besonders makabere Folge der Globalisierung. Während der Süden des Landes überwiegend christlich ist oder von traditionellen Regionen bestimmt wird, herrscht im Norden der Islam vor. In einigen nördlichen Bundesstaaten Nigerias wurde schon die Scharia, das islamische Recht, eingeführt. Die militante Gruppe Boko Haram macht immer wieder Schlagzeilen mit ihren Attentaten und Überfällen auf Kirchen uns christliche Versammlungen.
Unter diesen Bedingungen ist es nicht verwunderlich, dass viele Nigerianer jede Gelegenheit nutzen, um ihr Heimatland zu verlassen und ihr Glück in den entwickelten Staaten versucht. Durch TV und Internet, ein anderer Effekt der Globalisierung, wissen sie, das es anderswo besser ist. Um diesen Flüchtlingsstrom aufzuhalten, helfen auf Dauer weder Sperrzäune noch Patrouillen an den Außengrenzen der EU. Dafür müssen die Bedingungen in Nigeria selbst so weit verbessert werden, dass die Menschen wollen.
Es gibt Hoffnung
Trotz der vielen negativen Nachrichten gibt es auch positive Fakten aus Nigeria zu berichten, die Anlass zur Hoffnung geben. Der größte positive Fakt ist der, das Nigeria als Staat überhaupt noch besteht. Seit dem Biafra-Konflikt in den frühen sechziger Jahren, als sich die Volksgruppe der Igbos im Landessüden abspalten wollte, hat es in Nigeria keinen Bürgerkrieg mehr gegeben. Das Land befindet sich in einem labilen Gleichgewicht. Nach langen Jahren der Militärdiktatur Begann kurz vor der Jahrtausendwende die Demokratisierung. und Nigeria konnte ins Commonwealth zurückkehren. Heute ist das Land ein demokratischer Staat mit einer Verfassung nach amerikanischem Vorbild.
In letzter Zeit beginnen besonders die Chinesen verstärkt in die nigerianische Ökonomie zu investieren. Sie reparierten zum Beispiel das marode Schienennetz des Landes und wollen auch dabei helfen, den Bestand an Schienenfahrzeugen zu erneuern. Auf dem Gebiet der Telekommunikation gibt es ebenfalls positive Entwicklungen zu berichten. Der Ausbau des Festnetzes kommt zwar nur schleppend voran, gleichzeitig wächst aber die Zahl der Mobiltelefone exponentiell an. Im Land operieren 3 Netzbetreiber, die das gesamte Land abdecken. Die Zahl der Internetanschlüsse wächst gleichfalls unaufhörlich. Heute haben schon mehr als 7 Prozent aller Nigerianer Zugang zum World Wide Web. Um die riesigen Probleme im Land zu bewältigen, ist Nigeria auf Hilfe von außen angewiesen. Diese Hilfe muss aber mit großer Fach- und Ortskenntnis erfolgen, um wirklich effektiv zu sein.
Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel, die zahlreichen Nigerianer, die im Ausland leben, stärker einzubeziehen. Entgegen landläufiger Meinungen sind die meisten von ihnen keine Kriminellen, sonder hart arbeitende und fleißige Menschen, die ihre Heimat nur verließen, weil es dort keine Chance zur Verwirklichung ihrer Träume gab.