Globalisierung in Pakistan
Pakistan ist ein Land, das nicht nur in der Globalisierung eine zwiespältige Position einnimmt. Einerseits arbeitet das noch junge Land mit den weltweiten Organisationen zusammen und unterstützt diese bei vielen Thematiken offiziell, andererseits tut gerade das Militär alles, um in der Region mehr Einfluss zu gewinnen, auch wenn dafür Mittel angewandt werden müssen, die nicht mit den internationalen Wertvorstellungen in Einklang zu bringen sind.
Kinderarbeit für den Westen
Ein Blick auf das Etikett vieler Kleidungsstücke zeigt das Wirtschaftsprinzip in Pakistan. In großen Fabriken werden hier Artikel für den Westen zu Billigpreisen hergestellt. Kritisch wird das vor allen Dingen gesehen, weil gerade viele Kinder in diesen Produktionshallen arbeiten. Immer wieder werden Sportartikelhersteller kritisiert, mit der Produktion in Pakistan auch Kinderarbeit zu unterstützen. Gerade die Bälle in Jahren mit WM oder EM sollen von Minderjährigen zusammengenäht werden. Diese Praxis ist aber eben nicht nur im Sportbereich mehr als verbreitet. Als Antwort auf die Beschwerden im Westen haben viele Firmen, die für die großen Sportmarken produzieren, die Kinderarbeit im eigenen Betrieb offiziell abgeschafft und arbeiten weiter mit den bekannten Unternehmen zusammen.
Schlechte Arbeitsbedingungen
Für diese lohnt sich diese Art der Globalisierung nämlich besonders, da gerade bei den Löhnen erhebliche Summen eingespart werden können. Daneben arbeiten die pakistanischen Arbeiter auch unter den schwierigsten Bedingungen, gerade bei chemischer Verarbeitung ist es nicht selten, dass sie täglich ohne Schutz mit giftigen Chemikalien in Kontakt kommen. Das trifft zum Beispiel auf die Produktion von Jeansstoffen zu. Dabei wurde in den letzten Jahren eine Waschung beliebt, bei der die Jeans schon beim Kauf ausgewaschen und alt aussehen soll. Für diesen Look wird die Kleidung mit einem Sand behandelt, der erhebliche Lungenbeschwerden verursachen kann. Viele Arbeiter sind aber nur mit einem unzureichenden Mundschutz ausgestattet. Werden sie irgendwann von ihrer Arbeit krank und können nicht mehr arbeiten, verarmen sie schnell und andere Familienmitglieder müssen für sie sorgen, eine staatliche Versorgung gibt es nicht. Gerade in den zahlreichen Elendsvierteln ist es nicht unüblich, dass auch Kinder die Last der Ernährung der Familie mittragen müssen.
1997 wurde unter anderem auf die Initiative von UNICEF ein Dekret veröffentlicht, in dem sich Zulieferer und Unternehmen in Pakistan verpflichteten, zukünftig auf Kinderarbeit zu verzichten. Nach westlichen Maßstäben eine gelungene Aktion, für Millionen Familien in Pakistan eine riesige Katastrophe, da die Kinder oft die Haupternährer waren. Selbst in Haushalten, in denen beide Elternteile arbeiten, wird das Geld der Kinder meist zum Überleben benötigt. Da sie in den Fabriken keine Arbeit mehr bekommen, heuern mittlerweile viele Kinder bei den Ziegeleien und in Firmen, in denen Metall verarbeitet wird. Die Arbeit dort ist meist mit großen körperlichen Anstrengungen verbunden. Haben sie früher zumindest noch ein Handwerk erlernt, sind sie heute reine Hilfsarbeiter und erhalten keine richtige Ausbildung. Damit kriegen sie auch im Erwachsenenalter keine qualifizierte Arbeit und haben so auch kaum Hoffnung darauf, besser bezahlt zu werden. Außerdem werden sie durch diese Arbeit manchmal nachhaltig gesundheitlich geschädigt.
Spirale der Verarmung
Damit hat die Globalisierung in Pakistan eine Spirale der Verarmung eröffnet. Doch Geschäftsleute und Unternehmen in Pakistan haben es auf dem Weltmarkt eh schwer. Investoren fürchten sich vor Anschlägen und der krisengebeutelten Region, daneben ist der Vorwurf der Kinderarbeit präsent und niemand möchte gerne mit diesem in Verbindung gebracht werden. Geschäftsleute werden oft kritischer gesehen als ausländische Kollegen und mehrfach auf einen terroristischen Hintergrund geprüft. Auch aus diesem Grund werden zwar viele berühmte Marken in dem Land in Südasien hergestellt, hier aber nicht verkauft. Kaum ein westliches Unternehmen hat sich bisher getraut, hier eine nachhaltige Verkaufsstruktur aufzubauen. Die Globalisierung verläuft in der Wirtschaft Pakistans noch sehr einseitig.
Globalisierung im Alltag – zwischen Islam und westlichen Wertvorstellungen
Seit der Gründung 1947 versteht sich Pakistan als muslimisches Land. Laut einer Volkszählung von 1998 gehören über 96% aller Einwohner dem Islam, auch wenn niemand so genau weiß, welche Strömungen und Glaubensrichtungen der Weltreligion wie genau verteilt sind. Überwiegend werden aber orthodoxe Formen der Religion praktiziert. Auch darum gibt es immer wieder Konflikte, die auch mit Gewalt ausgetragen werden. Dabei gibt es unterschiedliche Ausrichtungen des Islam, die sich gegenseitig bekämpfen, aber auch Andersgläubige, die mit offener Anfeindung leben müssen. Die Religionsfreiheit ist in Pakistan nicht gesichert und andere Religionen außer dem Islam dürfen nicht öffentlich praktiziert werden.
Daneben kommt es oft zu Verfolgungen und gewaltsamen Übergriffen, vom Staat fühlen sich Betroffene oft nur ungenügend geschützt. Gerade im Sozialen Leben gibt es aber immer wieder eine gewisse Zerrissenheit. So werden zum Beispiel die muslimischen Kleidervorschriften für Frauen das Tragen einer Burka vorschreibt und stark kontrolliert, daneben gibt es aber gerade in den Städten Werbeplakate, Zeitschriften und Flyer, auf denen mit leichtbekleideten Frauen geworben wird. Zumindest in der Werbung hat die Globalisierung somit die Frauen erreicht, im Alltag wird das wohl noch eine Zeit dauern. Sie werden meist absolut fremd bestimmt und haben keinerlei Rechte, die Situation der Frauen auf dem Land sieht dabei meist sogar noch schlimmer aus.
Ausnahmen im Bildungsbereich
Doch Ausnahmen bestätigen die Regel und es gibt auch Frauen mit hoher Bildung in gehobenen Positionen. Sie sind selbstbewusst und emanzipiert. So war Pakistan das erste muslemische Land mit einer weiblichen Staatsführung. Leider gehören sie aber nicht zum Alltag in Pakistan. Weibliche Professoren und Dozentinnen finden sich nur an den privaten Elite-Universitäten, bei staatlichen Einrichtungen würden sie nicht angenommen werden. Dabei wird eines der großen Probleme der Gesellschaft deutlich. Die Bildungselite lebt völlig abgeschottet und hat mit dem Sozalen Leben im Land nichts zu tun, die Denkweisen und die Interpretationen des Glaubens sind meist zu unterschiedlich. Die gebildete Elite will an den Zuständen auch nichts ändern, weil es kein richtiges Verantwortungsgefühl für die breite Masse gibt. Diese wiederum wirft den Eliten oft vor, sie würden ihre Religion und damit auch ihr Land verraten und seien „verwestlicht“. Das ist eine der schlimmsten Beleidigungen, die die religiös geprägte Unterschicht kennt.
Politische Globalisierung zwischen Krisenherden
Die Region, in der Pakistan liegt, war in den letzten Jahren immer wieder Mittelpunkt von Nachrichten und politischen Konflikten. Im Süden des Landes liegt Indien, mit dem Pakistan seit der Gründung Konflikte über die Region Kaschmir hat. Obwohl noch immer nie von den Vereinten Nationen ausgehandelte Regelung von 1949 eingehalten wird, gab es zwischenzeitlich immer wieder gewaltsame Konflikte. Auch darum zeichnet sich die Außenpolitik Pakistans dahingehend aus, dass möglichst viele starke Bündnispartner gesucht werden, wobei an erster Stelle wohl die USA und China genannt werden müssen. Gerade aus den USA hat Pakistan besonders während des Kalten Krieges viel Geld und auch Waffen erhalten.
Die Bedeutung des Landes in der US-Außenpolitik wuchs sogar noch, als sich der Iran zu einem muslimischen Land entwickelte und sich damit mehr und mehr dem Einfluss der USA entzog. Um die Beziehung nicht zu beschädigen, hat Pakistan die Maßnahmen der westlichen Länder im nördlichen Nachbarland Afghanistan offiziell unterstützt. Dabei wird dem Staat aber immer wieder vorgeworfen, terroristische Vereinigungen zu unterstützen und den Taliban auch nach dem 11. September eine Rückzugsmöglichkeit in den Norden Pakistans ermöglicht zu haben. Dadurch hat sich das Verhältnis Pakistans zu den westlichen Mächten nachhaltig verschlechtert.