Globalisierung in Spanien
Spanien liegt im Südwesten Europas und erstreckt sich über eine Fläche von 505.000 Quadratkilometern. Das Land hat 47 Millionen Einwohner und ist die fünftgrößte Volkswirtschaft der Europäischen Union. Innerhalb der Währungsgemeinschaft des Euro, dessen Mitglied Spanien seit 1999 ist, steht das Land in dieser Frage an Nummer Vier. Spanien ist seit 1977 eine konstitutionelle Erbmonarchie, die von König Juan Carlos II. als Staatsoberhaupt beherrscht wird. Praktisch handelt es sich allerdings um eine parlamentarische Demokratie. Zuvor hatte eine Militärdiktatur das Land seit 1939 beherrscht.
Die spanische Wirtschaft
Spanien hat ein Bruttoinlandsprodukt von rund 1,30 Billionen US-Dollar. Seit das Land 1986 der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EG) beigetreten ist und sich somit auch für die Globalisierung geöffnet hat, wies es die höchsten Wachstumszahlen innerhalb der späteren EU auf. Die Wirtschaft legte durchschnittlich um 2,5 Prozent pro Jahr zu. Seit 2009 gibt es allerdings einen Bruch und die Konjunktur war zum Teil erheblich rückläufig. Die wichtigsten Wirtschaftspartner des Landes sind die anderen Länder der Eurozone. Spanien pflegt traditionell enge Beziehungen nach Portugal, Frankreich und Italien. Ebenfalls sehr engagiert ist das Land in Griechenland. Künftig wird erwartet, dass Deutschland in so gut wie allen Sektoren der wichtigste Handelspartner des Landes wird. Dies hat allerdings mehr damit zu tun, dass viele deutsche Unternehmen bereits auf der iberischen Halbinsel engagiert sind und in der Krise zahlreiche Firmen übernommen haben. Außerhalb der EU liegen die wichtigsten Handelspartner Spaniens in Latein- und Südmamerika. Die Iberer haben noch immer sehr enge Verbindungen zu ihren ehemaligen Kolonien. Das größte Handelsvolumen hat Spanien hier mit Argentinien und Mexiko.
Die Globalisierung in Spanien
Spanien gilt in der Fachliteratur häufig als das Beispiel dafür, dass die Globalisierung sehr negative Folgen für ein Land haben kann, obwohl die wirtschaftlichen Kennzahlen eigentlich ausgezeichnet sind. Während der Militärdiktatur und den Jahren bis zum Beitritt in die EG war Spaniens Wirtschaft noch stark abgeschottet. Absolute Schwerpunkte bildeten die Schwerindustrie, der Bergbau und die Werften. Sie waren zudem sehr arbeitsplatzintensiv. Spanien wies deshalb einen relativen Wohlstand auf, der allerdings durch massive Protektionsmaßnahmen erkauft war, die sich das Land eigentlich nicht leisten konnte. Als die Globalisierung einsetzte, zeigte sich, dass die spanische Industrie viel zu teuer war. Praktisch über Nacht fielen diese Arbeitsplätze weg. Obwohl die Konjunktur zeitgleich anzog, weil der Dienstleistungssektor enorme Wachstumszahlen aufwies, schoss die Erwerbslosenquote rasant in die Höhe. Spanien hat innerhalb der EU die höchste Arbeitslosigkeit. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt sogar bei rund 50 Prozent. Oft wird deshalb von einer verlorenen Generation gesprochen.
Positive Auswirkungen der Globalisierung
Allerdings hatte die Globalisierung nicht nur negative Auswirkungen für die Spanier. Wie erwähnt, wuchs der Dienstleistungssektor des Landes an. In den 90er Jahren hatte er zum Teil zweistellige Wachstumszahlen zu verbuchen. Verantwortlich dafür zeichnete vor allem der Tourismus des Landes. Dadurch, dass sich das Land international öffnete, explodierten die Zahlen der ausländischen Gäste geradezu. Insbesondere aus Deutschland und den lateinamerikanischen Ländern entschieden sich immer mehr Menschen für einen Urlaub auf einer der Inseln des Landes. Inzwischen ist Spanien hinter Frankreich, den USA und China das viertbeliebteste Urlaubsland der Welt. 2011 entschieden sich 53 Millionen auswärtige Besucher für einen Urlaub auf der iberischen Halbinsel. 2005 waren es sogar knapp 56 Millionen und Spanien war das zweitbeliebteste Urlaubsland. Der Tourismus ist entsprechend einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren Spaniens überhaupt.
Migration: Ein besonderes Problem der spanischen Globalisierung
Während der Militärdiktatur flohen rund zwei Millionen Menschen aus Spanien, weil sie Angst hatten, verfolgt zu werden. Nach der Demokratisierung des Landes kehrten die ersten Spanier wieder zurück. Viele von ihnen hatten inzwischen Familien. Grobe Schätzungen gehen davon aus, dass es inzwischen fünf Millionen Menschen mit Rückkehrrecht gibt. Es gibt bis heute einen stetigen Zustrom dieser Menschen, wodurch sich die Situation am Arbeitsmarkt und am Wohnungsmarkt verschärft. Zudem ist Spanien auch das klassische Fluchtland für viele Afrikaner, die in Europa nach einer besseren Zukunft suchen. Laut offizieller Statistik leben rund 2,7 Millionen Ausländer mittlerweile auf der iberischen Halbinsel. Paradoxerweise ist dies seit einigen Jahren nicht mehr genug: Denn aufgrund der Krise und der fast hoffnungslosen Lage am Arbeitsmarkt übersteigt die Abwanderung längst die Zuwanderung. Die Weltbank schätzt, dass Spanien eigentlich jedes Jahr eine zusätzliche Zuwanderung von 300.000 gelernten Menschen brauchen würde, um die Wirtschaftskraft stabil zu halten. Faktisch wandern jedoch die Jugend und Fachkräfte ab und es kommen nicht ausgebildete Menschen ins Land. Mittelfristig gilt dieser Umstand als das schwierigste Problem in Spanien überhaupt.
Die spanische Schuldenkrise
Spanien konnte die negativen Auswirkungen der Globalisierung nur durch eine erhebliche Verschuldung ausbremsen. Anfangs betraf dies nicht den Staat, sondern den Privatsektor. Vor allem die Banken vergaben Kredite, die bei einer genauen Prüfung nicht gegeben hätten werden dürfen. Dies galt insbesondere für den Immobiliensektor. Der spanische Staat war zu diesem Zeitpunkt noch weniger hoch als Deutschland verschuldet. Zusätzlich engagierten sich die die Finanzinstitute stark in den sogenannten „Giftpapieren“, welche die ursprüngliche Bankenkrise 2008 auslösten. Zeitgleich schlummerte unter der Oberfläche bereits die dramatische Immobilienblase. 2009 und 2010 hatte der spanische Staat noch die Kraft, das eigene Bankensystem zu stützen. Doch anschließend schmierte die Wirtschaft ab. Die Möglichkeit, die Konjunktur durch eine Abwertung der Währung zu retten, war durch den Euro zerstört. Anschließend platzte die Immobilienblase. Viele Spanier verloren ihre Häuser, was allerdings den Banken nicht half, denn diese hätten Geld gebraucht. Die Regierung in Madrid musste sich 100 Milliarden Euro aus dem Eurorettungsfonds EFSF leihen, um den Bankensektor überhaupt stabil zu halten. Die harten Sparmaßnahmen, welche die Regierung im Gegenzug verabschiedete, würgten die Wirtschaft vor allem in den Regionen immer weiter ab. Die Investoren haben weitgehend das Vertrauen in das Land verloren. Auf Staatsanleihen musste Spanien zeitweilig fünfmal mehr Zinsen als Deutschland zahlen. Die Verschuldung der öffentlichen Haushalte nimmt deshalb trotz der Sparanstrengungen weiter zu. Ab 2014 soll wieder ein Wirtschaftswachstum einsetzen, das auch den staatlichen Kassen helfen kann.