Globalisierung in Südkorea

Südkorea ist vielen Deutschen nur durch die zahlreichen Konflikte mit dem nördlichen Nachbarn Nordkorea bekannt, dabei ist das ostasiatische Land eine lebendige Mischung aus langer Tradition und moderner Lebensweise, das nun auch mehr und mehr die westliche Popkultur erobert. Experten sagen, dass kein Land außer China so von der Globalisierung profitiert hat wie Südkorea. Während viele andere asiatische Staaten durch diese nur zu Billigproduzenten von europäischer Ware geworden sind und die Bevölkerung von dieser neuen Produktivität in der Wirtschaft kaum profitieren, blühen in Südkorea mehrere Wirtschaftszweige, die es ohne den internationalen Markt nicht gäbe. Doch genau wie China will sich auch die Republik Korea nicht vollständig auf die Globalisierung einlassen. Zwar werden vorbildliche Abkommen geschlossen, um den eigenen Status zu heben, in diesem Zusammenhang sind zum Beispiel die Freihandelsabkommen mit der EU zu nennen, doch viele Märkte im eigenen Land sollen komplett abgeschottet und nur für einheimische Unternehmen zugänglich gemacht werden.

Automarkt

 

So soll der Automarkt in Südkorea möglichst von der Globalisierung nicht betroffen werden. Auch darum wird das Land von vielen Europäern noch stark unterschätzt. Das ist kein Wunder, wenn man bedenkt, dass das Land in den 50ern noch auf einem wirtschaftlichen Stand von Ländern wie Ägypten oder Ghana stand. Seitdem hat Südkorea aber eine wirtschaftliche Aufholjagd gestartet, wie es sie in der Geschichte der Menschheit wohl noch nie gab. Mittlerweile ist der Staat Mitglied der G20, die dreizehntgrößte Wirtschaftsnation und die viertgrößte in Asien. Das ist insbesondere bemerkenswert, da Südkorea mit ständigen Bedrohungen durch den nördlichen Nachbarn kämpfen muss und als relativ kleines Land zwischen den Riesennationen Russland und China gefangen ist. Auf diese Komplikationen in der Lage reagierte die Republik Korea mit konsequenter Modernisierung.

Dennoch sollen fremde Einflüsse in der Wirtschaft oft verhindert werden. So fällt bei einem Gang durch die Städte schnell auf, dass nahezu ausschließlich einheimische Automarken auf den Straßen zu sehen sind. Besonders ist das vor allem auch, weil gerade deutsche Autos hier als hohes Statussymbol gewertet werden. Ein Grund dafür ist, dass viele Unternehmen eine sehr gute Beziehung zur Verwaltung und Regierung haben und diese oft zur Einflussnahme nutzen. Auch wenn sie manchmal wirtschaftliche Grenzen überschreiten, hat das meist keinerlei Konsequenzen. So wird eine marktbeherrschende Stellung möglich und sogar noch vereinfacht. Ausländischen Unternehmen dagegen werden immer wieder Steine in den Weg gelegt, damit sie diese nicht gefährden. Manche Handelsmesstarife oder Vorschriften für ausländische Produkte können quasi als reine Schikane bezeichnet werden.

So müssen sich Autos, die nach Südkorea importiert werden sollen, an die Maße der regionalen Modelle anpassen und hohe Umweltschutzvorgaben erfüllen. Das hieße für viele Marken, dass sie ihre Autos für viel Geld extra auf diesen Markt anpassen müssten. Doch selbst dann wüssten sie nicht, ob sich die Bestimmungen nicht schnell wieder ändern könnten und die Bemühungen so umsonst gewesen wären. Experten weisen darauf hin, dass es oft leichter wäre, nach Südkorea zu importieren, wenn damit ein Markt bedient wird, der von den einheimischen Unternehmen nicht so stark besetzt wird. So haben es größere Luxusautos einfacher, weil der Marktführer Hyundai, der einen hohen Einfluss auf die Regierung hat, eher den mittelständischen Massenmarkt bedient. Globalisierung ist also positiv, solange sie die eigenen Interessen nicht einschränkt.

Globalisierung und Modernisierung trotz Patriotismus

Südkorea exportiert Technik in die ganze Welt und das wird auch in den Metropolen des Landes schnell deutlich. Überall findet sich die neueste Technik, auch im Alltag. 80% aller Einwohner haben ein Smartphone, fast jeder davon kauft sich jedes Jahr ein neues Modell, um auf dem neuesten Stand zu bleiben. Im Vergleich dazu haben in Deutschland nur 29,5 Millionen Menschen von insgesamt fast 82 Millionen ein Smartphone. Das sind noch nicht einmal 50%. Westliche Marken und die internationale Popkultur sind dabei gerade bei jungen Menschen in Südkorea sehr beliebt und werden mit eigenen Akzenten übernommen. Im Geschäftsleben und im Kaufverhalten gilt es als positiv und erstrebenswert, patriotisch zu sein und nicht auf die wachsende Globalisierung des Landes zu reagieren. In der Hochzeit dieser Bewegung, den 90er Jahren, war es üblich, dass zum Beispiel die Fahrer von ausländischen Autos mit Diskriminierung durch Verwaltung und dem Sozialen Umfeld rechnen mussten.

Mittlerweile hat sich das gelegt, doch gerade bei Geschäftsterminen gehört es sich noch immer, einheimische Marken bei Wagen, Kleidung oder ähnliches zu nutzen. Selbstverständlich muss bei solchen Anlässen auch nur traditionell gegessen werden und alte Verhaltensregeln, die sich sonst im Alltag kaum noch finden, müssen eingehalten werden. An sich wird Modernisierung mittlerweile aber sehr positiv gesehen und uneingeschränkt durchgeführt. Erschreckenderweise sehen Beobachter das auch mit dem Umgang mit der Katastrophe in Fukushima, das nur wenige hundert Kilometer entfernt liegt. Dieser Anlass wurde nicht genutzt, um die eigene Energiegewinnung auf den Prüfstand zu stellen, sondern von der Bevölkerung und den Wirtschaftsunternehmen als Chance gesehen, einen Wettbewerbsvorteil für die eigenen Atomkraftwerke zu erhalten. Dazu passt, dass sich davon gleich 14 neue im Bau befinden. Globalisierung wird nur vorangetrieben, wenn es eigene Vorteile verspricht, aber Modernisierung wird in Südkorea nie kritisiert oder gar abgelehnt.

Globalisierung im Schatten des Diktators

Die Außenpolitik Südkoreas wird immer wieder von Nordkorea geprägt, dem einzigen Nachbarn, mit dem eine Landgrenze besteht. Dabei ist dieser Konflikt aber schon lange keiner mehr zwischen zwei Nachbarn. Gerade während des Kalten Krieges wurden beide Seiten von Großmächten unterstützt und gefördert. Auch dadurch wurde der schnelle wirtschaftliche Aufstieg von Südkorea erst möglich. Das wurde schon bei der Gründung des neuen Staates nach dem Zweiten Weltkrieg deutlich. Ähnlich wie in Deutschland teilten die Besatzungsmächte das Land in zwei Teile und besetzten dieses jeweils. Auf dem Gebiet des heutigen Südkoreas fanden sich die Truppen der USA, die, genau wie die Truppen der Sowjet Union aus dem heutigen Staatsgebiet von Nordkorea, die Kultur und Politik des neu gegründeten Staates so von Anfang an mitbestimmten.

Doch nach Abzug der Truppen wurde Nordkorea von Japan und der Sowjet Union stärker unterstützt und so kam es, dass der nördliche Nachbar schneller zu alter wirtschaftlicher und militärischer Stärke kam. Das war vor allem in der Hinsicht negativ, da beide Staaten Anspruch auf die gesamte koreanische Halbinsel beanspruchten. So kam es 1950 zu dem Koreakrieg, als Truppen aus Nordkorea die Grenze überschritten. Der amtierende US-Präsident Truman hatte schon auf vorangehende Provokationen reagiert und Truppen geschickt, mithilfe von UN-Truppen gelang es so, den Vormarsch der nordkoreanischen Armee zu stoppen. Im Gegenzug nahmen sich die westlichen Großmächte nun vor, die gesamte Halbinsel zu besetzen und ein vereinigtes Korea zu schaffen, daher marschierten sie in Nordkorea ein. Da fühlte sich wiederum eine weitere Großmacht provoziert. China befürchtete einen Staat unter US-amerikanischer Einflussnahme und griffen selbst mit Truppen in diesen Krieg ein. Der Konflikt konnte erst 1953 durch einen Waffenstillstand beendet werden, die Fremdmächte zogen ab. Südkorea blieb als zerstörtes Land zurück. Der Krieg hatte die Wirtschaft und das gesamte soziale Leben zurückgeworfen. Ab dann sollte die ständige Angst vor einer weiteren Invasion durch eine fremde Macht die Außenpolitik Südkoreas bestimmen. Die Politik griff immer wieder auf Verbündete im Kampf gegen Nordkorea zurück, eine zu starke Globalisierung im Bereich der Politik sollte aber immer verhindert werden.

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