Lexikon der Globalisierung
Das Wort Globalisierung ist gegenwärtig täglich in den Medien zu vernehmen. Ganz gleich, ob Zeitungen, Fernsehen oder Internet, überall liest man über mögliche Folgen und Gründe der Globalisierung. Dabei werden Begriffe verwendet, die fremd und verwissenschaftlicht klingen und dem Laien somit den Zugang zum Thema erschweren. Damit sich jeder eine eigene Meinung über die Globalisierung bilden kann, soll dieses kleine Lexikon einen kleinen Abriss über die wichtigsten Begriffe und Akteure der Globalsierung darstellen.
Akteure der Globalisierung
Eigentlich ist jeder Mensch auf dem Erdball ein Bestandteil der Globalisierung und bekommt die Auswirkungen täglich zu spüren. In diesem Teil soll jedoch das Lexikon die wichtigsten Organisationen und Institutionen kurz darstellen, deren Namen regelmäßig in den Medien genannt werden und dessen Vertreter sich zu Fragen der Globalisierung äußern.
Attac
Attac ist eine weltweit agierende Nichtregierungsorganisation (NGO). Im Zusammenhang mit der Globalisierung tritt Attac als scharfer Kritiker auf. Mit über 90.000 Mitgliedern operiert der NGO weltweit, hat den Fokus jedoch auf Europa gesetzt. Attac wurde 1998 in Frankreich gegründet und bedeutet ursprünglich association pour une taxation des transactions financières pour l’aide aux citoyens. 2009 änderte man jedoch die Bedeutung in association pour la taxation des transactions financières et pour l’action citoyenne, was zu deutsch Vereinigung zur Besteuerung von Finanztransaktionen im Interesse der BürgerInnen heißt. Bedeutende Themen von Attac im Zusammenhang mit der Globalisierung sind unter anderem eine demokratische Kontrolle der Finanzmärkte, internationales Steuerrecht, ein fairer Handel, Verbesserung der Sozialsysteme, das bedingungslose Grundeinkommen und eine gerechte Verteilung der Einkommen und Ressourcen.
G8
G8 ist die Gruppe der 8. Hier fassen sich die acht größten Industrienationen des Globus zusammen und besprechen wirtschaftliche Fragen. Zugehörige Staaten sind die U.S.A., Deutschland, Japan, Großbritannien, Kanada, Frankreich, Italien und Russland. Die G8 trifft sich dabei einmal jährlich abwechselnd in einem Mitgliedsland, um die aktuellen wirtschaftlichen Geschehen zu besprechen. Diese G8 Gipfel werden von großen Massenprotesten der Gegner der Globalisierung begleitet.
Global Player
Als Global Player bezeichnet man Unternehmen, die weltweit operieren. Dabei versuchen die Unternehmen Einfluss über nationale Grenzen hinweg auf politische Entscheidungsprozesse zu nehmen. Ein Global Player produziert und verkauft seine Produkte und Dienstleistung überall auf der Welt.
IWF
IWF ist der internationale Währungsfonds. Hierbei handelt es sich um eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen mit dem Hauptsitz in der u.s. amerikanischen Hauptstadt Washington. Zu den Aufgaben des häufig auch genannten Weltwährungsfonds gehören die Förderung der internationalen Währungspolitik, die Ausweitung des Welthandels, stabile Wechselkurse, die Überwachung von Geld und die Vergabe von Krediten. Der 1944 gegründet IWF hat gegenwärtig 187 Mitglieder und wird demokratisch geführt. Jedoch wird das Stimmrecht eines Mitgliedsstaats an seinem Kapitalanteil am Weltwährungsfonds angepasst. Somit haben die U.S.A. mit einem Kapitalanteil von über 16 % den größten. Im Vergleich dazu hat Deutschland eine Gewichtung von 5,8 %.
NGO
NGO kommt aus dem Englischen und steht für non-governmental organisation. Die deutsche Übersetzung lautet demzufolge nichtstaatliche Organisation. Ursprünglich wurde der Begriff der NGOs von der UNO eingeführt, um Nichtregierungsorganisationen, die politisch aggieren von den staatlichen begrifflich zu unterscheiden. Gegenwärtig wird NGO für alle nichtstaatlichen Organisationen benutzt, die sich sozial- und umweltpolitisch engagieren, auch wenn sie keine Verbindung zur UNO haben. Attac ist ein klassisches Beispiel für einen NGO.
WTO
WTO ist die englische Abkürzung für World Trade Organisation. Auf Deutsch also die Welthandelsorganisation. Die WTO wurde 1994 gegründet und hat ihren Sitz im schweizerischen Genf. Zur Zielsetzung der Welthandelsorganisation gehören unter anderem der Abbau von Handelshemmnissen, eine Liberalisierung des internationelen Marktes und die Schaffung einer internationalen Freihandelszone. Zudem tritt die World Trade Organisation bei Handelskonflikten als Schlichter auf. Die Welthandelsorganisation umfasst derzeit 157 Mitgliedsstaaten.
Begriffe im Zusammenhang mit der Globalisierung
Im nächsten Abschnitt setzt sich das Lexikon mit den unterschiedlichen Begriffen auseinander, die entweder im Zuge der Globalisierung neu entstanden sind oder damit ihre Bedeutung verändert haben. Viele Begriff kommen Dabei aus den Politikwissenschaften, der Soziologie und den Wirtschaftswissenschaften und sind somit auf den ersten Blick einem breiten Teil der Bevölkerung kaum bekannt. Diesen Sachverhalt will das Lexikon ändern, um mehr Verständnis für die Prozesse der Globalisierung zu schaffen.
Einkommensverteilung
Unter Einkommensverteilung versteht man die Verteilung der Einkommen auf die einzelnen Subjekte der Wirtschaft. Hierbei stellt sich besonders im Zusammenhang mit dem Begriff der Globalisierung die Frage danach, wie man Einkommen verteilen kann, um eine große Zahl an Wirtschaftssubjekten Wohlstand zu ermöglichen. Kritiker der Globalisierung sehen die weltweite Einkommensverteilung als ungerecht an und erkennen in den gegenwärtigen Formen einer globalen Welt eher, dass sich die Ungelichheiten noch verstärken, wobei zu beobachten ist, dass die Einkommen in Entwicklungsländern sinken und in den Industrienationen ansteigen. Und sich das Einkommen immer mehr auf eine kleine Gruppe verteilt.
Entwicklungsland
Als Entwicklungsländer werden Staaten bezeichnet, die wirtschaftliche, politische oder soziale Missstände vorweisen. Im allgemeinen Gebrauch versteht man unter einem Entwicklungsland einen armen Staat. Welcher Staat als ein Entwicklungsland eingestuft wird, hängt vom Maßstab ab. Somit wird nach ökonomischen, ökologischen, demographischen, gesundheitlichen, soziale und politischen Merkmale der Entwicklungsstand eines Staates gemessen. Die meisten Entwicklungsländer finden sich dabei auf dem afrikanischen Kontinent.
Finanzmärkte
Als Finanzmarkt wird jeder Markt bezeichnet, auf welchem mit Kapital Handel betrieben wird. Von einem Finanzmarkt spricht man beim Geldmarkt, Kreditmarkt, Kapitalmarkt und Devisenmarkt. Besonders durch die globalen Prozesse werden Finanzmärkte immer schwieriger durch nationale Gesetzgebungen zusteuern, was Kritiker als Argument gegen die Globalisierung betrachten.
Freihandelszone
Eine Freihandelszone entsteht durch ein Freihandelsabkommen. Ein Freihandelsabkommen gewährt dabei einen freien Handel zwischen den Staaten, welchen den Vertrag unterschrieben haben. Daraus resultiert dann eine Freihandelszone. Freihandelszonen führen dazu, dass die Mitgliedsstaaten wirtschaftlich miteinander arbeiten und im besten Fall ihre Wirtschaften zu einer größeren und einheitlichen Wirtschaft zusammenwachsen. Beispiele für Freihandelszonen sind die Gesamtamerikanische Freihandelszone kurz FTAA, die Freihandelszone des Verbandes Südostasiatischer Staaten kurz AFTA oder das Mitteleuropäische Freihandelsabkommen kurz CEFTA.
Neoliberalismus
Unter dem Begriff des Neoliberalismus versteht man viele ökonomische und politische Theorien, die sich auf eine Neubelebung der Theorien des Liberalismus berufen. Der Neoliberalismus strebt dabei an, dass sich der Staat nicht aktiv in die Belange der Wirtschaft einmischt, sondern nur einen gesetzlichen Rahmen schafft, der für Ordnung auf den Märkten sorgt. Der Neoliberalismus vertritt somit die Meinung, dass sich der Markt nach seinen Gesetzen selbst regelt und eine Einmischung durch den Staat dem Markt schadet.
Ressourcenverteilung
Unter Ressourcenverteilung versteht man die Problematik, dass einige wenige ein Großteil der Ressourcen besitzen und somit auch nur wenig Zugang zu ihnen haben. Im Zuge der Globalisierung wird häufig von einer gerechten Ressourcenverteilung gesprochen, womit sich nicht nur auf die ökonomisch wertvollen Ressourcen wie Öl und Gas bezogen wird. Hierbei ist oft auch die Rede von lebensnotwendigen Ressourcen wie Wasser und Nahrung, deren Verteilung weltweit noch weiter auseinander driftet. In einer globalen Welt kann die Ressourcenverteilung nicht mehr von einem Nationalstaat gesteuert werden, sondern muss Aufgabe einer weltumfassenden Organisation sein.
Für eine eigenständige Meinungsbildung
Das kleine Lexikon zielt dabei auf ein besseres Verständnis der Globalisierung. Dabei soll durch die erklärten Begriffe und Akteure vor allem dazu geführt werden, dass sich jeder eine eigene Meinung zur Globalisierung bilden kann, die weder von Gegnern, noch von Befürwortern beeinflusst ist. Denn eine globale Welt hat viele Vor- und Nachteile und betrifft jeden Menschen auf der Erde. Deshalb sollte auch jeder die Möglichkeit haben, sich eine eigene Meinung bilden zu können. Dazu soll dieses kleine Lexikon beitragen.