WHO
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist eine Sonderorganisation der UNO, die Sonderbehörde für das öffentliche Gesundheitswesen. Die WHO zählt inzwischen 194 Mitgliedsstaaten und hat ihren Sitz in Genf.
Entstehung und Ziele
Die WHO wurde am 22. Juli 1946 in New York gegründet. 61 Staaten unterzeichneten deren Verfassung, die knapp zwei Jahre später, am 7. April 1948 in Kraft trat. Als Ziel der WHO wird in der Verfassung die Realisierung einer bestmöglichen Gesundheit aller Menschen genannt. Dies soll dadurch erreicht werden, indem Erkrankungen, insbesondere Infektionserkrankungen, bekämpft werden und die allgemeine Gesundheit gefördert wird.
Aufbau der WHO
Grundsätzlich steht allen Staaten die Möglichkeit offen, Mitglied der WHO zu werden. Zu den derzeitigen Mitgliedsstaaten der WHO zählen mit Ausnahme von Liechtenstein alle Staaten, die Mitglied der Vereinten Nationen sind, sowie die beiden Nicht-Mitgliedstaaten Cookinseln und Niue. Puerto Rico und Tokelau besitzen als assoziierte Mitgliedstaaten ein beschränktes Abstimmungs- und Teilnahmerecht. Im Jahr 2004 wurde ein Gesuch der Republik China, die der Weltgesundheitsorganisation im Beobachterstatus beitreten wollte, abgelehnt. Grund hierfür war die Ein-China-Politik des Landes. Zu den Hauptorganen gehören neben der Weltgesundheitsversammlung auch der Exekutivrat und das Sekretariat. Das höchste Entscheidungsorgan der WHO ist die Weltgesundheitsversammlung, die aus allen Mitgliedern besteht und einmal jährlich in Genf zusammentritt, um über organisatorische und finanzielle Angelegenheiten zu beraten und das Programm für das darauffolgende Jahr festzulegen.
Der Exekutivrat setzt sich aus 34 Gesundheitsexperten zusammen, die jeweils für die Dauer von drei Jahren gewählt werden. Der Exekutivrat hat die Aufgabe, die Richtlinien und Beschlüsse der Weltgesundheitsversammlung auszuführen. Umgesetzt werden die Aktivitäten der WHO durch das Sekretariat. Dieses umfasst neben dem Hauptbüro mit Sitz in Genf auch sechs Regionalbüros, die sich in Brazzaville, Neu-Delhi, Washington, D.C., Kairo, Kopenhagen und Manila befinden. Geleitet wird jedes dieser Regionalbüros durch einen Regionaldirektor, der für jeweils fünf Jahre vom Regionalausschuss gewählt wird. Um die Präsenz zu verstärken, arbeitet die WHO in den Mitgliedsstaaten mit verschiedenen Forschungseinrichtungen und Kooperationszentren zusammen, die durch ihre Arbeit die Programme der Weltgesundheitsorganisation unterstützen. Die WHO finanziert sich zum einen über die Beiträge der Mitgliedsstaaten, deren jeweilige Höhe durch die Zahlungsfähigkeit des jeweiligen Mitgliedstaates festgelegt ist. Zum anderen wird die WHO durch freiwillige Beiträge finanziert, die WHO-Mitgliedsstaaten wie die USA, Großbritannien, Norwegen, Kanada und die Niederlande sowie internationale Organisationen und Stiftungen entrichten.
Aufgaben und Tätigkeitsbereiche
Das Ziel der WHO besteht darin, allen Ländern dabei zu helfen, einen bestmöglichen Gesundheitszustand zu erreichen. Zur Umsetzung dieses Ziels wurde im Jahr 1998 von der Weltgesundheitsversammlung die Strategie „Gesundheit für alle im 21. Jahrhundert“ beschlossen, welche wiederum auf der „Alma-Ata-Deklaration“ aus dem Jahr 1978 beruht. Ziel dieser Strategie ist es, einen Grad an Gesundheit zu erreichen, der es jedem Menschen erlaubt, ein in sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht produktives Leben zu führen. Somit sieht die Strategie Gesundheit als ein wichtiges Element der menschlichen Entwicklung an. Dabei definiert die WHO Gesundheit als einen Zustand des körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens, für den die Abwesenheit von Behinderung oder Krankheit eine Grundvoraussetzung ist. Erreicht werden kann dieser Zustand, indem Einzelnen und Gruppen die Möglichkeit gegeben wird, ihre Bedürfnisse zu befriedigen, ihre Hoffnungen und Wünsche wahrzunehmen und zu verwirklichen sowie ihre Umwelt zu verändern. Gesundheit wird also als wichtiger Teil des alltäglichen Lebens aufgefasst und nicht als primäres Lebensziel.
Die Tätigkeitsbereiche der WHO sind vielfältig. So ist Aufgabe der Weltgesundheitsorganisation, internationale und nationale Aktivitäten gegen übertragbare Krankheiten wie Malaria, Grippe oder AIDS zu koordinieren, globale Impfprogramme zu lancieren, um die Entstehung von Pandemien vorzubeugen, und Programme umzusetzen, die auf gesundheitliche Risikofaktoren wie Übergewicht oder Rauchen aufmerksam machen. Zu den Tätigkeiten der WHO gehört weiterhin, die weltweiten Krankheits- und Gesundheitsdaten zu erheben und auszuwerten, Entwicklungsländer beim Aufbau eines kostengünstigen und effektiven Gesundheitssystem zu helfen, sowie die Aufstellung einer Liste mit unentbehrlichen Arzneimitteln.
Des Weiteren gibt die WHO einmal jährlich den sogenannten Weltgesundheitsbericht heraus, der aufzeigt, welche Krankheitsprobleme zum gegenwärtigen Zeitpunkt bestehen und wie die weltweite Gesundheitsversorgung zu bewerten ist. Regulierungsaufgaben sind die zentralen Aufgaben der WHO. Damit ist die Entwicklung, Vereinheitlichung und Umsetzung von Standards, Methoden und Leitlinien für gesundheitsbezogene Bereiche gemeint. Zur Umsetzung der Regulierungsaufgaben stehen der WHO drei Instrumente zur Verfügung, zu denen neben völkerrechtlichen Verträgen auch Regelungen, die sich unmittelbar auf die WHO-Verfassung stützen, sowie nicht-verbindliche Empfehlungen gehören. Des Weiteren ist es Aufgabe der WHO, sogenannte Aktionstage zu Gesundheitsthemen zu initiieren oder bereits initiierte Aktionstage anderer gesundheitsbezogener Organisationen zu unterstützen. Zu den von der WHO beschlossenen Aktionstagen zählen beispielsweise der Weltgesundheitstag am 7. April, der Weltblutspendetag am 14. Juni oder der Welt-AIDS-Tag am 1. Dezember. Das Ziel dieser Aktionstage ist es, weltweites Bewusstsein für das jeweilige Gesundheitsproblem wachzurufen.
Erfolge und Kritik an der WHO
Die WHO hat eine Vielzahl von Erfolgen zu verzeichnen. Es gelang ihr, durch die Einführung weltweiter Impfprogramme die Behinderung oder den Tod mehrerer Millionen Menschen pro Jahr zu verhindern. Die Pocken, eine von Viren hervorgerufene Infektionskrankheit, konnte durch die Bemühungen der WHO im Jahr 1980 für ausgerottet erklärt werden. Eine Ausrottung der ebenfalls hochgefährlichen Krankheit Malaria wird durch die Entwicklung entsprechender Impfstoffe für die nächsten Jahre angestrebt.
Dennoch gibt es einige Kritik an der Tätigkeit und am Vorgehen der WHO. Beispielsweise wurde die Organisation wegen ihres Vorgehens bei der Pandemiebekämpfung scharf kritisiert. So wurden die Regierungen der Mitgliedsstaaten nach Auftreten der durch den H5N1-Virus ausgelösten Vogelgrippe im Jahr 2005 dazu aufgefordert, Grippemittel wie Tamiflu für Millionen von Menschen bereitzuhalten. Dieses Vorgehen erwies sich im Nachhinein als Fehler, da trotz weltweiter Verbreitung des Virus Vogelgrippeerkrankungen beim Menschen nur selten auftraten. Ähnlich verhielt es sich nach dem Auftreten der sogenannten Schweinegrippe, als die WHO die Gefahr einer Pandemie sah und erneut die Regierungen dazu aufforderte, die entsprechenden Grippemittel zu bestellen. Es bestand der Verdacht, dass dieses Vorgehen seitens der Weltgesundheitsorganisation auf Absprachen zwischen der WHO und der Pharmaindustrie zurückzuführen war.