Themen zur Globalisierung
Wenn man in einen Supermarkt geht und kann dort südamerikanische Bananen, afrikanische Blumen und asiatischen Fisch kaufen, erlebt man die Auswirkungen des internationalen Handels und das Thema Globalisierung ganz hautnah im täglichen Leben. Aus der Sicht der Wirtschaft in entwickelten Ländern bedeutet Globalisierung, Kapital und Unternehmensaktivitäten statt nur auf einer nationalen Basis global, d.h. konkret über die verschiedensten Märkte der Welt zu verteilen. Ob sich die Globalisierung in Wahrheit positiv oder negativ auswirkt, hängt jedoch wohl weitgehend von der persönlichen Perspektive ab, aus der man jeweils die Globalisierungsfolgen betrachtet. Klar ist, dass die Globalisierungsfolgen in Industriestaaten von den Führungseliten anders beurteilt werden, als von der Arbeitnehmerschaft und dass Lösungen wohl von der Politik her kommen müssen.
Freier Welthandel und Protektionismus – zwei gegensätzliche Philosophien
Globaler Handel gibt den Verbrauchern und Ländern die Möglichkeit, Waren und Dienstleistungen nicht nur in ihren eigenen Ländern zu verkaufen, sondern weltweit. Internationaler Handel ermöglicht es dann aus der Sicht der Importeure, Märkte für Waren und Dienstleistungen zu öffnen, die sonst nicht zur Verfügung standen. Mittlerweile findet sich auf diesem Weltmarkt fast jede Art von Produkt von Lebensmitteln über Öl bis hin zu Ersatzteilen. Darüber hinaus hat sich ein weltweiter und weitgehend freizügiger Handel mit Währungen etabliert, und auch Dienstleistungen wie Tourismus, Bankwesen, Beratung oder Transporte werden global gehandelt. Der Grundgedanke des freien, globalen Handels besteht darin, dass Angebot und Nachfrage, dafür sorgen, dass die Produktion effizient gestaltet wird.
Internationaler Handel führt jedoch nicht nur zu mehr direkter Effizienz im Handelswettbewerb, sondern er ermöglicht es auch Ländern, sich aktiv an der globalen Wirtschaft zu beteiligen, indem sie ausländische Direktinvestitionen fördern. Wenn die sonstigen Bedingungen in einem unterentwickelten Land für Investoren stimmen, kann die Volkswirtschaft effizienter wachsen und schneller internationale Wettbewerbsfähigkeit erlangen. Weil sich die Unterstützer des freien Welthandels dabei auf die automatischen Kräfte des Marktes verlassen wollen, halten sie es für überflüssig, Handel oder wirtschaftliches Wachstum zu fördern oder zu schützen. Dazu im Gegensatz steht der Protektionismus, welcher propagiert, dass der internationale Handel Regulierung benötigt, um sicherzustellen, dass die Märkte richtig funktionieren. Die Befürworter dieser Theorie glauben, dass freie Märkte nicht vollständig effizient sind und deshalb eine politische Lenkung des internationalen Handels erforderlich ist. Solche Lenkungsmaßnahmen gibt es in vielen verschiedenen Formen, die häufigsten sind Zölle, Subventionen und Handelsquoten. So ist die Globalisierung Thema sowohl für die Befürworter als auch die Kritiker der Globalisierung.
Der Blick aus den Führungsetagen
Für Unternehmer und Mitglieder der ökonomischen Elite, ist die Globalisierung ein durchweg positiv besetztes Thema, deshalb ist es kein Wunder, dass man in diesen Reihen weitaus überwiegend Unterstützer der Globalisierungsidee findet. Aufgrund der Globalisierung können die Unternehmer mit billigeren Arbeitskräften Waren an Orten im Ausland produzieren, wo Arbeitslohn und soziale Kosten niedrig sind. Verkaufen können Sie jedoch die fertigen Waren an Orten, wo die Löhne und damit die Kaufkraft hoch sind. Aufgrund der reduzierten Löhne für die Arbeiter können die Kosten niedrig gehalten werden und die Gewinne steigen. Zusätzlich belohnen die Börsen Investoren sowie Eigentümer und oft auch das Management mit Gewinnen aus gestiegenen Aktienkursen.
Während Kritiker der Globalisierung den Verlust von Arbeitsplätzen beklagen, den die Globalisierung für die entwickelten Länder mit sich bringen kann, argumentieren die Unterstützer der Globalisierung zusätzlich, dass in Entwicklungsländer verlagerte Beschäftigung und Technologie, die dortige Bevölkerung wirtschaftlich besser stellt und im Laufe der Zeit wiederum zu neuen Kunden der entwickelten Länder machen kann. Die Globalisierung hilft demnach den Entwicklungsländern, den ökonomischen Rückstand auf die Industriestaaten aufzuholen, in dem die Globalisierung schnell mehr Beschäftigung schafft und technologischen Fortschritt bringt. Vor allem Volkswirtschaften in Asien werden dazu oft als gelungene Beispiele für den positiven Einfluss der Globalisierung auf den Erfolg eines noch unterentwickelten Landes angeführt.
Die Arbeitnehmersicht
Globalisierung hat nicht nur Auswirkungen auf CEOs und so genannte High-Net-Worth Individuals, sondern auch auf Arbeitnehmer. Durch die Globalisierung befinden sich auch die Arbeitnehmer in ökonomisch entwickelten Ländern mit allen anderen Arbeitnehmern auf der ganzen Welt in Konkurrenz. Dabei ist dieser Wettbewerb mittlerweile so hart geworden, dass sogar Arbeitsplätze aus Ländern mit anerkanntermaßen niedrigen Löhnen in Länder der Dritten Welt mit regelrechten Dumpinglöhnen verlagert wurden. Niedrige Löhne und Produktionskosten im Ausland bedeuten zwar ebenfalls, dass Waren günstig eingeführt werden und dem entsprechend der Verbraucher von niedrigen Einzelhandelspreisen profitiert, was die Befürworter der Globalisierung ebenfalls gerne als Argument anführen. Kritiker der Globalisierung halten dem als Hauptkritikpunkt entgegen, dass die Globalisierung die nationale Souveränität schwächt und für Arbeitslosigkeit und Niedriglöhne in den Industrienationen sorgt, indem inländische Arbeitsplätze ins Ausland verlegt werden, um an den Lohnkosten zu sparen.
Aktuelle Situation
Während der globale Lebensstandard insgesamt durch die verstärkte Industrialisierung von Dritte-Welt-Ländern gestiegen ist, ist der durchschnittliche Lebensstandard in den entwickelten Ländern zurück gegangen. Dieses auch als Homogenisierung der Welt bezeichnete Phänomen zeigt sich nicht nur in einer weltweiten Anpassung des Geschmacks sowie gesellschaftlicher und künstlerischer Trends durch verstärkten kulturellen Austausch, auch im Handel trifft man weltweit an fast jeder Ecke auf das gleiche Café oder Einzelhandelsgeschäft, das man auch von Zuhause her kennt. Zusätzlich taucht in den Industrienationen das Problem auf, dass sich die Kluft zwischen den Reichen und Armen vergrößert und einige argumentieren, dass es sich schon um die klassische Situation handelt, in der die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden.
Ausblick
Wenn man einen Ausblick auf die Zukunft wagt, muss man anerkennen, dass der ständig wachsende Strom von grenzüberschreitendem Verkehr in Form von Geld, Informationen, Menschen und Technologien realistischerweise kaum noch aufzuhalten ist. Ob sich ungünstige soziale Entwicklungen in einzelnen Ländern zurückdrehen lassen, ist zurzeit völlig offen und es ist auch nicht zu verkennen, dass diejenigen, die von der Globalisierung profitieren, nur wenig Anreize haben, etwas zu ändern. Diejenigen jedoch, die am meisten von der Globalisierung betroffen sind, sind praktisch machtlos. Bisher hat die Politik auf die verschwindende Mittelklasse praktisch noch nicht reagiert und eine beginnende öffentliche Kontrolle der Spitzengehälter scheint hier eher wirkungslose Mittel, um zu verhindern, dass sich besonders hohe Einkommen nicht zu weit vom Durchschnitt entfernen. Da solche direkten Umverteilungsmechanismen bisher kaum Wirkung zeigen, sind Bildung, Flexibilität und Anpassungsfähigkeit der Schlüssel zum Überleben der Arbeitnehmer in den Arbeitsmärkten der Industrieländer.
So lange der internationale Handel mehr oder weniger unbeeinflusst bleibt, führt er zu einer Weltwirtschaft, in der die Preise nur von Angebot und Nachfrage beeinflusst werden. Erst wenn es politische Einflüsse gibt, dann ändert sich das Bild. Nach einem politischen Wandel zum Beispiel in bedeutenden asiatischen Ländern ist es durchaus denkbar, dass aufgrund politischer Beschlüsse die Sozialkosten und damit die Lohnkosten steigen, was sofort zu Preiserhöhungen dort führen würde. Hier könnte ein Hebel sein, mit dem die Politik der Wirtschaft gegenüber die Interessen einer Mehrheit ihrer Bürger außerhalb der bisher bekannten Mittel der Handelspolitik wirksamer durchsetzen könnte. Statt Märkte mit Handelsbarrieren wie Zöllen, Abgaben und Quoten wieder abzuschotten, könnte die Politik von allen Teilnehmern am globalen Handel verlangen, dass überall z.B. gleiche soziale Mindeststandards gelten. Weil solche Maßnahmen weltweit jeden Marktteilnehmer prinzipiell gleichermaßen treffen, würden auf diese Art und Weise Verzerrungen im Markt vermieden und der Geist der Globalisierung bliebe erhalten. Gleichzeitig wäre gewährleistet, dass durch erhöhte soziale Standards das Sicherheits- und Vorsorgeniveau aller Arbeitnehmer steigt, ganz gleich welchen wirtschaftlichen Entwicklungsstand ihr jeweiliges Land erreicht hat.