Bilderberg-Konferenzen
Auf den Bilderberg-Konferenzen treffen sich einflussreiche Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, Militär, Hochschulen, Medien und des Adel zu einem privaten, informellen Gespräch auf globaler Ebene. Eine Teilnahme an diesen Versammlungen ist in erster Linie abhängig von einer Einladung. Die erfolgt durch den Vorsitzenden sowie die ehrenamtlichen Generalsekretäre nach Empfehlung und Beratung des Lenkungsausschusses. Nach Bekanntgabe der offiziellen Organisatoren werden die Teilnehmer der Bilderberg-Konferenzen dann so ausgewählt, dass eine ausgeglichene und wohlinformierte Diskussion zu den vorgegebenen Tagesordnungspunkten gewährleistet ist. Wie bei zahlreichen anderen Konferenzen unterliegt auch die Bilderberg-Konferenz einer strengen Geheimhaltung denn auch hier gilt die Chatham House Rule. Diese besagt das Informationen von den Teilnehmern zwar verwendet werden dürfen aber niemals in Verbindung mit einer namentlichen Erwähnung. Kamen die meisten Teilnehmer zunächst aus den NATO-Staaten nehmen seit dem Jahr 1989 auch immer mehr Personen aus anderen Staaten an dieser Konferenz teil.
Bei der Bilderberg-Gruppe, die auch international als Bilderberg-Club bekannt ist handelt es sich nicht um eine formelle Organisation. Soweit bekannt ist, existiert weder ein Gründungsvertrag noch ein Status der Mitgliedschaft. Die Teilnehmerliste sowie die Tagesordnungspunkte werden den internationalen Presseagenturen erst nach einem Treffen bekannt gegeben. Die erste Bilderberg-Konferenz fand im Mai 1954 im niederländischen Oosterbeek statt zu der Prinz Bernhard alle Teilnehmer in sein Hotel de Bilderberg einlud. Dieses Hotel war auch gleichzeitig Namensgeber der zukünftigen Konferenzen. Hintergrund des ersten Treffens von hochgestellten Persönlichkeiten war die Befürchtung, dass bei den damaligen ernsten Problemen mit denen die Staaten konfrontiert waren Nordamerika und Westeuropa eventuell nicht so eng zusammenarbeiten würden, wie es die Situation erforderte.
Die Entstehungsgeschichte
Die Gründung der Bilderberg-Konferenz ging von Jòzef Retinger aus, der während des Zweiten Weltkrieges in London als Berater der polnischen Exilregierung tätig war. Bereits zu dieser Zeit organisierte er Tagungen zwischen den Außenministern der europäischen Staaten und Vertretern von Exilregierungen. So wurde u.a. auch bei den zwischen 1942 und 1944 veranstalteten Konferenzen das Nachkriegs-Zollabkommen der Beneluxstaaten vereinbart. Nach dem Krieg war Retinger Generalsekretär der ELEC (Economic League for European Cooperation), die damals unter Leitung von Paul van Zeeland, dem belgischen Premierminister stand und aus der später dann die Europäische Bewegung hervorging. Im Rahmen einer Konferenz legte Retinger seine Position in Bezug auf eine europäische Einigung im Chatham Hous dar. Kurze Zeit nach seiner Rede in London lernte Retinger den amerikanischen Botschafter W.Averell Harriman kennen, der für ihn einen USA-Aufenthalt arrangierte. Denn während seines Besuches in den USA wollte Retinger für die Unterstützung der ELEC bei der amerikanischen Regierung werben. Darüber hinaus nahm er Kontakt mit John Forster Dulles und Adolf Berle Jr. auf. Die Folge war eine beträchtliche finanzielle Zuwendung für die Europäische Bewegung. Diese kam nicht nur von der amerikanischen Regierung/CIA, sondern auch von privaten Quellen über das ACUE (das American Committee for a United Europe) und weiteren Institutionen. Nachdem im Jahr 1952 Jòzef Retinger das Amt des Generalsekretärs der Europäischen Bewegung niedergelegt hatte, begann er verstärkt vertrauliche und inoffizielle Zusammenkünfte zwischen amerikanischen und europäischen Politikern und Wirtschaftsgrößen zu fördern. Dabei sollten diese Gespräche in erster Linie die aufkeimenden Spannungen zwischen den USA und den europäischen Staaten beseitigen. So konsultierte er auch Paul Rykens, den ehemaligen Berater der damaligen niederländischen Regierung in London und Vorsitzenden der Unilever sowie Paul van Zeeland, der seines Zeichens belgischer Premierminister und Vorsitzender des OEEC war, um gemeinsam mit ihnen Pläne für eine erneute Konferenz zu entwerfen. Als Symbolfigur und Vorsitzenden konnte Retinger für diesen transatlantischen Dialog Prinz Bernhard der Niederlande gewinnen.
Versuche, die USA zu erreichen
Mit der neuen Gesprächsplattform verfolgte Retinger die Idee aus den bedeutendsten europäischen Staaten jeweils zwei Personen zu finden, die ihren liberalen und konservativen Blickwinkel offenlegten. Durch die Verbindungen Retingers und der Stellung Bernhards konnten innerhalb von kurzer Zeit zehn Personen gefunden werden. Zu diesen gehörten u.a. der Hamburger Bürgermeister Max Brauer, der französische Premierminister Antoine Pinay sowie der frühere griechische Außenminister Panagiotis Pipinelis.
Am 25. September 1952 fand die erste Konferenz der europäischen Kerngruppe statt. In dieser wurden die Vorbehalte der europäischen Staaten gegenüber Amerika erörtert. Auf vertraulichem Weg gelangte eine Zusammenfassung dieser Konferenz in die USA. Allerdings fanden zu dieser Zeit in Amerika gerade die Präsidentschaftswahlen statt, sodass kein Interesse für das Anliegen Prinz Bernhards bestand. Nachdem die Amerikaner auch nach der Wahl keinerlei Teilnahme an der Idee zeigten, wandte sich Bernhard an den damaligen CIA Direktor Walter Bedell Smith, der schließlich C.D. Jackson (Special Assistant to the President) informierte. Nachdem alle organisatorischen Fragen letztendlich geregelt waren, fand 1954 die erste Bilderberg-Konferenz statt. Auf diesem Treffen wurden die Standpunkte zu den Kolonien und ihren Bevölkerungen, der Sowjetunion und dem Kommunismus, der europäischen Verteidigungsgemeinschaft und der europäischen Integration sowie den Wirtschaftspolitiken und ihre Probleme thematisiert. Dabei ging es nicht um eine Lösung, sondern lediglich um einen Austausch der einzelnen Standpunkte.
Auch wenn die Themen vorgegeben waren, sprachen die Europäer immer wieder die von Senator McCarthy anti-kommunistische Kampagne an. Denn einige Teilnehmer befürchteten das sich Amerika zu einer Diktatur entwickeln könnte, was jedoch die US-Vertreter zurückwiesen. Nach diesem Zusammentreffen war Retinger überzeugt, das zu den folgenden Bilderberg-Konferenzen Personen eingeladen werden sollten, die allgemein respektiert, einflussreich und nicht nur über reichlich Erfahrungen, sondern auch über Spezialwissen verfügen. Denn durch ihren Einfluss und ihre persönlichen Kontakte in internationalen wie nationalen Kreisen würden diese Persönlichkeiten den gesetzten Zielen von Bilderberg gerecht werden können. Das Amt als Vorsitzender legte Prinz Bernhard nach der Aufdeckung des Lockheed-Bestechungsskandals, in den er verwickelt sein sollte nieder. Seine Nachfolge trat im Jahr 1977 Alec Douglas-Home an. Bis zum heutigen Tag änderte sich der Vorsitz jedoch mehrfach.
Die Organisation
Bilderberg-Konferenzen finden üblicherweise in einem First-Class-Hotel statt und dauern in der Regel drei Tage bei denen insbesondere Fragen der internationalen Beziehungen und der Weltwirtschaft besprochen werden. Dabei enden diese Gespräche weder in einer Abschlusserklärung noch werden sie im Wortlaut veröffentlicht. Allerdings erhalten alle Teilnehmer sowie die jenigen, die bereits an einer Bilderbergkonferenz teilgenommen haben, ein Protokoll des Meetings zugesandt. Dabei handelt es sich nicht um ein Wortprotokoll vielmehr nur um eine Zusammenfassung der Besprechungen, in denen die Aussagen einzelner Teilnehmer nicht bekannt gegeben, sonder stets nur dem Herkunftsland zugeordnet werden. Darüber hinaus sind die Papiere als streng vertraulich zu behandeln. Dieses Prozedere bestätigte der ehemalige NATO-Generalsekretär Willy Claes, der bereits zweimal Teilnehmer einer Bilderberg-Konferenz war in einem Interview gegenüber dem belgischen Sender Radio 1.
Die Teilnahme
An den Bilderberg-Konferenzen nehmen für gewöhnlich ca. 130 Personen teil. Dabei lässt sich eine funktionelle und geografische Besonderheit erkennen. So stammen ein Drittel aus Nordamerika und zwei Drittel aus Westeuropa. Von den geladenen Teilnehmern wiederum kommen rund ein Drittel aus politischen Institutionen oder Regierungen und zwei Drittel aus dem Bereich der Industrie, dem Finanzsektor sowie von Medien und Hochschulen. Seit dem Jahr 1972 werden zu den Bilderberg-Konferenzen auch Frauen eingeladen, wobei alle Anwesenden nicht in ihrer offiziellen Position, sondern ausschließlich als Privatpersonen teilnehmen. Während seit Beginn an zu dem engsten Teilnehmerkreis die belgischen und englischen Königshäuser, militärische und politische Strategen des nordatlantischen Bündnisses sowie Bankiers gehören gelten David Rockefeller (Chase manhattan Bank) und Giovanni Agnelli (Fiat) als die aktivsten Teilnehmer, die bei rund 20 Konferenzen bereits anwesend waren. Aber auch Angela Merkel sowie der SPÖ-Vorsitzende Alfred Gusenbauer, der später österreichischer Bundeskanzler wurde nahmen 2005 an der Bilderberg-Konferenz teil. Ebenso Peter Löscher, Pascal Lamy, Josef Ackermann und Jürgen Trittin im Jahr 2012, der sogar gegen die geltende Verschwiegenheitspflicht verstieß und während der Konferenz twitterte, wie die Berliner Morgenpost am 6. Juni 2012 unter der Schlagzeile „Trittin in Erklärungsnot nach der Konferenz“ bekannt gab.
Die Auswirkungen und Verschwörungstheorien
Ausführbare Beschlüsse können aufgrund des informellen rechtlichen Charakters der Konferenzen nicht beschlossen werden. Doch es soll durch die Diskussionen ein Konsens über eine gemeinsame Handlungs- und Denklinie erreicht werden. Auch wenn sich um die Bilderberg-Konferenzen zahlreiche Verschwörungstheorien ranken so sind nur recht wenige Auswirkungen bekannt, die auch belegbar sind. Auf Anraten Rockefellers wurde die Trilaterale Kommission während einer Bilderberg-Konferenz gegründet und auch die Euro Einführung geht nach Angaben des Ehrenvorsitzenden und belgischen Unternehmers Etienne Davignon auf eine Konferenz der Bilderberger zurück. Des Weiteren sollen die Tagungen bei der Gestaltung der Römischen Verträge eine wichtige Rolle zur Gründung der EWG gespielt haben, so äußerte sich John McGhee (ehem. US-Botschafter in Berlin).
Durch die strenge Geheimhaltung der Tagungsordnungspunkte liefern die Bilderberg-Konferenzen immer wieder Stoff für die verschiedensten Verschwörungstheorien. So spekulierte zum Beispiel der deutsche Buchautor Andreas Rètyi über eine Reihe einschneidender Ereignisse. Wie über die Ölkrise von 1973, mit der die Wirtschaft sowie die Währung Amerikas durch eine künstliche Verknappung des Rohöls gestützt werden sollte, was auf der Bilderberg-Konferenz 1973 seiner Meinung nach entschieden wurde. Nach der Konferenz 1988 sei angeblich auch die deutsche Wiedervereinigung beschlossene Sache gewesen.